Trump vs. Vatikan

(dpa/IZ). Papst Franziskus hat den Vorschlag von US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump zum Bau einer Mauer an der US-Grenze zum Nachbarstaat Mexiko scharf kritisiert. «Eine Person, die daran denkt, Mauern statt Brücken zu bauen, ist nicht christlich. Das ist nicht das Evangelium», sagte der Argentinier laut Vatikan-Mitteilung am Donnerstag auf dem Rückflug von seiner Mexiko-Reise nach Rom.
Er wolle sich nicht in die US-amerikanische Politik einmischen, erklärte das katholische Kirchenoberhaupt. «Ich sage nur, dieser Mann ist kein Christ, wenn er solche Dinge sagt. Dann muss man schauen, ob er das so gesagt hat oder nicht.» Trump hatte sich im Vorwahlkampf in den USA als Bewerber für die Kandidatur der konservativen Republikaner unter anderem für einen strikteren Umgang mit Einwanderern aus Mexiko stark gemacht und warf ihnen vor mehrheitlich kriminell zu sein. In Wahlkampfreden wirbt Trump damit, dass er die Regierung Mexikos gegen ihren Willen zudem für die Mauer zahlen lassen werde.
Auf Facebook veröffentlichte der Präsidentschaftskandidat als Reaktion einen Beitrag, in dem er das Urteilsvermögen des Papstes in Frage stellt und sich selbst als einen Christen stilisiert, der den Schutz des Christentums besser im Blick habe. Zudem erwähnte er erneut den pauschalen Vorwurf der vermeintlichen Kriminalität und des Drogenhandels, der mit der Einwanderung aus Mexiko einherginge.
Anhänger Trumps kommentieren die Kritik des Papstes um einiges schärfer. Sie werfen ihm «Heuchelei» vor in Anbetracht der Tatsache, dass um einen Großteil von Vatikanstadt Mitte des 9. Jahrhunderts auch eine Mauer gebaut wurde. Offene Zweifel am christlichen Glauben des Papstes werden nur übertroffen von dem Vorwurf «Jude», «ungläubiger Kommunist» oder «insgeheim Muslim» zu sein.
Das Reaktionsmuster erinnert teilweise an Anhänger der islamfeindlichen Pegida-Bewegung oder der rechtspopulistischen Partei AfD, die nach vorangegangener Kritik durch Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche den Geistlichen Heuchelei und Auslieferung des Christentums vorwerfen.