(KNA/IPS). Straßenblockaden mit brennenden Reifen, zerschlagene Autoscheiben, Hunderte Soldaten Auge in Auge mit teils bewaffneten und vermummten Demonstranten: Es waren Bilder, wie man sie seit Beginn des „Arabischen Frühlings“ vor fast zwei Jahren häufiger aus der Region gesehen hat.
Nur, dass die Reifen dieses Mal im libanesischen Beirut brannten. Der sich verschärfende Syrien-Konflikt droht damit auf das zerbrechliche Gefüge im Land der Zedern überzuspringen. Angesichts der jüngsten Ereignisse wächst im Libanon die Angst vor einem neuen Bürgerkrieg.
Wiederholte Entführungen (so ein einflussreicher, schiitischer Clan, der ausländischer Araber in ihre Gewalt brachte), mehrfache syrische Grenzüberschreitungen, die zum Tod libanesischer Bürger führten, sowie Gefechte in wichtigen Städten wie Tripolis sind nur einige Hinweise, die einen langsamen Zusammenbruch der öffentlichen Einrichtungen des Libanons dokumentieren.
„Die Sicherheitslage gerät definitiv außer Kontrolle, weil sich die Regierung nicht auf auf eine einheitliche Sicherheitsstrategie einigen kan. Öffentliche Institutionen und der Staat verlieren ihre Glaubwürdigkeit“, sagte ein hoher Offizier der Sicherheitskräfte, der erkennbar unzufrieden ist mit der augenblicklichen Lage in seinem Land.
Die libanesische Regierung versucht sich in Nichteinmischung – und handelt sich damit viel Kritik aus dem eigenen Volk ein. Der Staat sei abwesend, heißt es in libanesischen Medien, und auch wenn sich die Lage zu Beginn des islamischen Zuckerfestes wieder etwas entspannte: Das sensible Gleichgewicht im Land zu halten, wird für die Regierung in Beirut angesichts der Spaltung der Libanesen pro oder contra Assad zum Kraftakt. Angesichts der Kämpfe zwischen schiitischen Alawiten und Sunniten im Nordlibanon hat die „Nationale islamische Versammlung“ alle Beteiligten zu einer sofortigen Waffenruhe aufgerufen. Die libanesische Bevölkerung dürfe sich nicht in ein „offenes Spiel“ hineinziehen lassen, mit dem das syrische Regime Chaos stiften wolle, erklärten die Teilnehmer laut der staatlichen Nachrichtenagentur NNA. An dem außerordentlichen Treffen in Tripoli nahmen auch Parlamentsabgeordnete und religiöse Vertreter teil.