Kein Ramadanfest ohne gefastet zu haben?

(iz). Durch die Wirren der, sich selbst so nennenden, “islamische Facebookseiten” und Facebook-Profilen Aufmerksamkeitssuchender schwirrt ein zutiefst unschöner Spruch.

„Jemand der Eid feiert ohne gefastet zu haben, ist wie jemand der auf den Abiball geht ohne sein Abitur geschafft zu haben”.
 
Wohl eher ist jemand, der solche Sätze verbreitet, wie jemand, der das Fest des Fastenbrechens feiert ohne die Lehren des Fastens erfahren zu haben. Wem gelten solche Sprüche? Welchen Sinn haben sie? Ist es nicht einzig und allein ein Feiern der eigenen Person, dass man ein vermeintlich besserer Muslim gewesen sei?
 
Seltsam, dass man im Ramadan überhaupt Zeit und Kopf dafür gehabt hat, zu untersuchen, ob jemand nicht fastet. Da bleibt wohl wenig Platz für die Gottesdienste des Ramadan bei einem solchen Fulltime-Job. Denn man muss denjenigen, dem man das vorwirft, über vier Wochen jeden Tag beobachten.
 
Mit solchen Sätzen will man Leuten den Spaß nehmen, die man für weniger gut erachtet als sich selbst. Den Spaß an Tagen, in denen viel Weisheit steckt. Wie “feiert” man denn eigentlich das Fest des Fastenbrechens? Schlicht und ergreifend unter anderem, indem man in die Moschee geht, Verwandte und Freunde besucht, Kinder beschenkt, sich schön kleidet. Das sollen die Menschen also nicht tun? Diese wunderbaren Dinge will man von ihnen nicht sehen? Davon abgesehen, dass die Festlichkeit selbst ein Gottesdienst ist.
 
Dieser Satz ist nicht etwa motivierend, es im nächsten Ramadan besser zu machen. Er ist ein hochmütiger Angriff auf Menschen, über die man sich damit stellt. Im Ramadan sollte man Selbstkenntnis üben und in der segensreichen Zeit durch aktive Handlung als Mensch wachsen. Und auch die Festtage birgen Aufgaben und Möglichkeiten in sich. Selbst für Nichtmuslime. Dass diese einen solchen Satz nochmal anders missverstehen und sich dadurch ausgeladen vom muslimischen Leben und Feierlichkeiten fühlen, ist zusätzlich traurig. Für viele Nichtmuslime ist das Teilnehmen an den Festen ein schöner gesellschaftlicher Anlass und wichtiger Bezugspunkt zum Islam.
 
Jeder soll und darf das Fest des Fastenbrechens genießen und feiern. Gerade weil es eine tiefe innewohnende Bedeutung hat, die untrennbar von den Feierlichkeiten ist.

6 Kommentare zu “Kein Ramadanfest ohne gefastet zu haben?

  1. Sehr schön auch der Bezug zu den Nicht-Muslimen am Ende. Es geht mir nämlich tatsächlich so, dass ich mich da etwas verunsichert fühle. Darf man da mitfeiern, oder wird das eher als Eindringen in eine geschlossene Gesellschaft verstanden? Muss leider dazu sagen, dass ich beide Varianten schon erlebt habe. Natürlich war die erstere wesentlich schöner für alle Beteiligten 🙂

  2. Danke für diesen Artikel. Der zitierte Satz ist wirklich der Gipfel! Nicht nur, dass man Muslime, die sich selbst das Fasten nicht zugetraut hatten, absolut entmutigt. Was mag dieser Satz bei jemandem auslösen, der Fasten wollte, aber nicht konnte (z. B. Bei Frauen wegen Schwangerschaft, Wochenbett oder Stillzeit)? Traurig… Man kann nur hoffen, dass derartige Statements ein Zeugnis vorübergehenden jugendlichen Übermutes sind und der Urheber über kurz oder lang wieder auf dem Teppich landet. Möge Allah uns alle rechleiten

    1. Frauen die nicht fasten dürfen z.B. wegen Schwangerschaft, Wochenbett oder Stillzeit, sollten dankbar sein, dass Allah ihnen diese Erleichterung gibt. Ihr Ramadan ist genauso vollständig, wie der eines jeden anderen, wenn sie die fehlenden Tage so schnell sie kann nachholt. Das Beispiel macht überhaupt kein Sinn! Wieso sollte ein Mensch zu einer Zeit fasten wollen, in der es gegenüber Allah einen höherem Zweck dient, es nicht zu tun. Ist doch paradox!

  3. Der Artikel ist viel zu emotional und lässt Sachlichkeit arg vermissen. So emotional, dass es spekulieren lässt, der Autor wäre persönlich betroffen (vielleicht Verwandschaft, Bekanntschaft o.ä. nicht fastend während des Ramadan). Beim Id’ Fest feiern wir Muslime die Hoffnung, dass unser Fasten im Ramadan auf Grund unserer guten Absicht angenommen wurde. Was sehen wir aber heute? Zig Menschen die sich “Muslime” nennen und dann 1 mal im Jahr zum Id Gebet in die Moschee gehen, dass Id Fest zu einem kulturellen Event verkommen lassen, ohne einmal Allahs Namen zu nennen… das Fasten ist eine Frage der Überzeugung und der Willenskraft und so abwegig, wie ihr es gerne hättet, ist der Vergleich zu schulischem Erfolg nicht.
    “Da bleibt wohl wenig Platz für die Gottesdienste des Ramadan bei einem solchen Fulltime-Job. Denn man muss denjenigen, dem man das ja vorwirft, über vier Wochen jeden Tag beobachten.” -Ja, schön wäre es, wenn die “Muslime” die nicht fasten, wirklich so klammheimlich mit ihren Sünden umgehen würden, leider haben viele aber keinen Scham, jedem unter die Nase zu binden, dass sie nicht fasten… auf die Mitte können wir uns gerne einigen 😉

    1. Absolut richtig! Der Autor bringt ja zum Ausdruck, dass das Fest praktisch nur aus Besuchen, Geschenken und chic kleiden besteht. Genau dieses ist das Problem der meisten “Muslime” – ein sinnentleertes Feiern, ohne zuvor seinen Dienst an Allah verrichtet zu haben.
      Oder steht im Koran, dass Allah die Menschen und Djinn nur erschaffen hat, um sich schön zu kleiden, Verwandte zu besuchen und gut zu essen?
      Gottesdienst ohne Gott zu dienen – dieses kennt man von anderen Religionen und sollte gerade bei uns anders sein.

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