Studie: Weltweit werden 20 Kriege und 222 Gewaltkonflikte ausgetragen

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Heidelberg (KNA). Weltweit 222 gewaltsam ausgetragene Konflikte zwischen Staaten, Volksgruppen oder politischen Gruppierungen verzeichnet das „Konfliktbarometer 2017“. Die vom Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) erarbeitete Studie listet dabei 20 Kriege als Auseinandersetzungen der höchsten Eskalationsstufe auf, 2 mehr als im Jahr zuvor. Die Zahl der „begrenzten Kriege“ sank um 4 auf nun 16.
Globale Kriegs- und Krisenherde sind demnach vor allem afrikanische Staaten südlich der Sahara sowie der Vordere und Mittlere Osten. Als einzigen Krieg auf europäischem Boden werten die Forscher die Kämpfe in der Ostukraine. Der Bericht verzeichnet auch Übergriffe mit fremdenfeindlichem Hintergrund in Deutschland: So habe es 2017 rund 1.400 Angriffe auf Flüchtlinge und ihre Unterkünfte gegeben.
Die afrikanischen Sub-Sahara-Staaten waren laut Studie mit zehn Kriegen und drei begrenzten Kriegen Schauplatz der meisten hochgewaltsamen Auseinandersetzung weltweit. Beispielsweise eskalierten 2017 die Auseinandersetzungen zwischen Milizen und der Regierung in der Demokratischen Republik Kongo zum Krieg. Auch die Kämpfe in Äthiopien zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen werteten die Heidelberger Konfliktforscher als Krieg.
Sechs Kriege und fünf „begrenzte Kriege“ beobachteten die Forscher im Vorderen und Mittleren Osten und den Maghreb-Staaten. Allein für Syrien werden drei Kriege aufgelistet: der Krieg zwischen Assad-Regime und oppositionellen Kämpfern, der Krieg zwischen rivalisierenden Oppositionsgruppen sowie der Krieg mit der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS).
Für Afghanistan verzeichnet die Studie in 2017 mindestens 7.000 Verletzte und 3.400 zivile Todesopfer. Die Opferzahlen stiegen laut HIIK hier im Vorjahresvergleich um neun Prozent. Gewalt gebe es im gesamten Land. Die Regierung kontrolliere nur 56 Prozent der 407 Distrikte des Landes.
Für Asien und Ozeanien listet das Konfliktbarometer 120 Konflikte auf, die aber zumeist nicht gewaltsam ausgetragen wurden. Nach den Übergriffen des Militärs in Myanmar auf die muslimische Rohingya-Minderheit kam es laut Bericht zu einer der größten Fluchtbewegungen des Jahres 2017: Mehr als 600.000 Rohingya flohen ins Nachbarland Bangladesch. Auf den Philippinen starben bei Kämpfen zwischen Regierung und islamistischen Gruppen 1.400 Menschen, 400.000 flohen vor der Gewalt.
Auf dem amerikanischen Doppelkontinent war laut HIIK 2017 der Drogenkonflikt zwischen Regierung und Kartellen in Mexiko der einzige Krieg. Hochgewaltsame Konflikte habe es zudem in Brasilien, El Salvador und – trotz des Friedensschlusses zwischen Regierung und FARC-Rebellen – in Kolumbien gegeben.
Zu den häufigsten Konfliktursachen zählt der Bericht ideologische – darunter auch religiöse – Gegensätze. Weitere wichtige Auslöser für gewaltsame und politische Auseinandersetzungen waren demnach ethnische Gegensätze, Kämpfe um Ressourcen wie Wasser und Land sowie um nationale Macht.
Das „Konfliktbarometer“ ist eine Initiative Heidelberger Politologen und gibt seit 1991 einen Überblick über Krisen, Konflikte und Kriege. Weltweit arbeiten rund 200 Wissenschaftler an dem Bericht mit.