Die wohlhabenden Golfstaaten interessieren sich vermehrt für eine Süd-Süd-Kooperation

Ausgabe 225

(IPS). Während die Idee einer Süd-Süd-Zusammenarbeit (SSC) weltweit immer stärker wird, beginnen einige der reichsten Staaten in der arabischen Welt damit, sich den Armen und Bedürftigen in den Entwicklungsländen anzunähern. Die Hilfen nehmen zumeist die Form von gestützten Krediten, Investments, Schuldenstreichungen, Infrastrukturmaßnahmen, technischen Kooperationen und Feldversuchen mit neuen Technologien und Produkten an.

Mindestens drei Finanzierungsmechanismen – der Saudische Entwicklungsfonds, der Kuwaitische Fonds für Arabische Wirtschaftsentwicklung und der Abu Dhabi Fonds für Entwicklung – finanzieren derzeit Projekte zum Schuldendienst in vielen Entwicklungsländern, mehrheitlich in Afrika. In ihrem letzten Bericht zur Zusammenarbeit der südlichen Länder erwähnen die Vereinten Nationen insbesondere die 44 Milliarden US-Dollar schwere Islamische Entwicklungsbank (IDB), die von der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) im saudischen Jeddah betrieben wird. Ihre Darlehen und Investments sind über viele muslimische Länder in Afrika und Asien verbreitet. Gleichzeitig bietet der Kuwaitische Fonds für Arabische Wirtschaftsentwicklung gestützte Kredite für öffentliche und private Unternehmen.

Der dramatische Zuwachs bei der innersüdlichen Zusammenarbeit wurde ­gerade durch die erste Ausstellung zur Regionalen Süd-Süd-Entwicklung der arabischen Staaten in der katarischen Hauptstadt Doha beleuchtet. Dort wurden vor mehr als 500 Delegierten aus 45 Ländern Erfolgsgeschichten und gemeinsame Erfahrungen vorgestellt. Yipping Zhou, Leiter des New Yorker UN-Büros für Süd-Süd-Kooperation bezeichnete diese Expo als direkte Antwort auf die Anfragen von Mitgliedsstaaten und institutionellen Partnern nach praktischen Lösungen für den Süden. „Mit ihrem Fokus auf Austausch über Wissen und Erfahrung kamen hier Akteure zusammen, um die Folgen der innersüdlichen Entwicklungszusammenarbeit durch konkrete Anstrengungen zu vertiefen“, fügte Zhou hinzu.

Durchschnittlich werden immer mehr finanzielle Ressourcen aus der arabischen Welt an arme Länder verteilt. Das sind 40 Prozent der gesamten arabischen Finanzhilfe an Empfänger des Internationa­len Entwicklungsprogramms der Weltbank. Hinzu kommt, dass 20 Prozent aller arabischen Darlehen für Länder gedacht sind, die als schwerverschuldet (HIPC) gelten. Darunter sind Afgha­nistan, Ghana, Kamerun, Mali und Senegal. Auf dem UN-Gipfel zur Organisation von humanitärer Hilfe für Syrien versprach Kuwait die deftige Summe von 500 Millionen US-Dollar. Damit liegt das Emirat weit vor den 380 Millionen, die von den Vereinten Arabischen Emiraten zugesagt wurden. Saudi-Arabien und Qatar leisteten mit jeweils 60 ­Millionen US-Dollar ebenfalls wichtige Beiträge.

„Keine einzelne Nation oder Gemeinschaft hat alle Antworten“, meint Mourad Wahba, Regionaldirektor für das UN-Entwicklungsprogramm in den Arabischen Staaten. „Daher ist die Doha-Expo so wichtig, weil sie die gemeinsame Kreativität unserer Region dokumentiert.“ Die Ausstellung präsentiere auch „einen starken Anreiz für alle arabischen Länder, von solch erfolgreichen Erfahrungen zu lernen, um spürbare Entwicklungsergebnisse in der ganzen Region zu erzielen“, so Wahba.

Laut einem Bericht des UN-Entwicklungsprogrammes (UNDP) sind die Vereinten Arabischen Emirate ganz besonders aktiv auf dem Gebiet der erneuerba­ren und alternativen Energien und sauberen Technologien. Masdar, eine Tochter der Mubadala Development Com­pany in Abu Dhabi organisiert den jährlichen Gipfel für Zukünftige Energie. Dieser erwies sich als wichtige Plattform für Wissenstransfer unter den vielen Ländern des Südens.

Zur gleichen Zeit ist die Mohammed Al Maktoum Foundation eine der größten Stiftungen in der arabischen Welt. Sie verfügt über eine Stiftungssumme von 10 Milliarden US-Dollar und wurde als „wichtige humanitäre Organisation“ der arabischen Welt beschrieben. Dubai Cares, die Grundschulerziehung in Entwicklungsländern finanziert, ist mit einer Stiftungssumme von mehr als einer Milliarde US-Dollars versehen.