Südafrika: Rechtsradikale Buren töteten einen Muslim aufgrund seines Aussehens. Der Angriff löste im multikulturellen Südafrika einen großen Schock aus. Ein Bericht von Afrika-Korrespondent Markus Schönherr

Ausgabe 207

(iz). Keine Freilassung gegen Kaution“, lautete das Ergebnis der ersten Anhörung diese Woche gegen einen der zwei rechtsextremen Schläger, die einen Muslim zu Tode geprügelt hatten. Muhammad Kazi, 27, hatte mit einem Freund ein Fastfood-Restaurant in Magaliesburg, etwa 170 km von Johannesburg, besucht. Zwei Afrikaans sprechende Weiße hatten Kazi vom Nebentisch ­wegen seines langen Barts verspottet. Diesen habe er zu Ehren des Propheten Moham­med getragen, berichtete sein Freund Anser Mahmood.

Sie hätten ihn „Bin Laden“, „Terrorist“ und „Kaffer“ (beleidigendes Wort für Schwarze) genannt. Vor dem Restau­rant schlugen die Rassisten dann auf Kazi und Mahmood ein. Wenige Stunden später starb Kazi im Kranken­haus. Zu Beginn der vorletzten Juliwoche wurden die Schläger wegen Mordes und Körperverletzung angezeigt. Einer der beiden Männer kam gegen eine Kaution von 200 Euro frei. Der brutale Mord löste im ethnisch und religiös bunt gemischten Land große Empörung aus. Während südafrikanische Medien von einem „Einzelfall“ sprechen, sehen viele einen lang anhaltenden Trend bestätigt.

Die südafrikanische Verfassung verbietet Diskriminierung aufgrund von Abstammung oder Religion und darauf gründet auch der Staat, wie er nach der Apartheid formuliert wurde. Mit Kopftuch und Schleier bekleidete Frauen sind am Arbeitsplatz weithin geduldet. In Südafrika leben rund 700.000 Muslime und der Islam ist die zweitgrößte Religion. Dennoch bleiben Muslime mit 1,5 Prozent der ­Gesamtbevölkerung eine kleine Minderheit.

Muslimische Organisationen verurteilten den Mord. Das Muslim Judical Council teilte in einer Aussendung mit: „Die Attacke entspringt einer Denkart, die nicht zwischen Fakten und Propaganda unterscheidet.“ Imame erklären die Gewalt gegen Muslime als ­Resultat eines Feindbild des Westens. Dieses wurde nach dem 11. September 2001 vor allem durch den US-amerikanischen „Krieg gegen den Terror“ geschaf­fen. Faisal Suliman vom South African Muslim Network sagt gegenüber der Islamischen Zeitung: „Das permanente Porträtieren von Muslimen und Islam in den Medien und in Hollywood-Filmen fördert Islamophobie.“

Ein südafrikanischer Blogger wunderte sich: „Wann wurde ein Bart zu einer tödlichen Waffe, um einen Angriff zu rechtfertigen?“ Wann wurde das Aussehen ein Grund für solche Schika­ne? Das Media Research Network, eine islamische Menschenrechtsgruppe, will die Antwort gefunden haben und ist besorgt, „dass Islamophobie in Südafrika ihre hässliche Fratze zeigt“. Vor dem jüngsten Übergriff in der Provinz Nordwest, mussten dies auch Muslime in KwaZulu-Natal beobachten. Unbe­kannte hatten hier Anfang Juli einen Schweinekopf in eine im Bau befindli­che Moschee geworfen und Poster von Schweinen aufgehängt.

Einem Muezzin untersagten Behörden, weiterhin zum Gebet aufzurufen, nachdem sich Anrainer wegen Lärm­ beschwert hatten. Dies hatte er 30 Jahre lang für dieselbe Moschee getan. Am 24. August wurde der Fall ­gegen Kazis Mörder auf Ende November verschoben.