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„In Ruhe durchführen“

Köln (KNA). Nach den Spitzel-Vorwürfen gegen Imame der DITIB setzt der deutsch-türkische Moscheeverband seine Mitarbeit im Beirat für den islamischen Religionsunterricht in Nordrhein-Westfalen aus. Der Beiratssitz solle „für kurze Zeit“ bis zur Klärung der Vorwürfe ruhen, teilte der Ditib-Bundesverband am Dienstag in Köln mit. Er kommt damit einer Forderung der nordrhein-westfälischen Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) nach. In dem Beirat der Landesregierung hat die Ditib einen der acht Sitze.
Einzelne DITIB-Imame werden beschuldigt, in Moscheen Regimegegner ausgespäht und bei den türkischen Behörden denunziert zu haben. Auf einer von Imamen erstellten Bespitzelungsliste finden sich 28 Personen und 11 Institutionen, die mutmaßlich der oppositionellen Gülen-Bewegung angehören. Darunter sind auch fünf Lehrer aus Nordrhein-Westfalen. Inzwischen ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen die DITIB wegen des Verdachts des Landesverrats.
Für eine erfolgreiche Arbeit des Beirates sei es nötig, dass er diese in Ruhe sowie losgelöst von tagesaktuellen und politischen Diskussionen durchführen könne, so die Ditib. Der Schritt sei „ein Zeichen der Kooperation“ und des Versuches, die aktuelle Debatte zu versachlichen.
Der Beirat bestimmt darüber, was im islamischen Religionsunterricht gelehrt wird und welche Lehrer unterrichten. Eigentlich muss laut Verfassung eine Religionsgemeinschaft darüber befinden. Da die islamischen Verbände bislang nicht als Religionsgemeinschaft anerkannt sind, dient der bis 2019 befristete Beirat als Übergangslösung. Die Mitglieder werden zur Hälfte von der Landesregierung und zur anderen Hälfte von den muslimischen Verbänden entsandt.
Derzeit erhalten laut Löhrmann an landesweit 200 Schulen rund 16.100 Schüler islamischen Bekenntnisunterricht. Dafür stehen 224 Lehrer zur Verfügung. In NRW gibt es laut Schulministerium etwa 364.000 muslimische Schüler. Somit erhalten bislang knapp fünf Prozent von ihnen islamischen Bekenntnisunterricht.