Hintergrund: Wahlunruhen, Hungersnot und Rebellen haben den Kontinent geprägt. Von Katrin Gänsler

Cotonou (KNA). 2011 war kein gutes Jahr für Afrika. Blutige Kämpfe um das Präsidentenamt in der Elfenbeinküste, extremistische Gruppen und vor allem die Hungerskatastrophe in Ostafrika haben dafür gesorgt, dass das Klischee Afrikas mehr als bestätigt wurde. Afrika scheint der Kontinent der Kriege und Katastrophen zu bleiben. Dabei fing das Jahr eigentlich gut an.

Im Januar schaute die Welt auf den Sudan, wo rund vier Millionen Menschen aus dem Süden nach Jahrzehnten des Bürgerkrieges über einen eigenen Staat abstimmen konnten. Mehr als 99 Prozent entschieden sich dafür, und am 9. Juli wurde die Unabhängigkeit des Südsudan gefeiert. Bemerkenswert war während des Referendums um den 54. afrikanischen Staat vor allem eines: Es war gut organisiert, und der friedliche Ablauf überraschte viele Beobachter.

Doch die Euphorie hielt nicht lange an. Nur wenige Tage später flammten in der Region die ersten ethnischen Konflikte wieder auf. Die vielzitierte Einheit und eine Art Nationalgefühl gibt es bislang nur auf dem Papier. Verschlechtert hat sich seitdem wieder einmal die Lage im Sudan selbst.

Weit mehr internationale Aufmerksamkeit richtete sich im Frühsommer auf das Horn von Afrika. Rund 13,3 Millionen Menschen in Äthiopien, Kenia und Somalia sollen akut von Hunger betroffen sein. Ein Aufschrei und Bilder von hungernden Kindern, ausgetrockneten Brunnen und verendetem Vieh gingen um die Welt. Das, was in Ostafrika passierte, gilt als größte Hungerkatastrophe seit Jahrzehnten. Dabei waren die Vorzeichen schon lange sichtbar: Über viele Monate blieb der Regen aus, die Ernten wurden immer magerer. Frühzeitig reagiert hat aber niemand.

Besonders dramatisch ist die Lage nach wie vor in Somalia. In dem zerrütteten Land, das seit 20 Jahren keine Regierung mehr hat und von Clanstrukturen geprägt ist, hatten schon in der Vergangenheit extremistische Milizen immer mehr Hilfsorganisationen aus dem Land geworfen. Die Versorgung der Notleidenden war kaum möglich. Daran ändert auch nichts, dass kenianische Truppen seit Oktober gegen die Al-Shabaab-Milizen kämpfen und kleine Erfolge als große Siege feiern. Experten gehen jedenfalls davon aus, dass sich die Situation am Horn von Afrika auch in den kommenden Monaten nicht ändern wird.

2011 war in Afrika auch das Jahr der Wahlen, vor allem aber der Wahlunruhen. Den Auftakt machte die Elfenbeinküste, wo Ex-Präsident Laurent Gbagbo seine Niederlage nicht akzeptieren wollte und das Land in eine schwere Krise stürzte. Erst Anfang April und somit vier Monate nach dem Wahlen musste er sich geschlagen geben und wurde in seinem Bunker verhaftet. Das Land, der größte Produzent von Kakaobohnen, ist unter dem neuen Präsidenten Alassane Ouattara nun offenbar auf dem Weg zurück zum Alltag. Doch in vielen Regionen regieren weiterhin Misstrauen und Angst.

Ganz ähnlich könnte es dem Kongo ergehen. Dort bleibt trotz massiver Wahlfälschungen Joseph Kabila weiter im Präsidentenamt. Nach Informationen der Menschenrechtsorganisation «Human Rights Watch» kamen seit der Bekanntgabe der Wahlergebnisse mindestens 24 Menschen ums Leben. Und in Simbabwe, der heruntergewirtschafteten einstigen Kornkammer Afrikas, hat der 87-jährige Langzeit-Präsident Robert Mugabe unlängst angekündigt, er werde für eine weitere Amtszeit antreten.