Kaum Konflikte im Freistaat

Ausgabe 279

Foto: Benjamin Idriz, Facebook

(KNA). „Die Anerkennung schlichter Normalität des (auch) Muslim-Seins in Bayern und Deutschland“ – sie ist offenbar noch nicht selbstverständlich. Sonst hätten die Autoren der Studie „Islam in Bayern“ diesen Satz nicht in ihre gut 100 Seiten umfassende Handlungsempfehlung an die Politik geschrieben.
Im Alltagsleben der rund 500.000 Muslime in Bayern gibt es offenbar weniger Konflikte als vielfach angenommen und zudem eine große Vielfalt. Es gebe einen großen Binnenpluralismus und ein großes Spektrum persönlicher Religiosität, sagte der Direktor des Erlanger Zentrums für Islam und Recht in Europa (EZIRE), Mathias Rohe, in München bei der Vorstellung einer Studie zum Islam in Bayern. Zugleich plädierte er dafür, Probleme genau zu benennen. Dazu gehöre auch, klar zu sagen, ob es sich tatsächlich um Konflikte in Bezug auf Religion oder Migration handle. So gebe es etwa patriarchale Strukturen nicht nur bei Menschen aus der Türkei, sondern auch aus Indien und Russland.
In Auftrag gegeben wurde das Projekt vor drei Jahren vom damaligen Kultusminister Spaenle (CSU). Wer glaubt, die Wissenschaftler würden nur der Staatsregierung genehme Ergebnisse liefern, täuscht sich. Sie empfiehlt, Islamischen Religionsunterricht und die Seelsorge in Gefängnissen zu stärken sowie Islamische Theologie an Unis auszubauen.
Der Jurist empfahl, sich für die jeweiligen Probleme die passenden Partner vor Ort zu suchen. Dies sollten nicht immer die Gemeinden sein. Gehe es etwa um soziale Fragen, seien Experten mit muslimischem Hintergrund wichtig. Diese müssten unterstützt werden, etwa durch Informationsmaterial in digitaler Form. Er begrüße es daher auch, dass das Bundesinnenministerium in Zukunft die Islamkonferenz themenorientiert zusammensetzen wolle, so der EZIRE-Direktor.
Zugleich warnte Rohe davor, die jeweiligen Gemeinden vor Ort zu beurteilen. Dies gelte etwa für die DITIB. Auf den Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte sollte aufgebaut werden, Kooperationen dürften nicht aus abstrakten politischen Gründen beendet werden. Derzeit seien Konflikte zwischen türkischen Beamten zu beobachten, „die durchregieren wollen und deutschen Ehrenamtlern, denen das nicht passt“. Es gebe bisher auch keine Hinweise, dass der türkische Staat beim Verein DITIB durchgreifen konnte. Anders sei es beim Anstellungsverhältnis der Imame bei der türkischen Religionsbehörde.