Merkel gegen getrennten Sportunterricht

Getrennter Sportunterricht für muslimische Kinder? Gedanken von SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück zum Thema sorgen weiter für Widerspruch. Nun lässt auch die Kanzlerin Kontra geben.

Berlin (dpa). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnt getrennten Sportunterricht für muslimische Jungen und Mädchen als das «völlig falsche integrationspolitische Signal» ab. Der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter sagte der «Rheinischen Post» (Samstag), Merkel sehe die Integration als ganz wichtiges Anliegen. «Wenn Menschen voneinander getrennt werden, ist das das Gegenteil von Integration.»

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hatte zuvor mit Aussagen zu einem getrennten Sportunterricht von Jungen und Mädchen Kritik auf sich gezogen. Er hatte bei einem Bürgerdialog aus Rücksicht auf Schüler muslimischen Glaubens den getrennten Sportunterricht als denkbaren Weg bezeichnet, dies aber keineswegs generell befürwortet.

Am Rande eines Besuchs in Paris verteidigte Steinbrück seine Äußerung: «Von dem, was ich gesagt habe, habe ich nichts zurückzunehmen. Viele muslimische Eltern lösen ihr Problem mit dem Sportunterricht so, dass sie ihre Kinder einfach krank melden. Das kann nicht die Lösung sein», sagte er dem Magazin «Focus».

SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles nahm Steinbrück in Schutz. «Die Trennung von Jungs und Mädchen im Sportunterricht ist bei uns in Rheinland-Pfalz längst Alltag und wird ohne jede Aufregung gemacht, wenn die Schulen es sich organisatorisch leisten können und dies so wünschen», sagte sie der «Rheinischen Post». Steinbrück habe nichts Neues oder Skandalisierendes gesagt.

Dagegen meinte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU), Steinbrück habe «von Integrationspolitik keine Ahnung». Jungen und Mädchen wüchsen in Deutschland gemeinsam, gleichgeachtet und gleichberechtigt auf. «Bei aller Toleranz gegenüber dem Islam dürfen wir nicht die Gleichberechtigung von Mann und Frau infrage stellen», sagte Herrmann dem «Focus».