Kritik an islamischem Religionsunterricht in NRW

München (KNA). Die Duisburger Religionspädagogin Lamya Kaddor übt scharfe Kritik an dem Islam-Unterricht in Nordrhein-Westfalen. Als problematisch bezeichnete sie in einem Gastbeitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ (Montag) vor allem die Rolle der im Koordinationsrat der Muslime zusammengeschlossenen islamischen Dachverbände. Die Verbände verfolgten jeweils eigene Interessen, „die nicht unbedingt im Interesse des Landes und der Schulen sind“.

Deutlich werde dies am Beirat, der als Ansprechpartner für die Behörden fungieren soll und die Bewerber prüft. Kandidaten hätten berichtet, dass es manchen Beiratsmitgliedern nicht um die Frage der persönlichen Religiosität gegangen sei, „sondern allein um das Stummschalten kritischer Stimmen“.

Dabei zeichneten sich jetzt schon Engpässe bei den Islamlehrern ab, so Kaddor. Im vergangenen Schuljahr habe es in Nordrhein-Westfalen 3.086 Grundschulen mit etwas mehr als 100.000 Schülern islamischen Glaubens gegeben. Allein das lasse auf einen Bedarf von 1.500 islamischen Religionslehrern schließen. Derzeit hätten im Land aber nur 20 Studenten das Fach Islamische Religionslehre belegt.

Weiter bemängelte die Wissenschaftlerin, die auch Mitautorin des Islam-Schulbuchs „Saphir“ ist, dass es in dem neuen Fach noch keinen Lehrplan gibt. Sie habe den Eindruck, so Kaddor, dass sich derzeit „eine Art Wettlauf“ in der Politik abzeichne. „Wer führt als erster etwas zum Islam ein?“ Grundsätzlich sei begrüßenswert, dass endlich etwas für Muslime geschehe. „Doch geschieht wenig durchdacht, und so ist aus fachlicher Sicht Skepsis angebracht.“

Nordrhein-Westfalen führte mit Beginn des laufenden Schuljahres als erstes Bundesland islamischen Religionsunterricht zunächst an Grundschulen ein. Von Sommer 2013 an soll es das Angebot auch an weiterführenden Schulen geben.