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Yvonne Maffei über Kochen, Essen und Schönheit im Leben der Muslime

(iz). Paradoxerweise beschäftigt man sich in vielen muslimischen Kulturen im Fastenmonat Ramadan mehr als sonst mit Lebensmittel, Kochen und Essen. Dabei haben sich – stellenweise übertriebene – ausgefeilte Traditionen und Gewohnheiten entwickelt. Nicht immer sind sie so leicht in der modernen Gesellschaft zu realisieren.

Hierzu sprachen wir mit der US-Amerikanerin Yvonne Maffei. Sie betreibt unter anderem die Webseite MyHalalKitchen.com und vertreibt Ratgeber, in denen sie über Halal-Lebensmittel, Zutaten, Kochen, Essen und Innenausstattung schreibt. Maffe reflektiert unter anderem darüber, dass Essen mehr ist als nur Nahrungsaufnahme und warum Muslime sich mit Schönheit umgeben sollten.

Islamische Zeitung: Liebe Yvonne Maffei, wären Sie so freundlich, uns Ihre Webseite und Ihr Projekt unseren Lesern vorzustellen?

Yvonne Maffei: MyHalalKitchen.com wurde geschaffen, um eine nützliche Quelle für alle ganzheitlichen, natürlich Dinge aus dem Halal-Bereich zu sein. Vor allem soll es Lesern bei deren Bedürfnissen nach Halal-Lebensmittel und dem Kochen (wie Ersatzmittel beim Backen und Kochen, die Auswahl von Restaurants etc.) helfen, aber auch Inspirationen für Lifestyle und Inneneinrichtung bieten.

Islamische Zeitung: Was fasziniert Sie an Lebensmitteln, dem Kochen und Innenausstattung?

Yvonne Maffei: Kochen und Innenausstattung sind wahre Kunstformen. Und für jeden, der Kreativität in seinem Leben will, sind das zwei Gebiete einer Halal-Lebensweise, in denen man definitiv seine Bedürfnisse befriedigen kann. Ich liebe es, mit Dinge zu arbeiten, die Schönheit in unser Leben bringen. Als Muslime wissen wir, dass Allah Schönheit liebt.

Und Schönes in unsere Häuser zu bringen, uns selbst mit einer guten Umgebung zu versehen sowie gesunde und schöne Mahlzeiten und ein eben solches Umfeld für unsere Freunde und Familie anzubieten, war etwas, das ich immer schon tun wollte. Mein Heim und Garten geben mir Frieden, Zufriedenheit und Rückzugsräume. Hier kann ich Wege schaffen und entdecken, wie das Erlernte mit anderen teilen kann.

Islamische Zeitung: Was ist die Bedeutung von Lebensmitteln, Essen und Kochen für die Muslime in unserer Zeit? Handelt es sich dabei um mehr als um die Nahrungsaufnahme?

Yvonne Maffei: Unsere Lebensmittel sind unglücklicherweise, heute mehr denn je, nicht das, was sie zu sein scheinen. Deshalb ist es für uns so wichtig zu wissen, wo unser Essen herkommt und was sich genau darin befindet. Als Muslime haben wir einen Führer über das, was gut für uns ist und was nicht – unabhängig davon, ob es in Zusammenhang mit Lebensmittel, Lebenswandel, Finanzen oder sozialen Interaktionen steht.

Und der Prozess, Lebensmittel vom Bauernhof auf den Tisch zu bringen, beinhaltet all diese Aspekte. Betrachten wir einmal nur die inhumane Behandlung von Arbeitern und Vieh in der modernen Lebensmittelindustrie. Hier können wir die Schädlichkeit von umethischen Praktiken erkennen: verletzte Arbeiter, kranke Tiere und durch Lebensmittel ausgelöste Krankheiten. Was „halal“ ist oder nicht, hängt nicht ausschließlich von den Zutaten ab. Ich denke, es ist Zeit, dass wir zur Orientierung auf unsere islamischen Werte schauen, damit der Weg des halal und tajjib wiederbelebt wird und damit die Nahrung, die wir physisch genießen können, uns wieder das richtige Gefühl gibt, gute Dinge zu unterstützen.

Islamische Zeitung: Ist es im Kontext dieses Ramadans nicht ironisch, dass Muslime sich, wenn sie wohlhabend genug sind, jetzt mehr mit Kochen und Essen beschäftigen als zu jeder anderen Zeit?

Yvonne Maffei: (überlegt)… Eigentlich begegnen mir sehr viele bewusste Muslime, die auf die Dinge reagieren, die ich in den sozialen Netzwerken und auf meiner Webseite veröffentliche. Ich kann kein gesteigertes Verlangen nach Essen und Kochen erkennen.

Vielmehr begegnen mir Leute, die wissen, dass wir essen müssen, wenn es Zeit ist, und die nach Wegen suchen, das gesund und schnell zu gestalten. Ihr Ziel ist es, mehr Zeit für das zu haben, was im Ramadan wichtig ist: die ‘Ibadat (Akte der Anbetung). Darum bin ich hier, um Menschen das zu ermöglichen, was sehr erfrischend ist.

Islamische Zeitung: Glauben Sie, dass der Ramadan – so wie ihn viele Muslime heutzutage praktizieren – eine zu große Belastung für die Frauen des Haushaltes wird?

Yvonne Maffei: Ich bin mir nicht ganz sicher… Mir begegnen heute viel mehr Männer, die nach Kochtipps fragen und die insgesamt sehr interessiert an Lebensmittel als etwas sind, für dessen Einkauf und Vorbereitung sie Verantwortung übernehmen sollten. Ich finde das großartig!

Ich bin mir nicht sicher, ob das für alle Haushalte gilt. Aber bei Paaren, in denen die Frau ebenfalls arbeitet, wird der Haushalt oft gemeinsam geschultert. Einkauf und Kochen sind ein Teil davon. Für uns Frauen gilt meiner Meinung, dass wir lernen müssen, um Hilfe und um das zu bitten, das wir brauchen, um unsere Kreativität in der Küche Wirklichkeit werden zu lassen. Mir ist das im Laufe der Kare gelungen.

Islamische Zeitung: Hätten Sie einen Tipp, wie sich der Ramadan besser gestalten lässt, um Zeit für spirituelle Aspekte zu haben?

Yvonne Maffei: Planung, Planung und noch mehr Planung – und dann Organisation! Es ist überaus wichtig für den Ramadan, die Mahlzeiten, Einkaufen, die Treffen, Dekoration und Reinigung zu planen und uns dementsprechend zu organisieren, sodass wir das alles tun können. Wird es vor dem Ramadan gemacht: großartig. Wenn nicht ist es immer noch eine bessere Möglichkeit, den Haushalt während des Fastens zu organisieren und problemlos am Laufen zu halten.

Islamische Zeitung: Was sind Ihre Lieblingsrezept für den Ramadan?

Yvonne Maffei: Für die Iftar-Mahlzeiten in unserem Haushalt bin ich total in diese Dinge vernarrt.

Zuerst gefüllte Datteln mit Creme Fraiche, Pistazien und Zitronenarome. Sie sind die ultimative Speise zum Fastenbrechen, wenn ich Gäste habe. Das passt großartig für Leute, die noch niemals Datteln aßen oder die den Geschmack nicht mögen. Die seidige Creme Fraiche, die knusprigen Pistazien in der Dattel und die Süße der Medjool[-Datteln] sind eine einmalige Kombination. Pistazien und Zitronenschalen oben drauf sind ebenfalls eine wunderbare Ergänzung.

Unter den Appetitanregern habe ich die knusprigen süß-pikanten marokkanischen Birouates am liebsten. Für meine Variante benutze ich Rosinen und Mandeln, um dem Lammhack Aroma zu verleihen. Übrigens rolle ich sie in Frühlingsrollen- und nicht in Filo-Teig ein. Anstatt sie zu frittieren, backen sie bei mir im Ofen. Da der Frühlingsrollenteig weniger empfindlich ist, halten sie sich wesentlich besser im Kühl- oder Gefrierschrank. Das heißt, dass ich viele auf einmal machen kann und sie nur pünktlich zum Iftar das auftauen muss, was ich wirklich brauche.

Mein absolutes Lieblingsessen für das Iftar ist Kebab im Golf-Stil, aus Lamm, Rind oder Huhn. Sein Geruch von Kardamom, Nelken und aromatischem Basmati-Reis sagen mir, dass Ramadan in der Luft ist. Ich habe schöne Erinnerungen daran, als ich gelernt habe, dieses Gericht herzustellen. Mittlerweile habe ich es so oft gemacht, dass ich das Rezept genauso eingestellt habe, dass es perfekt zu meinem Gaumen passt.

Übrigens, alle diese Rezepte finden sich in meinem Kochbuch, „Summer Ramadan Cooking“.

Ramadan ist so wunderschön, nicht wahr?

Islamische Zeitung: Liebe Yvonne Maffei, vielen Dank für das Gespräch.