Hintergrund: Hilfsorganisationen warnen vor einer humanitären Krise im Jemen

Ausgabe 239

Der indirekte Konflikt zwischen Riad und Teheran im Jemen hat nach Bombardierungen durch die Koalititionskräfte zu mehr als 600 getöteten Zivilisten geführt. UNO und Hilfsorganisationen warnten vor einer Eskalation.

(Al Jazeera/Agenturen). Hilfsorganisationen haben vor einer steigenden humanitären Krise im Jemen gewarnt. Die Vereinten Nationen sagen, dass die Mehrheit der Toten bis heute Zivilisten sind. Dafür machte sie die unter saudischer Führung stehende Koalition, aber auch die vom Iran und anderen schi­itischen Gruppierungen unterstützten Huthi-Rebellen verantwortlich.

Mehr als 600 Menschen seien im Konflikt getötet worden – „mehr als die Hälfte von ihnen sind Zivilisten“. Das sei besonders beunruhigend, erklärte der stellvertretende UN-Generalsekretär für Menschenrechte, Ivan Simonovic. „Bisher können wir sagen, dass beide Seiten nicht ausreichend Zurückhaltung geübt haben. Es gibt einige unterscheidungslose Angriffe, was uns sehr besorgt. Simonovic zeigte sich überzeugt, dass es entscheidend sei, zu verhindern, dass „die akute Krise sich in eine chronische“ verwandle. Es gebe einen kurzen Moment, in dem das Kämpfen und Morden im Jemen gestoppt werden könne.

Am 26. März begannen neun Staaten unter Führung Saudi-Arabiens mit Luftangriffen auf die schiitischen Huthi-Rebellen, nachdem sie den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Sanaa gestürmt und Präsident Hadi unter Hausarrest gestellt hatten. Die Aufständischen, die nur eine Minderheit des Landes repräsentieren, verlangen Reformen. Seit ihrer Erstürmung von Sanaa versuchen sie, ihre Kontrolle über das ganze Land auszuweiten. Ihre Gegner sind unter anderem Armeeeinheiten, die auf Seiten Hadis stehen. Hilfe erhalten die Huthis im Inland von Milizen, die dem ehemaligen Präsidenten Saleh zugerechnet werden.

Trotz einer eskalierenden Lage bemühen sich Hilfsorganisationen, Hilfsgüter in das Land zu bringen. Sie berichteten ebenfalls am 13. April, dass sich die Lage in Aden rapide verschlechtert habe. „Geschäfte sind geschlossen und wir haben ein Problem bei Lebensmitteln“, sagte Marie-Elisabeth Ingres, Jemen-Vertretern bei Ärzte ohne Grenzen (AMF). Der jemenitische Aktivist Metaz al-Maisuri aus Aden berichtete von der Unterbrechung grundsätzlicher Versorgungsdienste. Es habe einen „Massenexodus“ von Zivilisten aus der Stadt gegeben. „Schulen, Universitäten und alle öffentlichen wie privaten Einrichtungen wurden wegen der Gewalt geschlossen“.

Afzal Ashraf von Londoner Royal United Services Institute, sagte Al Jazeera, dass die saudisch-geführte Koalition vor einem Dilemma stünde. Sie müsse eigentlich Bodentruppen einsetzen, da sie ihre Ziele nicht alleine durch Luftangriffe erzielen könne. „Die Lage ist sehr verwirrend; nicht nur für uns Beobachter. Das gilt auch für die Menschen vor Ort.“ Und es werde auch so bleiben, solange keine Bodentruppen eingesetzt würden. „Das ist ein Problem der Koalition. Sie wollen den direkten Armeeeinsatz vermeiden, aber können vor Ort nichts verändern, solange sie nur aus der Luft angreifen.“

Zeitgleich wurde Khaled Bahah in der saudischen Hauptstadt Riad als neuer Vizepräsident des Jemen vor der Botschaft seines Landes ernannt. Der UN-Sondergesandte für den Jemen, Jamal Benomar, hat alle Seiten aufgefordert, eine Verhandlungslösung zu erreichen. Außerdem forderte Benomar einen, von der UNO geförderten, Dialog.

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