Ökonomisches Schlachtfeld. In Pakistan konkurrieren China und die USA

Ausgabe 279

Foto: Rizwan Shinaki, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 4.0

(VOJ). Pakistan steht vor einer wachsenden, an Schwere zunehmenden Wirtschaftskrise. Sie ereignet sich vor dem Hintergrund von großen Infrastrukturprojekten wie dem ­China-Pakistan Wirtschaftskorridor (CPEC). Beim CPEC werden Brücken, Eisenbahnlinien und Straßen gebaut; genau das, was ­Pakistan braucht, um seine Wirtschaft wieder in Gang zu bringen.
Das Projekt soll die Infrastruktur des Landes umwälzen. Allerdings gibt es Anzeichen, dass es zu kurzfristigen Wirtschaftsproblemen führen wird. Denn die Rückzahlung von Krediten wird Islamabads Devisenreserven weiter verringern. So entstand auch ein großes ­Leistungsbilanzdefizit.
Die frühere Regierung hat eine Schwächung der Währung zugelassen, Zinsraten angehoben und die Auslandsreserven des Landes ausgegeben. Jetzt muss das Land beim Internationalen Währungsfonds (IWF) nach einem Rettungspaket in Höhe von 12 Milliarden US-Dollar anfragen. Wahrscheinlich ist, dass die globalen Währungshüter im Gegenzug eine drastischere Finanz- und Wirtschaftspolitik von Pakistan einfordern und keine Kredite ohne Bedingungen vergeben werden.
Parallel dazu streiten die USA und China um den ökonomischen Einfluss im Land zwischen Hindukusch und Sindh. So wollte Washington offiziell von Peking und Islamabad wissen, mit welchen Bedingungen chinesische Kredite verbunden sind. Nach Ansicht das US-Ökonomen Gareth Leather werde der IWF eine viel größere Transparenz bei chinesischen Investitionsprojekten verlangen. Wahrscheinlich werde dies die Chinesen verärgern. Ihnen gefällt der Fakt, dass bisher niemand genau weiß, wie viel Peking an ­solchen Projekten verdient.
Der Währungsfonds dürfe von Pakistan auch eine beträchtliche Kürzung bei seiner Ausgabenpolitik verlangen. Das bedeutet, dass ­Imran Khan, der auch mit dem Gespräch zur Schaffung eines Wohlfahrtsstaates die Wahlen gewann, eher das Gegenteil tun muss: Ausgaben streichen. Das könnte sehr unpopulär werden.
Pakistan hat sich zwischen zwei Stühle manövriert. Auf der einen Seite China, von dem es viel geliehen hat, und auf der anderen der westlich dominierte IWF, der ein kurzzeitiger Retter sein könnte. Damit ist die pakistanische Wirtschaft zu einem weiteren Schlachtfeld zwischen den Vereinigten Staaten und China geworden. Als größter Einzahler in den ­Währungsfonds haben die USA erheblichen Einfluss auf dessen Entscheidungen.
Forderungen von Washington an China, die Bedingungen der CPEC-Kredite zu ver­öffentlichen sowie seine Investitionen einzuschränken oder gar einzustellen, könnte zu einem brutalen Schlagabtausch führen. China ist der zweitgrößte Anteilseigner beim IWF, hat aber kein Vetorecht bei Vorstandsentscheidungen des Fonds.
Beobachter befürchten, dass die USA bei einer erfolgreichen Blockade möglicher Rettungskredite eine erhebliche Krise für Imran Khans junge Regierung bewirken könnte. Zu den Folgen könnten rapide Inflation, Bankruns, Kapitalflucht und neue Importkontrollen ­gehören. Asad Umar, der Finanzminister, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Regierung nicht ausschließen könne, in China um ein Rettungspaket zu bitten, anstatt sich an den IWF zu wenden.
Die Herausforderung für Imran Khan dürfte in der Handhabung der Erwartungen liegen. Er ist eine pakistanische Erfolgsgeschichte. Seine Wahl könnte neue Türen für Pakistan öffnen. Aber, wie er die kalten, harten Nummern der Wirtschaft kommuniziert, wird mehr als alles andere seinen Erfolg beeinflussen.