Kommentar: Bleibt EU-Intervention in Bangui folgenlos?

Ausgabe 224

(iz). Am Reaktionsmuster der brüchig ­gewordenen „internationalen Gemeinschaft“ auf humani­täre Krisen und Bürgerkriege hat sich seit Zusammenbruch des Systemgegensatzes zwischen NATO-Staaten und den Ländern des Warschauer Paktes nichts Grundlegendes geändert. Zuerst wird international verhandelt, dann inkonsequent interveniert und oft gleichzeitig Hilfsgelder vergeben (die nach einem Krieg oft versilbert werden). Nach ­einem Scheitern dieses Musters werden lang anhaltende Kriege (wie im östlichen Kongobecken) häufig entweder ignoriert oder aber es wird mit aller Macht eingegriffen, um die Stabili­tät zu schaffen, die den Interventionsmächten entgegenkommt.

Angesichts des sich entfaltenden Dramas in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) scheint diese deprimierende Wiederkehr des Ewig gleichen auch hier zuzutreffen. Nachdem laut Medienberichten in den letzten Wochen rund 1.000 muslimische Einwohner des Landes durch Lynchmobs angegriffen und getötet wurden, geht der UN-Beauftragte für humanitäre Einsätze, John Ging, davon aus, dass in der Mitte Afrika „alle Elemente“ der Gewalt vorhanden seien, wie man sie aus Ruanda oder Bosnien kenne. Laut ­unbestätigten Berichten sei es gar zu Fällen kannibalischer Gewalt gegen Muslime gekommen.

Als Reaktion auf die ethnische und religiöse Gewalt würden derzeit zehntausende Muslime, deren Eltern in der Vergangenheit in die ZAR einwanderten, nach Kamerun und den Tschad transportiert. Allerdings seien die Menschen auch nicht sicher, weil die Transportwege nicht vollkommen geschützt würden. Und das, obwohl bereits im Dezember französische Einheiten – mit Hilfe anderer EU-Staaten – in die Hauptstadt Bangui entsandt wurden, um die AU-Truppe und dem MISCA-Mandat des UN-Sicherheitsrates zu unterstützen. Nach Angaben der Organisation „Save the Children“ griffen Bewaffnete die Konvoi mit Schusswaffen und Macheten an. (sw & ak)