Bücher: Syed Ali Hosafci setzt sich umfassend mit religiösen Argumenten des Salafismus auseinander

(iz). Nach Jahrzehnten der Zusammenarbeit und des Wegschauens haben spätestens die Ereignisse des 11. September 2001 die Ansichten der westlichen Welt über die salafitische (oder wahabitische) Bewegung verändert. Heute gilt ihr politischer und gewaltbereiter Arm den deutschen Behörden als ernste Bedrohung der Sicherheit und des inneren Friedens.

Wiewohl dieser Aspekt in der Behandlung des – gelegentlich überstrapazierten – „Salafis­mus“ leider unleugbar ist, stellt er zuerst eine Bedrohung für den innermuslimischen Frieden und den religiösen Alltag von Muslimen selbst (siehe S. 10) dar. Da man sicherlich nicht von Verfassungsschützern und BKA-Beamten verlangen kann, dass sie die religiösen Irrtümer dieser Bewegung zurückweisen, ist dies eine Aufgabe der muslimischen Gemeinschaft in Deutschland selbst.

Dieser Aufgabe widmet sich das von Seyyid Ali Hosafci verfasste Buch „Die Leuchte in der Finsternis. Sunnitische Widerlegungen salafitischer Auffassungen“. Der mehr als 600 Seiten umfassende Band wurde behutsam vom angehenden islamischen Theologen Muhammad Bayraktar übersetzt und überarbeitet. „Leider haben sich die Irrlehren der Salafisten in Deutschland unter den Jugendlichen sowie den Älteren verbreitet, dass ihre theologischen und glaubenspraktischen Ansichten als die normalen sunnitischen Ansich­ten erachtet werden. Dies ist jedoch grundlegend falsch“, erklärt der AKABA Verlag die hinter dem Titel stehende Absicht.

Die Zurückweisung sektiererische Ansichten gehört zum Bestand muslimischer Gelehrsamkeit. Zu den Standardwerken dieses Genres zählt auch ein entsprechender Titel von Imam Al-Kauthari, des letzten Schaikh Al-Islam des Osmanischen Khalifats. In den letzten Jahren erschienen weitere Bücher dieser Art, die auch in europäische Sprachen übersetzt wurden. Da die selten intellektuell ausgefeilte salafitische Bewegung ihre Mitglieder „erfolgreich“ darin schult, anhand bestimmter Fragen den vermeintlichen Irrtum anderer Muslime in früher unumstrittenen Punkten wie der Erinnerung Allahs (Dhikr) oder des Prophetengeburtstags (Maulid) zu finden, behandelt der vorliegende Band diese Punkt im Sinne eines Verzeichnisses. Punkt für Punkt findet man hier eine Einführung in das Thema sowie die entsprechenden Quellen, von denen viele dankenswerterweise auch im arabischen Original beigefügt werden.

Beinahe ebenso wichtig ist der Anhang, der rund ein Viertel des Buches ausmacht. Hier werden die Leser in die Unsitte des Takfirs eingeführt, erfahren etwas die eigentlichen Grundlagen des Glaubens, den Gründer Bewegung oder warum es notwendig ist einer Rechtsschule zu folgen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Für sich genommen ist das Buch ein hilfreiches und wichtiges Handbuch für eine weitergehende Beschäftigung mit der Materie. Es dürfte sich vor allem an Muslime ­richten, denen bisher die notwendige Grundlagen bei den Argumenten fehlten oder an aktive Muslime, die mit der salafitischen Propaganda umgehen müssen.

Wenig Aufklärung hingegen leistet es aus nachvollziehbaren Gründen (da es ja zur Verteidigung der islamischen Position dient) beim tieferen Verständnis des salafitischen Phänomens, was nicht dem Autor oder Übersetzer anzukreiden ist. Um dem Salafismus wirkungsvoll zu begegnen, braucht es aber nicht nur eine theoretische Widerlegung von Argumenten, sondern vor allem auch eine gelebte Wirklichkeit, die ihm entgegensteht. Nur die wenigsten Anhänger lassen sich durch sachliche Argumente überzeugen. (ak)

Seyyid Ali Hosafci, Die Leuchte in der ­Finsternis, AKABA Verlag, gebunden, 624 Seiten, Preis: Eur 16.- (variiert), ISBN 978-605-87525-9-7, zu beziehen über: astecgmbh.de oder kitapshop.de

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