Bangladesch: Mehr als Tausend Tote wegen Dengue-Fieber

bangladesch

In Bangladesch starben nach Behördenangaben bisher mehr als 1.000 Menschen an dem Dengue-Virus.

Die Todeszahl sei deutlich höher als in den Vorjahren, hieß es aus dem Gesundheitsministerium in Dhaka. 2022 wurden demnach 281 Todesfälle erfasst, im Jahr davor 105. Für das Jahr 2020 sind nur sieben Tote registriert. Die Statistik reicht bis ins Jahr 2000 zurück.

Dhaka (dpa). Bei Bangladeschs schlimmsten Dengue-Ausbruch seit Statistikbeginn sind inzwischen mehr als Tausend Menschen an der Krankheit gestorben.

Foto: Las, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 4.0

Bangladesch: Mehr als 206.000 bestätige Dengue-Fälle

Insgesamt habe es in diesem Jahr bereits mehr als 206.000 bestätigte Dengue-Fälle gegeben, hieß es weiter. Das Dengue-Virus wird von Aedes-Stechmücken übertragen, die in tropischen und subtropischen Klimazonen zuhause sind. Sie brüten in stehendem Wasser.

Auch in einigen Ländern Südamerikas kam es in diesem Jahr vermehrt zu Dengue-Fällen. Die Regierung Guatemalas rief deshalb sogar den Gesundheitsnotstand aus.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigte sich besorgt wegen der Ausbreitung des Erregers. Inzwischen sei die Hälfte der Weltbevölkerung einer Dengue-Gefahr ausgesetzt, hieß es.

Dengue-Fieber wurde früher Knochenbrecher-Fieber genannt, weil es starke Gliederschmerzen verursachen kann. Gegen Dengue gibt es Impfstoffe, allerdings mit teils starken Nebenwirkungen, aber keine speziellen Medikamente, außer solchen, die das Fieber senken.

Foto: jcomp, Freepik.com

Klimawandel spielt eine Rolle bei Ausbreitung

Klimatische Veränderungen in den Endemie-Gebieten spielten eine Rolle bei der Ausbreitung, sagte kürzlich Sebastian Ulbert, Abteilungsleiter Impfstoffe und Infektionsmodelle beim Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig. „Es wird wärmer und feuchter, die Mückendichte steigt. Die Menschen leben enger beieinander, was eine Übertragung durch die Insekten erleichtert.“

Aedes-Mücken, die Dengue übertragen können, gebe es bei uns auch schon, und Reiserückkehrer brächten das Virus auch hin und wieder mit. Bisher sei es hierzulande aber nicht warm genug, dass sich das Virus gut in den Mücken vermehren und dann übertragen werden könne. Dengue sei keine harmlose Virusinfektion. Kleine Kinder seien vor allem gefährdet.

„In den südeuropäischen Ländern ist das Klima mittlerweile ausreichend, dass in der warmen Jahreszeit die Viren über die Mücken übertragen werden“, hatte Peter Kremsner, Direktor des Instituts für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie am Universitätsklinikum Tübingen, kürzlich erklärt. „Auch hier wird es zukünftig eher mehr Übertragungen geben.“

Bangladesch ist nach UN-Angaben eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt. Zudem ist das südasiatische Land sehr dicht besiedelt, weshalb sich das Virus dort besonders gut ausbreiten kann. Ein staatliches Dengue-Impfprogramm gibt es bisher nicht.

, ,

Zyklon „Mocha“ zerstört Flüchtlingscamps in Myanmar und Bangladesch

Zyklon Rohingya Klima

Ein Zyklon hat in Myanmar und Bangladesch vor allem in Regionen gewütet, in denen Millionen verzweifelte Flüchtlinge leben. Humanitäre Organisationen fordern dringend Hilfe.

Yangon/Dhaka (dpa). Der Kategorie-5-Zyklon „Mocha“ hat in Teilen von Myanmar und Bangladesch schwere Verwüstungen angerichtet. Das ganze Ausmaß der Schäden wird aber erst langsam deutlich, weil die meisten Kommunikationsverbindungen zusammengebrochen sind. „Wir erhalten jetzt ständig neue Berichte, wonach der Grad der Zerstörung immer weiter wächst“, teilte die Hilfsorganisation Oxfam am Montag mit.

Foto: IPS News

Zyklon vernichtet Flüchtlingslager der Rohingya

Der tropische Wirbelsturm war am Sonntag mit Windgeschwindigkeiten von teilweise mehr als 250 Stundenkilometern an der Westküste der beiden Nachbarstaaten auf Land getroffen. Es war der heftigste Zyklon in der Region seit mehr als einem Jahrzehnt.

Auf Fotos und Videos aus den betroffenen Gebieten waren viele abgedeckte Häuser und Hütten zu sehen. Überall lagen Trümmerteile. Zudem gab es wegen Starkregens und Sturmfluten heftige Überschwemmungen. Zahlreiche wunderschöne Pagoden in Myanmar standen unter Wasser.

Auch zahlreiche Bäume und Strommasten knickten um. „Manche Ortschaften sehen aus wie Seen, in einigen Dörfern steht kein Haus mehr“, sagte Min Thein, ein Einwohner aus dem besonders schwer betroffenen Rakhine-Staat an der Westküste des früheren Birma.

Foto: NASA | Lizenz: Public Domain

Rettungsmaßnahmen konnten viele retten

In beiden Ländern waren zuvor Hunderttausende Menschen vorsorglich in Sicherheit gebracht worden. Offenbar rettete dies vielen das Leben: Oxfam zufolge starben in Myanmar mindestens acht Menschen, in Bangladesch gab es zunächst keine Berichte über Opfer.

Das Krisenland Myanmar versinkt seit einem Militärputsch vor zwei Jahren in Chaos und Gewalt. Die regierende Junta unterdrückt jeden Widerstand mit eiserner Faust und startet immer wieder Luftangriffe auf das eigene Volk. Mehr als eine Million Menschen leben bereits als Vertriebene im eigenen Land, oft in notdürftigen Camps.

Der Sturm habe „enorme Auswirkungen“ auf das Leben der Binnenvertriebenen, sagte Rajan Khosla, Oxfam-Direktor in Myanmar. „Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, die erforderlichen Mittel bereitzustellen, um ihnen ein Leben in Würde zu ermöglichen.“

Großbrand Flüchtlingslager

Hunderttausende Rohingya sind hoffnungslos in den Lagern im Grenzgebiet von Bangladesch gedrängt. (Foto: Pablo Tescar/MSF)

Bereits vor dem Sturm in Not

Bereits vor dem Zyklon hätten sich in den Bundesstaaten, in denen der Zyklon wütete (Rakhine, Chin, Magway und Sagaing), schätzungsweise sechs Millionen Menschen in humanitärer Not befunden. Der Bedarf an Grundbedürfnissen wie Unterkünften, sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen werde nun noch weiter steigen, betonte Oxfam.

Betroffen war auch die Stadt Cox’s Bazar in Bangladesch. In der dortigen weltgrößten Ansammlung von Flüchtlingslagern leben rund eine Million Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar, zumeist in Behausungen aus Bambus und Plastikplanen. Etwa 2500 dieser Unterkünfte seien vollständig oder teilweise zerstört worden, sagte der Chef der für Rohingya zuständigen Behörde in Bangladesch, Mizanur Rahman.

Viele in der Region hatten befürchtet, dass „Mocha“ so schreckliche Auswirkungen haben könnte wie vor 15 Jahren der Zyklon „Nargis“: Im Mai 2008 hatte der Tropensturm in Myanmars Irrawaddy-Delta Schätzungen zufolge fast 140 000 Menschen in den Tod gerissen.

,

Rohingya: Flüchtlingsdrama im Meer

brot für die welt rohingya bootflüchtlinge meer flucht

Im Schatten der Flüchtlingswellen aus der Ukraine und aus Afrika spielt sich im Indischen Ozean ein weiteres Drama ab. Tausende Rohingya fliehen in kaum seetüchtigen Booten aus den Flüchtlingslagern in […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

,

Rohingya: „Alarmierender Anstieg der Todesopfer“

Genf (KNA) Mindestens 348 Rohingya sind nach UN-Angaben im vergangenen Jahr bei ihrer Flucht mit dem Boot in Südostasien ertrunken oder verschollen. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf sprach am 17. Januar von einem alarmierenden Anstieg der Todesopfer. Insgesamt suchten im Jahr 2022 demnach mehr als 3.500 Angehörige der muslimischen Minderheit den Weg über die Andamanensee und den Golf von Bengalen, rund fünf Mal mehr als im Vorjahr.

Die meisten Boote kamen laut UNHCR aus Myanmar und Bangladesch. Dies zeige die wachsende Verzweiflung der Rohingya in diesen Ländern. Fast 45 Prozent derer, die einen Hafen erreichten, waren den Angaben zufolge Frauen und Kinder. Unter den Flüchtlingen befänden sich Opfer von Menschenhandel und geschlechtsspezifischer Gewalt sowie unbegleitete oder von ihren Familien getrennte Minderjährige.

Das UN-Hilfswerk forderte umgehende Such- und Rettungseinsätze, Unterstützung für die Aufnahmeländer und stärkere Maßnahmen gegen Schlepperei und Menschenhandel.

, , ,

Rohingya: Flüchtlingsdrama im Indischen Ozean

Im Schatten der Flüchtlingswellen aus der Ukraine und aus Afrika spielt sich im Indischen Ozean ein weiteres Drama ab. Tausende Rohingya fliehen in kaum seetüchtigen Booten aus den Flüchtlingslagern in Bangladesch.

Bangkok (KNA). Ein undichtes Holzboot mit 184 Rohingya-Flüchtlingen an Bord hat in der ersten Januarwoche die Küste der indonesischen Provinz Aceh erreicht. Es wird nicht das letzte gewesen sein. Seit Herbst 2022 ist die Zahl der Rohingya-Bootsflüchtlinge sprunghaft gestiegen. Nach Angaben der Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen waren es 2022 schon mehr als 2.400. Mehr als 200 seien ums Leben gekommen. Die Boote seien nicht nur „unsicher und überfüllt“, sondern trieben oft auch tagelang hilflos auf See, weiß UN-Menschenrechtshochkommissar Volker Türk.

Ziel der Flüchtlinge sind Thailand, Malaysia oder Indonesien, aber auch Indien und Sri Lanka. Doch in kaum einem dieser Länder herrscht eine „Willkommenskultur“. Fehlanzeige auch bei Rettungsschiffen humanitärer Organisationen, wie es sie im Mittelmeer gibt.

Anfang Dezember strandeten rund 200 Rohingya-Flüchtlinge mit ihrem Boot an der Küste Thailands. Angaben der UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR zufolge trieb das Boot tagelang mit einem Motorschaden auf See. Die Menschen an Bord seien ohne Nahrung und Wasser und stark dehydriert gewesen. Mehrere seien gestorben. Ebenfalls im Dezember wurde ein Flüchtlingsboot von einem vietnamesischen Schiff aufgegriffen – und die 184 Rohingya an Bord der Marine des Herkunfts- und Verfolgerlandes Myanmar übergeben. Anders verhielt sich die Marine von Sri Lanka, die Mitte Dezember 104 Flüchtlinge aus Seenot rettete und an Land brachte.

Malaysias Umgang mit Bootsflüchtlingen ist ambivalent. Mit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 lehnte das mehrheitlich muslimische Land die Aufnahme muslimischer Rohingya-Flüchtlinge ab. Malaysia habe sich geweigert, Rohingya von Bord zu lassen und die Boote zurück aufs Meer getrieben. „Jene, die es dennoch geschafft haben, wurden auf unbestimmte Zeit in Einwanderungsgefängnisse eingewiesen; und dem UNHCR wurde in den vergangenen zwei Jahren der Zugang zu diesen Zentren verweigert“, sagt Chris Lewa von der „Arakan Rohingya National Organisation“ der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Indonesien ist derzeit also das einzige Land in Südostasien, das Rohingya-Bootsflüchtlinge aufnimmt. „Die Rohingya werden zunächst in Aceh in Unterkünften untergebracht. Nachdem sie von den Behörden und dem UNHCR registriert wurden, werden sie auf andere Regionen und Städte verteilt“, sagt Atika Yuanita Paraswaty telefonisch aus Jakarta der KNA. Die Bevölkerung stehe den Flüchtlingen aber distanziert und skeptisch gegenüber, so die Leiterin der Flüchtlingsorganisation SUAKA.

Die katholische Wohlfahrtsorganisation Caritas Bangladesch warnt die Rohingya mit einer Aufklärungskampagne in den Lagern in Cox’s Bazar vor Menschenhändlerbanden, die teure, riskante und lebensgefährliche Fluchtmöglichkeiten per Boot nach Südostasien anbieten. Myanmar hatte 2017 mehr als 750.000 Rohingya gewaltsam nach Bangladesch vertrieben.

Durch Einschränkungen des Lebens in den Lagern macht Bangladesch deutlich, dass die Flüchtlinge nur geduldet sind. Die meisten leben in Hütten aus Bambus und Plastik, weil sie keine festen Unterkünfte bauen dürfen. Mehrere Feuersbrünste haben in jüngerer Vergangenheit Tausende Hütten zerstört; andere überstehen die Monsun-Regenfälle nicht. Jeder dritte der Flüchtlinge lebt laut der deutschen Caritas international, die in den Lagern humanitäre Hilfe unterstützt, unterhalb der Armutsgrenze.

Eine Lösung der Flüchtlingskrise ist nicht in Sicht. Eine Rückkehr der mehr als 750.000 Rohingya in ihre Heimat Rakhine, dem ehemaligen Arakan, ist aufgrund des Bürgerkriegs in Myanmar nicht möglich. Die Vereinigung von ASEAN-Parlamentariern für Menschenrechte warnt: „In dieser verzweifelten Lage begeben sich viele von ihnen auf der Suche nach einem besseren Leben in die Hände skrupelloser Menschenhändler – auf die extrem gefährliche Seereise.“

,

IWF stimmt provisorischem Hilfsprogramm für Bangladesch zu

Dhaka (dpa). Der Internationale Währungsfonds (IWF) will Bangladesch angesichts von Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine mit einem Milliarden-Programm helfen.

Das südasiatische Land und der IWF einigten sich am Mittwoch auf ein Hilfsprogramm in Höhe von insgesamt 4,5 Milliarden US-Dollar (4,5 Milliarden Euro), wie der IWF am Mittwoch bekanntgab. Die auf dreieinhalb Jahre angelegte Vereinbarung auf Arbeitsebene bedürfe noch der Zustimmung durch das IWF-Management. Bangladesch ist weltweit der größte Bekleidungsproduzent nach China.

„Bangladeschs robuste wirtschaftliche Erholung von der Pandemie wurde vom russischen Krieg in der Ukraine unterbrochen“, hieß es. Folgen seien eine starke Ausweitung des Leistungsbilanzdefizits, schnell abnehmende Devisenreserven, eine steigende Inflation und ein verlangsamtes Wachstum.

Bangladesch wolle mit dem Geld Risiken von Krieg und Klimawandel für die Wirtschaft abfedern. Das Land ist besonders stark vom Klimawandel betroffen – etwa von starken Stürmen und einem steigenden Meeresspiegel.

Angesichts von steigenden Treibstoffpreisen hat die Regierung bereits Sparmaßnahmen verhängt. So wird etwa Strom rationiert, für Regierungsmitarbeitende gibt es Einschränkungen bei der Autonutzung.

,

Die Lage in Burma ist schon lange dramatisch. Von Abu Bakr Rieger

Die Regierung Burmas – in Person des zwielichtigen Präsidenten Thein Sein – hat im Juli nicht nur erneut ein sogenanntes Ausnahmerecht ausgerufen, sondern – wie der HRW Bericht zeigt – auch mit seinem militärischen Apparat aktiv zur weiteren Eskalation der Lage beigetragen.
(iz). „Die Regierung hätte es verhindern können.“: Unter dieser düsteren Überschrift behandelt ein Bericht der Organisation Human Rights Watch die jüngsten Vorkommnisse in Burma. Ende Mai hatten zunächst – nach Presseberichten – drei Muslime eine Vergewaltigung begangen. Nach der Verurteilung der Straftäter zum Tod töteten buddhistische Anwohner in einer willkürlichen Racheaktion 10 unbeteiligte Muslime. Das Muster von Gewalt und Gegengewalt, dass anschließend im Juni und Juli zwischen Muslimen und Buddhisten ausbrach, kann aber nicht von der grundsätzlichen Verantwortung der Regierung Burmas ablenken.
Nur wenig ist bisher über die Jahrzehnte der Verfolgung der armen Menschen bekannt. Auch der neue HRW-Bericht basiert nur auf der spärlichen Grundlage von 53 Interviews, spricht dabei von „nur“ 79 Toten nach den jüngsten Unruhen im Juli, während islamische Medien allein im letzten Monat von über tausend Opfern berichten. Auf YouTube gibt es zudem Vutzende Videos, die ausreichend Material für Untersuchungen über weitere Massaker hergeben dürften. Inzwischen fordert auch der UN-Repräsentant für die Region, Tomas Quintana, weitere unabhängige Untersuchungen über das eigentliche Ausmaß der Massaker.
Klar ist: Der asiatische Staat ist in diesem Konflikt Partei und nicht etwa neutraler Vermittler in einem regionalen Religionskonflikt. In Burma wurde 1982 hochoffiziell eine ganze Bevölkerungsgruppe entrechtet, ihre Bürgerrechte aberkannt und damit ein bis heute funktionierendes, „legales“ System der Apartheid errichtet. Die planmäßigen Aktionen des Staates gegen Muslime sind also nicht etwa neu. In den siebziger und neunziger Jahren wurden bereits hunderttausende Muslime auf brutale Weise vertrieben.
Die Regierung Burmas – in Person des zwielichtigen Präsidenten Thein Sein – hat im Juli nicht nur erneut ein sogenanntes Ausnahmerecht ausgerufen, sondern – wie der HRW Bericht zeigt – auch mit seinem militärischen Apparat aktiv zur weiteren Eskalation der Lage beigetragen. Am 12. Juli hatte Sein in einer skandalösen Rede sogar die weitere Verbringung der Muslime in Lager gefordert und ihre Ausreise verlangt. Für diese Ausfälle wurde der Präsident weder von den USA noch der EU kritisiert.
Es kann wenig Zweifel bestehen, dass es der Regierung um nichts anderes als der Vertreibung der Muslime aus dem rohstoffreichen Landesteil geht. Die Region ist für das Regime und seine Wirtschaftsinteressen strategisch überaus bedeutsam. An der Küste Arakans wurden milliardenschwere Gas-und Ölvorkommen gesichtet. In Sittwe soll ein neuer Tiefseehafen entstehen. Das Militärregime – nach westlicher Lesart auf dem (langen) Weg zu einer Demokratie – wandelt sich gerade mit Hilfe der Weltbank de facto in einen autoritären kapitalistischen Staat. Der faschistoide Umgang mit Minderheiten spielt bisher im Umgang mit dieser Regierung keine entscheidende Rolle.
Irritierend ist auch das Schweigen der buddhistischen Gelehrten zu der Verfolgung in Burma. Nach dem HRW-Bericht hatten sich buddhistische Mönche sogar aktiv an der diskriminierenden Propaganda gegen Muslime beteiligt. Eine Stellungnahme des Dalai Lama oder anderer Persönlichkeiten der Weltreligion sind bisher nicht bekannt. Das verbreitete Bild des Buddhismus als einer Religion der Friedfertigkeit leidet so unter den Bildern, die uns aus Burma erreichen.
Nicht einmal Aung San Suu Kyi, die weltbekannte Ikone der demokratischen Bewegung, die nun im Parlament sitzt, hat sich bisher klar zu den Ereignissen geäußert. Die EU hat im April die Lockerung ihrer Sanktionen gegen das Land beschlossen, die Fortschritte der Demokratisierung begrüßt, ohne aber gleichzeitig das Ende der systematischen Diskriminierung der Minderheiten zu fordern. Westliche Staaten fordern bisher auch nicht eine schnelle Aufklärung über die tatsächlichen Opferzahlen in den Massakern der letzten Wochen. In der islamischen Welt gilt diese Zurückhaltung als ein weiteres Beispiel für Inkonsequenz westlicher Menschenrechtspolitik.
Das Schicksal der „Rohingya“, der muslimischen Minderheit in dem Staat, nach Angaben der UN eine der „meistverfolgten“ Bevölkerungsgruppen der Welt, bestätigt so auf tragische Weise die viel diskutierte Analyse Giorgio Agambens. Der italienische Philosoph hatte in seinem Buch „Homo Sacer“ argumentiert, dass das Lager und das Hervorbringen des rechtlosen „nackten Lebens” nicht im Widerspruch zum Nomos der Moderne stehe.
Die Lage in Asien gibt diesen Thesen einige Nahrung. Im Süden Bangladeschs leben seit Jahrzehnten zehntausende Muslime aus der Region in Lagern, die „Orte ohne rechtliche Ordnung“ sind. Erschütternde Bilder aus der Region zeigen nun erneut Menschen, die als „Staatenlose“ keine Bürger mehr sind und sich mit kleinen Booten sogar auf das offene Meer flüchten müssen, allein um Tod und Verfolgung zu entgehen. Ihnen bleibt nur – wie es Agamben formuliert – das „nackte Leben“ zu retten.

"Muslime & Globalisierung" – Nicht nur am Horn von Afrika, auch anderswo vergrößern die Warenmärkte und die Politik die Anzahl der Notleidenden. Von Malik Özkan

(iz). Die abstrakten Zahlen sind erschreckend genug: Im Augenblick verzeichnen internationale Organisation wie das UN-Lebensmittelprogramm oder Oxfam beina­he eine Milliarde Hungernde. Aber wir nehmen – trotz der sofortigen Verfügbar­keit relevanter […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

Anmerkungen zum spannenden Verhältnis zwischen England und dem Islam. Von Tariq Ali, Birmingham

(iz). Um die Realität und den Ort des Islam im heutigen und zukünftigen Großbritannien im Zusammenhang zu verstehen, ist es wichtig, die Geschichte der Begegnung zwischen Einwohnern der britischen Inseln […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

, ,

Burma: Die muslimischen Rohingya leben unter extrem schwierigen Umständen. Von Firaz Khan

(The Western Muslim). Es ist ein Beleg der Dynamik der islamischen Botschaft, dass wir Muslime in allen Teilen der Welt finden. Während Menschen aus allen Völkern und Kulturen die Einheit […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.