Mehr Gewalt durch Virus?

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Berlin (KNA/iz). Der Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri, Dan Smith, hat vor einer Verschärfung der internationalen Konflikte und einer Zunahme des Terrors als Folge der Corona-Krise gewarnt. „Das trifft insbesondere auf den Irak und Syrien zu. Im Irak gibt es bereits Anzeichen für ein Wiederaufflammen der Aktivitäten der Terrormiliz „Islamischer Staat“, sagte Smith am 12. Mai. „Im Jemen könnten sich die Fronten verhärten. In Afghanistan ist im Zuge der Corona-Krise mit einem Wiedererstarken der radikalislamischen Taliban zu rechnen.“

Aber auch am Horn von Afrika und in Teilen Westafrikas wie zum Beispiel in Nigeria oder Mali drohten neue Spannungen, betonte Smith. Dort sei in einigen Regionen wegen der Ausbreitung der Seuche die Infrastruktur des Staates sehr geschwächt. Die Menschen bekämen nicht die Unterstützung, die sie brauchten. „Einige werden sich daher gewalttätigen Milizen anschließen, die ihnen Hilfe wie etwa den Zugang zu Nahrungsmitteln versprechen“, sagte der Sipri-Chef.

Auch der Präsident der Denkfabrik International Crisis Group (ICG), Robert Malley, rechnet mit einer Zunahme der internationalen Spannungen. „Der wirtschaftliche Zusammenbruch im Zuge der Corona-Krise wird Konsequenzen in allen Konfliktgebieten haben“, sagte Malley. „Wir stehen am Beginn einer Ära von Unruhen, die sich in einem Land nach dem anderen beschleunigen werden“, erklärte.

Bereits vor der Corona-Krise seien viele Menschen aus Unzufriedenheit über die Politik in Hongkong, im Irak, Sudan, Libanon, in Algerien oder Lateinamerika auf die Straße gegangen, so Malley, der unter US-Präsident Barack Obama Nahost-Koordinator im Weißen Haus war. „Die zugrundeliegenden Ursachen wie langanhaltende Rezession, der Mangel an Nahrung, Arbeitsplätzen und lebensnotwendigem Einkommen werden sich infolge der Pandemie noch verschlimmern.“