Sri Lanka: Gewalt gegen Muslime nach Anschlägen

Colombo (dpa/iz). Nach Gewalt gegen Muslime ist in Sri Lanka gut drei Wochen nach den Anschlägen vom Ostersonntag erneut eine landesweite Ausgangssperre verhängt worden. Im Nordwesten des Inselstaates waren am Montag Steine auf mehrere von Muslimen geführte Geschäfte geworfen worden, wie ein Polizeisprecher mitteilte. In der Nacht zuvor war demnach eine Moschee von einer aufgebrachten Menge beschädigt worden. Hintergrund der Gewalt waren der Polizei zufolge aufhetzerische Nachrichten und falsche Informationen, die in sozialen Medien verbreitet wurden. Der Zugang zu einigen Apps wurde gesperrt.
Trotz Ausgangssperre hat in der Nacht zum Dienstag eine aufgebrachte Menge einen 45-Jährigen Mann in der Ortschaft Nattandiya niedergestochen, wie die Polizei mitteilte. Angehörige der ethnischen Gruppe der Singhalesen hatten demnach zuvor verlangt, dass eine Moschee in der Gegend – rund 60 Kilometer nördlich der Hauptstadt Colombo – geschlossen wird.
Es hatte bereits im vergangenen Jahr in Sri Lanka Gewalt von aufgebrachten Buddhisten gegen Angehörige der muslimischen Minderheit gegeben, die durch Gerüchte in sozialen Medien angeheizt wurde. Nach den Anschlägen durch islamistische Terroristen an Ostern äußerten einige Muslime Sorge vor möglichen Vergeltungstaten. Rund zehn Prozent der knapp 21 Millionen Sri Lanker sind Muslime.
Am Ostersonntag hatten sich neun Selbstmordattentäter unter anderem in drei Kirchen und drei Luxushotels in mehreren Orten in Sri Lanka in die Luft gesprengt. Dabei kamen mindestens 257 Menschen ums Leben, darunter mindestens 44 Ausländer. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Anschläge für sich. Die Attentäter gehörten nach Angaben von Sri Lankas Regierung einer einheimischen Islamistengruppe an. Staatspräsident Maithripala Sirisena rief einen Notstand aus. In den Tagen nach Ostern war zunächst jede Nacht eine landesweite Ausgangssperre in Kraft.