Sehnsucht nach Frieden

Ausgabe 305

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Die betroffenen Muslime im Süden des Landes hoffen, dass zukünftige Verhandlungen mit der Regierung nicht zu einer bloßen Formalität verkommen.

(AA). Moment gibt es in Thailand massenhafte Proteste gegen die Politik des Landes. Wäh­rend es die Berichte über die Demonstrationen in unsere Medien schaffen, bleibt übersehen, dass es in muslimisch geprägten Provinzen des Südens Prob­leme mit Terrorismus, Separatismus sowie Fehlentwicklungen gibt.

Ende September traf die Regierung eine Delegation aus muslimischen Gruppen, um sie zur anhaltenden Gewalt im Süden anzuhören. Die sogenannte Südliche Thai-Friedensdelegation stand unter Führung von Baba Abdulrahman, dem Vorsitzenden Islamischen Pattani-Religionsrates. Die Regierung wurde durch Wanlop Rusanaoh vertreten.

Die muslimischen Vertreter baten die Regierung, den Freitag zu einem öffentlichen Feiertag zu machen sowie das von Muslimen gesprochene Malaiisch zu einer offiziellen Sprache in den Provinzen Süd-Pattanien, Yala, Narathiwat und Songkhla zu machen. Sie schlugen vor, ausreichend islamisch Gebildete die Verantwortung für die Hadsch zu übertragen, religionssensitive Gesetze für die Provinz einzubringen und die Entwicklung einer Halal-Industrie voranzutreiben.

Zustimmung fand das Treffen bei Teuku Zulkhairi. Er ist Experte für südostasiatischen Islam an der Ar-Raniry State Islamic University. Malaiische Muslime hätten eine lange und vitale Geschichte im Süden des Landes. Dort seien Muslime keine neue Gemeinschaft, sondern bereits seit dem 15. Jahrhundert anwesend. Ihre Präsenz führte zur Gründung des Königreiches Patani Darussalam. „Der Begriff Pattani leitet sich aus dem arabischen al-Fatani ab, was sich mit ­‘Intellektuelle’ übersetzen ließe. In dieser Region wurden viele muslimische Gelehrte geboren“, erläuterte Zulkhairi.

1785 wurde das Königreich durch den damaligen Thai-König erobert. Siam (die damalige Bezeichnung für Thailand) übernahm die Kontrolle des gesamten Gebietes und teilte es in sieben Provinzen auf. 1901 brach König Chulalongkorn den Friedensvertrag mit den Einwohnern der Region und begann eine militärische Kampagne. Sie endete 1909 im siamesisch-britischen Vertrag, der dem Königreich erlaubte, den gesamten Süden zu annektieren.

Es sei wichtig, so der Experte, dass die Regierung muslimischen Minderheiten die Freiheit gebe, islamische Lehre in ihrer Sprache zu ermöglichen sowie einen entsprechenden Lehrplan zu entwickeln. Auch müssten die größten muslimischen Länder Südostasiens – Indonesien und Malaysia – Bangkok dazu ermutigen, die Rechte der Minderheit zu respektieren.

Könnten Muslime im Süden Thailands in Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit leben, hätte das einen positiven Einfluss auf das Image des Landes im Ausland. „Nun ist die Regierung herausgefordert, ihre Entschlossenheit zu beweisen“, sagte der Experte.

Menschenrechtsaktivist Mustopha Mansor von der Malaysian Civil Society Solidarity Association, die regelmäßig humanitäre Hilfe im Süden leistet, denkt ähnlich über die Lage muslimischer ­Minderheiten. „Die Forderungen der mus­limischen Delegation waren in Übereinstimmung mit der Allgemeinen Menschenrechtserklärung von 1948“, meint Mansor. Auf ihrer Grundlage hätten muslimische Minderheiten das Recht, ihre Meinung auszudrücken, ihre Religion zu wählen und frei von Furcht zu leben.

Nach Angaben des thailändischen Menschenrechtsaktivisten Zahri Ishak war dies der dritte Besuch des verantwortlichen Regierungsvertreters im ­Süden, um mit muslimischen Vertretern zu verhandeln. „Er war hier, um Vorschläge oder Forderungen von verschiedenen Parteien zu hören. Wenn die ­Regierung will, kann es jederzeit getan werden.“ Das Regierungsteam dürfe dabei nicht unterlassen, den Dialog mit der einflussreichsten, separatistischen Gruppierung, der Malaiischen Natio­nalen Befreiungsfront (BRN) zu suchen. Mit ihr begann die Regierung am 21. Januar dieses Jahres einen Friedensprozess in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur.