Okay, in Schweden gab es nichts. Dafür in sechs anderen Ländern

Screenshot: DailyBeat

(iz). Als der US-Präsident Donald Trump am Samstag auf einer Kundgebung darauf aufmerksam machen wollte, was “letzte Nacht in Schweden” passiert sei, staunten viele Leute nicht schlecht. Allen voran die Schweden waren überrascht zu hören, dass es einen Vorfall in ihrem Land gegeben haben soll.
Nachdem man feststellte, dass es überhaupt keinen derartigen Fall gab, entlud sich das Internet in Witzen über die Fehlinformation Trumps. Dem Sachverhalt wurden gar ganze analytische Artikel gewidmet. In sozialen Netzwerken übertraf einer den anderen in sarkastischen Solidaritätsbekundungen.
Die Witze waren teilweise ganz gut. Zugegeben. Ein Glück, dass in Schweden nicht wirklich etwas passiert ist.
Weniger Glück aber hatten Nigeria, Somalia, Ägypten, der Irak und die Türkei. Denn dort gab es am selben Tag tatsächlich Vorfälle. Gewaltsame, terroristische Vorfälle, die allesamt Tote hinterließen. Nur war das, gelinde gesagt, eher nebensächlich.
Nun, ich bin kein Freund des Whataboutism und mir lag es immer fern, Ereignisse (und in dem Fall, Nichtereignisse) gegeneinander aufzuwiegen. Es hat seine Gründe, warum die Redaktion der IZ beispielsweise nicht in Breaking-News-Manier Einzelereignisse behandelt.
Viel eher stellt sich hier die Frage, ob die kollektive Selbstbelustigung im Rahmen des „Trump ist doof”-Konsens, in dem Fall wirklich zur Aufklärung über falsche Informationen, oder nennen wir sie passend zum Zeitgeist „Fake News”, beitragen. Wenn man im gleichen Moment vergisst, echte Informationen zu verbreiten.
Denn, was immer in Schweden hätte sein können, fand woanders real statt. In der türkischen Region Sanliurfa wurde bei einem Bombenanschlag, welcher der Terrororganisation PKK zugeschrieben wird, ein elfjähriges Kind getötet. Im somalischen Mogadischu starben zwei Kinder vor den Augen ihrer Eltern in Folge eines Mörser-Angriffs der Terrororganisation Al-Shabaab.
Das mediale Interesse, ferner auch das der Medienkonsumenten fokussierte sich auf die Feststellung eines Nichtereignisses. So wichtig die Behandlung der Negativpotenziale von fehlinformierender Berichterstattung auch ist, irgendwer muss die korrekte Berichterstattung am Ende auch vormachen. Wenn Trumps Worte die Medienwelt derartig beherrschen können und die Medienwelt nicht erkennt, dass dieser Eindruck wiederum die breite Masse der Konsumenten beherrscht, ist das eine nichtzuunterschätzende Krise der Kommunikation.