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Angst vor Eskalation

Angst Eskalation

Eskalation: Nach der Tötung eines ranghohen Hamas-Anführers in Beirut wächst die Sorge vor einer Ausweitung des Krieges. Am Tag danach blieb es zunächst weitgehend ruhig. Ob die Lage in Nahost eskaliert, dürfte eine Rede des Hisbollah-Chefs zeigen. 

Tel Aviv/Beirut (dpa, iz), Nach der Tötung eines Hamas-Anführers in der libanesischen Hauptstadt Beirut will die Regierung im Libanon eine Eskalation verhindern. Der geschäftsführende Außenminister, Abdallah Bou Habib, sagte dem britischen Radiosender BBC 4 am Dienstagabend, dass seine Regierung mit der iranischen Hisbollah spreche, um „sie davon zu überzeugen, dass sie nicht selbst reagieren sollte“.

Am Mittwochabend wurde mit Spannung eine Rede von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah erwartet. Seine Miliz ist mit der Hamas verbündet. Unterdessen ist im Gazastreifen die Zahl der Toten nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde auf 22 300 gestiegen. 

Beirut fürchtet Ausweitung des Konflikts 

Die Regierung in Beirut fürchtet eine mögliche Ausweitung des Konflikts. „Wir sind sehr besorgt, die Libanesen wollen nicht hineingezogen werden, selbst die Hisbollah möchte nicht in einen regionalen Krieg hineingezogen werden“, sagte Minister Bou Habib. Er forderte die westlichen Staaten auf, „Druck auf Israel auszuüben, damit es all seine Gewalt und alle seine Aktionen einstellt, nicht nur im Libanon, nicht nur in Beirut, sondern auch in Gaza“. 

Der Vize-Leiter des Politbüros der Hamas, Saleh al-Aruri, war bei einer Explosion in Beirut ums Leben gekommen. Insgesamt starben bei dem Angriff nach Hamas-Angaben sieben Menschen. Die Hamas gab umgehend Israel die Schuld. Während Israels Militär Berichte über eine gezielte Tötung von Al-Aruri nicht kommentieren wollte, kündigte die Hisbollah-Miliz zunächst Vergeltung an: „Dieses Verbrechen wird niemals ohne Antwort oder Strafe vorübergehen.“

Mossad-Chef weist auf Beteiligung an Tötung Al-Aruris hin 

Mossad-Chef David Barnea indes hat einem Bericht zufolge auf eine Beteiligung Israels hingewiesen. „Jede arabische Mutter werde wissen, dass, wenn ihr Sohn an dem Massaker vom 7. Oktober beteiligt gewesen sei, sein Blut an seinem eigenen Kopf sein werde“, zitierten israelische Zeitungen Barneas Worte auf der Beerdigung des früheren Mossad-Chefs Zvi Zamir am Mittwoch. 

Die „Jerusalem Post“ sah darin einen „deutlichen Hinweis“ auf eine israelische Beteiligung an einer gezielten Tötung des Vize-Leiters des Politbüros der Hamas, Saleh al-Aruri, in Beirut. Barnea erwähnte ihn demnach aber nicht namentlich. Israel hat sich öffentlich nicht zu dem Vorfall geäußert. Nachdem es bislang aber keine Antwort der Hisbollah gegeben habe, fühlten sich israelische Amtsträger womöglich sicherer, spekulierte die Zeitung. 

Einige Raketenstarts aus dem Libanon 

Als Reaktion auf den Tod von Al-Aruri feuerte die Hisbollah am Mittwoch einige Raketen auf israelische Ziele ab. Das israelische Militär griff daraufhin seinerseits Ziele im Libanon an. Die Hisbollah meldete zwei weitere getötete Mitglieder. 

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hat Israel nach dem Tod eines ranghohen Hamasvertreters im Libanon vor einer Eskalation des Konflikts mit dem Nachbarland gewarnt. „Wer über einen Krieg mit uns nachdenkt, wird es bereuen“, sagte der Generalsekretär der vom Iran unterstützen Schiitenorganisation am Mittwoch in einer Ansprache. „Wenn der Feind einen Krieg gegen den Libanon beginnt, werden wir uns an keine Regeln mehr halten“, sagte Nasrallah.

Foto: Zerophoto, Adobe Stock

UN im Libanon besorgt wegen möglicher Eskalation mit Israel

Die UN-Beobachtermission Unifil im Libanon zeigt sich währenddessen besorgt wegen der Sicherheitslage im Land. „Wir sind zutiefst besorgt wegen der Möglichkeit einer Eskalation. Das könnte verheerende Folgen für die Menschen auf beiden Seiten der Grenze haben“, sagte die stellvertretende Direktorin des Medienbüros, Kandice Ardiel, am Mittwoch. Unifil fordere weiterhin alle Parteien dazu, die Waffen niederzulegen.

Unifil, die sogenannte Interimstruppe der Vereinten Nationen im Libanon, überwacht seit 1978 das Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon. Sie gilt als eine der ältesten aktiven UN-Beobachtermissionen. 

USA hatten millionenschweres Kopfgeld auf Hamas-Vize ausgesetzt 

Die USA hatten auf den getöteten Hamas-Vize Al-Aruri ein Kopfgeld in Höhe von fünf Millionen US-Dollar (4,5 Mio Euro) ausgesetzt. Die USA wie die EU stufen die Hamas als Terrororganisation ein. Schon 2015 hatten die USA Al-Aruri als weltweit tätigen Terroristen designiert. 

Die USA hatten das Kopfgeld 2018 angekündigt im Rahmen des Programms „Rewards for Justice“. Bei diesem wurden bisher mehr als 250 Millionen US-Dollar an 125 Tippgeber weltweit gezahlt, um mit deren Hinweisen „Bedrohungen für die nationale Sicherheit der USA“ zu bekämpfen, wie es beim US-Außenministerium hieß. 

Neue Angriffe im Gazastreifen fordern wieder viele Tote 

Binnen 24 Stunden wurden bei israelischen Angriffen im Gazastreifen laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wieder 128 Palästinenser getötet. 261 weitere Menschen seien bei insgesamt zehn Attacken verletzt worden, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Damit steige die Zahl der Getöteten auf 22 300, die der Verletzten auf 57 300.

US-Experten: Nachlassen israelischer Angriffe günstig für Hamas 

Israels Armee riskiert im Gaza-Krieg nach Einschätzung von US-Experten, mit einem Nachlassen der Bombardierungen in die Hände der islamistischen Hamas zu spielen. Die israelischen Streitkräfte gingen im Norden des Gazastreifens zu einer Phase gezielter Schläge mit geringerer Truppenstärke über, was es der Hamas wahrscheinlich ermöglichen werde, sich militärisch neu zu formieren, hieß es in einem Bericht des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW). 

Israels Armee hat jüngst fünf Brigaden abgezogen und einigen Reservisten die einstweilige Rückkehr ins Zivilleben erlaubt. Israels Armee habe zwar mehrere Hamas-Einheiten dezimiert und andere kampfunfähig gemacht. „Aber die militärischen Kräfte der Hamas sind derzeit weder besiegt noch zerstört“, erklärte das ISW. 

Eine regionale Eskalation versucht die Biden-Regierung mit allen erdenklichen Mitteln zu verhindern und wirkt dabei wie eine Getriebene. Sie bekniet Tel Aviv, sich in Zurückhaltung zu üben, und wird nun möglicherweise selbst militärisch gegen die jemenitischen Ansarollah vorgehen, eine gefährliche Eskalation mit dem Iran inklusive – nur um zu verhindern, dass Israel dies wie angedroht selbst tut. Denn in Washington weiß man, dass schon die im Gazastreifen gesteckten Ziele nicht erreichbar sind. Auch israelische Militärs und Geheimdienstler warnen dringend vor einer Eskalation an weiteren Fronten. Die völlig ideologisierten und realitätsfernen Koalitionspartner Netanjahus einzufangen, ist aber offenbar niemand in der Lage.

Junge Welt

Foto: IDF, via Wikimedia Commons | Lizenz: Public Domain

Hisbollahs Tunnelsystem rückt in den Blick 

Die Hisbollah im Libanon soll über ein Tunnelsystem verfügen, das einem Medienbericht zufolge weit ausgefeilter ist als das der Hamas. Die unterirdischen Tunnel verliefen im Süden Libanons über Hunderte Kilometer bis zur Grenze nach Israel hinein, zitierte die „Times of Israel“ am Dienstag den Geheimdienstexperten Tal Beeri.

Die Hamas nutze ihr eigenes Tunnelnetz als Schutz vor Israels massiven Bombardierungen und um sich zu verstecken. Außerdem bedienten sie sich der Tunnel, um aus dem Nichts aufzutauchen und heranrückende israelische Soldaten anzugreifen. 

Neue Vorwürfe der WHO gegen Israels Armee 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warf Israel derweil „skrupellose“ Angriffe auf ein Krankenhaus in der umkämpften Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens vor. Nach Angaben des palästinensischen Rettungsdienstes Roter Halbmond sind bei den Angriffen mindestens fünf Zivilisten getötet worden, darunter ein fünf Tage alter Säugling, schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf der Online-Plattform X in der Nacht zu Mittwoch.

EU-Chefdiplomat: Israelische Minister-Äußerungen zu Gaza hetzerisch

EU-Chefdiplomat Josep Borrell hat die „hetzerischen und unverantwortlichen Äußerungen“ aus Israels Regierung zu einer möglichen Vertreibung von Palästinensern aus dem Gazastreifen scharf kritisiert.

Die israelischen Minister Itamar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich hätten mit ihren Äußerungen die palästinensische Bevölkerung des Gazastreifens verleumdet und einen Plan für ihre Auswanderung gefordert, schrieb Borrell am Mittwochabend auf der Plattform X . „Zwangsumsiedlungen sind als schwere Verletzung des humanitären Völkerrechts strengstens verboten & Worte zählen“, so Borrell.

Die rechtsextremen Minister hatten sich für eine israelische Wiederbesiedlung des Gazastreifens nach dem Krieg gegen die Hamas ausgesprochen. Ben-Gvir sagte am Montag, der Krieg sei eine Gelegenheit, die „Umsiedlung der Bewohner des Gazastreifens“ zu fördern. Smotrich sagte am Sonntag dem israelischen Armeesender, wenn Israel richtig vorgehe, werde es eine Abwanderung von Palästinensern geben, „und wir werden im Gazastreifen leben“. 

Auch von der Bundesregierung sowie von den Regierungen der USA und Frankreichs kam bereits scharfe Kritik. Das Auswärtige Amt hat die Äußerungen aus Israels Regierung zu einer möglichen Vertreibung von Palästinensern aus dem Gazastreifen scharf kritisiert.

„Die Äußerungen der beiden Minister weisen wir in aller Deutlichkeit und auf das Allerschärfste zurück. Sie sind weder sinnvoll noch hilfreich“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Mittwoch in Berlin zu den Aussagen der rechtsextremen israelischen Minister.

Der Sprecher des deutschen Außenministeriums sagte weiter, es dürfe keine Vertreibung von Palästinensern aus Gaza geben. Es dürfe auch keine territoriale Verkleinerung des Gaza-Streifens geben. Eine Zwei-Staaten-Lösung bleibe aus Sicht des Auswärtigen Amts das einzig nachhaltige Modell für ein friedliches Zusammenleben zwischen Israelis und Palästinensern. „Daran halten wir fest und darauf arbeiten wir sozusagen auf die längere Sicht auch hin.“

Auswärtiges Amt fordert zu rascher Ausreise aus dem Libanon auf

Wegen der Zuspitzung der Lage an der israelisch-libanesischen Grenze hat das Auswärtige Amt deutsche Staatsangehörige aufgefordert, den Libanon so schnell wie möglich zu verlassen. Deutsche, die sich noch in dem Land aufhalten, sollten sich in der Krisenvorsorgeliste Elefand registrieren und „auf schnellstem Wege“ ausreisen, schrieb das Auswärtige Amt am Mittwoch auf der Plattform X. „Eine Eskalation an der Grenze zwischen Israel und Libanon ist nicht auszuschließen“, hieß es, nachdem der Krisenstab der Bundesregierung getagt hatte.

Laila Massoudi erinnert daran, dass unsere Lebensweise kein schwer beladenes Jammertal ist

(iz). Es gibt eine Überlieferung, in welcher der Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, von vielen seiner Gefährten auf einmal nach der Erlaubnis beziehungsweise dem Verbot dieser oder jener Sache befragt wurde. Als er ihren besorgt-erregten Zustand sah, erinnerte er, Allahs Heil und Segen auf ihm, sie mit seinen Worten daran, dass der Din Allahs eine Erleichterung ist. Diese Begebenheit, und das in ihr geborgene Wissen, ist für unsere schwierige Zeit gleich mehrfach von erheblicher Bedeutung und sie ist unserer Erinnerung wert.

Die fortschreitende soziale Atomisierung – auch innerhalb der muslimischen Gemeinschaft – sowie das Abbröckeln tradierter Wege unserer Wissensvermittlung zwischen den Generationen sowie horizontal im Rahmen einer lebendigen sozialen Situation haben bei jüngeren Generationen auch eine gewisse Unsicherheit hervorgerufen. Vor mehr als zehn Jahren war ich in einer türkischen Moschee in Köln zu Besuch. Dort hing im Waschraum ein Schild, eine türkische Schwester hatte es mir vorgelesen, auf dem stand: „Wir haben unser Wudu’/Abdest nicht aus Büchern gelernt, sondern weil wir den Älteren die Wasserkanne während der Waschung gehalten haben.“

In einem gesunden sozialen Rahmen – Eltern wissen aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, den Kindern ein normales Gefühl der Geborgenheit zu geben – ist der Din unaufgeregte Normalität. Das bedeutet auch, dass alltägliche Fragen, Lebenspraxis und Glaubenswirklichkeit betreffend, auch relativ unaufgeregt abgehandelt werden können. Wir sind in einer solchen Situation von Frauen und Männern umgeben, von denen wir quasi osmotisch lernen können.

Heute ist das oft anders; gerade auch, weil für viele Jüngere das kontextlose Internet einen erheblichen Einfluss bei der Bildung ihrer muslimischen Identität hat. Und so kann es nicht verwundern, wenn tertiäre beziehungsweise banale Fragen auf einmal mit Vokabeln wie „halal“ oder „haram“ aufgeladen werden, und dementsprechend inneren Stress bei den Betroffenen erzeugen.

Nach außen hin, in Richtung unserer Mitwelt, steht unsere Lebensweise oft unter dem einen oder anderen Verdacht. Mit anderen Worten, viele Menschen haben Angst vor dem „Islam“ – oder was sie dafür halten. Hier stehen wir in der Pflicht (von der Not ganz zu schweigen), unseren Nachbarn und Mitmenschen zu zeigen, dass sie vor dem ­Islam keine Angst zu haben brauchen, weil er eine Erleichterung und eine Barmher­zigkeit ist. Oder, wie ein guter Freund es gewohnheitsmäßig formulierte: Die Menschen müssten nicht den Din fürchten, aber sehr wohl Allah, den Herrn der Welten. Um das tun zu können, muss natürlich auch der Wille bei Muslimen vorhanden sein, den Schatz des Islam mit ihren Nachbarn zu teilen…

Um die Erinnerung daran zu erleichtern, dass Allahs Din eine Erleichterung und barmherzig ist, hilft es auch, wenn wir uns vor Augen führen, dass Allah selbst sich Barmherzigkeit vorgeschrieben hat.

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