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Muslime beklagen fehlenden Dialog mit der Politik in Sachsen-Anhalt

Foto: Islamische Gemeinde Magdeburg e.V.

Halle (ots). Muslime in Sachsen-Anhalt kritisieren einen fehlenden Dialog mit der Landesregierung in Fragen der Integration. „In den vergangenen zwei Jahren ist fast nichts zustande gekommen“, sagte Mamad Mohamad, Chef der größten Migrantenorganisation Lamsa, der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (17. März).
Der Austausch mit den Gemeinden im eigens gegründeten Islamforum sei eingeschlafen. „In zwei Jahren hat das Forum nicht einmal getagt“, beklagte Mohamad. 2015 war das Gremium vom damaligen Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) ins Leben worden. Es sollte zentrale Anliegen der Gemeinden diskutieren, etwa möglichen Islam-Unterricht an Schulen und Bestattungen nach islamischer Tradition.
Doch der für Religion zuständige Landesminister Marco Tullner (CDU) hält das Islamforum für entbehrlich. Dort seien in der Vergangenheit „vorrangig Einzelprobleme“ besprochen worden, die eher vor Ort diskutiert werden sollten. 2015 und 2016 war die Zahl der Muslime in Sachsen-Anhalt durch Flüchtlingszuzug stark gestiegen.
Grobe Schätzungen gehen von mindestens 20.000 Gläubigen aus. Sachsen-Anhalts Integrationsbeauftragte Susi Möbbeck (SPD) hat reagiert und die Gemeinden jüngst ins Sozialministerium eingeladen. „Wir hängen nicht an Strukturen, aber es ist wichtig, dass der Kontakt wieder stärker aufgenommen wird“, sagte Möbbeck der Zeitung. Die Religionsgemeinden seien nicht nur Partner in der Integration – sie seien auch wichtig, um Radikalisierung zu verhindern. Sie sagte, „ich halte es für wichtig, dass sich der Minister dem Thema widmet“.
Möbbeck und Tullner lagen zuletzt in Religionsfragen über Kreuz: Als die SPD-Politikerin Muslimen in der Stendaler Moschee mit einem Schal über dem Kopf begegnete, empörte sich Tullner: „Ich bin nur noch sprachlos.“