Medien: Wenn Zeitungen exklusive Beziehungen haben

Ausgabe 203

(iz). Während sich die wenigen Vertreter muslimischer Organisationen darauf stolz sind, dass man sie neben dem Innenminister Friedrich bei der diesjährigen Islamkonferenz sitzen lässt, musste die Bundesregierung auf eine ­kleine Anfrage der LINKEN einräumen, dass der gleiche Ressortchef vor Kurzem in Sachen Muslime nicht ganz die Wahrheit sagte.

Am Freitag, den 20. April, wurde bekannt, dass das Bundesinnenministerium – entgegen damaliger Verlautbarungen – eine Kopie der umstrittenen „Muslim-Studie“ an die BILD-Zeitung übergab, bevor sie an die ­Öffentlichkeit und andere Medien gelangte. Das bundesdeutschen Schmuddelblatt machte nicht nur mir seiner Schlagzeile „Junge Muslime verweigern Integration“ Stimmung, sondern erhielt hierdurch auch einen Wettbewerbsvorteil vor seiner Konkurrenz und der ­Öffentlichkeit.

Der Deutsche Journalisten-Verband hat das Verhalten des Bundesinnenministeriums im Zusammenhang mit der Herausgabe der so genannten „Islam-Studie” an Journalisten kritisiert.

Auf schriftliche Nachfrage eines recherchierenden Journalisten erklärte das Innenministerium am 26. März, die Studie „Lebenswelten junger Muslime in Deutschland“ sei BILD nicht exklusiv zur Verfügung gestellt worden. „Das ist eine glatte Lüge“, ­kritisierte DJV-Bundesvorsitzender Konken. „So geht man nicht mit Journalistinnen und Journalisten um.“ Der DJV-Vorsitzende erinnerte daran, dass alle Medien nach den geltenden ­Landespressegesetzen Anspruch auf Gleichbehandlung durch staatliche Stellen hätten.

Bitter für den CSU-Politiker, der mit Muslimen gerne über Frauenrechte und „Präventionspartnerschaften“ kon­feriert, muss sein, dass er sich hier verhoben hatte. Als ihn eine Moderatorin damals nach dem Vorgang befragte, stritt der Innenminister die Weitergabe ab.