Ramsis Kilani über die Comics von Sulaiman Bakhit

Ausgabe 238

(iz). Die arabische Jugend braucht Idole, findet Suleiman Bakhit. „Wo ist die arabische Barbie? Wo ist der arabische Superman?“ Auf der Suche nach ihnen schuf der jordanische Student selbst Helden, die dem Märtyrer-Narrativ von Fundamentalisten eine Alternative entgegensetzen sollten.

Suleiman Bakhit, Sohn des zweima­ligen jordanischen Premierministers Marouf al-Bakhit, begann sein Studium der Betriebswirtschaft in Minnesota. Dort schlugen vier Studenten den jungen Araber Tage nach den Anschlägen des 11. Septembers aufgrund seiner Herkunft zusammen.

Dies veranlasste ihn, an amerikanischen Grundschulen Aufklärungsarbeit zu leisten. Irritiert wurde er während dieser durch die Frage einer Schülerin, die sich nach einer arabischen Barbie erkundigte, woraufhin auch die Jungen einstiegen und erregt nach arabischen Superhelden fragten. Bakhit musste verneinen, doch fasste gleichzeitig einen Entschluss.

Er kehrte nach Jordanien zurück und gründete 2006 die Firma Aranim Media Factory. Nachdem er sich das Zeichnen selbst beigebracht hatte, versammelte Bakhit fünf Festangestellte um sich und nahm zusätzlich Kontakt zu zehn Online-Mitarbeitern in Brasilien, Japan, China und auch in Deutschland auf. Auch in Jordanien nahm der frisch gebackene Künstler seinen Aktivismus an Schulen wieder auf. Die Antwort der Kinder auf die Frage, wer ihre Helden seien, fiel ebenfalls ernüchternd aus: „Nun ja, wir haben keine wirklichen Helden… aber wir hören eine Menge von Bin Laden und Zarqawi, wie sie uns gegen den Westen verteidigen, der uns töten möchte.“

Nach dem Lesen seiner Comic-Bücher hatten die Kinder allerdings plötzlich ganz andere Helden: Saaluk, der arabische Robin Hood, der Bedürftigen Geld, Mut und Hoffnung schenkt zum Beispiel. Andere Reaktionen auf die ersten Publikationen der kostenlosen Comics fielen hingegen äußerst brutal aus.

Jordanische Extremisten griffen Suleiman Bakhit an und verletzten sein Ge­sicht mit einer Rasierklinge. Die Narbe, die von der Stirn bis tief unter den Wangenknochen reicht, ist auch heute noch deutlich sichtbar. Obwohl er ihnen nach eigener Aussage dankbar für diese „Steigerung der eigenen Attraktivität“ sei, setzt er sich weiterhin kritisch mit der psy­chischen Motivation auseinander. Für ihn entspringt das Vorgehen extremistischer Gruppen, die sich durch Gewalt profilieren, der Scham. Einer Scham, die durch Gewalt auf andere übertragen werden soll.

Auch Figuren wie Bin Laden oder al-Baghdadi schreibt Suleiman Bakhit diese Attributierung zu. Seiner Ansicht nach instrumentalisieren Fundamentalisten wie Bin Laden den Werdegang des Propheten Muhammad, um ihn künstlich auf sich selbst zu übertragen und so auch bei Kindern und Jugendlichen den Mythos einer Idolfigur zu kreieren: einen Ersatz für fehlende Helden. Bakhit bricht den eigenen Ansporn und die Zielsetzung seiner Arbeit daher auf ein Zitat herunter: „Wenn du nicht an Helden glaubst, wirst du sie nicht finden, nicht einmal in dir selbst.“

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