Migranten: Die Suche nach einem Ausbildungsplatz ist oft schwierig

Ausgabe 200

Eine gute Berufsausbildung ist die Vor­aussetzung für einen erfolgreichen Einstieg in ein erfülltes Berufsleben. Insbesondere junge Migranten haben es schwieriger als andere, eine Lehrstelle zu finden.

Dass die Suche nach einer Ausbildungsstelle für Jugendliche aus Familien mit einer Migra­tionsgeschichte viel schwieriger ist als für Jugendliche ohne Migrationshintergrund, ist bekannt. Dass es aber auch ­innerhalb der Gruppe der jungen Migranten noch einmal große Unterschiede je nach ­ihrer Herkunftsregion gibt, zeigt eine ­aktuelle Analyse des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). So ist es insbesondere für Jugendliche, deren Familien aus der Türkei oder arabischen Staaten stammen, deutlich schwerer, einen Ausbildungsplatz zu finden, als für Jugendliche ­anderer Herkunftsregionen – auch wenn sie über die gleichen Schulabschlüsse ­verfügen. Diese Ergebnisse decken sich mit den Auswertungen der Studie „Muslimisches Leben in NRW“ des nordrhein-westfäli­schen Arbeitsministeriums. Danach sind Muslime, von denen die meisten aus der Türkei oder aus dem arabischen Raum stammen, umso häufiger auf staatliche Transferleistungen angewiesen, je höher ihr Bildungsabschluss ist. Muslime mit Hauptschulabschluss weisen eine ­Quote von 13,9 Prozent auf und Muslime mit mittlerer Reife nur noch 9,3 Prozent Bei Abiturienten hingegen liegt diese ­Quote bei über 20 Prozent.

Die BBIB-Untersuchung beruht auf der Befragung ausbildungsreifer Jugend­licher, die bei der Bundesagentur für Arbeit als Bewerber um einen Ausbildungs­platz gemeldet waren. Sie zeigt, dass sich bei Bewerbern mit türkisch-arabischem Hintergrund kein Vorteil eines mittleren Schulabschlusses erkennen lässt. Die Übergangsquoten in eine betriebliche Ausbildung sind mit 20 Prozent ebenso niedrig wie bei maximal einem Hauptschulabschluss. Selbst wenn diese Jugend­lichen eine (Fach-)Hochschulreife vorweisen können, bleiben ihre Aussichten gering (26 Prozent).

Bei Bewerbern südeuropäischer Herkunft ist dies anders: Während auch ihnen mit einem Hauptschulabschluss nur vergleichsweise selten der Übergang gelingt (22 Prozent), steigt ihre Erfolgswahrscheinlichkeit bei einem mittleren Schulabschluss bereits beträchtlich an (40 Prozent). Besitzen sie die (Fach-)Hochschulreife, so ist die ­Einmündungsquote mit 59 Prozent die höchste von allen Vergleichsgruppen – einschließlich der Jugendlichen ohne Migrationshintergrund.

Junge Migranten werden bei der Ausbildungsplatzsuche zudem seltener zu ­einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Während sich mehr als drei Fünftel der Bewerber ohne Migrationshintergrund persönlich in Betrieben vorstellen können, trifft dies nur auf die Hälfte der ­jungen Migranten zu. Noch niedriger liegt der Anteil bei Jugendlichen mit türkisch-arabischem Hintergrund (46 Prozent). (Süleyman Kosar)