„Muslime & Globalisierung“ – Muslimische Führer fordern mutige Schritte beim Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Von Sajeed Sharif

Ausgabe 243

(TMO). Muslimische Führer haben in einem Weckruf 1,6 Millarden Muslime in aller Welt aufgefordert, einen Ausstieg aus der Emission von Kohlendioxid bis 2050 anzustreben. Eine 100-prozentige Umstellung auf erneuerbare Energien sei die einzige nachhaltige Strategie. Die Großmuftis vom Libanon und von Uganda unterschrieben eine „Islamische Deklaration“ zum Klimawandel auf einem Symposium in Istanbul – zusammen mit Gelehrten und Lehrern aus 20 verschiedenen Ländern.

In ihrer gemeinsamen Stellungnahme stellten sie verschiedene detaillierte politische Forderungen auf. Damit soll vor dem Pariser Klimagipfel der Druck auf die Golfstaaten, wichtige Verbraucher von Energie und Ressourcen, erhöht werden. „Wir rufen besonders die wohlhabenden Nationen und erdölerzeugenden Länder auf, die Bewegung weg von der Erzeugung der Treibhausgase so früh wie möglich voranzutreiben; und nicht später als in der Mitte des Jahrhunderts“, heißt es in der Deklaration.

In Paris müsse man sich auf klare Vorgaben bei der Reduktion von Emissionen einigen. Ebenso müsse ein Überwachungssystem geschaffen werden. Außerdem brauche es „großzügige finanzielle und technische“ Hilfen für die ärmeren Länder. Sie benötigten Unterstützung, sich von fossilen Brennstoffen abzunabeln.

Bisher ist Marokko das einzige Land im Nahen Osten und in Nordafrika, dass eine Selbstverpflichtung für Klimaziele vor der Konferenz vorgestellt hat. Hakima el-Haite, die Ministerin für Umweltschutz des Landes, hofft, die Erklärung könne dabei mithelfen, das Denken und Verhalten bezüglich des Themas in einigen Golfstaaten zu verändern. „Es ist ein bewegender Ruf für einen spirituellen Kampf gegen Klimawandel, der für Muslime sehr wichtig werden wird“, sagte sie gegenüber Medienvertretern. Es gehe um Fragen wie Gerechtigkeit, Verantwortlichkeit und Differenzierung in dem Pariser Abkommen. „Ich denke, der richtige Weg über diese Art Aufruf geht über den Qur’an.“

El-Haite ging davon aus, dass Saudi-Arabien und andere erdölerzeugenden Länder ein Klimaabkommmen in Paris unterzeichnen würden. Es brauche aber internationale Hilfe, um die „Finanzlücke“ zu überbrücken, die bei der Umstellung der Energieformen nötig wäre.

Die Istanbul-Erklärung wurde von muslimischen Führungsgestalten von Bosnien bis Istanbul beschlossen. Sie richtet sich an Politiker, Unternehmen und die Bevölkerungen. Sie trägt in sich nicht nur eine universale, sondern auch eine bedrohliche Botschaft. „Wir sind gefährdet, das Leben, wie wir es kennen, auf unserem Planeten zu beenden“, hieß es darin. „Die gegenwärtige Rate des Klimawandels kann nicht aufrechterhalten werden. Und das feine Gleichgewicht der Erde (Al-Mizan) könnte bald verloren sein.“

Din Syamsuddin, Vorsitzender des Indonesischen Gelehrtenrates (MUI), der 210 Millionen Muslime repräsentiert, sagte: „Wir verpflichten uns dazu, alle Empfehlungen umzusetzen. Die Klimakrise muss durch gemeinsame Anstrengungen angegangen werden.“ Der MUI hat bereits eine Fatwa gegen illegalen Bergbau veröffentlicht.

In der letztgültigen Version wurde eine ganze Reihe materieller Fragen angesprochen. Dazu gehören unter anderem: Divestment, ökonomische Kreisläufe und Reduzierung von Wachstumsraten. „Einem unbegrenzten Wirtschaftswachstum auf einem Planeten hinterherzujagen, der endlich ist und bereits überladen wird, funktioniert nicht. Wachstum muss weise und gemäßigt angestrebt werden“, findet sich in einer Passage.

Eine andere verlangt von Unternehmen und der Wirtschaft, „die Konsequenzen ihres Profitstrebens zu schultern“. Sie müssten eine sichtbar aktivere Rolle in der Reduzierung ihres Kohlendioxidausstoßes spielen. Das gleiche gelte auch für andere Formen der Einwirkung auf die natürliche Umwelt.

Christiane Fiqueres, Klimachefin bei den Vereinten Nationen, war der Ansicht, dass die Zukunft sauberer Energie in der Werteordnung der Menschen begründet liegt. Die Lehren des Islams, welche die Pflichten des Menschen „als Sachwalter auf der Erde“ betonten, sowie die Rolle von Lehrern als legitimen Autoritäten, „beleuchten die Wege zum richtigen Handeln in Sachen Klimawandel“, sagte Fiqueres.

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