Massouda Khan über die Einladung zum Islam

Ausgabe 210

(iz). Muslime in den mehrheitlich eingewanderten Gemeinschaften des Westens haben in den letzten Jahrzehnten erhebliche Anstrengungen zur Verbesserung ihres religiösen, gemeinschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens und ihrer Außenwahrnehmung ge­macht. Vom Moscheebau, dem Gemeindeleben, über die Bildung ihrer Kinder bis zu den verschiedenen Strukturen des „Dialogs“ wurde viel unternommen.

Dies führte nicht nur dazu, dass – trotz aller Negativpresse und so manche Ressentiments – heute bedeutend mehr Menschen nicht nur einen täglichen Austausch mit Muslimen haben, sondern auch, dass der Din des Islam so präsent ist wie nie zuvor. So kamen im osmotischen Austausch mit Muslimen immer wieder Menschen – Al-Hamdullillah – ihren Weg zu Allah finden. Mehrheitlich ist dies aber ein „Nebenprodukt“ des Alltags beziehungsweise das Ergebnis der Arbeit Einzelner und nur selten die Folge einer kollektiven Anstrengung und Himma auf Seiten der Muslime.

In den letzten 20 Jahren haben sich die diversen muslimischen Organisationen Deutschlands zwar am so genannten „interreligiösen Dialog“ energetisch beteiligt, sich aber zum Thema Da’wa nie wirklich öffentlich geäußert, noch umfangreiche Kampagnen dazu unternommen. Das führte dazu, dass radikale Kleingruppen dank der Inaktivität der Mehrheitsmuslime hierbei das Thema für sich vereinnahmen konnten. In Folge wurde der essenzielle Begriff der Da’wa, der Einladung zum Islam, so durch deren Aktivitäten in Misskredit gebracht. Dabei sind viele Gelehrte der Meinung, dass es sich dabei um eine kollektive Pflicht der muslimischen Pflicht insgesamt handelt. Seit Beginn der Schöpfung, seit Allah das erste Mal den Menschen auf die Erde gebracht hat, schickte Er Gesandte, um die Menschen aus der Dunkelheit in das Licht zu führen und ihnen Seine Botschaft zu überbringen. Allah sagt im Qur’an, indem er den Propheten adressiert: „O Gesandter, übermittle, was zu dir von deinem Herrn herabgesandt worden ist! Wenn du es nicht tust, so hast du Seine Botschaft nicht übermittelt.“ (Al-Maida, 67)

Wenn der Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, entsandt wurde und er den Auftrag hatte, zu Allah einzuladen, dann haben wir auch die Aufgabe, den Rest der Schöpfung einzuladen. Dies ist die Bedeutung der Nachfolge des Propheten. Allah spricht Seinen Gesandten hierzu in einer anderen Stelle des Qur’an an: „Sprich: ‘Das ist mein Weg: Ich rufe zu Allah aufgrund eines sichtbaren Hinweises, ich und diejenigen, die mir folgen. Preis sei Allah! Und ich gehöre nicht zu den Götzendienern.’“ (Jusuf, 108)

Das Wissen, das wir von Allah über die Offenbarung erhalten haben, bringt eine Verantwortung mit sich. Wenn wir es bedecken, dann bringt uns dies den Fluch Allahs ein, wie Er sagt: „Diejenigen, die verheimlichen, was Wir an klaren Beweisen und Rechtleitung hinabgesandt haben, nachdem Wir es den Menschen in der Schrift klar gemacht haben, sie werden von Allah verflucht und auch von den Fluchenden.“ (Al-Baqara, 159)

Aber wenn wir dieses Wissen weitergeben, dann werden wir unter den Erfolgreichen sein, inscha’Allah. Es gibt nichts Nutzbringenderes für einen Menschen als den Islam. Denn jede seiner Handlungen, die zuvor zurückgewiesen wurde, wird nun annehmbar. Und vor ihm liegt die Ewigkeit mit Allah und keine Ewigkeit im Feuer. „Und was die Gunst deines Herrn angeht, so erzähle davon“, heißt im letzten Vers der Sura Ad-Duha. Wir stehen in der Pflicht, unsere Stimme zu erheben und den anderen Leuten vom Din des Islam zu erzählen. Es ist ein Geschenk Allahs, ein unvergleichlicher Schatz. Weder ist der Din unser Ge­burtsrecht, noch unser Privatbesitz. Er ist nicht arabisch, pakistanisch oder türkisch. Allah entsandte Seinen Propheten mit dem Islam als eine Barmherzigkeit für alle Welten. Wären die Vorfahren der heute gebürtigen Muslime nicht zum Islam eingeladen worden, dann würden diese heute nicht hier sein.

Die Einladung zum Islam ist das beste, mit dem Muslime ihre Zeit verbringen können. Der Prophet sagte: „Dass Allah eine Person durch euch zum Islam führt ist besser als alles, über das die Sonne aufgegangen ist.“ Ibn Kathir deutet diese Aussage wie folgt: „Besser, als all das zu besitzen, und es auf dem Wege Allahs auszugeben.“ Denn nichts in dieser Welt ist mit dem zu vergleichen, was eine Person in der Nächsten Welt erhalten wird.