Halal-Business: Gleiche Rechte für alle, oder wenn die Augen vor dem Schlachten verschlossen werden

Ausgabe 204

(Halal Food Authority)- Das islamische Halal-Schlachten wird zusehends und immer wieder von Tierrechtlern angegriffen, die Legenden einer barbari­schen, blutdürstigen rituellen Schlachtung verbreiten. In der Debatte handelt es sich um zwei unterschiedliche Themen: Es gibt eine vegetarische Agenda, die am liebsten den gesamten Verzehr von tierischen Produkten abschaffen möchten. Und dann gibt es die Tierrechts-Lobby, die „humanere“ Schlachtmethoden verlangt.

Haben Tiere Rechte?
Das vegetarische Argument besagt, dass die Tötung von Tieren zum Nutzen von Menschen grausam und eine Verletzung derer Rechte darstellt. Beides ist für sie gleichwertig, ohne dass dem Menschen ein Vorrang vor dem Tier eingeräumt wird. Dieses Argument ist sehr falsch. Hätten Tiere die gleichen Rechte wie Menschen, hätten sie ­dementsprechende Pflichten. Mit anderen Worten, wir müss­ten in der Lage sein, sie ­anzuklagen und zu bestrafen, sollten sie die Rechte anderer verletzen. Es wäre eine absurde Meinung, dass es ein Verbrechen für Menschen sei, ein Schaf zu töten, aber im Falle von Löwen natürlich nicht. Dieses Problem leitet sich vom Missverständ­nis der Rolle des Menschen innerhalb der Welt der Tiere ab: Die Leugnung der Schöpfung innerhalb einer klar definier­ten Hierarchie degradiert Menschen auf das Niveau jedes anderen Geschöpfes. Selbst wenn dem so sei, wäre das Argument trotzdem unlogisch: Warum sollten Pflanzen der gleiche Schutz ihres Lebens verweigert werden?

Grausames Schlachten?
Die Frage, wie ein Tier geschlachtet wer­den sollte, um Grausamkeit zu vermeiden, ist schwierig. Klar ist, dass es gräu­lich aussieht, wenn Blut aus der Kehle eines geschlachteten Tieres strömt. Aber nur, weil Fleisch heute sauber und hygienisch verpackt in den Regalen der Supermärkten verkauft wird, bedeutet dies, dass diese Tiere nicht gestorben sind? Konventionelle Schlachtmethoden bedeuten häufig, dass ein Tier vor der Schlachtung betäubt werden muss. Dies geschieht oft durch eine elektrische Betäubung. Ist es weniger schmerzhaft, einen Bolzen in das Gehirn eines Schafes oder einer Kuh zu jagen, als seine ­Kehle durchzuschneiden? Der äußere Blick auf diese Prozedur sagt objektiv nichts darü­ber aus, was das Tier fühlt.

Die Tatsachen
Ein Forscherteam der Universität Hannover [unter Leitung von W. Schulze im Jahre 1978] untersuchte diese ­Prozeduren anhand mit Hilfe von EEG- und EKG-Messung während des Schlachtens. Den Schlachttieren wurden vor der Schlachtung Elektroden implantiert und ihnen mehrere Wochen zur Erholung von dem Eingriff gegeben. Einige der Tiere wurden geschlachtet, wie es Muslime und Juden tun – mit schnellen, tiefen Schnitten durch ein scharfes Messer am Hals. Dabei wurden sowohl die Halsschlagadern auf beiden Seiten, als auch die Luftröhre durchtrenn. Die restlichen Tiere wurden vor dem Schlachten durch die Bolzenschussmethode betäubt. Die EEG- und EGK-Aufzeichnungen erlaubten die Überwachung von Gehirn und Herz während der Schlachtung.

Die Halal-Methode
Bei der Halal-Methode gab es innerhalb der ersten drei Sekunden nach dem Einschnitt keine Veränderung der EEG-Kurve. Dies deutet darauf hin, dass der Schnitt selbst keinen Schmerz auslöste, was keine Überraschung ist. Wenn wir uns mit etwas wirklich Scharfem schneiden, fühlen wir auch nicht sofort den Schmerz dieser Verletzung. Die folgenden drei Sekunden waren gekennzeichnet durch einen Zustand einer Bewusstlosigkeit, die mit dem Tiefschlaf vergleichbar wäre. Hervorgerufen werde diese durch den Verlust großer ­Blutmengen. Danach verzeichnete das EEG gar ­keine Kurven mehr und daher auch keine Schmerz. Zur gleichen Zeit schlug das Herz noch und der Körper zuckte ­heftig – beides Reflexe des Rückenmarks. ­Diese Phase ist am abstoßendsten für die meisten Zuschauern, die davon überzeugt sind, dass das Tier leidet, obwohl es ­keine Sinneswahrnehmungen mehr hat.

Konventionelle Methode
Durch die konventionelle Methode verlieren die Tiere anscheinend das Bewusstsein nach der Betäubung. Diese Methode scheint dem Beobachter so um vieles friedlicher zu sein. Die EEG-Aufzeichnungen jedoch verweisen auf heftige Schmerzen direkt nach der Betäubung. Beim obigen Beispiel hört das Gehirn we­gen des Mangels an Blut und Sauerstoff auf, Schmerzen zu fühlen – also, um es laienhaft auszudrücken, ein Gehirntod. Bei der zweiten Methode kommt es zu einem Herzstillstand, während das Tier immer noch Schmerzen fühlen kann. Es gibt jedoch keine abstoßende Zuckungen. Diese Methode entspricht wesentlich mehr der Effizienz-Forderung ­einer modernen Massen-Schlachtung. So ist es wesentlich leichter ein Tier am Band zu verarbeiten, wenn es sich nicht bewegt.

Der erste Eindruck
Nicht alles ist so, wie es manchmal den Anschein hat. Diejenigen, die das islami­sche [und jüdische] Schlachten ­verbieten wollen und „humanere“ Schlachtmetho­den verlangen, sorgen sich in Wirklichkeit mehr um die Gefühle von Menschen als um die der Tiere, in deren Namen sie zu sprechen vorgeben. Betäubung erleich­tert die massenhafte Schlachtung und ist für den Verbraucher leichter verdaulich. Dieser kann sich einreden, dass die ­Tiere keinen Schmerz erleiden, wenn sie als sauber verpacktes Fleisch in seinem Supermarktregal wieder auftauchen. Das muslimische Schlachten auf der anderen Seite versucht nicht die Tatsache zu verbergen, dass Fleischverbrauch heißt, dass Tiere sterben müssen. Aber es ist derart gestaltet, dass ihr Ableben mit einer möglichst geringen Menge Schmerz vonstatten geht.

Eine ganzheitliche Sicht
Der Islam ist eine ganzheitliche Lebensweise. Für Muslime beinhaltet das Privileg, ihre Ernährung mit tierischem Eiweiß zu ergänzen, eine Pflicht zur Sorge um das Wohl von Tieren. Die moder­ne, westliche Tierzucht und Schlachtung ihrerseits zielt auf den Massenmarkt ab und behandelt das Tier als Ware. Genau­so wie sich Batteriehühner für die Mega-Produktion von Eiern „eignen“, machen es die Großschlachtungen einfacher für die Fleischindustrie. Sie tun damit aber weder Tieren, noch Verbrauchern einen Gefallen. Der islamische Weg garantiert gesünderes Leben für die Tiere und gesünderes Fleisch für den Verbraucher.

Wenn es den Aktivisten für ­Tierrechte wirklich um die unsachgemäße Behand­lung von Tieren geht, warum ist es dann möglich, Geflügel lebenslang einzukerkern und nur zum Schlachten herauszu­lassen? Über 25 Prozent [der Autor beschreibt die Lage in Großbritannien] aller Schweine werden „inhuman“ transportiert. Der Rat für die Wohlfahrt von Zuchtvieh (FAWC), ein beratendes Gremium in Wales und Schottland, meint, dass die Kastration von Tieren ­akzeptabel sei – wie auch das Stutzen von Schwänzen und die Markierung von Ohren etc. Es gibt aber kein tiergerechtes Töten. Eine Schlachtung ist eine Schlachtung. Glauben die Menschen wirklich, dass sich die Tiere um die letzten 20 Sekunden ihres Lebens sorgen?

Die britische Halal Food Authority wurde 1994 gegründet und ist im Bereich der Zertifikation von Fleisch tätig.