, ,

Biden nennt Israels Vorgehen überzogen

usa biden Israel Hamas Angriff

Die USA drängen Israel schon länger dazu, den Schutz der Menschen im Gazastreifen zu verbessern. Jetzt werden die Ansagen immer deutlicher.

Washington/Tel Aviv (dpa/IZ) Angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen hat US-Präsident Joe Biden seinen Ton gegenüber der israelischen Regierung verschärft und das Vorgehen der Streitkräfte gegen die Hamas als unverhältnismäßig bezeichnet. „Ich bin der Ansicht, dass das Vorgehen bei der Reaktion im Gazastreifen überzogen ist“, sagte Biden am 08. Februar im Weißen Haus. Es gebe viele unschuldige Menschen, die hungerten, in Not seien oder gar ums Leben kämen. „Das muss aufhören.“

US-Außenminister Antony Blinken hatte bereits am Tag zuvor bei einem Besuch in Israel auffallend kritische Töne angeschlagen und die israelische Führung eindringlich ermahnt, im Gaza-Krieg mehr für den Schutz von Zivilisten zu tun. Die Entmenschlichung, die Israel bei dem Angriff der Hamas im Oktober erlebt habe, könne „kein Freibrief“ sein, um selbst andere zu entmenschlichen, sagte Blinken. Die täglichen Opfer, die die Militäroperationen der unschuldigen Zivilbevölkerung abverlangten, seien „immer noch zu hoch“. 

Die hohe Zahl ziviler Opfer im Gaza-Krieg und die desaströsen Lebensbedingungen der palästinensischen Zivilbevölkerung haben international scharfe Kritik am Vorgehen Israels ausgelöst. 

UN fürchten humanitäre Katastrophe bei Angriff auf Rafah 

Angesichts der Berichte über eine angeblich bevorstehende israelische Militäroffensive in Rafah im Süden des Gazastreifens warnte UN-Generalsekretär António Guterres vor einer humanitären Katastrophe und Folgen für die gesamte Region. „Die Hälfte der Bevölkerung des Gazastreifens ist nun in Rafah zusammengepfercht und kann nirgendwo anders hin. Berichte, wonach das israelische Militär als nächstes Rafah angreifen will, sind alarmierend“, schrieb Guterres auf der Nachrichtenplattform X, ehemals Twitter. „Eine solche Aktion würde den humanitären Albtraum noch weiter verschärfen und könnte ungeahnte Konsequenzen für die gesamte Region haben.“ Auch die US-Regierung warnte vor einer großangelegten Offensive. „Wir glauben, dass eine Militäroperation zum jetzigen Zeitpunkt eine Katastrophe für diese Menschen wäre“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby. „Wir würden das nicht unterstützen.“ 

Zuletzt hatte die israelische Regierung eine Offensive gegen Rafah an der Grenze zu Ägypten angekündigt. Vor dem Krieg lebten in der Stadt etwa 200 000 Menschen, nun drängen sich dort mehr als eine Million Palästinenser, die vor den Kämpfen aus anderen Teilen des Gazastreifens geflohen sind. Ägypten befürchtet, dass ein massiver Militäreinsatz in Rafah zu einem Ansturm verzweifelter Palästinenser auf die ägyptische Halbinsel Sinai führen könnte. Laut einem Bericht der Zeitung „The Times of Israel“ flogen die Streitkräfte am Donnerstag bereits Luftangriffe auf Rafah. Zudem nahmen Panzer den Osten der Stadt unter Beschuss. 

Demonstrationen in Israel zu möglichem Geisel-Abkommen mit der Hamas 

Unterdessen haben in Israel etliche Menschen für und gegen ein mögliches Geisel-Abkommen mit der Hamas demonstriert. In Jerusalem protestierten Tausende gegen Verhandlungen mit Israels Feinden und für eine Fortsetzung des Gaza-Kriegs, wie mehrere israelische Medien berichteten. In Tel Aviv protestierten demnach zur gleichen Zeit Hunderte Menschen für einen Deal, um die Freilassung der noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln zu erreichen. Das israelische Kriegskabinett traf sich am Donnerstagabend, um über ein mögliches Abkommen mit der Hamas zu sprechen. Demonstranten warfen dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu vor, sein politisches Überleben wichtiger zu nehmen als das Schicksal der Geiseln. Netanjahus rechtsextreme Koalitionsmitglieder drohen derweil, die Regierungskoalition platzen zu lassen, sollte der Ministerpräsident im Rahmen eines Geisel-Deals Zugeständnisse an die Hamas machen. 

Bericht: Kontakt zu Hamas-Chef Sinwar soll abgebrochen sein 

Hochrangige Hamas-Mitglieder sollen einem israelischen Medienbericht zufolge bereits seit mehreren Wochen keinen Kontakt mehr zum Anführer der Islamistenorganisation im Gazastreifen haben. Jihia al-Sinwar sei auch nicht an der kürzlich an Israel übermittelten Antwort der Hamas auf einen internationalen Vermittlungsvorschlag für ein Geisel-Abkommen beteiligt gewesen, berichtete der israelische Sender Kan. Demnach fürchtet Sinwar, sein Versteck im Gazastreifen könne durch Überwachung etwaiger Kommunikation entdeckt werden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. 

EU-Militäreinsatz: Operationsgebiet soll auch Meer vor Iran umfassen 

Der kurz vor dem Beginn stehende EU-Marineeinsatz im Nahen Osten könnte Handelsschiffe auch vor möglichen Bedrohungen aus dem Iran schützen. Wie durch Informationen aus dem Beschluss für die Operation Aspides hervorgeht, sollen europäische Kriegsschiffe nicht nur im Roten Meer und im Golf von Aden, sondern auch in der Straße von Hormus sowie im Persischen Golf und im Golf von Oman zur Begleitung von Handelsschiffen eingesetzt werden können. All diese drei Seegebiete liegen vor der Küste des Irans. Vorrangiges Ziel des EU-Einsatzes ist es, Handelsschiffe vor Angriffen der militant-islamistischen Huthi aus dem Jemen zu schützen. 

Israels Armee greift Hisbollah-Kommandeur im Libanon an 

Die israelischen Streitkräfte haben eigenen Angaben zufolge einen hochrangigen Kommandeur der Hisbollah im Südlibanon aus der Luft angegriffen. Dies sei eine Reaktion auf Raketenstarts aus dem Libanon Richtung Israel gewesen, an denen dieser laut Militär beteiligt gewesen sein soll, teilte die Armee mit. Die mit dem Iran verbündete Hisbollah-Miliz meldete mehrere Verletzte durch den israelischen Luftangriff. Eine Person befinde sich in „kritischem Zustand“. Eine israelische Drohne habe in der Stadt Nabatieh ein Auto direkt getroffen, hieß es aus libanesischen Sicherheitskreisen. In dem Wagen hätten zwei Menschen gesessen. 

Heutiges Treffen von Biden und Scholz

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kommt am heutigen Freitag in Washington mit US-Präsident Joe Biden zusammen. Dort wird es neben dem Krieg in der Ukraine auch um die Lage im Nahen Osten gehen. Scholz und Biden dürften bei ihrem Gespräch den Blick in die Zukunft richten: Wie geht es nach dem Gaza-Krieg weiter mit Israel und den Palästinensern? Beide befürworten eine Zwei-Staaten-Lösung. Aber welcher Weg dahin führen könnte, ist derzeit völlig unklar.

, ,

Gaza: Krankenhäuser in furchtbarem Zustand

Krankenhaus Gaza Israelische Armee Angriff

Die Angriffe der israelischen Armee haben Gaza in ein Inferno verwandelt. Ärzte berichten über die entsetzlichen Qualen der Menschen, die zwischen die Fronten geraten.

Amman/Gaza (dpa/IZ) Ausländische Hilfsorganisationen haben von grausigen Zuständen in den wenigen noch im Gazastreifen arbeitenden Krankenhäusern berichtet. „Wir sehen Verletzungen, die überwiegend durch Explosionen und Splitter verursacht wurden“, wird der Leitende Chirurg des Universitätskrankenhauses Oxford und Klinischer Leiter des Medizinischen Notfallteams, Nick Maynard, in einer Mitteilung der privaten Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) mit Hauptsitz in New York vom Freitag zitiert. „Viele Erwachsene, Kinder und Babys werden mit traumatischen Amputationen von Armen und Beinen eingeliefert. Wir haben kleine Kinder mit den furchtbarsten Verbrennungen im Gesicht gesehen“, fügte Maynard hinzu. 

Flure, Treppenhäuser, Empfangsbereiche, Stationen – auf jedem Quadratzentimeter des Krankenhauses lägen Patienten auf dem Boden, sagte er. Viele seien zudem schwer unterernährt. 

Verletzte werden auf dem Boden versorgt

Ein erstes Medizinisches Notfallteam von Medical Aid for Palestinians (MAP/Großbritannien) und International Rescue Committee (IRC) seien inzwischen in einem Krankenhaus im Gazastreifen im Einsatz, um die vielen Opfer israelischer Bombardierungen zu versorgen, berichtete IRC weiter. „Die Szenen sind erschütternd. Schon in den ersten Stunden im Krankenhaus behandelte ich einen etwa einjährigen Jungen, der bei der Bombardierung seinen rechten Arm und sein rechtes Bein verloren hatte – auf dem Boden, da keine Tragen zur Verfügung standen“, berichtete die Kinderärztin Seema Jilani von IRC. „Waisenkinder und Babys kommen mit schweren Verbrennungen an, stehen unter Schock, zittern vor Angst und leben kaum noch. Mein Herz bricht für die Kinder in Gaza“, sagte die Frau. 

Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Kriegsbeginn am 7. Oktober mehr als 57 600 Menschen im Gazastreifen verletzt. Die Zahl der Toten wurde mit mehr als 22 400 angegeben. Beim Kampf der israelischen Armee gegen die Hamas wurden zudem immense Schäden an Wohngebäuden sowie der zivilen Infrastruktur wie etwa Krankenhäuser angerichtet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte kurz nach Weihnachten mit, es seien nur noch 13 der ursprünglich 36 Krankenhäuser teilweise funktionsfähig. Sei seien völlig überbelegt und es fehle ihnen an Treibstoff, Medikamenten, Narkosemitteln, Lebensmitteln und Trinkwasser.

Neben den Medizinischen Notfallteams würden MAP und IRC zusammenarbeiten, um die Krankenhäuser in Gaza über den Rafah-Grenzübergang aus Ägypten mit lebenswichtigen medizinischen Gütern zu versorgen. Am 29. Dezember hätten vier Lastwagen mit Medikamenten und anderen Hilfsgütern den Gazastreifen erreicht. Das Material sei an Krankenhäuser im südlichen und mittleren Gazastreifen verteilt worden.

Hilfsorganisationen erhalten tagelang keinen Zugang nach Gaza

Hilfsorganisationen können nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA seit Tagen keine dringend benötigte lebensrettende Hilfe in den Norden liefern. Wie OCHA in der Nacht zum Freitag mitteilte, seien UN- und ihre Partnerorganisationen vier Tage lang nicht in der Lage gewesen, humanitäre Hilfe nördlich des Flusses Wadi Gaza zu liefern, da der Zugang zu den Gebieten verzögert oder verweigert worden sei und in dem Gebiet weiter gekämpft werde. Zu den dringend benötigten Hilfslieferungen gehörten Medikamente, um mehr als 100 000 Menschen einen Monat zu versorgen. 

Man fordere einen dringenden, sicheren, dauerhaften und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe zu den Gebieten nördlich des Wadi Gaza, die seit mehr als einem Monat vom Süden abgeschnitten seien, hieß es.

90 Prozent der Kinder im Gazastreifen nicht ausreichend ernährt

Nach drei Monaten Krieg im Gazastreifen spitzt sich dem UN-Kinderhilfswerk Unicef zufolge die Lage auch für Minderjährige weiter zu. 90 Prozent aller 1,1 Millionen junger Menschen in der Region seien Ende Dezember einer Untersuchung zufolge nicht vollständig mit Nährstoffen versorgt gewesen. „Die meisten Familien gaben an, dass ihre Kinder nur Getreide – einschließlich Brot – oder Milch bekommen, was der Definition von ‘schwerer Nahrungsmittelarmut’ entspricht“, teilte Unicef am Freitag mit. Derweil sei auch die Zahl der Durchfallerkrankungen extrem gestiegen. em Bericht zufolge sterben täglich etwa 115 Kinder am Tag.

, , ,

US-Angriff im Irak – zwei proiranische Milizionäre getötet

US-Angriff Irak Krieg USA

Bagdad (dpa) In der irakischen Hauptstadt Bagdad sind bei einem mutmaßlichen US-Luftangriff laut Sicherheitskreisen mindestens zwei Mitglieder einer mächtigen proiranischen Miliz getötet worden, darunter ein Kommandeur. Der US-Angriff habe im Osten der Stadt eine Einrichtung der sogenannten Volksmobilisierungskräfte getroffen, so ist aus Sicherheitskreisen zu hören. Sechs weitere Milizionäre seien verletzt worden. 

Ein Sprecher der irakischen Armee bestätigte die Attacke und machte die USA verantwortlich. Der „ungerechtfertigte“ Angriff mit einer Drohne unterscheide sich nicht von „terroristischen Handlungen“. 

In Propaganda-Kanälen im Internet, die den proiranischen Milizen nahestehen, war von der Tötung zweier ranghoher Anführer die Rede. Dort wurde auch ein Video veröffentlicht, das eine Rauchwolke über dem angeblichen Angriffsort zeigen soll. Ein Milizen-naher TV-Sender berichtete von einem Angriff mit drei Raketen. Bilder in sozialen Medien zeigten das Wrack eines Autos, das offenbar getroffen wurde.

Ein Bekenntnis zu dem Angriff oder eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. Auch die irakische Nachrichtenseite Al-Sumaria sowie der Fernsehsender Al-Majadin berichteten aber von einer Explosion und einem Angriff auf eine Einrichtung der Volksmobilisierungskräfte. 

Nationaler Sicherheitsrat kommt zusammen

Nach dem Angriff sperrten Dutzende Fahrzeuge der irakischen Sicherheitskräfte laut Augenzeugen die Gegend ab. Über dem Stadtgebiet kreisten irakische Armeehubschrauber. Ministerpräsident Mohammed al-Sudani rief den Nationalen Sicherheitsrat zusammen, um über die Folgen des Angriffs zu beraten. 

Die Lage im Irak ist wie in der gesamten Nahost-Region wegen des Gaza-Kriegs und tödlichen Eskalationen unter anderem im Libanon und im Iran sehr angespannt. Die proiranischen Milizen haben im Irak wie auch in Syrien großen Einfluss. Diese haben seit Beginn des Gaza-Kriegs vor drei Monaten mehr als 100 Angriffe auf US-Truppen im Irak und in Syrien verübt. 

Das US-Militär reagierte auf die Attacken mehrfach mit Luftangriffen im Irak. Der Angriff in Bagdad vom Donnerstag wäre der vierte US-Angriff im Irak seit Beginn des Gaza-Kriegs. Die USA – der wichtigste Verbündete Israels – und ihre Truppen stehen stark im Visier proiranischer Milizen in der Region. Der Iran will mit ihnen eine „Achse des Widerstands“ gegen Israel schaffen. Im Irak fordern die Milizen auch einen Abzug der etwa 2.500 verbleibenden US-Truppen. 

,

Dschenin: Nur Verlierer nach Einsatz

Dschenin nahostkonflikt

Dschenin: Der Angriff war eine der größten Militäraktionen Israels in den besetzten Gebieten seit langem. Er endete mit Tod und Verwüstung. (KNA/IZ). Knappe 45 Stunden dauerte der israelische Angriff auf […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

,

Waffen sichergestellt: 59-Jähriger bedrohte syrische Famlie

waffen essen

Später wurden Waffen gefunden: Mann aus Mülheim greift SyrerInnen rassistisch an.

Essen (Polizei Essen/iz). An späten Abend des 29. Juni bedrohte ein 59-jähriger Mülheimer eine syrische Familie mit insgesamt zwei Schusswaffen. Der Tatverdächtige wurde festgenommen. In seiner Wohnung wurden zahlreiche Waffen aufgefunden und sichergestellt.

Gegen 21:50 Uhr stand der Mülheimer auf dem Balkon seiner Wohnung auf der Hofackerstraße. Der 59-jährige Deutsche beleidigte eine syrische Familie, die sich auf der Straße vor dem Mehrfamilienhaus befand.

Er rief der Familie ausländerfeindliche Äußerungen entgegen und drohte zudem mit einer Schusswaffe. Als die Familie den Bereich verließ, zielte er, vermutlich mit einer Langwaffe, auf den 46-jährigen Vater.

Aufgrund der Hinweise auf die Bewaffnung des Deutschen, wurde ein Spezialeinsatzkommando angefordert. Durch dieses wurde der 59-Jährige wurde durch die Beamten des SEK in seiner Wohnung festgenommen. Dabei wurde er leicht verletzt.

In der Wohnung konnten mehrere Schuss- und Stichwaffen aufgefunden werden. Bei den Schusswaffen handelt es sich ausschließlich um Schreckschusswaffen. Zudem konnten etwaige Schriften aufgefunden werden, die auf eine rechtspolitische Gesinnung des Tatverdächtigen hinweisen.

Der 59-jährige Tatverdächtige wurde vorläufig festgenommen und in das Polizeigewahrsam gebracht.
Der Staatschutz ermittelt nun aufgrund der Bedrohung und verhetzenden Beleidigung gegen den Tatverdächtigen.

,

Mindestens 28 Tote bei Angriff auf Minderheit in Burkina Faso

Ouagadougou (dpa). Bei einem Angriff auf eine Minderheit im Osten Burkina Fasos sind Behördenangaben zufolge mindestens 28 Menschen getötet worden. Es habe am vergangenen Freitag einen Angriff gegen die Bevölkerungsgruppe der Fulbe gegeben, erklärte die Regierung des westafrikanischen Staats am Dienstag. Der Vorfall werde nun untersucht.

Die Organisation CISC, die sich gegen die Stigmatisierung von Minderheiten einsetzt, erklärte, es habe sich bei den Übergriffen um eine Vergeltungsaktion für einen Terrorangriff auf das Hauptquartier der sogenannten militärischen Hilfskräfte (VDP) in der Kleinstadt Nouna gehandelt.

Dafür wurden die Fulbe verantwortlich gemacht. Die VDP sind freiwillige Vertreter, die die Sicherheitskräfte unterstützen sollen. Nach einem Staatsstreich im September vergangenen Jahres wurde die Zahl der VDP stark erhöht.

In Burkina Faso, das rund 21 Millionen Einwohnern zählt, kam es Ende September zu einem zweiten Militärputsch innerhalb eines Jahres. Trotz großer Goldvorkommen gehört der westafrikanische Staat zu den ärmsten Ländern der Welt. In dem Staat in der Sahelzone sind zudem bewaffnete Gruppen aktiv, von denen einige der Terrormiliz Islamischer Staat oder dem Terrornetzwerk Al-Qaida angehören.

„Agitieren mit Tatsachen“? Lancierte Angriffe gegen die Islamische Zeitung sind meist subtil konstruiert, meint Khalil Breuer

(iz). Der liberale Deutschlandfunk greift die Pressefreiheit an? Aber nein, natürlich nicht. Thomas Klatt, der vielbeschäftigte Autor eines verschwörungstheoretischen Features über die kleine „Islamische Zeitung“ würde dergleichen gewiss nie tun.

Sein Beitrag funktioniert subtiler: Er folgt der Logik, die wir in der Redaktion gerne als Assoziationstechnik bezeichnen. Bei der Anwendung dieser Technik geht es darum, die Zeitungsmacher, Autoren und Leser mit möglichst vielen bösen Dingen zu assoziieren. Das ist zwar im Ergebnis auch ein Angriff auf die Pressefreiheit, aber eben subtiler.

Der Autor (vom „Evangelischen Journalistenbüro Berlin“) baut seinen Artikel auf so genannte Assoziationsketten auf. Dabei bemüht er nur zwei „Zeugen der Anklage“, die zudem beide dem evangelikalen Milieu entstammen und die ihre These von einer „politisierten“ Zeitung, welche insgeheim die „Weltherrschaft“ (!) anstrebe, äußern dürfen. Sie tun dies mit Genuss: Da ist in ziemlichen wirren Ketten von Carl Schmitt, den historischen Murabitun, dem Heidegger, der Finanzherrschaft und dem Ausnahmezustand die Rede. Kurzum: verdächtig viel Meinung, aber nur wenige verdächtige und konkrete Zitate.

Islamreferent Johannes Kandel hat IZ-Herausgeber Abu Bakr Rieger zwar noch nie in seinem Leben getroffen, aber sich dennoch massiv auf ihn eingeschossen. Für ihn ist Rieger schwer verdächtig, weil er deutsche Größen wie Heidegger oder Schmitt und viele andere Autoren (Bourdieu, Fallada, Rufin usw.) für die Deutung des Zeitalters der Technik heranzieht. Kandel ist dabei intellektuell schlicht überfordert, wenn er Riegers Denken als politische Ideologie einordnet.

//1//Wobei der Publizist, wenn man den IZ-Herausgeber wirklich liest, gerade Ideologie und politische Machenschaften mit dem späten Heidegger – mit dem er sich ja gerade deswegen beschäftigt – ablehnt. Es gibt überhaupt Dutzende Zitate, Texte und Beiträge von Rieger, welche die fiebrig vorgetragenen Thesen des Ex-Funktionärs der Friedrich-Ebert-Stiftung als böswillige Scharlatanerie entlarven.

Wie auch immer. Nicht nur die „Islamische Zeitung“ amüsiert sich übrigens über das Islam-Bashing des Herrn Kandel. Patrick Bahners, ehemaliger Feuilleton-Chef bei der FAZ, bezeichnete ihn in seinem Buch über die islamkritischen „Panikmacher“ als einen „Gatekeeper, der islamkritische Perspektiven in die politische und mediale Kommunikation einspeist“. Die fundierten Ausführungen von Bahners zu den Machenschaften der „Panikmacher“ sind für jeden interessierten Leser zur objektiven Einordnung dieser Angriffe unverzichtbar.

Für Thomas Klatt sind die einseitigen Vorlagen seiner „Experten“ verständlicherweise ein Fest der Assoziationstechnik. Das Team muss beim Zitieren des angeblich belastenden Materials – um die gewünschte Wirkung zu erlangen – natürlich ganz bewusst auf Quellenangaben verzichten. Seriöser Journalismus ist es nicht, wenn er zum Beispiel die folgende Passage – aus uns unbekanntem Kontext –irgendwie mit der „Islamischen Zeitung“ verknüpfen will:

„Das zeigt sich dann auch in so Thesen, das Papiergeld sei von Juden erfunden worden. Das sei Betrug und eben auch eine jüdische Erfindung. Die Welt-Finanz als Hauptfeind und man müsse den Golddinar wieder einführen.“

Selbstredend finden sich in 20 Jahren „Islamische Zeitung“ kein einziges Zitat, dass dieses so stumpfsinnige wie idiotische Gedankenmonster irgendwie belegt. (Die Redaktion verwahrt sich nebenbei gesagt gegen die in Umlauf gesetzte Verleumdungskampagne, sie sei antisemitisch oder verbreite irgendeine simplizistische Weltsicht)

Dem evangelischem Schreiber ist das alles egal. Die Absicht des Mannes, mit seinem recht überschaubaren Oeuvre, ist offenbar nicht eine fundierte journalistische Auseinandersetzung mit der „Islamischen Zeitung“, sondern vielmehr eine suchmaschinenkompatible Diffamierung der Zeitung an sich.

Hier wären wir dann wieder bei der Pressefreiheit. Natürlich ist eine kritische Auseinandersetzung mit den Inhalten der Zeitung legitim. Hätten Klatt und seine Kollegen Recht mit ihren schrägen Thesen (die tausende, nach Klatts Logik „doofe“, muslimische und nicht-muslimische Leser über Jahre „übersehen“ haben), wäre eine scharfe Auseinandersetzung auch angebracht. Warum nicht. Wenn es aber überhaupt nur um Assoziationen und Verleumdung geht, dann handelt es sich eben hier um einen feigen Angriff gegen die Pressefreiheit auf der Plattform des Deutschlandfunks. Punkt.

„Ist der Ruf erst mal ruiniert, lebt es sich gänzlich ungeniert“, heißt es im Volksmund. Für muslimische Zeitungsmacher, die eine Minderheit mit einem Nischenprodukt versorgen, muss dieser Satz heute leider besonders gelten. Aber, und das ist die gute Nachricht, als Zustand garantiert er dem Leser auch weiterhin völlige Unabhängigkeit.

Link 1:
Transkript des „Beitrages“ von Thomas Klatt im Deutschlandfunk (DLF).

Link 2:
Patrick Bahners „Die Panikmacher“ ist auf Amazon zu haben.

Folgt uns für News auf:
https://www.facebook.com/islamischezeitungde

und:
https://twitter.com/izmedien

Noch kein IZ-Abo? Dann aber schnell!
http://www.islamische-zeitung.de/?cat=abo

,

Heute schon einen Muslim gebasht?

(iz). Bashing“ nennt man die wörtliche oder auch körperliche Attacke gegen etwas oder jemanden. Eine öffentliche Schmähung von Muslimen, sei es nun verbal oder physisch, wird als Muslim-bashing bezeichnet. Muslim-bashing scheint in letzter Zeit ein neuer Volkssport oder Freizeitbeschäftigung – teilweise auch unter Muslimen und Türken – geworden zu sein. Wir müssen also nicht nur nach Dresden zu den so genannten Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes“(Pegida) schauen. Auch in der westfälischen Stadt, die es angeblich gar nicht gibt und über die viele kuriose Geschichten im Internet existieren, ist ein Sündenbock gefunden. Dazu gleich mehr.
Transformation und Veränderungen führen bei manchen Menschen zu Angstattacken
Zunächst einige mögliche Gründe des Muslim-bashing: Feindseligkeit, Aggression, Abneigung, Misstrauen, Missgunst, Verleumdung und Neid zeigen vor allem in Krisenzeiten ihr hässliches Gesicht. Nicht nur Verlust- und Veränderungsängste, sondern die Angst an sich, spielt dabei eine wichtige Rolle. Politische, wirtschaftliche und sozio-kulturelle Transformationsprozesse, kurz: ökonomische und strukturelle Veränderungen können Menschen durchaus vor psychologische Herausforderungen stellen. Und: Wenn die Bedeutung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen, unter ihnen auch selbsternannter Eliten sowie ihrer Repräsentanten hinfällig werden und diese immer mehr an Wirkung verlieren, können unschöne Situationen entstehen.
So wird derzeit der hoch angesehene deutsch-türkische Soziologe, Journalist, Autor, Glücksspielsuchtberater, Integrationsbeauftragter und Familienberater Cemil Şahinöz, von Teilen der Lokalpresse in Ostwestfalen und einer Gruppe, die zu den „alten Eliten“ der „Alten Türkei“ zählen, angegriffen. Bei einigen Pressevertretern und Medienkonsumenten kommt die „Hau auf den Muslim“-Strategie scheinbar gut an.
Şahinöz ist Ansprechpartner für Politik, Gesellschaft und Wissenschaft
Şahinöz, der sich stets auf seine muslimische Identität beruft, hielt am 19. Januar auf der Kundgebung „Nein zu Rassismus und Islamfeindlichkeit“ vor etwa 10.000 Menschen eine Rede. Organisiert wurde die Aktion vom Bielefelder Bündnis gegen Rechts. Die komplette Rede ist auf dem Videokanal Youtube im Internet nachzuverfolgen. Das Publikum reagiert mit großem Beifall. Vertreter der Parteien und der zivilgesellschaftlichen Organisationen äußern sich durchweg positiv über die Rede.
Auf sozialen Netzwerken wie Facebook wird die Ansprache über 10.000 Mal geteilt. Durch diese Aktion werden einige türkischstämmige Personen, die zum „alten Establishment“ gezählt werden, auf den Plan gerufen. Es gehen anonyme Beschwerden bei Parteien und Verwaltungen ein. Diese stehen jedoch mehrheitlich hinter dem jungen muslimischen Integrationsexperten. Es wird geantwortet, dass Şahinöz Vorsitzender des Dachverandes der Moscheevereine in Bielefeld sei und es selbstverständlich ist, dass er als Repräsentant der 18 Moscheegemeinden spricht. Daraufhin werden türkischsprachige Kolumnen von Şahinöz in Umlauf gebracht. Ihm wird unterstellt, dass er in diesen anders auftritt als in seinen deutschsprachigen Verlautbarungen.
Diesen rufschädigenden Unterstellungen widerspricht der Doktorand und Schriftsteller Şahinöz vehement. Der Autor zahlreicher Bücher und Chefredakteur der Zeitschrift „Ayasofya“, der von den Spitzen der Politik, u.a. durch Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration, Aydan Özoğuz oder dem Berater Barack Obamas für Islamfragen, Rashad Hussain, empfangen und ausgezeichnet wurde, setzt sich in seinen Kolumnen nachweislich für demokratische Werte, Meinungs- und Pressefreiheit ein. Er ist Gesprächspartner und ein gern gesehener Redner von Politik, Verwaltung, Polizei, Wissenschaft und der Kirche. Seine Popularität lässt sich ebenfalls auf „Wikipedia“ nachlesen.
Allerdings steht der Vater zweier Kinder unter der missgünstigen Beobachtung von Leuten, die in den 1970ern, 1980ern und 1990ern Kontaktpersonen und Ansprechpartner von Teilen der Verwaltung, Justiz, Politik und auch Sicherheitsbehörden waren. In der Türkei verlieren diese Leute derzeit stark an Einfluss. Dennoch sind sie gut vernetzt und straff organisiert. Nicht nur am Bosporus, sondern international.
Radikale Säkularisten waren in der Türkei tonangebend – das wandelt sich nun
Die streng säkulare Türkei war bis vor wenigen Jahren noch religionsdistanziert und kritisch gegenüber jedem Glauben eingestellt, sei es nun Judentum, Christentum, Buddhismus oder Islam. Der Staat sah es gleichsam als seine Pflicht an, Menschen so weit wie möglich ihre religiösen Überzeugungen auszutreiben. Seit etwa fünf bis zehn Jahren hingegen bemüht sich die Türkei ernsthaft um religiöse Toleranz sowie konfessionellen und religiösen Frieden. Das passt dem antireligiösen, laizistischen Establishment ganz und gar nicht. So wurden diese schon in jüngerer Vergangenheit Teil eines Agitationskartells, das gegen christliche Missionare hetzte und jedwede christlich-islamische Dialogbemühungen torpedierte. Sabotiert wurden auch die alevitisch-sunnitische sowie türkisch-kurdische Annäherung.
Die Türkei ist erst seit knapp einem Jahrzehnt auf dem Weg in eine Demokratie nach westlichen Maßstäben. Bis dato hatte das Land viele Bewährungsproben nicht bestanden. Ein Establishment, das die Modernität und seinen originellen Lebensstil für sich pachtete, das sich hinter dem glorreichen Republikgründer Mustafa Kemal versteckte und ihn immer und immer wieder für die eigenen Ziele und Zwecke benutzte, ja missbrauchte, saugte das Land aus, verschaffte sich selbst weitgehende Privilegien und behandelte die Mehrheit der türkischen Bevölkerung wie Menschen zweiter und dritter Klasse.
Diese Minderheit besetzte indessen systematisch die Schaltstellen im Staate: Justiz, Verwaltung, Militär, Staatsbetriebe, Schulverwaltung, Universitäten – alles war in den Händen dieser autoritären Clique. Sie bestimmten durch Verbote, Strafen, Folter und auch Morde, wie und ob die Menschen in der Türkei zu leben hatten. Und jedes Mal, wenn das Volk nach Ende der Einparteiendiktatur 1947 eine Regierung wählte, die dieser antidemokratischen Elite nicht passte, gab es in der Türkei einen Putsch oder Putschversuch.
Tee trinken und weiter für den gesellschaftlichen Frieden, für Gerechtigkeit, Meinungs- und Pressefreiheit streiten
Es sind leider auch Teile dieser destruktiven Kräfte, die derzeit Cemil Şahinöz und andere Autoren mit explizit muslimischer Identität zu verunglimpfen versuchen. Die Antwort von Şahinöz und Kollegen lautet: „Wir setzen Tee auf, trinken diesen und machen da weiter, wo wir aufgehört haben! Wir setzen uns weiter für Demokratie, den gesellschaftlichen Frieden, für Gerechtigkeit, Meinungs- und Pressefreiheit ein.“
Autoreninfo: Yasin Baş ist Politologe, Historiker, Autor und freier Journalist. Zuletzt erschienen seine Bücher: „Islam in Deutschland – Deutscher Islam?” sowie „nach-richten: Muslime in den Medien“.

Ali Kizilkaya über die jüngsten Brandanschläge auf deutsche Moscheen

(iz). In den letzten zwei Wochen ließen mehrere Brandanschläge auf Moscheen in Berliner und Bielefeld die muslimische Gemeinschaft aufhorchen und machte viele, nicht nur die Gemeinden vor Ort, betroffen. Viele Muslime stellen sich nicht nur Fragen nach der Sicherheit ihrer Einrichtungen, sondern auch nach der Zukunft eines gedeihlichen Zusammenlebens. Insbesondere ein größeres Interesse von Politik und Medien wurde in sozialen Medien wie Facebook weithin angemahnt.

Darüber sprachen wir am 21. August mit dem amtierenden Sprecher des Koordinationsrates der Muslime und Vorsitzenden des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland, Ali Kizilkaya, über seine Eindrücke bei Besuchen in Berlin und Bielefeld, über unangemessene historische Vergleiche sowie über nachbarschaftliche Solidarität. „Es gibt in Deutschland leider Islamfeindlichkeit, aber Deutschland ist nicht islamfeindlich“, sagte der KRM-Sprecher.

Islamische Zeitung: Lieber Ali Kızılkaya, Sie haben als Sprecher des Koordinationsrates der Muslime (KRM) von Brandanschlägen betroffene Moscheen in Berlin und Bielefeld besucht. Was haben Sie empfunden, als sie die angegriffenen Gemeinden besucht haben?

Ali Kızılkaya: Am Ort des Geschehens bekommt man natürlich einen viel besseren Eindruck als über Medienberichte und Fotos. Ich war tief betroffen und schockiert. Angesichts der mutlosen Zerstörung kommt man sich im ersten Augenblick hilflos vor.

Islamische Zeitung: Brandschläge auf Moscheen häufen sich in den letzten Jahren und gerade in diesen Tagen hat man dies deutlich gesehen. Wie ist die Stimmung bei den betroffenen Gemeinden?

Ali Kızılkaya: Man spürt, dass sich die Gemeinden alleingelassen fühlen. Sie können nicht nachvollziehen, woher dieser Hass gegen sie kommt. Sie, die sich doch so sehr darum bemühen, als selbstverständlicher Teil dieser Gesellschaft angenommen zu werden.

Islamische Zeitung: Ergreifen diese und andere Gemeinden Ihrem Kenntnisstand nach konkrete Gegenmaßnahmen, um sich vor weiteren Anschlägen zu schützen?

Ali Kızılkaya: Zuerst ist es natürlich wichtig, dass man wachsam ist und genau hinschaut. Natürlich erwartet man, dass die Politik und auch die Gesellschaft diese Herausforderung gemeinsam annehmen. Das sind Anschläge, die gegen unsere Gesellschaft gerichtet sind. Gebetshäuser, seien es Kirchen, Synagogen oder Moscheen, sind Orte, die eines besonderen Schutzes bedürfen. Insofern ist zu erwarten, dass alle aufmerksam sind. Man muss wachsam sein, aber es gibt keinen Grund zur Panik.

Islamische Zeitung: Sind – bei aller Empörung –, Vergleiche mit der NS-Zeit hilfreich?

Ali Kızılkaya: Nein. Sie verbieten sich sogar.

Islamische Zeitung: Lieber Herr Kızılkaya, wie bewerten Sie die Stimmung im Lande, gibt es auch Hoffnung?

Ali Kızılkaya: Es gibt in Deutschland leider Islamfeindlichkeit, aber Deutschland ist nicht islamfeindlich. Natürlich gibt es hier besonnene Stimmen, die aber leider noch viel zu zaghaft zu hören sind. Zu unserer Enttäuschung waren die Reaktionen bisher leider noch sehr verhalten. Politik und Medien haben dieses Thema bisher mehr oder weniger ignoriert.

Islamische Zeitung: Müsste man sich jetzt nicht konzentriert zusammensetzen, um konstruktive Strategien zu entwickeln?

Ali Kızılkaya: Das tun die Muslime bereits, auch wenn es nicht immer öffentlich zu erkennen ist. Jetzt haben wir eine neue Situation: Innerhalb einer Woche wurden drei Anschläge auf Moscheen verübt. Das gibt natürlich zu denken. Wir werden erst einmal innerhalb des Koordinationsrates der Muslime beraten, wie wir mit der Lage umgehen und was wir machen können.

Islamische Zeitung: Was können Muslime lokal tun, damit sich die Nachbarschaften solidarisch verhalten können?

Ali Kızılkaya: Solidarität sollte unabhängig von diesen Bränden behandelt werden. Moscheen sollten immer eine gute Beziehung zu ihren Nachbarn pflegen. Schließlich ist das auch eine islamische Pflicht. Solidarität entsteht dann von selbst.

Islamische Zeitung: Was gibt Ihnen die Energie und die nötige Zuversicht, um in dieser Zeit diese wichtige Arbeit zu machen?

Ali Kızılkaya: Zuerst, der Glaube. Zweitens, wir sind eine Gesellschaft; also gibt es keine Alternative zum Zusammenleben.

Islamische Zeitung: Lieber Ali Kızılkaya, wir bedanken uns für das Interview.

Europäische Muslime reagieren auf die Angriffe gegen eine Moschee in Bulgarien

(EMU). Als Reaktion auf gewalttätige Randalierer und Angriffe gegen eine Moschee in Plovdiv, der zweitgrößten Stadt Bulgariens, zeigten sich europäische Muslime erschüttert angesichts des erneuten Ausbruches von anti-muslimischem Hass in diesem neuen Mitgliedsland der Europäischen Union.

Am Freitag, den 14. Februar, demonstrierten gewaltbereite Nationalisten, Faschisten und Fußballhooligans aus Anlass eines Gerichtsverfahrens in Plovdiv über die Besitzrechte an einer alten Moschee im Ort Karlovo und ihrer mögliche Rückgabe an die religiöse Autorität der Muslime, dem Büro des Großmuftis. Während der kommunistischen Herrschaft ab 1946 wurde der gesamte, gemeinschaftliche Besitz der bulgarischen Muslime vom Staat beschlagnahmt.

Bei der Verhandlung handelte es sich nur um einen von 25 bis 30 Rechtsfällen, die die muslimische Gemeinschaft angestrebt hat, um wieder die Kontrolle über ihr Stiftungsvermögen (Waqf/Auqaf) zu erlangen. Die dem Gericht vorgelegten Besitzdokumente für das Stiftungsvermögen stammen nicht aus osmanischer Zeit, sondern waren 1919 von der bulgarischen Monarchie ausgestellt worden.

//1// Tränengaswolken in den Straßen von Plovdiv. (Foto: BNES)

Während seiner Demonstration zog der Mob durch die Straßen Plovdivs und griff die lokale Moschee mit „Feuerwerkskörpern, Fackeln und Steinen“ an. Dies berichteten Medien wie die Nachrichtenagentur Reuters. „Ein Polizist wurde verletzt, rund 120 Personen festgenommen“, gab die Polizei in einer Erklärung bekannt.

//2r//In Bulgarien verurteilte der Großmufti die Angriffe auf die Moschee und bezeichnete den Druck der Straße auf das Gericht als „Risiko für die Demokratie“ in dem EU-Mitglied. Mustafa Haci, der Mufti der muslimischen Gemeinschaft, war angesichts der Ereignisse so erschrocken, dass er von einem „Pogrom“ sprach.

Außerhalb von Bulgarien erklärte die European Muslim Union, sie sei ernsthaft beunruhigt durch diese neue und umprovozierte Attacke auf die einheimische muslimische Bevölkerung eines europäischen Landes, das Vollmitglied der Europäischen Union sei.

„Europas Muslims sind solidarisch mit ihren bulgarischen Schwestern und Brüdern. Dieses negative Ereignis ist erneut ein weiterer Beweis für die Notwendigkeit, professionelle Öffentlichkeitsarbeit auf europäischer Ebene zu verbessern und auszuweiten.

Das Verfahren in Plovdiv unterstreicht ebenfalls die balkanweite Notwendigkeit für eine gründliche Neubewertung und – wenn gerechtfertigt – Rückerstattung das beschlagnahmten Eigentums, das den Muslimen durch nationalistische und kommunistische Regime nach dem osmanischen Rückzug von der Halbinsel genommen wurde.“