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Sorgen um Eskalation zwischen Iran und Pakistan

eskalation pakistan

Eskalation: Pakistan hat nach einem iranischen Raketenangriff zurückgefeuert. In den umliegenden Ländern wachsen die Sorgen.

Islamabad/Teheran (dpa, iz). Offensichtlich aus Vergeltung hat Pakistan Raketen auf den benachbarten Iran gefeuert. Der Angriff auf die Provinz Sistan und Belutschistan am Donnerstag habe Extremisten gegolten, wie das Außenministerium mitteilte. China und Türkei mahnten umgehend, die Lage nicht weiter zu verschärfen.

Irfan Shehzad, Leiter der Eurasian Centruy Institute in Islamabad, hält eine weitere Eskalation zwischen Pakistan und Iran für unwahrscheinlich. „Ich denke, dass die diplomatischen Beziehungen vorerst auf einem niedrigeren Niveau bleiben werden, aber es sieht so aus, als ob es keine Eskalation geben wird, “, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Foto: UN Geneva, via flickr | Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0

Eskalation: Opfer auf beiden Seiten der Grenzen

Laut der iranischen Nachrichtenagentur Irna kamen neun Menschen, darunter vier Kinder, ums Leben. Der Sprecher des Außenministeriums in Teheran, Nasser Kanaani, verurteilte den Angriff. Wie die iranische Nachrichtenagentur Tasnim berichtete, wurde der pakistanische Geschäftsträger ins Außenministerium einbestellt.

Seit Ausbruch des Gaza-Krieges wächst die Sorge vor einem Flächenbrand in der Region. Auch die Spannungen zwischen dem Iran und weiteren Nachbarländern nehmen zu.

Am Dienstag hatte der Iran Ziele der extremistischen Gruppe Dschaisch al-Adl in Pakistan attackiert. Dabei kamen nach Angaben aus Islamabad zwei Kinder ums Leben. Die Atommacht hatte die Angriffe scharf kritisiert und den Botschafter aus Teheran abgezogen. In der Nacht hatte Irans Revolutionsgarde (IRGC) zudem Ziele im Irak und Syrien mit ballistischen Raketen angegriffen.

Foto: Pxhere | Lizenz: gemeinfrei

Pakistan rechtfertigt Vorgehen

Das pakistanische Außenministerium rechtfertigte den Angriff am Donnerstag mit Hinweisen auf terroristische Bedrohungen in der Region. Dennoch respektiere Pakistan die Souveränität und territoriale Integrität des Iran. „Der Iran ist eine brüderliche Nation und die Menschen Pakistans haben großen Respekt und Zuneigung für die Menschen Irans.“

China forderte die Nachbarländer zu Ruhe und Zurückhaltung auf. Eine Sprecherin des Pekinger Außenministeriums sagte: „Wenn es auf beiden Seiten einen Bedarf gibt, sind wir auch bereit, eine konstruktive Rolle bei der Entspannung der Situation zu spielen.“ Die Türkei rief zur Mäßigung auf. Man sei bereit, zu vermitteln.

Die gegenseitigen Angriffe folgten auf jüngste positive Entwicklungen der Beziehungen. Erst am Dienstag hatten sich Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian und Pakistans geschäftsführender Premierminister Anwaarul Haq Kakar beim Weltwirtschaftsforum im Schweizer Davos getroffen. Die Nachbarländer hielten gerade eine gemeinsame Marineübung ab.

Foto: Government of Japan, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY 4.0

Präsident Alvi: Keine Kompromisse bei nationaler Sicherheit!

Der pakistanische Präsident Dr. Arif Alvi erklärte am Donnerstag, dass Pakistan keine Zugeständnisse in Bezug auf seine nationale Sicherheit und territoriale Integrität eingehen und alle notwendigen Maßnahmen ergreifen werde, um sein Territorium zu verteidigen.

In einer vom Präsidentenhaus veröffentlichten Erklärung lobte Alvi die Professionalität der pakistanischen Streitkräfte, die die Verstecke der Terroristen in der iranischen Provinz Siestan-o-Baluchistan ins Visier genommen und dabei zivile Opfer vermieden hätten.

Er erklärte, dass der Terrorismus eine gemeinsame Herausforderung sei, die globale Anstrengungen zu seiner Ausrottung erfordere. Pakistan respektiere die Souveränität und territoriale Integrität aller Staaten und erwarte von anderen Nationen, dass sie das Völkerrecht nicht verletzen.

Guterres fordert Mäßigung von beiden Seiten

UN-Generalsekretär António Guterres riefe die Nachbarstaaten zur Mäßigung aufgerufen. „Der Generalsekretär unterstreicht, dass alle Sicherheitsprobleme zwischen den beiden Ländern mit friedlichen Mitteln, Dialog und Zusammenarbeit im Einklang mit den Grundsätzen der Souveränität, der territorialen Integrität und der guten Nachbarschaft gelöst werden müssen“, teilte sein Sprecher Stéphane Dujarric am Donnerstag mit.

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Pakistan antwortet auf iranische Luftangriffe

Pakistan

Die pakistanische Luftwaffe hat in Folge von iranischen Raketen- und Drohnenangriffen auf Ziele im Nachbarland Luftangriffe geflogen.

Teheran/Islamabad (dpa, KUNA, iz). Der iranische Außenminister hat die nächtlichen Raketen- und Drohnenangriffe auf mutmaßliche Extremisten im Nachbarland Pakistan verteidigt.

„Wir respektieren die Souveränität und territoriale Integrität Pakistans“, sagte Hussein Amirabdollahian am Mittwoch auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. „Aber wir werden ihnen nicht erlauben, mit der nationalen Sicherheit unseres Landes zu spielen.“

Pakistan hat seinen Botschafter aus dem Iran abberufen, wie ein Sprecher des Außenministeriums in Islamabad am Mittwoch mitteilte. Der iranische Botschafter in Pakistan, der sich derzeit zu einem Besuch im Iran aufhält, dürfe nicht auf seinen Posten zurückkehren, berichtete Reuters.

Foto: 15th BRICS SUMMIT, via flickr

Angriffe auf Pakistan: Teheran verteidigt Vorgehen

„Kein Staatsbürger unserer Nachbarn, Freunde und Brüder in Pakistan wurde durch Drohnen und Raketen ins Ziel genommen“, sagte der Minister weiter. Der Angriff habe vielmehr nur Terroristen gegolten, die im Grenzgebiet Unterschlupf suchten. Islamabad hatte die Attacke als illegal bezeichnet und sprach von einer „eklatanten Verletzung der pakistanischen Souveränität“.

Im Iran ist laut dpa ein Offizier der Revolutionsgarden (IRGC) getötet worden. Der Oberst sei am Mittwoch auf einer Landstraße in der südöstlichen Provinz Sistan und Belutschistan erschossen worden, meldete die Nachrichtenagentur Tasnim über Telegram.

Der Iran erlebt derzeit eine Welle von Terroranschlägen. Anfang Januar wurden bei einem Selbstmordanschlag in Kerman fast 100 Menschen getötet. Auch im Südosten des Landes sind Separatistengruppen aktiv.

Iranisches Militär griff am Dienstagabend Stellungen der Extremistenmiliz Dschaisch al-Adl im Grenzgebiet zum Nachbarland an. Dabei wurden nach pakistanischen Angaben zwei Kinder getötet.

„Die Stützpunkte wurden von Raketen und Drohnen getroffen und zerstört“, hatten iranische Staatsmedien zuvor berichtet, ohne Details zu nennen. Der iranische Nachrichtensender Nournews, der der obersten Sicherheitsbehörde des Landes untersteht, meldete, die angegriffenen Stützpunkte lägen in der Provinz Belutschistan.

Siedlergewalt Nahost

Foto: GRAPHIC DESIGN BLOG

Islamabad lässt daraufhin iranische Ziele bombardieren

Islamabad warnte in einer am frühen Mittwochmorgen veröffentlichten Erklärung des Sprechers des pakistanischen Außenministeriums, der Vorfall könne „ernste Konsequenzen“ haben und sei „völlig inakzeptabel“.

Pakistan hat offenbar als Vergeltung Ziele im Iran mit Raketen angegriffen. Die Angriffe in der Provinz Sistan und Belutschistan am Donnerstag hätten Extremisten gegolten, teilte das pakistanische Außenministerium mit.

Nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Irna wurden drei Frauen und vier Kinder getötet. Wie Tasnim berichtete, wurde der Geschäftsträger der pakistanischen Botschaft ins Außenministerium einbestellt, um den Vorfall zu erklären. Die Atommacht Pakistan hatte die Angriffe auf ihr Staatsgebiet scharf kritisiert und am Mittwoch ihren Botschafter aus Teheran abgezogen.

Karte Naher Osten Iran Yuan Einfluss

Foto: Shutterstock

China bietet sich als Vermittler an

Unterdessen hat sich China als Vermittler angeboten. „Iran und Pakistan sind Chinas enge Nachbarn, befreundete Länder und Länder mit großem Einfluss, und China hofft aufrichtig, dass beide Seiten Ruhe bewahren und Zurückhaltung üben können“, sagte eine Sprecherin des Pekinger Außenministeriums am Donnerstag. 

„Wenn es auf beiden Seiten einen Bedarf gibt, sind wir auch bereit, eine konstruktive Rolle bei der Entspannung der Situation zu spielen.“

Türkei ruft zu Deeskalation auf

Die Türkei appellierte an die „brüderlichen und befreundeten“ Staaten Iran, Pakistan sowie Irak (dessen Gebiet ebenfalls vom Iran angegriffen wurde), die Situation zu deeskalieren. 

Der türkische Außenminister Fidan appelliert an seine iranischen und pakistanischen Amtskollegen, dies zu tun.  Beide Amtskollegen erklärten Fidan gegenüber, sie hätten nicht die Absicht, die Spannungen zu verschärfen.

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Gaza wird seit Tagen bombardiert. Kein Treibstoff mehr für Kraftwerk

gaza USA Schutz Zivilisten Rafah

Gaza wurde nach israelischen Angaben mehrere hundert Mal bombardiert. Die Infrastruktur hat keinen Strom mehr.

(dpa, KNA, IZ). Wie die BBC und andere Medien berichten, haben die Menschen in Gaza keinen Strom mehr. Das einzige Kraftwerk im Gazastreifen sei wegen Treibstoffmangels abgeschaltet worden, teilte die palästinensische Elektrizitätsgesellschaft mit.

Die Regierung in Tel Aviv hatte angekündigt, die Strom-, Treibstoff- und Wasserversorgung zu unterbrechen. Als einzige Möglichkeit bleiben dezentrale Generatoren – wenn es für sie Treibstoff gibt. Mehrere Krankenhäuser erklärten, sie hätten nur noch für kurze Zeit Diesel für ihre Notstromversorgung.

Screenshot: YouTube, Channel 4

Israel spricht von über 200 Luftangriffen

Seit Samstag fliegt die israelische Armee Luftangriffe auf Gaza. Allein im Gebiet Al-Furqan sollen IDF-Jets mehr als 200 Ziele bombardiert haben. Durch die Angriffe starben nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen mindestens 900 Menschen – darunter fast 200 Kinder und rund 120 Frauen. Weitere 4.500 Menschen seien verletzt worden.

Nach Angaben des UN-Büros für humanitäre Hilfe (OCHA) und Medienberichten wurden rund 70 Produktionsstätten und mehr als 1.000 Privathäuser zerstört.

„Die Geschehnisse im Gazastreifen stellen eine umfassende humanitäre Katastrophe dar, insbesondere der Mangel an Strom und Wasser, von dem mehr als 90 Prozent der Bewohner betroffen sind, und die Unterbrechung verschiedener lebenswichtiger Lieferungen“, so die Organisation Euro-Med Monitor in einer Erklärung. Sie dokumentierte die Ermordung von sieben Journalisten, die Verletzung von mindestens zehn weiteren und den Abbruch des Kontakts zu zwei Journalisten.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International zeigte sich (am Mittwoch) „schockiert“ über die steigenden Opferzahlen in Israel, Gaza und den übrigen palästinensischen Gebieten. „Ohne die Ursachen dieser Gewaltzyklen anzugehen, werden Zivilisten weiterhin den Preis zahlen“.

„Vorsätzliche Tötungen von Zivilisten, Geiselnahmen und kollektive Bestrafungen sind abscheuliche Verbrechen, für die es keine Rechtfertigung gibt“, sagte Omar Shakir, Direktor für Israel und Palästina bei Human Rights Watch, in einer Erklärung und bezog sich dabei sowohl auf die Hamas als auch die israelische Regierung. „Die illegalen Angriffe und die systematische Unterdrückung, die die Region seit Jahrzehnten heimsuchen, werden weitergehen, solange Menschenrechte und Rechenschaftspflicht nicht respektiert werden.

Foto: Anas-Mohammed, Shutterstock

Entwicklungshelfer fordern Sicherung der Versorgung

Trotz des Angriffs der radikalislamischen Hamas auf Israel ruft der entwicklungspolitische Dachverband Venro weiter zur Hilfe für die Bevölkerung in den Palästinensergebieten auf.

„Gerade in Kriegen und Krisen ist es die humanitäre Plicht aller Beteiligten, die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln und die medizinische Versorgung aufrechtzuerhalten“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Mathias Mogge am Mittwoch in Berlin. Zudem müsse die Finanzierung der Hilfe gesichert werden.

Für die Helfer gelte auch in den palästinensischen Gebieten Unparteilichkeit, betonte Mogge. Humanitäre Hilfe „muss sich allein an der Not orientieren, nicht an politischen oder militärischen Interessen“. Alle beteiligten Konfliktparteien seien daher aufgefordert, den Zugang zur Bevölkerung zu gewährleisten. „Unter der anhaltenden Gewalt leidet am meisten die Zivilbevölkerung. Vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen sind auf Unterstützung und Schutz angewiesen.“

UN wollen Hilfsgüter über Ägypten liefern

Die Vereinten Nationen wollen humanitäre Hilfe für die mehr als zwei Millionen im Gazastreifen eingeschlossenen Menschen über das Nachbarland Ägypten liefern. Das teilte die Kommunikationschefin des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA), Tamara Alrifai, am Mittwoch auf dpa-Anfrage mit.

UNRWA-Leiter Philippe Lazzarini sei in Kairo, „um mit den ägyptischen Behörden die Lage in Gaza zu erörtern und zu klären, wie am besten sichergestellt werden kann, dass UN-Mitarbeiter und dringende humanitäre Hilfsgüter in den Gazastreifen rein und raus können“, teilte Alrifai mit. „Wir arbeiten daran, dass die Lieferungen von Rafah aus erfolgen können, sobald die Bedingungen es zulassen.“

Rafah ist der einzige Grenzübergang nach Ägypten. Alle anderen Grenzübergänge führen nach Israel. Alle ägyptischen Grenzübergänge sind derzeit geschlossen. Alrifais Büro befindet sich in Amman, Jordanien.

Foto: Islamic Relief Worldwide

Malala Yousafzai sorgt sich um Kinder in Gaza

Die Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai hat sich besorgt über die Situation von Kindern in Israel und Gaza geäußert. „Während ich die tragischen Nachrichten verarbeite, denke ich an die palästinensischen und israelischen Kinder, die zwischen die Fronten geraten sind“, schrieb die 26-jährige Pakistanerin auf dem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter). Sie schließe sich dem Ruf nach einem sofortigen Waffenstillstand an.

Sie sei bereits im Alter von elf Jahren Zeugin von Gewalt und Terrorismus geworden, so Yousafzai weiter. Sie fügte hinzu: „Der Krieg schont Kinder nie, nicht diejenigen, die von ihrem Zuhause in Israel entführt wurden und nicht diejenigen, die sich ohne Lebensmittel und Wasser vor den Luftschlägen in Gaza verstecken.“ Sie trauere mit allen Kindern und Menschen im Heiligen Land, die sich nach Frieden und Gerechtigkeit sehnten.

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Kosovo: Militante Serben greifen KFOR-Mitglieder an

KFOR Kosovo

Kosovo: Die Unruhen hatten sich hochgeschaukelt. Serben im Norden wollen die Hoheit der Regierung nicht anerkennen.

Pristina (dpa/KUNA/iz). Einen Tag nach den schweren Zusammenstößen zwischen militanten Serben und der Schutztruppe KFOR mit rund 80 Verletzten auf beiden Seiten haben sich am Dienstagmorgen erneut Serben im Norden des Kosovos zu Protesten versammelt.

Demonstranten fanden sich vor den Gemeindeämtern in Zvecan, Leposavic und Zubin Potok ein, die von der Nato-geführten KFOR gesichert werden, berichtete das kosovarische Nachrichtenportal koha.net unter Berufung auf eigene Reporter vor Ort.

Foto: Defense Visual Information Distribution Service | Lizenz: gemeinfrei

Kosovo: Militante setzen Gewalt fort

Zu den Zusammenstößen war es am Montagnachmittag in Zvecan gekommen, als die KFOR-Truppe eine gewalttätig gewordene Menge unter Einsatz von Tränengas auflöste. Die militanten Serben bewarfen die internationalen Ordnungskräfte mit Brandsätzen, Steinen und Flaschen.

30 KFOR-Soldaten, unter ihnen 19 Ungarn und 11 Italiener, erlitten Verletzungen, darunter Knochenbrüche und Verbrennungen, teilte die Schutztruppe am Dienstagmorgen in Pristina mit. 

„Die KFOR hat (…) auf die unprovozierten Angriffe einer gewalttätigen und gefährlichen Menge reagiert“, hieß es in der Mitteilung. Laut dem Krankenhaus in der nahen Stadt Mitrovica wurden 53 Serben verletzt.

Serbische Extremisten wollen Wahlergebnisse nicht anerkennen

Im fast ausschließlich von Serben bevölkerten Norden des Kosovos richten sich die Proteste der örtlichen Bevölkerung gegen die Einsetzung neuer Bürgermeister, die aus Wahlen im Vormonat hervorgegangen waren und aus albanischen Parteien stammen. Die Wahlen waren von fast allen Serben boykottiert worden.

Der kosovarische Ministerpräsident Albin Kurti machte das Nachbarland Serbien für die Ausschreitungen verantwortlich. Bei den Demonstranten im Norden handle es sich zum Großteil um „einen Haufen Extremisten unter Anleitung des offiziellen Belgrads“, sagte er am späten Montagabend nach Angaben seines Amtes in einem Gespräch mit westlichen Botschaftern.

Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo hat 2008 seine Unabhängigkeit erklärt. Serbien will die Eigenstaatlichkeit seiner einstigen Südprovinz nicht anerkennen.

NATO verurteilt Attacken

Die NATO verurteilte die Angriffe auf die KFOR-Truppen scharf. „Solche Angriffe sind völlig inakzeptabel. Die Gewalt muss sofort aufhören. Wir rufen alle Seiten auf, von Handlungen Abstand zu nehmen, die die Spannungen weiter anheizen und in einen Dialog einzutreten“, hieß es von einer Sprecherin der Militärallianz.

KFOR werde alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um ein sicheres Umfeld aufrechtzuerhalten. Auch Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni verurteilte den Angriff. „Was hier geschieht, ist absolut inakzeptabel und unverantwortlich. Wir werden keine weiteren Angriffe auf die KFOR dulden“, sagte sie am Montagabend laut einer Mitteilung.

Foto: Picryl, Defense Visual Information Distribution Service | Public Domain

NATO-Chef Stoltenberg ruft zu „Dialog“ auf

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte am Sonntag, er habe mit dem Hohen Vertreter der EU, Josep Borrell, über die aktuelle Situation im Kosovo gesprochen. “Pristina und Belgrad müssen sich jetzt auf den EU-geführten Dialog einlassen, da dies der einzige Weg zu Frieden und Normalisierung ist”, sagte er auf seinem Twitteraccount.

“Pristina muss deeskalieren und darf keine einseitigen, destabilisierenden Schritte unternehmen”, betonte Stoltenberg. Er fügte hinzu, dass die NATO-Militärmission im Kosovo, KFOR genannt, weiterhin für ein sicheres Umfeld sorgen werde.

Wie ist die Lage der Menschen in Gaza? Interview mit dem humanitären Helfer Dr. Mahmoud Almadhoun von Islamic Relief

(iz). Während die Zivilbevölkerung im Gazastreifen unter einem erneuten sinnlosen Krieg zu leiden hat, bemühen sich verschiedene internationale Organisationen zumindest um die Linderung der schwierigsten Versorgungsengpässe und der bedrohlichsten Mängel. Dabei müssen sie, wie unabhängige Journalisten, darauf achten, dass sie nicht selbst in die Schusslinie dieses Konfliktes geraten, der sich zu einem Bodenkrieg ausweiten könnte.

Dr. Mahmoud Almadhoun von Islamic Relief ist einer von ihnen. Almadhoun ist seit 2008 als Manager für das Personalwesen und die Qualitätssicherung sowie im Komitee für die Geschäftsführung aktiv. Während er mit einem Team der Hilfsorganisation in deren Kairoer Räumlichkeiten auf Grünes Licht für eine sichere Einreise nach Gaza wartete, sprachen wir mit ihm über die Lage, die Menge der bisherigen Opfer und den Mangel an wichtigen Gütern.

Islamische Zeitung: Sie stehen kurz davor bereit, mit Ihrem Team der Hilfsorganisation Islamic Relief nach Gaza einzureisen. Wie sieht die dortige Lage aus?

Dr. Mahmoud Almadhoun: Ich bin seit drei Tagen in Kairo damit beschäftigt, die Lage in Gaza zu beurteilen. Eigentlich wollten wir heute mit einem Team nach Gaza fahren, aber wir konnten nicht. Die Sicherheitslage ist so brenzlig geworden, dass es bisher nicht möglich war. Auch aus Telefonaten mit meiner Familie in Gaza wurde deutlich, dass die momentane Lage mit dem Gazakrieg 2009 [die israelische Operationen „Gegossenes Blei“] zu vergleichen ist. Unser Palästina-Büro in Gaza hat uns kontaktiert und uns absolut von einem Kommen abgeraten. Die Lage ist vollkommen unübersichtlich und es bestehen keinerlei Möglichkeiten, den Schutz unserer Sicherheit zu gewährleisten.

Islamische Zeitung: Wie erlebte die Zivilbevölkerung die Angriffe der letzten vier Tage?

Dr. Mahmoud Almadhoun: Die Situation ist sehr schwierig. Das Leben hat total aufgehört zu funktionieren. Die Kinder gehen nicht zur Schule. Die Leute bleiben zu Hause. Alle Menschen haben Angst und können überhaupt nicht schlafen, weil der kontinuierliche Beschuss aus der Luft und von See seit fünf Tagen sehr stark ist. Die Häuser wackeln genau wie bei einem Erdbeben.

Islamische Zeitung: Ist die Lage mit dem israelischen Angriffen bei der Operation „Gegossenes Blei“ im Jahre 2009 zu vergleichen?

Dr. Mahmoud Almadhoun: Ja, unbedingt. Ich habe diese Frage mehrfach gestellt, auch unserem Büro von Islamic Relief in Gaza, und es sieht bisher genauso aus wie im Jahre 2009. Es ist noch nicht ganz so stark, aber die Gesamtlage sieht vergleichbar aus.

Islamische Zeitung: Es gibt in Deutschland Medienberichte, die von einem Ende der Aktion sprechen, da Israel angeblich beinahe sämtliche Raketendepots zerstört haben soll. Ist das glaubwürdig oder rechnen die Menschen in Gaza mit einem Einmarsch israelischer Bodentruppen?

Dr. Mahmoud Almadhoun: Die arabische Webseite von Al Jazeera behauptete heute morgen so ziemlich das Gegenteil. Die israelische Regierung wolle noch weitermachen und hätte zusätzliche Einheiten mobilisiert. Laut Al Jazeera würde sich Israel auf eine Ausweitung der Operationen vorbereiten.

Islamische Zeitung: Gibt es verlässliche Zahlen zu Getöteten und Verletzten der ersten fünf Tage?

Dr. Mahmoud Almadhoun: Wir wissen von 52 Personen, die bei den Angriffen getötet wurden. Darunter waren 15 Kinder, wobei das jüngste elf Monate als war. Über die Verletztenzahlen habe ich keine genauen Angaben.

Islamische Zeitung: Während der Operation „Gegossenes Blei“ funktionierten ja noch die Krankenhäuser vom Roten Kreuz und vom UNHCR teilweise. Arbeiten sie dieses Mal immer noch?

Dr. Mahmoud Almadhoun: Doch, sie arbeiten jetzt immer noch.

Islamische Zeitung: Welche Projekte unterhielt Islamic Relief bis jetzt in Palästina?

Dr. Mahmoud Almadhoun: Islamic Palästina wurde 1998 gegründet und momentan haben wir 102 Mitarbeiter. Augenblicklich betreiben wir 39 Projekte, davon 19 dienen der Nothilfe. 14 widmen sich der Entwicklungshilfe und sechs sind spezifisch auf die Betreuung von Kindern ausgerichtet. Dazu zählt ein Programm für 6.000 Waisen in Gaza. Islamic Relief hat in den letzten Tagen dieser Krise verschiedene Aktionen gestartet. So hat Islamic Relief Worldwide in diesem Zeitraum 1,2 Millionen Euro gesammelt und nach Gaza überwiesen. Dort besteht ein großer Bedarf an Medikamenten und medizinischer Versorgung. Mittlerweile ist eine Spendenkampagne angelaufen, die bis Ende November eine weitere Millionen Euro ergeben soll. Bis zum Ende des Jahres wollen wir diese Summe auf fünf Millionen steigern. Und bis zum Juni des kommenden Jahres soll das Endziel dieser Kampagne bei 20 Millionen Euro liegen. Insbesondere auf dem palästinensischen Gesundheitssektor gibt es einen großen Bedarf. Dieser ist in einem unglaublichen Zustand. Dabei ist nicht nur diese Krise das Problem, sondern wir müssen immer noch mit den Folgen des letzten Krieges fertig werden. Von 2009 bis heute wurde das Ziel der Entwicklung des Gesundheitssektors noch nicht erreicht.

Islamische Zeitung: Es ist seit mehreren Jahren schon der „Normalfall“, dass Gaza von Hilfslieferungen abhängig ist – wegen der Blockade und wegen einer nicht mehr existenten Industrie. Bei welchen Gütern wird es Ihrer Meinung nach die ersten Engpässe geben?

Dr. Mahmoud Almadhoun: Gestern [Samstag, den 17. November] erhielten wir vom Gesundheitsministerium die Information, wonach 130 Medikamente für Fälle lebensbedrohlicher Krankheiten fehlen. Als Islamic Relief haben wir eine Liste von solchen Präparaten bekommen und möchten sie gerne mit Hilfe verschiedener Organisationen und Partner bearbeiten. Ein zweiter notwendiger Aspekt ist das Fehlen benzin- oder solargetriebene Notstromaggregate. Derzeit reichen die Kapazitäten nur für drei Tage. Danach können wir keinen Strom mehr bekommen. Das heißt, das die Krankenhäuser ohne Strom nicht mehr optimal werden funktionieren können. Islamic Relief unterstützt im Augenblick das Krankenhaus Asch-Schifa voll. Wenn man dort eintrifft, sieht man dort auch unser Logo. Islamic Relief Palästina hat sich insbesondere der Arbeit auf dem Gebiet der Gesundheit – allen voran den Krankenhäusern – gewidmet.

Islamische Zeitung: Wie sieht es bei der Versorgung mit Lebensmitteln aus?

Dr. Mahmoud Almadhoun: Die Lebensmittelversorgung hängt von der Lage an den Grenzen ab. Wenn diese geschlossen sind, kommt keine Nahrung nach Gaza. Die Lebensmittel werden entweder in Ägypten oder stellenweise auch in Israel gekauft. Der Versorgungslage ist schwierig; auch, weil alle Leute jetzt versuchen, so viel wie möglich zu kaufen, um für eine Verschärfung der Lage gewappnet zu sein. Bereits jetzt gibt es einen Mangel.

Islamische Zeitung: Die israelische Luftwaffe hat bereits hunderte Angriffe geflogen. Inwieweit wurde auch die Infrastruktur von Gaza in Mitleidenschaft gezogen?

Dr. Mahmoud Almadhoun: Egal, welche Art die Ziele der Angriffe sind, es bleibt nicht ausgeschlossen, dass alles andere mit betroffen sein wird. Ein Team von Islamic Relief war in einem Supermarkt während einer Beschießung ganz in der Nähe. Das war einer der Gründe, warum wir bisher nicht einreisten. Man weiß nicht genau, wo die Einschläge treffen werden.

Islamische Zeitung: Liegt dies auch an der Schwierigkeit, militärische und zivile Ziele auseinander zu halten, wenn beispielsweise Waffen in Wohngebieten gelagert werden?

Dr. Mahmoud Almadhoun: Ja, und ich glaube, dass es sehr schwierig ist, wenn einzelne Personen das Ziel sind.

Islamische Zeitung: Wie ist die Stimmungslage in Gaza?

Dr. Mahmoud Almadhoun: Ehrlich gesagt kann ich nur von der Warte der Helfer aus berichten, habe aber einiges von meiner Familie gehört. Die Leute hoffen natürlich, dass alles gut ausgehen wird. Unsere Sorge als Islamic Relief gilt der Kampagne zur Unterstützung der Menschen in Gaza.

Islamische Zeitung: Arbeiten Sie mit internationalen Partnern in Gaza zusammen?

Dr. Mahmoud Almadhoun: In solchen Fällen, bei denen die Lage sehr schlecht ist, arbeiten wir mit UN-Organisationen und dem Roten Kreuz zusammen. Die internationalen Helfern bilden solchen Fällen Komitees, weil die Aufgaben in solchen Krisen nicht von einzelnen zu bewältigen sind.

Islamische Zeitung: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Webseite von Islamic Relief:
www.islamicrelief.de

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