Judentum, Islam und Orientalität

Ausgabe 285

(iz). Als Historiker setze ich mich gezwungenermaßen mit dem „Dritten Reich“ und der Judenvernichtung auseinander. Ein Wort, das mich in zahllosen Dokumenten immer wieder anspringt, ist das Wort „orientalisch“. Viele SS-Täter verwenden es, wenn sie ihre Opfer beschreiben. So ist die Rede von „sehr schönen orientalischen“ Mädchen unter den Jüdinnen irgendeiner weißrussischen oder ukrainischen Stadt, die bei irgendeiner „Aktion“ einer Einsatzgruppe vorher vergewaltigt wurden, um dann doch wie alle anderen ermordet zu werden.
Der Antisemitismus ist auch Antiorientalismus
Der europäische Antisemitismus war bis 1945 ein dezidierter Antiorientalismus. Juden galten als „Orientalen“, und diese passten dreifach nicht ins weiße, nordische Europa. Erstens, sie sahen anders aus – eben „orientalisch“. Zweitens, sie passten nicht in die Ständegesellschaft, denn etwas Vergleichbares wie die Einteilung der Menschheit in vererbten Adel und Nichtadel, die den Westen tausend Jahre lang geprägt hatte, gab und gibt es im Orient nicht. Drittens, sie hatten eine andere Religion.
Die Religion beziehungsweise der Glaube war dabei das am wenigsten Relevante. Die Juden wurden gehasst, weil sie, durchaus ähnlich wie die so genannten Parias in Indien, nicht einmal Dritter Stand, nicht einmal Bauern oder später Proletariat waren. Sie ließen sich keinem Stand zuordnen, was in einem Zeitalter, das jeden Menschen über seinen Stand definierte, so sicher zu Problemen führt wie nur irgendetwas. Und sie wurden ­gehasst, weil sie einen Einschlag in Haut- und Haarfarbe hatten, den man in einer Zeit, in der es keinen Massentourismus gab, nicht kannte. Dass sie zu JHWH und nicht zum „lieben Gott“ beteten: Das war das Geringste der Probleme.
Für Alfred Rosenberg war das Christentum „syrisch“
Alfred Rosenberg, sogenannter Chefideologe der NSDAP, bezeichnete das Christentum konsequent als „syrisch“. Für einen Nazi war der Mann ziemlich klug: Er erkannte, dass der eigentliche Gegensatz nicht etwa der zwischen christlich und jüdisch war, sondern der zwischen „nordisch“ und „orientalisch“. ­Rosenberg und die deutschen Nationalsozialisten kämpften für das Nordische, für das Heidentum, für die weiße Haut; gegen das „Syrische“, das Orientalische, die dunkle Haut. Dazu gehörte für ihn konsequenterweise das Christentum. Spätere Versuche der NS-Führung, Muslime in der Sowjetunion, auf dem Balkan und in Nordafrika zum Dschihad aufzuwiegeln, auch die Aufstellung muslimischer SS-Einheiten waren taktisch motiviert und richteten sich vor allem gegen die jeweiligen Protektoratsnationen; hier die Russen als Führer der slawischen Welt, dort die Briten als Kolonialmacht im Nahen Osten; ins rassistische Weltbild des Nationalsozialismus im Ganzen passten keine Orientalen. Der brutale Umgang der Deutschen mit den Griechen und, nach dem Seitenwechsel 1943, mit den Italienern, beides christliche und beides indoeuropäische, „arische“ Völker, deren Angehörige aber „wie Juden aussahen“, zeigt das deutlich.
An dieser Stelle möchte ich eine persönliche Anekdote einfügen. Etwa im Jahr 1990 kam mein Vater eines Abends von der Arbeit nach Hause und erzählte uns Kindern, jemand habe zu ihm auf dem Weg zur Arbeit in der U 9 gesagt: „Morgen wirst Du vergast, Jude.“ Nun ist mein Vater gar kein Jude, sondern ortho­doxer Christ. Aber mein Vater ist Grieche. Er hat eine dunklere Haut- und damals auch noch Haarfarbe als der durchschnittliche „nordische“ Europäer, und er hat eindeutig griechisch-orientalische Gesichtszüge. Und das genügte im Westberlin der ausgehenden Achtziger, in dem Neonazis noch allgegenwärtig im Stadtbild waren, um ihn als Juden „verdächtig“ zu machen. Ich habe diese Geschichte, die ich am nächsten Tag meinen verständnislosen Mitschülern (übrigens auf einer katholischen Privatschule) erzählte, bis heute nicht vergessen: weil sie mir das schwere Assimilationsschicksal meines Vaters (und damit ein Stück weit auch mein eigenes) verdeutlicht; weil sie eine Grundsolidarität zwischen mir und „den Juden“ hergestellt hat, die ich mir bis heute bewahrt habe; und schließlich, weil sie deutlich macht, was Orientalität bedeutet.
Europa ist auf der Idee des Nordens gebaut
Europa, wie wir es kennen, ist gebaut auf der Idee des Nordens als Antithese zu allem Orientalischem. Karl der Große schnappte sich den Kaisertitel vom griechischen, orientalischen Byzanz weg, als dort zufällig für ein paar Jahre eine Frau auf dem Thron saß. Seine fränkischen Hofjuristen hatten ihm geflüstert, dass jetzt eine gute Gelegenheit sei. Und der (wahrscheinlich langobardische, also germanische) Papst in Rom, der tatsächlich nur einer von fünf gleichrangigen christlichen Patriarchen war und unter diesen fünf der macht- und prestigeloseste, sah ebenfalls seine Chance gekommen und verschaffte sich, indem er Karl die Krone aufsetze, Extraprestige, denn einen Kaiser krönen, das konnten die östlichen Patriarchen nicht.
Zweihundertfünfzig Jahre nach Karls Kaiserkrönung kam es dann zum endgültigen Bruch der christlichen Einheit, zum Schisma zwischen Abendland und Morgenland, weil der konstantinopolitanische Patriarch, verständlicherweise, die Oberhoheit seines römischen Kollegen nicht akzeptieren wollte. Kurz darauf fing auch der byzantinische Staat selbst an zu wanken. Die Türken waren auf den Weg nach Westen aufgebrochen. So traten an die Stelle der Griechen im Jahr 1453 die Osmanen, die das vierte islamische Kalifat begründeten: der Sultan als Stellvertreter Gottes und Nachfahre Mohammeds auf Erden in Personal­union, eine Art Papst und Kaiser in ­einem, aber eben auf orientalisch.
Politisch blieben Orient und Okzident voneinander getrennt. Hier der Papst und „seine“ christlichen Herrscher, allen voran der ehemals fränkische König als Kaiser des „Heiligen Römischen Reiches“, also Deutschlands; dort der jeweilige Kalif – vor den Osmanen gab es ­bereits drei arabische Kalifate – und „seine“ muslimischen Völker. Ein orientalisches Volk freilich lebte sowohl hier als auch dort: die Juden.
Den Juden ging es unter dem Islam besser
Natürlich ging es den Juden unter isla­mischer Herrschaft besser als unter christlicher. Zwar gab es schon immer auch einen muslimischen Antijudaismus: Die Juden hatten den Bund mit Allah aufgekündigt, so wie sie im Christentum Jesus, den Sohn Gottes, auf dem Gewissen hatten; aber im Alltag überwog die ethnische und sprachliche Verwandtschaft: Arabisch und Hebräisch sind kaum von­einander zu trennen, beides, Juden und Araber, sind semitische Völker. Die großen Pogrome im Mittelalter sind ganz überwiegend, wenn auch nicht ausschließlich christliche Phänomene, während ­Juden unter arabischer und später türkischer Herrschaft relativ bequem leben konnten. Beispielhaft dafür die Geschichte der jüdischen Gemeinde von Thes­saloniki, der zweitgrößten jüdischen ­Gemeinde überhaupt nach Jerusalem, die zwei Jahrtausende unter römischer, byzantinischer, türkischer und schließlich wieder griechischer Herrschaft überdauerte – bis ihre Mitglieder im Jahr 1943 nach Auschwitz deportiert wurden, wo fast alle ermordet wurden. 50.000 Männer, Frauen und Kinder. Einige wenige überlebten als Mitglieder des so genannten Sonderkommandos.
Antisemitismus, der eigentlich Antiorientalismus heißen müsste, gab es bis 1945 fast ausschließlich im Westen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, also vor siebzig Jahren, änderte sich das. Angebahnt hatte sich das im 19. Jahrhundert. Die Revolution hatte die Ständegesellschaft beseitigt – nun waren die Juden im Norden erst recht Außenseiter. Als Orientalen passten sie nicht in die modernen Nationalstaatsgesellschaften – also schlug die Geburtsstunde des Zionismus, dessen Galionsfigur der österreichische Jude Theodor Herzl wurde.
Arabischer Antijudaismus ab dem 20. Jahrhundert
Weil nun jeder Europäer, der noch 1780 einfach Untertan irgendeines Höhe­ren unabhängig von dessen Nationalität gewesen war (das Ancien Régime war sehr internationalistisch), sich auf der Suche nach seiner Identität auf einmal mit seinem eigenen Nationalstaat identifizierte, glaubten auch die Juden, einen Nationalstaat haben zu müssen – und der nun erwachende europäische Antisemitismus ließ ihnen auch kaum eine andere Wahl. Zugleich löste sich das Osmanische Reich langsam auf, die einstmals so mächtige Türkei galt im 19. Jahrhundert bekanntlich als „der kranke Mann am Bosporus“ – und auch hier ­begann man plötzlich, in Nationen zu denken. Ägypter, Iraker, Syrer wollten nicht mehr osmanische Untertanen sein, sondern Bürger ihres eigenen Staates.
1918 ging, wie Österreich-Ungarn, auch das Osmanische Reich unter. Diese europäisch-orientalischen Vielvölkerstaaten, die das Nationenproblem über fünf Jahrhunderte hinweg entschärft und ­neutralisiert hatten, wurden auf den Friedenskonferenzen in Saint Germain en Laye und Sèvres ausgelöscht. Die arabischen Völker hatten sich im Ersten Weltkrieg den Briten unter dem Abenteurer und Schöngeist Thomas Edward Lawrence angeschlossen, um das osmanische Joch abzuschütteln, wie es ihnen Griechen, Slawen und Rumänen in den hundert Jahren zuvor vorgemacht hatten. Bestärkt wurden sie durch die Zusicherungen, die der britische Hochkommissar in Ägypten, Henry McMahon, im Jahr 1916 dem saudi-arabischen Staatsmann Hussein ibn Ali gemacht hatte: die Engländer versprachen den Arabern Unterstützung im Kampf um Unabhängigkeit von der türkischen Herrschaft – logisch, denn die Türkei kämpfte auf Seiten der Mittelmächte gegen die Entente.
Arabischer Hass ist ­nationalistisch motiviert
Nur ein Jahr später, 1917, machte aller­dings der britische Außenminister Lord Balfour dem Bankier Lord Lionel Rothschild die Zusage, dass Palästina nach dem Ende der türkischen Herrschaft „Heimstatt der Juden“ werden sollte. Das, und der anglofranzösische Aufteilungsplan von 1916, bekannt als Sykes-Picot-Abkommen, gilt in der arabischen Welt seither als Sündenfall des Westens, der die arabische Sache verraten habe. Und zwar an die Juden verraten. Dass die Juden sich in der Diaspora einfach genauso nach einem eigenen Staat gesehnt hatten wie ihre arabischen Nachbarn während der türkischen Fremdherrschaft, unterschlägt die offiziöse arabische Geschichtspolitik dabei geflissentlich. Und vor allem unterschlägt sie, dass die Juden als Orientalen des Westens tausend Jahre lang, seit Karl dem Großen, genauso wie Dreck behandelt wurden, wie die Araber sich seit Napoleons ägyptischer Expedition, dem Auftakt westlicher Inter­vention im Orient, von den Westmächten wie Dreck behandelt fühlten.
Der Hass vieler Araber – in ihrer Eigen­schaft als Araber, nicht zwingend als Muslime – auf Juden ist also nicht religiös oder rassistisch motiviert, denn „rassisch“ und religiös bilden beide faktisch eine Einheit, sondern nationalistisch. Und er hat auch nicht so sehr mit der Errichtung des jüdischen Staates Israel zu tun, zu der es bekanntlich erst dreißig Jahre nach der Balfour-Deklaration kam, sondern vielmehr mit dem Scheitern des arabischen Nation Building in den vergangenen hundert Jahren, und mit der Rolle, die die Westmächte dabei spielten.
Arabische Länder: Israel als „Kreuzritterstaat“
Schauen wir uns zum Vergleich Europa an: Dass der alte westeuropäische Nationalismus, der dem Kontinent sechshundert Jahre lang den Stempel aufgedrückt hat, seit 1945 de facto verschwunden ist, liegt im Wesentlichen daran, dass im so genannten Kerneuropa seither faktisch identische Lebensbedingungen herrschen. Nach Ostpreußen oder dem Elsass sehnt sich eben nur, wer wirtschaftlich in der unterlegenen Position ist; Hitlers Wahlerfolg ist undenkbar ohne das Narrativ, dass Franzosen und Engländer im Überfluss lebten, während die deutsche Mutter kaum ihre Kinder ernähren könne, weil die Westmächte den Deutschen Danzig, Oberschlesien und die Kolonien weggenommen und 1923 überdies das Rheinland besetzt hatten. In einem Eu­ropa, in dem das wirtschaftlich stärkste Land, Deutschland, keine vernünftige Armee hat, dafür aber die anderen, wirtschaftlich schwächeren Länder über den Euro und Brüsseler Beihilfen finanziell aushält, ist Nationalismus überflüssig wie ein Kropf.
In den arabischen Staaten dagegen ist Hass auf Israel deshalb Staatsdoktrin, weil sich diese Staaten selbst als failed states wahrnehmen, Israel hingegen als Kuckucksei des Westens, als Kreuzritterstaat, als Geschöpf von Sykes-Picot – und nicht als das, was es eigentlich ist: nämlich ein majoritär von Orientalen bevölkerter orientalischer Staat mit einer semitischen Amtssprache und einem semitischen Glau­bensbekenntnis. In Wahrheit ist Feindschaft zwischen einem Palästinenser und einem Israeli historisch-ethnisch in etwa so „sinnvoll“ wie die Feindschaft zwischen einem Schwaben, Badener oder Rheinländer und einem Franzosen.
Shoa: Völkermord wegen Orientalität
Der arabische Antisemitismus, der in Wahrheit in Antijudaismus ist, macht mich traurig, weil er so überflüssig ist. Ihm fehlt jede rassistische und im Grunde auch religiöse Grundlage. Seine einzige Motivation ist nationalistisch, und Natio­nalismus ist erstens etwas vollkommen Unorientalisches und zweitens im Zeitalter der Globalisierung restlos überholt. Juden und Araber sind Brüder, genauso wie Syrer und Tunesier, Marokkaner und Iraker sich automatisch mit „Akhi“ anreden. Wer jüdische Deutschrapper wie Ben Salomo oder Sun Diego hört, fühlt diese Verwandtschaft sofort.
Die Juden in Auschwitz, Riga und Treblinka wurden als Orientalen gedemütigt, gefoltert und ermordet. Sie sind den Blutzeugentod gestorben für ihre Orientalität, dafür, dass sie auch nach zweitausend Jahren der Diaspora ihre Bindung an ihre Heimat an der Levante nicht aufgegeben hatten; dass sie die orientalische Sprache, das Brauchtum, den sehr persönlichen, sehr unnordischen Glauben an Eloah bewahrt hatten, ob nun als „Fetzentandler im Kaftan“ im galizischen Brody oder als bourgeoise Oberschicht im Faubourg Saint Germain, in Charlottenburg oder in Ferrara.
Wurzeln einer ­gemeinsamen Geschichte
Die Schergen der SS hatten sie alle wieder gleichgemacht. Nicht so sehr, weil jüdische Oberschicht mit nichtjüdischer Oberschicht unter einer Decke steckte und gemeinsam Geschäfte und Politik machte („Weltjudentum“); sondern weil Juden Orientalen waren und ein Orientale eben niemals zur edlen weißen Rasse gehören konnte.
Ein „schmutziger Orientale“ konnte ja nicht einmal mit einem schlichten deutschen SS-Rottenführer-Proleten aus Schlesien oder Westfalen mit ­Volks­schulabschluss gleichziehen; da sollte er sich ja nicht einbilden, auf einer Ebene mit den Balfours oder Guermantes oder Hohenlohes dieser ­(westlichen) Welt zu stehen. Dieser „Hochmut“ – und um den ging es – sollte Juden ausgetrieben werden, bestialisch, mit sadistischer Brutalität, die weit über ihre physische Vernichtung hinausreichte.
Das sollten wir im Westen nie vergessen. Es ist bequem, in Berlin, Paris oder New York von jüdisch-christlicher Tradition zu sprechen, wenn man sich selbst vorgaukelt, Juden sähen typischerweise wie Gwyneth Paltrow oder die Kushner-Brüder aus. Nun sieht Gwyneth Paltrow (deren Urgroßvater freilich weißrussischer Jude war) aber eben wie eine „aryan goddess“ aus, die schon vor hundert Jahren jeder Marlborough oder de la Rochefoucauld oder Henckel-Donnersmarck trotz strengster katholischer oder anglikanischer Familientradition bereitwillig geheiratet hätte. Das „eigentlich“ Jüdische aber ist eben orientalisch – und steht ergo dem Muslimischen, Arabischen tausendmal näher als dem Weiß-Angelsächsisch-Protestantischen. Viel mehr als eine jüdisch-christliche gibt es eine jüdisch-arabische Gemeinschaft.
Speerspitze des Orients in der westlichen Welt
Wir im Westen täten meiner Meinung nach besser daran, diese jüdisch-arabische Gemeinschaft zu betonen, anstatt auf einer reichlich konstruierten christlich-jüdischen Identität herumzureiten, die es so nie gegeben hat und die eine Erfindung des Philosemitismus nach dem Zweiten Weltkrieg ist (wir dürfen nicht vergessen: nicht nur wir Deutschen als Tätervolk, auch Eng­länder und US-Amerikaner fühlten sich nach 1945 schuldig, weil sie viel zu wenig zur Rettung der Juden unternommen hatten).
Und auf der anderen Seite sollen und müssen wir die muslimische Welt daran erinnern, dass die Juden nicht ihre Antipoden, sondern ihre Schwestern und Brüder sind. Dazu gehört freilich Mut: der Mut des Westens, sich ins eigene Knie zu schießen und die Front in den Köpfen nachträglich wieder zu begradigen, die im Namen westlicher Erinnerungspolitik künstlich verzogen wurde: Denn diese Front verlief eben nicht zwischen den Arabern und der „christlich-jüdischen Wertegemeinschaft“; sondern zwischen der orientalischen Welt einschließlich der Juden auf der einen und der westlich-nordischen Welt auf der anderen Seite.
Der westliche Philosemitismus stellt die Juden und Israel nur zu gerne als Speerspitze des Westens gegen den unzivilisierten, islamischen Orient dar; doch damit vertieft er – unwissentlich und ganz sicher auch wissentlich – die Kluft zwischen dem Westen und dem Orient und vor allem die Kluft ­zwischen Juden und Muslimen. In Wahrheit aber sind und waren Juden die Speerspitze des Orients in der westlichen Welt. Dieser Gedanke einmal in die Köpfe der Muslime gepflanzt, und der israelisch-arabische Konflikt ist ­seiner Lösung einen entscheidenden Schritt näher – und der arabische ­Antijudaismus vielleicht schon bald Geschichte.