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Schriftstellerin Arundhati Roy blickt mit Sorge auf Indien

Foto: Vikramjit Kakati, Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-Sa 3.0

Oberursel (KNA). Arundhati Roy (56), indische Autorin, ist besorgt über die Situation in ihrem Land. In Indien herrschten momentan schwierige Zeiten und das politische Klima spitze sich zu, sagte die Schriftstellerin in einem Interview der Zeitschrift „Publik-Forum“. „Mich beunruhigt, dass die Regierung angesichts ihres Versagens an allen Fronten gezielt zum Hass und zum Mord an Muslimen aufruft.“
Vor allem die Fernsehsender verbreiteten „gefährliche Hetze“; der Raum für öffentliche Debatten sei rapide geschrumpft, so Roy. Sie fügte allerdings hinzu, dass es zunehmend Proteste gegen die Einschüchterung gebe.
In ihren Veröffentlichungen kritisierte Roy wiederholt das indische Kastensystem. „Für mich ist diese Hierarchie der Kasten das Schlimmste in Indien“, sagt die Autorin, die 1997 mit ihrem ersten Roman „Der Gott der kleinen Dinge“ weltweite Beachtung fand.
Anders als die meisten Inder gehöre sie selbst nicht zu einer bestimmten Kaste, „weil meine Mutter als Christin einen Hindu geheiratet hat und später geschieden wurde“, führte Roy aus. Die indische Gesellschaft habe die „Ungerechtigkeit“ des Kastenwesens jedoch geradezu „institutionalisiert“. Eine solche Einteilung der Menschen empfinde sie als „verabscheuungswürdig“.
Besorgt äußert sich Roy auch zu der seit Ende der 1990er Jahre regierenden Bharatiya-Janata-Partei (BJP). Seit sie an der Macht sei, gebe es wieder Atomtests und einen neuen indischen Nationalismus. Die Partei habe zudem die sozialen Verwerfungen in Indien vertieft und sei dafür verantwortlich, dass viele Menschen nicht einmal lesen und schreiben können, geschweige denn genug zu essen hätten.
Arundhati Roy gilt als eine der bekanntesten Intellektuellen und politischen Aktivistinnen in Indien. Sie stammt aus einer christlich-hinduistischen Familie und hat nach ihrer Schulzeit Architektur studiert. Ihr erster Roman ist 1997 erschienen und trägt den Titel „Der Gott der kleinen Dinge“. Er ist inzwischen in 38 Sprachen übersetzt, aber noch in keine indische. Ihr zweiter Roman „Das Ministerium des äußeren Glücks“ ist seit Frühjahr 2017 auf dem Markt und im August auch auf Deutsch erschienen.