Dem Klimawandel unterworfen. Jordanische Bauern haben mit Veränderungen zu kämpfen

Ausgabe 222

(IPS). Abu Walid ist sich nicht sicher, an welchem Punkt er seine Klage beginnen soll. Käfer, die sich ihren Weg durch seine Minze fressen, oder die ausge­trocknete Quelle, die ihn dazu zwingt, Wasser von einem halben Kilometer entfernt zu pumpen? Oder vielleicht die 167 Euro, die er für Spinatsamen ausgeben musste, nur um später ein spärliches Wachstum zu sehen?

In der ­kleinen Bauerngemeinschaft im Becken des Flusses Zarqa östlich der Hauptstadt Amman haben industrielle Entwicklung, mangelhafter Umgang mit Ressourcen und Klimawandel zu einer unglücklichen Verkettung von Umständen geführt. Sie schädigt die Produkte der Bauern sowie ihren Lebensunterhalt und bedroht so die Lebensmittelsicherheit in Jordanien.

Die jordanische Regierung und Organisationen von lokalen NGOs bis zu UN-Agenturen bemühen sich in kleinen Schritten, die Effekte des Klimawandels zu minimieren. Aber Abu Walid und andere Bauern sind der Ansicht, dass das nicht ausreicht. Andere glauben, dass, obwohl der Klimawandel die existierenden Umweltprobleme in Jordanien verschlimmert, der Kern einer Verbesserung nicht in der Lösung der Klimaprobleme liegt. Vielmehr müsse verbessert werden, wie Jordanien seine spärlichen Ressourcen verbraucht und verwaltet. Zwischen 1975 und 2007 schrumpfte die Getreidefläche um 65 und die für den Gemüseanbau um 91 Prozent.

Jordanien zählt zu den trockensten Regionen der Welt. In dem Land stehen jeder Person jährlich durchschnittlich 145 Kubikmeter Wasser zur Verfügung – die offizielle „Armutsgrenze“ bei Wasser liegt bei 500 Kubikmeter jährlich. Der durchschnittliche Jahresniederschlag in Jordanien liegt bei 111 Millimetern.

Die Bauern in Abu Walids Heimatregion haben in den letzten Jahren Veränderungen des Wetters festgestellt. Neben einer Abnahme der Regenfälle kam es zu einem Anstieg der Temperaturen. Dies führte zu mehr Unkraut, Käfern und geänderten Jahreszeiten. Sie fordern die Regierung auf, ihnen bei der Milderung dieser Effekte zu helfen. Einige Regierungsmitglieder stimmen zu, dass man mehr tun könne. Was vom Zarqa übrigblieb, kann heute nur noch als wässrige Deponie durchgehen. Plastikflaschen, Teller und Müllbeutel schwimmen auf einer grünen Oberfläche. Und es lässt sich nicht sagen, was darunter ist. Das Wasser selbst ist so dreckig, dass es sich nicht mehr für die Landwirtschaft nutzen lässt.

Stattdessen müssen sie das Grundwasser herauspumpen, um ihre Felder zu bewässern, sagt Suheib Khamaisah, lokaler Koordinator für die Arabische Frauenorganisation. Dabei handelt es sich um den örtlichen Partner in einem Projekt, das von der International Union für den Naturschutz (IUCN) betrieben wird, um die Lage der Gemeinschaften vor Ort zu verbessern, die von Klimawandel betroffen sind.

Aber die Grundwasserschichten, denen die Bauern das Wasser entnehmen, werden zwei Mal so schnell entleert, wie sie sich wieder auffüllen können. Das ist die Erkenntnis des Welternährungs- und des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen in Jordanien.

Laut Schätzungen im Rahmen es IUCN-Projekts haben „illegale Grundwasserentnahmen, schrumpfende Regenfälle und hohe Temperaturen“ eine direkte Auswirkung auf „den Grundwasserspiegel sowie die Qualität von Wasser und Böden“. Unkräuter, Chemieeinsatz und Bewässerung hätten laut Report ebenfalls zugenommen. Die Folgen des Klimawandels verringerten auch die „Produktionsflächen, die Qualität der Ernten und die Mengen, die pro kultiviertem Gebiet erzeugt“ würden.