Muslime erinnern sich an ihre existenzielle Verantwortung in Sachen Klimawandel

Ausgabe 242

(iz). Wir Muslime handeln uns den gelegentlich verdienten Vorwurf ein, wir würden uns nur ums uns kümmern. Manchmal entsteht der Eindruck, dass sich einige im geistigen Ghetto eingerichtet haben und dort im Rahmen einer selbst definierten Zone „religiös“ leben. Offenbarung, prophetisches Vorbild und Tradition erinnern daran, dass die Vorstellung einer isolierten „Korrektheit“ falsch ist.

Auch angesichts globaler Herausforderungen, allen voran der globalen Veränderungen an unserer Ökosphäre, sind Muslime überall in der Pflicht, sich ihrer Rolle als „Sachwalter Allahs auf Erden“ zu erinnern. Zu diesem Zweck arbeitet eine Initiativgruppe aus Umweltaktivisten und Gelehrten an einer „Islamischen Klimaerklärung“. Anlass ist die letzte Chance auf einen erfolgreichen Abschluss zum Kyoto-Protokoll, die im Dezember dieses Jahres in Paris angestrebt wird. Mit angestoßen wurde die Initiative vom britischen Veteranen der muslimischen Umweltbewegung Fazlun Khalid. Er konnte andere dafür gewinnen.

In dem Arbeitspapier wird daran erinnert, dass Klimawandel im Gegensatz zu früher von einer anderen Natur sei. Denn er werde, so die Präambel, vom Menschen verursacht. Er selbst sei „zu einer Naturgewalt“ geworden. Als integraler Teil des schöpferischen Gewebes können wir uns an den Geschenken in der Natur erfreuen. „Aber die Menschheit hat sie in einem derartigen Ausmaß missbraucht, dass wir vor Klimaveränderungen stehen.“

Der Mensch habe in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehr Veränderungen verursacht als in jedem anderen Punkt der Geschichte. Davon sind Muslime auf globaler Ebene mehr als andere betroffen, lebt doch die Mehrheit von ihnen in den Armutszonen dieser Welt. Die Risiken sind laut einer Studie des IPCC vom März 2014 zu Ungunsten benachteiligter Gemeinschaften und Völker verteilt.

Bedeutend an der Erklärung ist, dass ihre Autoren die Grundfrage der menschlichen Ökologie nicht auf Technokratisches reduzieren, sondern in den Bezug zu Schöpfer und Schöpfung selbst setzen. Allah ist der Schöpfer, Der Seine Schöpfung umfasst und sie ausgeglichen erschaffen hat. Entgegen des natürlichen Zustandes als Teil der Schöpfung habe der Mensch Verderben auf der Erde verursacht. Dieser Bruch der Fitra brachte offenkundig eine Vielzahl schwerwie­gender Symptome hervor. Muslime in aller Welt – von ganz unten bis ganz oben – sind aufgerufen, das ihrige in allen Lebensbereichen zu tun. Wir müssen „dem Beispiel des Propheten Muhammad folgen, und Lösungen für die Herausforderungen finden“, die durch den Klimawandel für alle entstehen.