Im Großraum Kabul unterwegs: Ein Bericht über die die Arbeit der Hilfsorganisation Tuisa e.V.

Vom Benefizkonzert in Düsseldorf nach Kabul – Mitglieder der humanitären Hilfsvereine Tuisa e.V. und der Afghanischen Kinderhilfe Deutschland e.V. (AKHD) waren vom 23. März bis zum 9. April im Großraum Kabul unterwegs, um gemeinsame Projekte vor Ort zu betreuen. „Gewiss, nach der Erschwernis kommt Erleichterung.“ Dieser, aus der Sure 96 stammende, Vers sollte sich für die ehrenamtlichen Helfer auf ihrer ungewöhnlichen Reise noch wiederholt bewahrheiten. Ihren Anfang nimmt sie in einem Gespräch zwischen den zwei Kindheitsfreunden, Farid Ziayee und Amin Loucif, die in verschiedenen Hilfsvereinen tätig sind.

Warum nicht ein gemeinsames Projekt starten? Als Arzt und Psychologe ließe sich vor Ort sicher helfen. Die Entscheidung fiel schnell auf Afghanistan. Zum Teil, weil bereits eine Infrastruktur durch den Verein AKHD nutzbar ist, und zum Anderen, weil die Menschen besondere Unterstützung brauchen. Afghanistan gehört zu den Ländern mit der höchsten Säuglingssterblichkeit, Unterernährung bei Kleinkindern. Es fehlt an angemessener Schulbildung, von psychosozialer Versorgung ganz zu schweigen.

Doch wie Aufmerksamkeit und Spender für ein Land gewinnen, das bis auf gelegentliche Bombenattentate und Abzugsgerüchten keine Präsenz in den Medien findet. Mit freundlicher Unterstützung der Heinrich Heine-Universität Düsseldorf und Herrn Dr. Auf der Horst fand am 15.03.2015 im schönen Haus der Universität ein Benefizkonzert statt. Farid Ziayee konnte mit einer beeindruckenden Darbietung am Klavier zum Spenden animieren und wurde er von Fouad Laghmouch unterstützt, der den Tag mit ausgewählten, poetischen Textbeiträgen gekonnt abgerundet hat. Fürs leibliche Wohl sorgten Mitglieder von Tuisa e.V. Mit den Einnahmen und dank vieler, weiterer Spender wurde sich bereits etwa eine Woche später auf dem Weg gemacht. Hier ist noch anzumerken, dass keine Spendengelder für die Reise verwendet werden, sondern jeder Euro in die Projekte fließt.

Aufgrund der Sicherheitslage und eventuell auch wegen des Vollbarts des Helfers, stellte sich die Visabeschaffung bereits im Vorfeld als sehr schwer für den Deutsch-Algerier dar. Mehrere Ministerien in Afghanistan waren involviert und widerholte Besuche beim afghanischen Konsulat sind nötig gewesen. Vor dem Generalkonsul letztlich stehend, wurde A. Loucif angelächelt. Er hieße ebenfalls Amin, und zu Talibanzeiten hätte er auch so einen Bart getragen. Das ersehnte Visum wurde ausgestellt. Nach der Erschwernis kommt Erleichterung…

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In Afghanistan war der Bart hilfreich. Überall ging A. Loucif als Afghane durch. Sein afghanischer Freund F. Ziayee, ließ sich letztlich auch einen wachsen, um nicht mehr gelegentlich mit einem Franzosen verwechselt zu werden. Solche spaßigen Momente ließen die Freunde die Strapazen im Vorweld und die Gefahren vor Ort vergessen. Im Großraum Kabul wurden vier Projekte besucht. Die Tageskliniken in Dogh Abad und Deh Sabz, die Mädchenschule in Dogh Abad und im selben Ort die Näh- und Stickklassen. Solche Angebote sind keine Selbstverständlichkeit in einem Land, in dem nur ca. 50 Prozent der Schulen ein Gebäude besitzen und nur etwa 13 Prozent der Mädchen ihre Schullaufbahn beenden.

Neben Medikamentenlieferungen an die Tageskliniken und erste Planungen psychosozialer Supervision für eine Gynäkologin, wurden auf den Klinikgeländen die Pflanzung von Bäumen in Auftrag gegeben und Schulsets in den Englischklassen und Computerkursen verteilt. Die jungen Frauen und Mädchen der berufsvorbereitenden Näh- und Stickklassen überzeugten die Helfer besonders mit ihrem hohen Engagement und Talent. Über den Tag verteilt lernen bis zu 100 Schülerinnen in den Räumlichkeiten Fertigkeiten, um unabhängig von Hilfen zu werden und ihre Familien zu unterstützen.

Jede Schülerin wurde im April mit mehreren Meter Stoff zum Üben und Verkaufen der daraus entstehenden Produkte versorgt. Eine Investition, die sich lohnt. Näh- und Stickarbeiten sind in Afghanistan sehr gefragt, sodass die Zukunftsaussichten gut sind. In einem Land, in dem zum Teil eine Familie für einen Euro am Tag ernährt werden kann, sind Investitionen in eigene Nähmaschinen von den jungen Frauen häufig nicht zu tragen. Des Weiteren geben solche Projekte den Menschen wieder Unabhängigkeit, Hoffnung und Zukunftsperspektiven. Die Hilfsvereine Tuisa e.V. und AKHD e.V. entschlossen sich daher bei ihrem Besuch, den Schülerinnen zuzusichern, zukünftig jeder Absolventin der Kurse eine eigene Nähmaschine oder entsprechend Sticksets und Materialien zu überreichen. Besonders bei den Nähmaschinen ließ sich aufgrund sehr guter Kontakte und der Verwandtschaft zum Verkäufer ein hervorragendes Angebot abschließen.

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Anders als die sonst in dem Gebiet üblichen chinesischen Modelle, die alle drei Monate gewartet werden müssen, erhalten die Absolventinnen Nähmaschinen aus Indien, die leiser arbeiten und eine mehrjährige Garantie aufweisen. Sie werden zur Schule geliefert und im Garantiefall auch vor Ort wieder in Stand gesetzt. Und das ganze für gerade einmal 40 Euro. Aus diesem Grund startete Tuisa e.V. Anfang April die Aktion „Werde Nähmaschinenpate – Schenke Zukunft für 40 Euro“.

Wer dieses schöne Projekt unterstützen möchte, findet unter www.tuisa.de/spende (Verwendungszweck: Nähmaschine) die Möglichkeit dazu. Informationen zur Afghanischen Kinderhilfe Deutschland gibt es unter www.akhd.de.

Die nächste Benefizgala, bei der diese und weitere internationale Projekte vorgestellt werden, findet mit Sami Yusuf am 31.05.2015 im Colosseum Theater in Essen statt, bei Interesse ist die Seite www.tuisa.de/tickets zu empfehlen.

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