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Muslime feiern Geburtstag des Propheten

Foto: Shujaat Ali Quadri, via Wikimedia Commons | Lizenz: gemeinfrei

Von Marokko bis Bangladesch herrscht an diesem Sonntag wieder Volksfeststimmung. Muslime feiern die Geburt Mohammeds oft ausgelassen. Bericht von Christoph Schmidt

Bonn (KNA/iz). In Kairo ziehen am Sonntag wieder Prozessionen unter Trommelgetöse durch die Straßen, in der Türkei werden die Moscheen die ganze Nacht festlich erleuchtet sein und auf der indonesischen Insel Java dauert die Party gleich eine ganze Woche mit Kirmes und Feuerwerk: Das Fest Maulid an-Nabi, „Geburtstag des Propheten“, am 12. Tag des islamischen Monats Rabi al-Awwal feiern sunnitische Muslime auf der ganzen Welt oft ausgelassen. Um Allah dafür zu danken, dass er ihnen Mohammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als Verkünder des Islam und Vorbild für das eigene Leben gesandt hat. In diesem Jahr fällt der Tag auf den 10. November.

Der Prophet selbst soll an seinem Geburtstag stets gefastet haben. Dagegen gehört gutes Essen bei den Maulid-Feiern wie bei jeder anständigen Geburtstagsparty traditionell dazu. Wohlhabende Spender oder religiöse Stiftungen richten oft aufwendige Festmähler aus, besonders für die Armen der Gesellschaft. Bei den Straßenumzügen in Ägypten und anderswo verteilen Bäcker Zuckerzeug an die Zuschauer.

Aber auch inmitten der Feierstimmung steht das spirituelle Gedenken an den Religionsgründer im Mittelpunkt; die Nacht auf Maulid ist eine der fünf heiligen Nächte des Islam, in denen Bittgebete als besonders aussichtsreich gelten. In den Moscheen und auf öffentlichen Plätzen erinnern die Gläubigen mit Koranlesungen und Lobeshymnen an das Leben Mohammeds, der wohl um das Jahr 570 in Mekka zur Welt kam.

Kinder tragen in TV-Programmen Gedichte über den Propheten vor. Über die Jahrhunderte ist eine umfangreiche Maulid-Literatur entstanden. So zählt die Geburtsgeschichte Mevlüt i-Sherif vom osmanischen Dichter Süleyman Celebi (gest. 1422) zu den großen Werken der türkischen Nationalliteratur.

Die ersten Maulid-Feiern gehen auf die Dynastie der ägyptischen Fatimiden im elften Jahrhundert zurück. Ihre Kalifen trieb nicht nur die Frömmigkeit. Sie wollten mit den prunkvollen Feierlichkeiten vor allem ihre Abstammung von Mohammed und damit ihre Autorität betonen. Von Ägypten aus verbreitete sich Maulid dann über die ganze islamische Welt.

Die Menschen kennen viele Wundererzählungen rund um Mohammeds Geburt um das Jahr 570 in Mekka. So habe ein helles Licht von Syrien aus über Arabien gestrahlt und die Natur angefangen zu blühen. Für Muslime ist der Gesandte Allahs der vorbildlichste Mensch in der Geschichte. Auf keinen Fall dürfen sie ihn jedoch als göttliches Wesen anbeten wie Christen ihren Religionsstifter Jesus. Mohammed ist lediglich der Überbringer der göttlichen Offenbarung, des Koran.

Rigiden Extremen ist das Fest deshalb ein Dorn im Auge. Sie verdammen Maulid als bid’a als verbotene Neuerung, die den Gläubigen von der Verehrung Allahs ablenkt. Schließlich habe der Prophet seinen Geburtstag auch nicht gefeiert. Schlimmer noch: Das Fest erinnere gar an das christliche Weihnachten.

Die Mehrzahl der Gelehrten hält das fröhliche Gedenken an den Propheten dagegen für erlaubt oder empfiehlt es sogar. „In Ländern, in denen der Wahabbismus mit saudischer Unterstützung auf dem Vormarsch ist, zum Beispiel Indonesien, wächst zwar die Kritik an den ausgelassenen Feiern“, berichtet Islamwissenschaftler Daniel Roters. „An der großen Popularität von Maulid ändert das aber bestimmt nichts.“

Übrigens: Weil sich das Fest nach dem Mondkalender richtet, fielen Maulid und das christliche Weihnachtsfest in der Geschichte immer mal wieder auf denselben Tag. Eigentlich ein glücklicher Zufall für den interreligiösen Dialog. Das nächste Mal wird es allerdings erst im Jahr 2080 wieder soweit sein.