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Lesbos: Brand im Gemeinschaftszentrum

(OHF). Im Gemeinschaftszentrum der Schweizer Organisation „One Happy Family“ auf der Insel Lesbos ist am Samstagabend ein Brand ausgebrochen und hat die Gebäude der „School of Peace“ komplett zerstört. Die Untersuchung der Brandursache wird derzeit durch die griechischen Behörden durchgeführt. Brandstiftung wird nicht ausgeschlossen. Seit 2017 wurden dort über 4’000 Kinder unterrichtet, die sonst keinen Zugang zu Bildung gehabt hätten. Auch unsere Hauptbüros und eine Werkstatt wurden vollständig zerstört.

Wir sind sehr froh, dass niemand verletzt wurde, aber der Schaden ist enorm: Die Schule mit 9 Klassenzimmern, zwei Büros mit viel Equipment, unsere Haupthalle voll Asche, die nicht funktionierende Elektrizität etc. Es wird Monate dauern, um den Schaden zu beheben und den Menschen in unserem Gemeinschaftszentrum wieder das zu bieten, was wir uns zum Ziel gesetzt haben. Einen Ort der Sicherheit, Würde und Hoffnung in einer sonst so menschenunwürdigen Situation.

Die Situation auf der griechischen Insel Lesbos (und anderen ägäischen Inseln) ist seit Wochen explosiv. Dies ist unter anderem aufgrund der Pläne zum Bau von geschlossenen Lagerstrukturen auf den Inseln der Ägäis, der Öffnung der Grenzen durch den türkischen Präsidenten Erdogan und die Aussetzung des Rechts auf Asyl durch Griechenland. Die Menschen auf der Flucht, aber auch NGOs sind nun am Ende ihrer Kräfte und fordern von Europa sofortiges Handeln. Seit Wochen blockieren kleine Gruppen von frustrierten Inselbewohner immer wieder die Strassen um das RIC (Reception and Identification Center) Moria, hindern neuankommende Geflüchtete daran aus den Boten zu steigen, demolieren Mietautos von Freiwilligen und attackieren Geflüchtete, humanitäre Helfer*innen und Journalist*innen.

Am ersten März wurde das UNHCR Transitcamp im Norden von Lesbos in Brand gesetzt. Am dritten März ein Warenlager auf Chios. Von lokalen Rechtsextremistischen Gruppen wurde eine Strategie des Terrors auf der Insel entfacht um die Stimme der Einheimischen und der Hilfsorganisationen zu dämmen. Den Gruppierungen schlossen sich kürzlich auch Mitglieder der AFD und der Identitären Bewegung aus Deutschland und Österreich an, welche das Targeting von NGOs und Geflüchteten unterstützten und vorantreiben.

Eine solche Entwicklung macht die Situation zu einem international brisanten Anliegen. Aufgrund der sehr unsicheren Situation haben viele NGOs (einschliesslich „Ärzte ohne Grenzen“) ihre Projekte vorübergehend geschlossen und viele haben ihre Mitarbeiter*innen von der Insel evakuiert. Dies erhöht den Druck auf die Menschen auf der Flucht noch mehr.

„One Happy Family“ wurde ebenfalls vorübergehend geschlossen und wird es nun, nach dem Brand wohl auch noch eine Zeit lang bleiben. Wir mussten das Gemeinschaftszentrum seit der Eröffnung 2017 noch nie aus Sicherheitsgründen schliessen. Es ist zu einem Beispiel der Solidarität geworden. Wir arbeiten zusammen mit Menschen aus den Camps, Einheimischen und Freiwilligen und bieten mehr als 20 Aktivitäten für durchschnittlich 800 Besucher*innen pro Tag an. Geschlossen bleiben heisst: 250 Kindern wird ihr Grundrecht auf

Bildung weiterhin täglich vorenthalten. Erwachsene können ihre Griechisch- und Englisch- Klassen nicht besuchen. Die 800 Mahlzeiten täglich können nicht gekocht werden. Die Besucher*innen haben weiterhin keinen Zugang zu unseren Aktivitäten wie der medizinischen Klinik, der Bibliothek, dem Computerraum oder dem Café. Die in Moria festsitzenden Menschen haben keinen sicheren Ort, an den sie gehen könne.