Schura Rheinland-Pfalz lehnt einen Sonderweg für Muslime ab

Ausgabe 223

Muslimische Landesverbände, die konkret an der Realisierung eines Islamischen Religionsunterricht beteiligt sind, haben ein Interesse daran, dass Einheitlichkeit und Zuverlässigkeit in der Ausbildung von zukünftigen Religionslehrern gewährleistet werden.

Die Schura Rheinland-Pfalz Landesverband der Muslime verfolgt mit Interesse die öffentliche Diskussion um Professor Dr. Mouhanad Khorchide, dem Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Uni Münster. „Aufgrund seiner Funk­tion als wissenschaftliche Begleitung des Modellprojektes Islamischer Religionsunterricht in der Sekundarstufe I in Rheinland-Pfalz“ sehe die Schura Rheinland-Pfalz die Haltung und Position von Professor Mouhanad Khorchide sowohl zur Anbindung von islamischen Lehrstühlen an die islamischen Religionsgemeinschaften, als auch zu den theologischen Inhalten seiner Veröffentlichungen, „als nicht tragbar“.

„Die Trennung von Staat und ­Religion ist eine in Deutschland historisch gewachsene Notwendigkeit für die Religionsfreiheit. Auch ein Islamprofessor sollte dieses Prinzip wie alle anderen Theolo­gen respektieren und diese nicht in ­Frage stellen“, hieß es in einer Presseerklärung das Landesverband. „Wir sägen hier an dem Ast, auf dem wir hierzulande alle sitzen.“ Die Infragestellung der Anbindung von islamischen Religionsgemeinschaften bei Besetzung von islamischen Lehrstühlen durch Prof. Khorchide in einem Interview stelle eine Gefährdung unseres säkularen Staates dar.

Denn im Umkehrschluss bedeute das, dass der deutsche Staat die islamischen Glaubensinhalte mittragen müsse. Das wäre ein Verstoß gegen unsere Verfassung. „Einen Sonderweg für Muslime lehnen wir als Schura Rheinland-Pfalz kategorisch ab“, teilt Avni Ismajli, Jurist und Vorstandsmitglied der Schura Rheinland-Pfalz, in Mainz mit.

Die Religionswissenschaftlerin Misbah Arshad, religionswissenschaftliche Beraterin der Schura Rheinland-Pfalz, bemängelte die Konformität Mouhanad Khorchies „Theologie der Barmherzigkeit“ mit den allgemeinen Grundsätzen des Islams. „Herr Khorchides Glaubens­vorstellung, wie er sie in seinem Buch ‘Islam ist Barmherzigkeit’ schildert, bei der der Glaube an Gott für das Muslimsein nicht zwingend erforderlich sei, schließt sich selbst als islamische Glaubenslehre aus. Sowohl bei Sunniten, als auch bei Schiiten, ist die Bedingung für das Muslimsein das ­Glaubensbekenntnis der Muslime, das den Glauben an Gott und den Propheten Muhammed beinhaltet“, erläutert Frau Arshad.

„Wir schließen uns dem Bedenken vom Koordinationsrat der Muslime als gemeinsamer Organisation der islamischen Bundesverbände DITIB, ZMD, VIKZ und Islamrat, der Schura Niedersachsen, der Schura Hamburg, der Schura Bremen und der Schura Schleswig-Holstein an und halten Herrn Khorchide sowohl für die Ausbildung von islami­schen Religionslehrern als auch für die Evaluation des IRU in Rheinland-Pfalz für nicht tragbar“, fasste der ­Vorsitzende der Schura Rheinland-Pfalz, Mustafa Cimsit, die Position seines Landesverbandes zusammen.