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„Was sagt ein Vorname aus?“

Silvester Vorname jahresrückblick

Nach der Debatte über die Ausschreitungen in der Silvesternacht wird erneut über die Forderung diskutiert, die Vornamen von StraftäterInnen abzufragen.  (MEDIENDIENST Integration). Rassismusforscher Dr. Cihan Sinanoğlu sieht darin ein Versuch, […]

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Berliner Pergamonmuseum schließt vier Jahre komplett

Pergamonmuseum Berlin Kultur

Es bröckelt nicht nur der Putz. Zunehmend verstellen Baugerüste die Blicke im Berliner Pergamonmuseum. Bald sind die Türen für einige Jahre ganz zu.

Berlin (dpa). Mit dem Pergamonmuseum in Berlin muss eines der beliebtesten deutschen Museen wegen umfassender Sanierungsarbeiten für etwa vier Jahre komplett geschlossen werden. Das kündigten die zuständige Stiftung Preußischer Kulturbesitz und das ausführende Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung am Montag überraschend an.

Mit der Einteilung in zwei Bauabschnitte sollten ursprünglich stets einige Teile während der Arbeiten zugänglich bleiben. Diese Pläne wurden nun geändert. Erst 2037 soll das gesamte Pergamonmuseum wieder geöffnet sein.

Pergamonmuseum mindestens erst ab 2027 wieder zugänglich

Der seit 2013 geschlossene Bauabschnitt A mit dem Nordflügel sowie dem berühmten Pergamonaltar im Zentraltrakt soll 2027 wieder zugänglich sein. Der Altar stammt aus dem 2. Jahrhundert vor Christus. Er gehörte zur Residenz der mächtigen Könige von Pergamon, die im Westen der heutigen Türkei eine Kulturmetropole nach dem Vorbild Athens schufen. Der zweite Abschnitt B schließt am 23. Oktober.

„Wir müssen einem anspruchsvollen Haus mit unserer Arbeit gerecht werden und es angemessen zukunftssicher machen“, sagt Barbara Große-Rhode vom Bundesamt. Der Komplex sei „havarieanfällig“.

Während der Arbeiten wird der unverrückbare, weil tonnenschwere Teil der Kunstwerke mit sensiblen Sensoren ausgestattet und vor Erschütterungen oder Feuchtigkeit geschützt.

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Junge Teilnehmer an einem Seminar des Pergamonmuseums.
(Foto: Anke Büsemeier, Pergamonmuseum)

Dominantes Element der Berliner Museumsinsel

Das von 1910 bis 1930 gebaute Haus ist beherrschender Teil der Museumsinsel im Herzen der Hauptstadt. Das aus fünf historischen Gebäuden bestehende Ensemble ist wegen seiner besonderen Bedeutung von der Unesco seit 1999 als Welterbe eingestuft.

Als eines der wenigen Museen in Deutschland lockt das Pergamon, zu dem Antikensammlung, Vorderasiatisches Museum und Museum für Islamische Kunst gehören, jährlich mehr als eine Million Menschen an. Im letzten Jahr vor Corona waren es 2019 trotz baubedingter Schließungen immer noch 804 000 Besucherinnen und Besucher.

Die zwischen zwei Spreearmen gelegene Gruppe aus Pergamonmuseum, Altem Museum, Bode-Museum, Alter Nationalgalerie, Neuem Museum mit der berühmten Nofretete und der James-Simon-Galerie als jüngstem Bau besuchten vor der Pandemie zusammen knapp 3,1 Millionen Menschen.

Foto: David Almeida, via flickr | Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0

Viele Wasserschäden

„Ich habe mindestens so viele Wasserschäden wie Dienstjahre“, umschreibt Stefan Weber, seit 2009 Direktor des Museums für Islamische Kunst, die Probleme im alten Pergamon-Gemäuer. Aus seinem Museum wird gerade die monumentale Fassade des Mschatta-Palastes aus dem 8. Jahrhundert abgebaut und restauriert, um im anderen Flügel größer wieder aufgebaut zu werden.

Die Kosten des Projekts im denkmalgeschützten Bau sind entsprechend. Der erste Teil hat 489 Millionen Euro gekostet. Für den zweiten Abschnitt sind 722,4 Millionen Euro kalkuliert. Risiken und Preissteigerung belaufen sich zudem bisher auf 295,6 Millionen Euro. Damit könnten die Gesamtkosten bei 1,5 Milliarden Euro landen.

Und auch das ist nur ein Teil. Das Pergamonmuseum gehört zum Masterplan für das gesamte Ensemble der Museumsinsel. Die Planung für die umfassenden Arbeiten reicht bis weit in die – mindestens – 2030er Jahre. Dann soll auch eine „archäologische Promenade“ weitgehend unterirdisch alle Häuser verbinden.

Die Islamische Ausstellung im Pergamonmuseum

Der folgende Abschnitt mit Hintergrundinformationen ist einem Artikel von Konstantin Sakkas über das Pergamonmuseum entnommen. Seine Artikel und Essay finden sich in renommierten Medien, auf seinem Blog oder Patreon-Account (https://www.patreon.com/KonstantinSakkas/posts).

Das Pergamonmuseum in Berlin ist bekannt für seine orientalischen Schätze: seine Glanzstücke sind der Pergamonaltar aus dem 2. Jahrhundert vor Christus und die Reste der Stadtmauern Babylons mit dem Ischtartor aus der Zeit der Nebukadnezars II. (604-562 v. Chr.).

Genauso imposant, aber weit weniger bekannt ist die Fassade des Wüstenpalastes von Mschatta aus der späten Umayyadenzeit (661-750). Sie kann im Museum für Islamische Kunst bewundert werden, das vom Pergamonmuseum beherbergt wird.

Die Fassade von Mschatta bildet aber nur eine der vielen Epochen ab, die in den Ausstellungsräumen unter dem Lemma „islamisch“ zusammengefasst sind. Von der Zeit der Hidschra bis zum Osmanen- und Mogulreich decken sie ein gutes Jahrtausend ab. Die Sammlung illustriert eindrücklich die These des Arabisten Thomas Bauer, wonach es kein islamisches Mittelalter gegeben habe.

Vielmehr, das wird deutlich, verlängerte sich die Antike im Orient bis an den Anbruch dessen hin, was in Europa als Neuzeit firmiert. Bis in die ersten Jahrhunderte nach der Entdeckung Amerikas, der Erfindung des Buchdrucks und dem Aufkommen des Frühkapitalismus verfügte der Orient gegenüber dem „Westen“ über einen Zivilisationsvorsprung.

Pergamonmuseum

Foto: Jean-Pierre Dalbéra, via flickr | Lizenz: CC BY 2.0

Das imaginäre Herz der Sammlung aber bildet nicht die Alhambra, bildet nicht Andalusien, sondern Syrien.

Syrien war der Raum, in dem die arabische mit der orientalischen Welt zur Zeit der „rechtgeleiteten Kalifen“ (632-661) die erste tiefe und dauerhafte Liaison einging, während es zugleich ein Hort der Multireligiosität und Multikulturalität war – und bis heute blieb.

Gleichsam eingerahmt wird der Rundgang von einer prachtvollen Wandnische, die, obwohl deutlich Züge einer Gebetsnische (Mihrab) tragend, aus einem Damaszener jüdischen Bürgershaus um 1500 stammt, und dem von einem christlichen Kaufmann in Auftrag gegebene „Aleppozimmer“ aus dem frühen 17. Jahrhundert.

Das Haus, aus dem es stammt, war im Syrischen Bürgerkrieg (seit 2011) schweren Beschädigungen ausgesetzt, worauf eine audiovisuelle Installation hinweist.

Im Mschatta-Raum (in Vor-Corona-Zeiten auch Ort musikalischer Darbietungen) schließt eine Collage des zeitgenössischen syrischen Kalligraphen Khaled Al-Saai den Kreis: sie trägt den Titel „Syrien, der Garten der Geschichte“.

Ein wichtiges Dokument: Leitfaden Berliner Imame zum Ramadan

Ramadan Berlin Imame Rat Leitfaden

Mit der Handreichung der Berliner Imame werden Kinder erinnert, dass verpflichtende Fasten für sie keine Obligation ist, bis sie die Pubertät erreichen.

(iz). Zu den unnötig kontroversen Themen, die in Deutschland öffentlich ausgehandelt werden, gehört das Fasten im Ramadan. Insbesondere aufgeladen wird es behandelt, geht es um das Verhältnis von Schülerinnen beziehungsweise Schülern, Grundschulen und Eltern in diesem Monat. Seit einigen Jahren entzünden sich hier ohne Not Streitigkeiten, die mit Aufklärung auf allen Seiten und Begegnungen leicht zu lösen wären.

Berlin Sehitlik Moschee Hof Iftar Fastenbrechen

Öffentliches Fastenbrechen auf dem Gelände der Berliner Sehitlik-Moschee. (Foto: Ömer Sefa)

Berliner Imame veröffentlichen Leitfaden

Hierzu hat der Rat Berliner Imame im November 2022 seinen Leitfaden „Ramadan & Grundschule“ veröffentlicht. Mitgetragen wird das Dokument neben den Imamen von fünf weiteren Berliner Einrichtungen und Verbänden. Das Informationsangebot ist auch eine Konsequenz der vergangenen Jahre, als insbesondere die Frage von fastenden Schülerinnen und Schülern zu Reibungen mit Schulen und dem Lehrpersonal kam.

Neben einer allgemeinen Einführung in den Ramadan, seinen Kernelementen sowie der Praxis der Fastenden richten sich einzelne Kapitel an die drei wichtigsten Akteure des Themas: Grundschüler, Eltern und LehrerInnen.

Foto: Freepik.com, Rawpixels.com

Keine Pflicht für Kinder

Mit der Handreichung werden die Kinder daran erinnert, dass verpflichtende Fasten für sie solange keine Obligation ist, bis sie die Pubertät erreichen. Sie können es machen, werden aber von den Imamen erinnert, dass sie den einen oder anderen Fastentag „nachholen“ können.

Ihre Gesundheit steht an oberster Stelle. Daher sollten sie immer „eine kleine Notration“ mit in die Schule nehmen, falls sie sich nicht wohlfühlen sollten. Grundsätzlich müssten sie verstehen, dass man für Allah und die Beziehung zum Ihm faste. Niemand könne es einem Grundschulkind auferlegen. Insbesondere dürfe Druck von Mitschülern keine Rolle spielen.

Foto: Falkschule, Hamm

Eltern und Lehrer sind gefordert

Für ein harmonisches Erleben des Ramadan sind die Eltern gefordert. Der Leitfaden betont, dass Kinder ein gutes Vorbild brauchten. Sollte es sich zum Fasten entscheiden, brauche es Auswege, wenn es noch nicht so weit ist. Insbesondere müssten sie ihm „Gewissensbisse“ nehmen, wenn es das selbst gesetzte Ziel nicht erreicht. Dabei helfe ein aktiver Kontakt mit dem Lehrpersonal, wie sie das Kind bei den ersten Schritten mit dem Fasten erlebe.

Dieses wird ebenso in „Ramadan & Grundschule“ angesprochen. Als wichtige Bezugspersonen spielt deren Haltung zur Religion und dem Ramadan eine Schlüsselrolle. Verbote und Drohungen würden das Gegenteil eines erwünschten Ergebnisses erreichen. Im schlimmsten Fall könne ein Grundschulkind aus Trotz seine Grenzen überschreiten.

Kontakt: nbs-ev.de

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Cordula Heckmann: Schülern mit Zuwanderungsgeschichte auf Augenhöhe begegnen

Zuwanderungsgeschichte

Kinder mit Zuwanderungsgeschichte leben in zwei verschiedenen Welten: Auf der einen Seite die Herkunftsfamilie, die eventuell auch von Flucht geprägt ist, und auf der anderen die Mehrheitsgesellschaft. (KNA). Cordula Heckmann […]

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Berlin: Was bedeutet CDU-Wahlsieger Kai Wegner für Migranten und Muslime?

Kai Wegner Berlin CDU Wahlsieger Populismus

Kai Wegner hatte sich vor der Wahl mit beunruhigenden Tönen zu Muslimen, Zuwanderung und Streitthemen gemeldet. (KNA). Berlins CDU-Landeschef Kai Wegner hat sich in seiner Karriere auch mit populismusaffinen Positionen […]

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Berlin und das Kopftuch – alles andere als neutral

Kopftuch Berlin Schule

Welchen Ausgang der Streit um Kopftuch und Neutralitätsgesetz in Berlin nimmt, hängt von einer künftigen Koalition ab. (iz). Am 12. Februar wurde in Berlin – dieses Mal mit weniger Fehlern […]

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24 Stunden Berlin

24 Stunden Tagesablauf Berlin maria

In dieser Stadt werden 24 Stunden ganze vier Millionen Mal gelebt. Betrachtet durch all diese verschiedenen Augen ergibt das vier Millionen Realitäten, Millionen gleiche und unterschiedliche Orte, Erlebnisse und Emotionen. Von Sebastian Langer

(iz). Hier werden exemplarisch vierundzwanzig dieser Stunden durch ein muslimisches Augenpaar beschrieben.

Kurz nach Feierabend am Donnerstag beginnt der zeitlich verschobene Tag um 18 Uhr unweit des Hackeschen Marktes in der DIA. Erst vor zwei Jahren entstanden ist die „Deutsche Islam Akademie e.V.“ für viele Menschen bereits eine feste Adresse in Berlins Mitte geworden. An diesem Ort bieten engagierte Muslim:innen in der Großen Hamburger Straße einen Raum für Austausch, Reflexion und erbauliches Beisammensein. Donnerstags bietet Ender Hodscha allabendlich eine Tafsir-Runde für Interessierte an.

Dhikr und Erinnerung

Muslim:innen und Menschen ohne Bekenntnis kommen hier nicht nur zusammen, um den Worten des Lehrers zuzuhören, sondern haben die Möglichkeit auch in kritischen Austausch und Gedankenexperimente zu treten. Gefragt werden kann alles, Tabus bestehen keine und so gehen die Teilnehmenden für gewöhnlich mit positiven Ansätzen in den Abend hinaus oder nehmen sie mit in den „Wird“.

Denn im Anschluss werden die Stühle gegen Teppiche getauscht und neuer Tee aufgesetzt zum Treffen der „Dhikr-Gruppe“. Frauen und Männer, die an vielen Donnerstagen den Diwan von dem großen Gelehrten Muhammad ibn al-Habib rezitieren. Da die Sonne derzeit früh untergeht, wird zunächst das Nachtgebet verrichtet, um im Anschluss den Wird aus der nordafrikanischen Darqawiya-Tradition zu lesen, sowie unterschiedliche Qasaid aus diesem und anderen Werken zu singen.

Dabei geht es primär um das Gedenken an Allah (Dhikr) und seinen Propheten (Friede und Segen auf ihm) aber auch um Gemeinschaft. Zur gleichen Zeit findet ein weiterer Dhikr aus der Tradition der Schadhiliya statt, in Neukölln trifft sich die Burhaniya – berlinweit gibt es viele weitere Zirkel, vor allem am Donnerstag.

23 Uhr wird auch bei der DIA das Licht gelöscht und die Muslim:innen gehen ihrer Wege, Mitte ist für dieses Klientel um diese Uhrzeit kein Sehnsuchtsort, sodass sich alle nach einem kurzen Spaziergang in ihre jeweiligen Viertel verstreuen. Islamisch gedeutet beginnt der nächste Tag mit dem Anbrechen des Abendgebets, so ist der Donnerstagabend der Beginn des wichtigen „Tag der Versammlung“.

Der Morgen des Jumu’ah

Das Morgengebet kann im Winter in Gegenden wie Kreuzberg oder Schöneberg ohne große Mühe auch in einer Moschee verrichtet werden, je nach Gebetsort sind es zwar nicht viele Muslime, die die Reihen füllen, aber um 7 trifft man mehr Betende an, als morgens um 4 in anderen Monaten. Nebeneinander reihen sich Rentner neben Studenten, Selbstständige, einen Arzt und Mitarbeiter der BSR und der BVG für die zwei morgendlichen Niederwerfungen. Denn um diese Uhrzeit ist Berlin bereits im vollen müden Trott, man versucht der kalten, grauen Dunkelheit etwas Gutes abzugewinnen und füllt Straßen, Busse und U-Bahnen bereits mit Leben und wandelndem Schlaf.

Wer in Kreuzberg 36 – also alles nördlich, östlich, südlich und westlich des Kottbusser Tors – zum Morgengebet geht und nicht direkt zur Arbeit oder in die Vorlesung verschwinden muss, findet unweit der großen Omar Ibn Al-Khattab Moschee in der Wiener Straße einen guten Ort zum Verbleiben. Läden wie Eurocan gehören zu einer aussterbenden Spezies im städtischen Raum, auf den ersten Blick mag es nur nach einer gewöhnlichen Bäckerei aussehen, wenn gleich es sich um einen Treffpunkt handelt, an dem vor allem die Arbeiterklasse Çay, Kaffee und Gebäck bereits früh morgens und zu fairen Preisen genießt. Eurocan ist gleichzeitig einer der scheinbar wenigen Orte, an welchem Rize und Yaprak Çay problemlos neben einander existieren können, egal zu welcher Tageszeit.

Vormittags in Kreuzberg

9 Uhr – immer noch in Kreuzberg. In Zeiten von Homeoffice und online stattfindenden Vorlesungen, bietet sich das Café Pfeiffers am Heinrichplatz an, eine seit vielen Jahren existierende Instanz, die guten Kaffee macht und eine ruhige doch arbeitsfördernde Atmosphäre schafft. Wenn doch Hunger eintrifft, der durch die hausgemachten Kuchen nicht bedient werden kann, bekommt man problemlos zum Beispiel Sucuklu Yumurta (Ei mit Sudschuk) zu ihrem oder seinem Flat White, was das Angebot des Pfeiffers komplett abrundet. Nicht wenige junge Muslim:innen haben hier bereits Geburtstage begangen, Kunstprojekte erarbeitet oder einfach Gesellschaftsspiele gespielt.

24 Stunden
Mevlana
Moschee

Foto: Autor

Beten in der Mevlana Camii

In hanafitisch-geprägten Moscheen beginnt das Freitagsgebet direkt mit Eintreten der errechneten Gebetszeit. Im Winter also Pi mal Daumen um 12 Uhr. Zwar gibt es nicht wenige Gebetsorte in Kreuzberg 36, doch bietet sich die neue Mevlana Camii in der Skalitzer Straße für das Verrichten des Dschumua-Gebets an. Durch die bunten Fenster und Gläser an der Südfassade dringt Licht abwechslungsreich in den großen, einladenden Saal. Dieser ist vor allem freitags gut gefüllt.

Viele hundert Muslime ganz unterschiedlicher Herkünfte, Berufe, Altersgruppen und Realitäten versammeln sich auf zwei Ebenen, um den Bedürfnissen der Nachbarschaft entsprechend auf Arabisch, Deutsch und Türkisch einer kurzen aber prägnanten Predigt beizuwohnen. Der Saal ist geschäftig, bietet jedoch genügend Möglichkeiten spirituell zur Ruhe zu kommen. Auch die Architektur der Moschee trägt mit der großen, herrlich dekorierten Kuppel ebenso dazu bei, wie die Säulen und die stilvolle Akustik. Schweigend oder besser gesagt innehaltend verlässt die Hälfte der Gläubigen langsam den Gebetsraum, während sich die Verbleibenden der Sunna und des Dhikrs widmen.

24 Stunden
Berlin
Kotto
Kreuzberg

Foto: imago | Uwe Steinert

Essen am Kotti

13:15 Uhr hat die Mehrheit der Moscheegänger die Mevlana am Kotti verlassen und begibt sich auf die Arbeit, zur Familie oder verbringt die verlängerte Mittagspause mit Essen und Gesprächen. Dafür bieten sich viele Orte rund um das Kottbusser Tor an. Die Hast derjenigen, die schnell zur Arbeit zurück müssen wechselt sich ab mit der Geduld und dem Schlendern derer, die zu dieser Stunde keine zeitliche Bredouille aufweisen.

So scheinen die meisten zufrieden, wenn sie bei Stari Most Cevapi, bei Gio’s Küche georgischen Bohnen oder etwas weiter ab in der Skalitzer Straße bei Heimweh Kumpir essen. Sofern das Wetter mitspielt, bietet sich im Anschluss ein Besuch des Wochenmarktes am Paul-Lincke-Ufer an. Freitag als traditionellen Markttag nehmen dort viele Menschen in Anspruch um allerlei sinnige oder auch mitunter unsinnige Erledigungen zu treffen, die hier am Kanal auf ordentlich berlinerisches Flair treffen.

Fürs Nachmittagsgebet wird’s knapp

Gegen 14 Uhr wird im Berliner Winter bereits das Nachmittagsgebet verrichtet, vom Paul-Lincke-Ufer sind verschiedene Moscheen zu Fuß erreichbar, sodass Muslim:innen danach weiter hasten oder flanieren können. Für die Glücklichen unter ihnen bietet seit zwei Jahren das Café Fourty Years einen guten und von jungen Muslim:innen geführten Ort zum Verbleib für alle an. Die Besonderheit hier ist die Tatsache, dass man neben Kaffee und hausgemachten Kuchen auch getrocknete Blumen bekommen kann, während des Lesens oder Arbeitens an Laptop und Co.

Wedding und Moabit sind ebenso wie Kreuzberg 36 ein Besuch wert. Wer zwischen Fourty Years und dem Abendgebet noch freie Zeit hat, macht gerne in der Friedrichstraße beim Kulturkaufhaus Dussmann halt und stöbert auf den Etagen nach Büchern. Zwar ist die Auswahl an theologischen Büchern noch immer nicht der Rede wert, wenn gleich es auch andere wichtige Themen gibt und selten jemand leerer Hand Dussmann verlässt.

Abends in Moabit

Das Abendgebet gegen 16:20 Uhr bietet sich im Anschluss in Moabit in der Aya Sofya Camii an. Diese kleine Moschee hat nicht nur einen jungen deutschsprachigen Imam, sie gibt gleichzeitig das heimelige Gefühl einer kleinen Moschee im Hinterhof, wenn gleich sie von der Hauptstraße aus sichtbar ist.

Von dort ist es nur ein angenehmer Spaziergang zum Haus der Weisheit in der Waldstraße, wo freitags gegen 18 Uhr ein Dhikr mit Gesang und Instrumenten stattfindet, zu welchem stets die gesamte Familie geladen ist. Ein Angebot, das auch rege von Kindern und muslimischen Frauen angenommen wird und mit Essen und Gesprächen nach einigen Stunden endet.

Die 24 Stunden eines Tages

Regelmäßig sind dies 24 Stunden in Berlin und doch nur eine Lesart von vier Millionen. Muslimisches Leben in dieser Stadt vibriert und äußert sich mannigfaltig. Abseits schlechter Presse und Diffamie gilt es auch dies zu zeigen, zu benennen und vielleicht auch in den Vordergrund zu rücken.

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Salim Nasereddeen: Eine Jugend in Berlin

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Salim Nasereddeen wurde vor 27 Jahren in Berlin geboren, wo er aufwuchs und zur Schule ging. Mit ihm sprachen wir über eine Jugend in der Hauptstadt. Islamische Zeitung: Als gebürtiger […]

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Muslime: Es tut sich was in Brandenburg

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Kurz vorm Jahreswechsel ertönt der Ruf zum Gebet an einem regnerischen Abend. Zu hören ist der Adhan nicht in einer vielen Berliner Moscheen und Gebetsräume, sondern im Innenhof eines Vierseitenhofs, […]

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Berlin steht für das Land

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Ein großer schwerer Koffer, fünfte Etage, kein Aufzug. So begann der Dschungel Berlin für mich, als ich meine Stelle beim Zentralrat der Muslime in Deutschland in Berlin antrat. (iz). Der […]

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