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Maas für Friedenslösung in Afghanistan

Foto: Creative Commons 3 - CC BY-SA 3.0

Islamabad/Kabul (dpa). Außenminister Heiko Maas (SPD) sucht auf dem Weg zu einem Frieden in Afghanistan auch den Schulterschluss mit der Regierung des einflussreichen Nachbarlands Pakistan. „Sie wird bei diesem Prozess eine wichtige Rolle spielen”, sagte Maas am Dienstag in Islamabad bei einem Treffen mit seinem Amtskollegen Mehmood Qureshi. Dieser begrüßte, dass die USA Gespräche mit den radikalislamischen Taliban aufgenommen haben, die zu direkten Friedensverhandlungen mit der afghanischen Regierung führen sollen. „Der einzige Weg nach vorn ist eine ausgehandelte Friedenslösung”, sagte Qureshi. Die Afghanen müssten ihr Zusammenleben selbst regeln.
Die USA hatten im vergangenen Sommer in einer Abkehr von ihrer bisherigen Politik Direktgespräche mit den Taliban aufgenommen, um den Afghanistan-Konflikt zu beenden. Vorher hatten sie darauf bestanden, dass ein Friedensprozess unter afghanischer Führung stattfinden müsse. Die Taliban lehnen allerdings direkte Gespräche mit Kabul ab, da sie die Regierung als Marionette des Westens sehen. Zuletzt wurden aus den aktuell laufenden USA-Taliban-Gesprächen im Golfemirat Katar über grundsätzliche Fortschritte berichtet. Bei den Gesprächen geht es vor allem um einen Abzug der internationalen Truppen und darum, dass Afghanistan nicht erneut zu einem Rückzugsraum von Terrorgruppen werden darf.
Bei seiner ersten Reise als Außenminister nach Pakistan würdigte Maas pakistanische Beiträge zu den Friedensbemühungen und sprach davon, dass die richtigen politischen Schritte das Ansehen des Landes in der Welt stärken werden. Pakistans Geheimdienste stehen im Verdacht, Extremisten in der Region zu unterstützen und damit Nachbarstaaten zu destabilisieren. Die Regierung in Kabul und westliche Unterstützer werfen Pakistan vor, ungeachtet öffentlicher Beteuerung ein doppeltes Spiel zu betreiben.
Maas traf auch den pakistanischen Ministerpräsidenten Imran Khan und den Chef der pakistanischen Armee, Qamar Bajwa. Zuvor war er in Afghanistan. Er bot der Regierung in Kabul an, eine weitere Afghanistan-Konferenz in Deutschland auszurichten, sollten die Taliban und die afghanische Regierung konkrete Gespräche über eine Friedenslösung beginnen.
Maas erklärte in Islamabad auch Besorgnis der Bundesregierung über die jüngsten Spannungen mit Indien. Er begrüßte Schritte Pakistans zur Deeskalation zwischen den beiden Atommächten und sprach bei dem Treffen auch einen Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen mit dem Land an. Pakistan sei als Land mit der sechstgrößten Bevölkerung der Erde ein Partner mit wichtigem Potenzial.
Inmitten der neuen Spannungen sind bei Gefechten in Kaschmir mindestens zwei Menschen getötet worden. Im pakistanischen Teil der Konfliktregion starben nach Beschuss über die De-facto-Grenze zwei Zivilisten, erklärte das pakistanische Militär am Montagabend (Ortszeit). Mindestens vier weitere Zivilisten seien verwundet worden.
Die Spannungen zwischen den beiden atomar bewaffneten Ländern hatten sich zugespitzt, nachdem Mitte Februar 40 indische Sicherheitskräfte bei einem Bombenanschlag im indischen Teil Kaschmirs getötet worden waren. Die islamistische Terrorgruppe Jaish-e-Mohammed hatte die Tat für sich reklamiert. Indien wirft Pakistan vor, nicht ausreichend gegen die Terroristen auf ihrem Territorium vorzugehen.
Nach weiteren militärischen Zusammenstößen Ende Februar, darunter dem ersten Luftschlag Indiens auf pakistanischem Gebiet seit 1971, und nach Angaben Islamabads dem Abschuss zweier indischer Kampfflugzeuge hatten mehrere Länder beide Seiten zur Zurückhaltung aufgerufen.
Seit der Unabhängigkeit des früheren Britisch-Indien und seiner Trennung in Indien und Pakistan im Jahr 1947 beanspruchen beide Länder Kaschmir für sich – sie kontrollieren jeweils einen Teil. Die beiden Atommächte führten bereits zwei Kriege um das Himalaya-Tal.