„Muslime & Globalisierung“ – Die so genannte internationale Gemeinschaft tut wenig, um das Leben von Kindern im Krieg zu schützen. Von Thalif Deen

Ausgabe 243

(IPS). Die ansteigenden Todeszahlen von Zivilisten, insbesondere Frauen und Kindern, in anhaltenden Konflikten provozieren starke Protestnoten von internationalen Einrichtungen und Menschenrechtsorganisationen. Inmitten dieser Entwicklung schauen die Vereinten Nationen hilflos zu, während sich die Tötungen vervielfältigen.

Die größten Täter sind die Konfliktparteien in den „fünf Ländern der Welt mit den größten Konflikten“, namentlich Syrien, Irak, Südsudan, die Zentralafrikanische Republik (ZAR) und der Jemen, wo die Menge der Zivilopfer stündlich ansteigt. Nach Angaben von UNICEF gab es seit dem Zweiten Weltkrieg niemals so viele Kinder auf der Flucht wie heute.

Die Genfer Konvention von 1949, welche das grundlegende Kriegsrecht festlegt, wird anhaltend, neben anderen Orten, in folgenden Ländern verletzt: Afghanistan, Libyen, Gaza, Nigeria, Myanmar, Somalia und in der Demokratischen Republik Kongo (DRC).

Nach Angaben der UN-Kinderorganisation wachsen rund 230 Millionen Kinder inmitten von bewaffneten Konflikten auf. Daran beteiligt sind Regierungen und „Terrorgruppen“ wie Boko Haram, der „Islamische Staat“ (IS) und die Lord’s Resistance Army (LRA). Laut ihres Berichts ist der Jemen einer der schlimmsten Fälle. Im Durchschnitt werden dort täglich acht Kinder getötet oder verkrüppelt. Beinahe 400 Kinder kamen nach der Gewalteskalation vor vier Monaten ums Leben. 600 weitere erlitten Verletzungen.

In den letztmaligen Angriffen gegen Gaza (2014) starben mehr als 2.100 Menschen, darunter 1.462 Zivilisten. Darunter waren 495 Kinder und 253 Frauen. Zeitgleich starben 72 Israelis, unter ihnen befanden sich sieben Nonkombattanten.

Auf einem Beitrag vor dem Sicherheitsrat, während einer offenen Debatte über Kinder in bewaffneten Konflikten, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon vor einem Monat, dass es ein „moralisches Gebot und eine rechtliche Verpflichtung“ gebe, Kinder zu beschützen. Und sie sollten „niemals durch nationale Interessen gefährdet werden“. 2014 sei in dieser Hinsicht das schlimmste Jahr der jüngsten Geschichte für Kinder gewesen, die in von Krieg zerrütteten Staaten leben.

Die UNICEF-Vertreterin im Jemen, Julien Harneis, bezeichnete den dortigen Krieg als besondere Tragödie. „Kinder werden durch Bomben und Kugeln getötet. Die Überlebenden stehen vor der wachsenden Gefahr von Krankheiten und Mangelernährung. Das kann unmöglich so weitergehen“, meint sie. So verheerend der Konflikt für das Leben der Kinder in diesem Augenblick sei, heißt es in dem UNICEF-Bericht, „so wird er schreckliche Konsequenzen für die Zukunft haben“. Im ganzen Land benötigen beinahe 10 Millionen Kinder (80 Prozent derjenigen, die unter 18 Jahre alt sind) dringende humanitäre Hilfe. Mehr als 1,3 Millionen Menschen mussten ihre Wohnorte verlassen.

Rebeca Rios-Kohn, Direktorin der New Yorker Filiale der Hilfsorganisation Arigatou, die sich um Kinder auf der Graswurzelebene kümmert, hofft dabei für eine Verbesserung der Lage auf einen interreligiösen Dialog. Dieser könne entscheidend sein, Verhaltensänderungen in jenen Weltgegenden herbeizuführen, die von bewaffneten Konflikten betroffen seien. „Religiöse Führer mit starker moralischer Autorität und Glaubwürdigkeit können einen positiven Wandel beeinflussen“, fügte sie hinzu. Ein Beispiel sei der „Korridor des Friedens“, der von der UNICEF gefordert wird, um die Impfung von Kindern in Kampfgebieten zu ermöglichen.

Jo Becker, Themendirektor bei Human Rights Watch, verwies darauf, dass in Kriegen auch die Bildung von Kindern leidet. Im letzten Jahr zerstörten bewaffnete Gruppen oder Armeen mehr als 1.000 Schulen. Am stärksten betroffen davon waren Schulen in Palästina, wo israelische Luftangriffe und Artilleriebeschüsse 543 Schulen zerstörten oder beschädigten. In Nigeria führten die bewaffneten Extremisten von Boko Haram 338 Angriffe gegen Bildungseinrichtungen durch.

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