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Muslimfeindlichkeit: Wie der UEM-Bericht zum Opfer wurde

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Anstatt Muslimfeindlichkeit aktiver zu bekämpfen, nahm das BMI einen substanziellen Bericht zum Thema zeitweise vom Netz. (iz). Der Bericht „Muslimfeindlichkeit – Eine deutsche Bilanz 2023“ hätte den Weg zur Gleichberechtigung […]

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Muslimische Verbände im BMI: Ministerium lädt Vertreter zum Gespräch

islamkonferenz muslimische faeser

Muslimische Vertreter wurden heute ins Innenministerium gebeten, um Unterstützung für den Terror vom 7. Oktober zu unterbinden.

Berlin (KNA, dpa, iz). Nach den ersten Verlautbarungen muslimischer Dachorganisationen zum Hamas-Terror lud das BMI mehrere muslimische Organisationen zum Dialog (Dienstag) ein.

Muslimische Verbände sollen im BMI Missverständnisse klären

Das berichtete die „Bild“-Zeitung (Dienstag). Ein Sprecher des Ministeriums sagte dazu, dass Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) selbst an dem Termin nicht teilnehmen werde. Es seien „Repräsentanten von muslimischen Verbänden, die Mitglieder der Deutschen Islamkonferenz sind“ geladen.

„Mit den Verbänden soll darüber gesprochen werden, wie wir auch in diesen Zeiten das friedliche Zusammenleben in Deutschland auf dem Boden unserer verfassungsrechtlichen Ordnung verantwortlich gestalten können“, erklärte der Sprecher der Zeitung. „Für uns ist klar, dass jede Solidarisierung und Unterstützung des Terrors der Hamas aus Deutschland unterbunden werden muss.“

Foto: A. Bas, Twitter

Dachverbände gerieten in die öffentliche Kritik

Die Organisationen stehen seit Tagen in der öffentlichen Kritik, weil sich einige große Verbände sowie der KRM in ihren Erklärungen zum Terror, bei dem mehr als 1.300 Israelis ermordet wurden, nicht ausreichend von der Hamas distanziert hätten. Der Zentralrat der Muslime (ZMD) war laut Meldungen nicht eingeladen.

Klar sei, dass jede Solidarisierung und Unterstützung des Terrors der Hamas aus Deutschland unterbunden werden müsse, betonte das Ministerium. Ministerin Faeser hob demnach hervor: „Die allermeisten Muslime in Deutschland lehnen den Terror der Hamas entschieden ab. Mit ihnen müssen wir das Gespräch suchen, damit der Hass keine Chance bekommt, sich weiter zu verbreiten“, so der Ministeriumssprecher.

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„Keine Sicherheitskonferenz“: Kampf gegen Muslimfeindlichkeit und mehr deutschsprachige Imame

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„Muslimisches Leben ist ein ganz normaler Teil des Alltags in Deutschland. Es findet an ganz unterschiedlichen Orten statt.“ Nancy Faeser

Berlin (KNA/dpa/iz). Die Forderung nach mehr in Deutschland ausgebildeten Imamen stand ganz oben auf der Tagesordnung der Auftaktveranstaltung der neuen Runde der Deutschen Islam Konferenz (DIK). Zum ersten Mal stand sie unter Ägide von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) statt.

„Die Musliminnen und Muslime in Deutschland und ihre Religion sind ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft“, sagte sie. Für die Integration sei es aber wichtig, dass mehr in Deutschland sozialisierte und auf Deutsch ausgebildete Imame das Leben von Gemeinschaften prägten. „Das ist auch im Interesse der Gemeinden selbst!“ Weniger Abhängigkeiten oder Einflussnahmen würden es ihnen leichter machen, mit ihrem Glauben in Deutschland heimisch zu sein.

„Die Deutsche Islam Konferenz steht nicht am Anfang ihres Weges. Sie trägt seit 16 Jahren dazu bei, die Anliegen der Musliminnen und Muslime in Deutschland auf Augenhöhe zu besprechen.“

Nancy Faeser, 7.12.2022

Obwohl weiterhin ein großer Teil von Imamen, Gelehrten und Seelsorgern aus Ländern wie der Türkei oder Marokko nach Deutschland kommen, entwickeln sich seit Jahren alternative Modelle. Moscheeorganisationen wie die DITIB und der VIKZ sowie das Osnabrücker Islamkolleg (das von einigen Verbänden mitgetragen wird) bilden hier aus. Die Einrichtung in Osnabrück wurde Ende 2019 ins Leben gerufen. Vor Kurzem verlieh die DITIB einer ersten Gruppe von 25 AbsolventInnen die Lehrerlaubnis (Idschaza). In ihrer Rede verwies die Ministerin darauf, dass zusätzlich „positive Gespräche“ mit dem türkischen Amt für Religion geführt wurden. Endgültiges Ziel sei dabei, die Entsendung von Imamen aus dem Ausland ganz zu beenden.

„Wichtig war uns dabei, dass die Impulse sehr konkret sind – und dass sie einen direkten Bezug zum muslimischen Leben und dem Miteinander von Muslimen und Nicht-Muslimen in Deutschland haben. Denn darum geht es jetzt: Wir wollen praktische, messbare Fortschritte erzielen!“

Nancy Faeser, 7.12.2022

In der kommenden DIK-Phase wolle Faeser zudem einen Schwerpunkt auf die Bekämpfung von Islamhass legen. Dazu werde der bei ihrem Ministerium angesiedelte Unabhängige Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (UEM) im Sommer 2023 einen Bericht mit Handlungsempfehlungen präsentieren. Allerdings müsse auch der Antisemitismus unter Muslimen kritisch diskutiert werden. „Und auch Formen der Intoleranz unter Muslimen oder von Muslimen gegenüber anderen gesellschaftlichen Gruppen sollten in der DIK Thema sein.“ Faeser verteidigte die Entscheidung ihrer VorgängerInnen, seit 2011 Sicherheitsdiskurse aus der DIK auszuklammern, denn sie sei keine Sicherheitskonferenz.

„Ich habe gleich mit meinem Amtsantritt als Innenministerin deutlich gemacht: Ich stehe für den Kampf gegen jede Form von Rassismus, Extremismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ein – und explizit auch gegen Muslimfeindlichkeit. Wir haben dazu bereits wichtige Vorhaben auf den Weg gebracht: Genannt seien nur der Aktionsplan gegen Rechtsextremismus und die Arbeit am Demokratiefördergesetz.“

Nancy Faeser, 7.12.2022

Die Bundesregierung hat eine große Studie zur Muslimfeindlichkeit in Auftrag gegeben, die den Fokus auf die Situation der Betroffenen legt. Erste Ergebnisse werden im kommenden Sommer erwartet. Er persönlich habe Islamfeindlichkeit nicht erlebt, sagte der Sprecher des Koordinationsrats der Muslime, Eyüp Kalyon. Vor allem Kopftuch tragende Musliminnen berichteten aber häufig von „Ausgrenzungserfahrungen“, fügte er hinzu. Er ist für die DITIB die Imam-Ausbildung verantwortet.

Wiederholt betonte die Ministerin, das Forum diene auch dem innermuslimischen Dialog. Immer wieder war es bei der DIK zu teils heftigen Kontroversen zwischen liberalen Muslimen und Vertretern der konservativen Islamverbände gekommen. Dazu kam es beim Auftaktpodium am Mittwoch nicht.

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Nächste Islamkonferenz soll am 7. Dezember in Berlin stattfinden

Berlin (KNA). Am 7. Dezember startet in Berlin die nächste Deutsche Islamkonferenz (DIK). Es handele sich um den offiziellen Auftakt in der aktuellen Legislaturperiode, wie am Montag das Bundesinnenministerium mitteilte. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte im Frühjahr gesagt, sie wolle den Austausch mit Muslimen im Rahmen der DIK vertiefen. Diese sei „das zentrale Forum für den Dialog des Staates mit Musliminnen und Muslimen“.

Bei den Planungen zur DIK in der 20. Legislaturperiode waren nach Ministeriumsangaben von Montag muslimische Akteure und Organisationen über Kennenlerntreffen und ein Werkstattgespräch beteiligt. Gespräche habe es zudem mit Bundesressorts, Länderministerien, kommunalen Spitzenverbänden, evangelischer und katholischer Kirche sowie dem Zentralrat der Juden in Deutschland gegeben.

Die DIK war 2006 vom damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) ins Leben gerufen worden. Sie dient bislang als zentrale Dialogplattform zwischen Staat und Islam in Deutschland. Sie soll die religions- und gesellschaftspolitische Integration der schätzungsweise rund 5,5 Millionen Muslime voranbringen.

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Neuausrichtung der DIK ist ein Erfolg für de Maiziere

(iz). Ganze neue Töne in Berlin: Alle größeren muslimischen Verbände sitzen wieder an einem Tisch und begrüßen sogar gemeinsam die Neuausrichtung der Deutschen Islamkonferenz. Da muss man nicht lange herumreden: […]

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Neues Konzept zur Islamkonferenz bis Mitte März

Berlin (KNA). Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) will bis Mitte März ein Konzept zur Fortsetzung der Islamkonferenz vorlegen. Das kündigte der Minister am Montag in Berlin nach einem ersten Gespräch mit Vertretern muslimischer Verbände an. Bei der Unterredung habe man sich auf Inhalte konzentriert „und gemeinsam diskutiert, wie wir unseren Dialog ergebnisorientiert und nach vorne schauend fortsetzen können“, sagte der Minister. Die Gespräche würden in den kommenden Wochen fortgesetzt, um sich über Ziele, Themen, Struktur und Aufbau der Konferenz verständigen.

Nach Angaben des Ministeriums nahmen sieben Verbände an dem Treffen teil, darunter die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) und der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD). Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, zeigte sich nach dem Gespräch optimistisch. „Heute haben wir tatsächlich ergebnisoffen, auch formatsoffen und inhaltsoffen gesprochen“, sagte Mazyek der Deutschen Welle. Es gehe darum, den Islam als Teil der Gesellschaft in Deutschland zu verstehen.

Nach Ansicht des Wissenschaftlers Bülent Ucar sollte bei einer Neuausrichtung die gleichberechtigte Anerkennung des Islam als Körperschaft des öffentlichen Rechts im Mittelpunkt stehen. „Weil diese Frage auf Landesebene zu klären ist, müssen die Bundesländer viel stärker in die Islamkonferenz einbezogen werden“, sagte der Direktor des Instituts für islamische Theologie an der Universität Osnabrück der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Dienstag). Nur durch eine rechtliche Gleichstellung der islamischen Gemeinden mit anderen anerkannten Religionsgemeinschaften in Deutschland lasse sich ein Dialog auf Augenhöhe führen.

Ucar lobte zugleich die Initiative de Maizieres, auf die islamischen Verbände zuzugehen und den Austausch zu suchen. Er appellierte an die Verbände, die sich in der Vergangenheit aus der Islamkonferenz zurückgezogen hatten, sich auf einen erneuten Dialog einzulassen. „Besonders wichtig ist es, dass der Islamrat und der Zentralrat der Muslime an der nächsten Islamkonferenz teilnehmen“, sagte der Islamwissenschaftler. „Diese beiden großen Verbände müssen die Bereitschaft zeigen, mitzuwirken.“

Die Linke bezeichnete unterdessen die Islamkonferenz als Symbolpolitik. Statt ihre gesellschaftliche Anerkennung zu fördern, habe die Konferenz Muslime bislang eher als problematische Gruppe erscheinen lassen, erklärte die migrationspolitische Sprecherin der Links-Fraktion, Sevim Dagdelen. „Integration ist eine soziale, keine religiöse Frage“, so Dagdelen. Es müsse um die soziale und politische Teilhabe aller hier lebenden Menschen gehen – unabhängig von ihrer sozialen, kulturellen oder religiösen Herkunft. Dazu bedürfe es „keiner Konferenzen oder Kommissionen, sondern einer anderen Politik mit praktischen Schritten zu rechtlicher und sozialer Gleichstellung“.

De Maiziere trifft sich ab Montag mit muslimischen Verbänden

Berlin (KNA). Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) will sich bereits am Montag mit  muslimischen Verbänden treffen. Dann soll über die Zukunft der Deutschen Islamkonferenz (DIK) beraten werden, wie der Berliner „Tagesspiegel“ (Samstag) berichtete. De Maiziere hatte vor wenigen Tagen angekündigt, er wolle die Islamkonferenz nicht in der bisherigen Form fortsetzen.

Nach Informationen der Zeitung wurde auch der Islamrat zu den Gesprächen eingeladen. De Maiziere hatte ihn während seiner ersten Amtszeit als Minister von der Konferenz mit der Begründung ausgeschlossen, dass gegen hohe Mitglieder der Vereinigung Milli Görüs, die dem Islamrat angehören, ermittelt werde.

Das Ministerium hatte auf Anfrage der Zeitung aber nur die Einladung an die aktuell vertretenen Organisationen bestätigt. Dazu gehören die türkisch-islamische DITIB, die Alevitische Gemeinde, der Verband der islamischen Kulturzentren VIKZ, die Türkische Gemeinde, die Vertretungen von bosnischen und marokkanischen Muslimen und der Zentralrat der Muslime (ZMD). Der Islamrat sei für Gespräche am Mittwoch eingeladen, so die Zeitung weiter.

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Ein Kommentar über den Versuch einflussreicher Stiftungen, muslimische Aktivisten aufzubauen

(iz). In der islamischen Welt haben Stiftungen ­einen überragenden Ruf und gehören zur Zivilgesellschaft. Privatpersonen können in diesen Einrichtungen Ihr Vermögen sinnvoll einsetzen und so gleichzeitig dem politischen Kalkül ­entziehen. […]

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Stellungnahme zu der Studie „Lebenswelten junger Muslime in Deutschland“ von Ulrich Paffrath vom Forschungszentrum für Religion und Gesellschaft (Teil 1)

Köln (iz). Die folgende kurze Stellungnahme zu der Studie „Lebenswelten junger Muslime in Deutschland“ befasst sich noch nicht dezidiert mit den zahlreichen Ergebnisse der Studie. Dies wird in einem zweiten Teil in Kürze folgen, denn im Gegensatz zu der bisherigen Berichterstattung produziert die Studie nicht nur ein Ergebnis, sondern eine Vielzahl sehr erwähnenswerter Ergebnisse.

In diesem ersten Teil konzentriert sich die Darstellung zum einen auf den Versuch, die vermutete politische Strategie der Akteure bei der Vorstellung der Studienergebnisse darzustellen. Zum anderen sollen zwei allgemeine methodische Anmerkungen erfolgen, da die Art der Darstellung von Studienergebnissen zum Teil sehr unterschiedliche Wirkungen haben kann.

Der politisch-strategische Aspekt
Ein Ergebnis der Studie, nach welchem ein Viertel der jungen nichtdeutschen Muslime integrationsverweigernde Einstellungen vertreten, stand im Zentrum der medialen Berichterstattung. Der Bildzeitung lag bereits einen Tag vor der offiziellen Vorstellung der Studienergebnisse dieses Teilergebnis exklusiv vor, so dass die Bildzeitung entsprechend berichtete.

Am Tag der offiziellen Vorstellung der Studie appellierte nun der amtierende Bundesinnenminister an die Medien, die Studienergebnisse nicht einseitig negativ darzustellen, sondern differenziert auch über die vielen positiven Ergebnisse der Studie zu berichten. Muslime dürften nicht unter Generalverdacht gestellt werden. Gleichzeitig warnte er vor Radikalisierungstendenzen bei jungen Muslimen.

Abseits aller realitätsfernen Verschwörungstheorien sollte dem kritischen Beobachter klar sein, dass solche dramaturgischen Abfolgen in den seltensten Fällen zufällig geschehen, sondern vielmehr einem taktischen Kalkül folgen. Das „Durchsickern“ von negativen Teilergebnissen an die Bildzeitung und der spätere Aufruf des Bundesinnenministers zur ausgewogenen Berichterstattung über Muslime sind schlichtweg eine politische Taktik, bei welcher es nach Auffassung des Autors um folgende Kalküle ging:

Durch die Übermittlung (in Form eines „Durchsickerns“) des öffentlichkeitswirksamen negativen Teilergebnisses der Studie kann der politische Akteur (in diesem Falle der Bundesinnenminister) gezielt die mediale Agenda in seinem Sinne steuern, ohne unmittelbar als Scharfmacher, der die Angst vor Muslimen schürt, dazustehen. Schließlich hat nicht er direkt dieses Ergebnis hervorgehoben, sondern eben die Bildzeitung.

Darüber hinaus handelt es sich um ein wissenschaftlich fundiertes Ergebnis. Der Vorteil für die Medien (in diesem Fall die Bildzeitung) ist die Exklusivität der Nachricht und somit die Gewährleistung des finanziellen Profits durch Auflage. Darüber hinaus ist das „Durchsickern“ der Ergebnisse in Richtung Bildzeitung sicherlich förderlich für deren Image als relevantes Leitmedium.

Nachdem nun die Bildzeitung exklusiv über das vom Bundesinnenminister vermutlich gezielt gesetzte Ergebnis berichtet hat, ruft dieser bei der offiziellen Vorstellung der Ergebnisse der Studie einen Tag später die Medien zur ausgewogeneren Berichterstattung auf und versucht, sich somit unangreifbar zu machen, indem er quasi den „schwarzen Peter“ den Medien zuschiebt. Und ebenfalls lassen die teilweise undifferenzierten Reaktionen der übrigen politischen Akteure nicht lange auf sich warten. Verwiesen sei hier u.a. auf die Aussage von Serkan Tören, die Studie produziere keinerlei Erkenntnisse.

Es bleibt offen, ob man die hier vermutete Strategie als aufgegangen bezeichnen kann, da der Bundesinnenminister dennoch als Scharfmacher kritisiert wurde und auch das Zuspielen von Teilergebnissen als Strategie bezeichnet wurde. Die Logik zeigt jedoch, dass eine solche Strategie meistens eine Win-Win Situation sowohl für den politischen Akteur als auch für die Medien darstellt, so dass es sich lohnt, solche taktischen Manöver stets genau zu reflektieren und zu hinterfragen.

Allgemeine methodische Anmerkungen
Auch hier ist wie bei vielen anderen Studien anzumerken, dass es sich nicht um eine repräsentative Studie handelt. Insofern sind Rückschlüsse auf die sogenannte „Grundgesamtheit“ (hier also alle in Deutschland lebende Muslime) nicht möglich. Denn diese Grundgesamtheit ist schlichtweg nicht bekannt.

Insofern sind dann Aussagen wie „ein Viertel der jungen nichtdeutschen Muslime wollen sich nicht integrieren“ nur in Bezug auf die innerhalb der Studie befragten Personen zutreffend. Eine Darstellung, nach welcher sich dieses Viertel auf alle jungen nichtdeutschen Muslime in Deutschland bezieht, ist daher schlichtweg falsch und suggeriert ein gefährliches Zerrbild. Eine Überschrift wie „ca. 125 nichtdeutsche Muslime im Alter zwischen 14 und 32 Jahren innerhalb der Stichprobe sind integrationsunwillig“ wäre sicherlich nicht so öffentlichkeitswirksam gewesen.

Und genau dies beinhaltet eine gewisse Gefahr in Bezug auf die Verwendung von Prozentwerten bei der Darstellung von Studienergebnissen. 25 Prozent der nichtdeutschen Muslime sind integrationsunwillig suggeriert, dass es sich um eine enorme Menge handeln muss, insbesondere dann, wenn man die Ergebnisse so liest, dass es 25 Prozent aller nichtdeutschen Muslime in Deutschland sind. Dies wäre zweifelsohne eine erschreckende Zahl. In absoluten Zahlen dürften es aber laut Studienergebnis ca. 125 Personen sein. Bezogen auf die ca. 4 Millionen Muslime in Deutschland ist dies eine verschwindend geringe Zahl. Dies soll verdeutlichen, welche enormen Unterschiede hinsichtlich der Außenwirkung entstehen können, je nachdem wie man ein und dasselbe Ergebnis darstellt.

Hierfür bietet das exemplarisch dargestellte Teilergebnis der Studie „Lebenswelten junger Muslime in Deutschland“ ein sehr gutes Beispiel. Insofern wäre es ratsam, bei der Darstellung von Studienergebnissen stets die absoluten Zahlen hinter die jeweiligen Prozentwerte zu schreiben. Zumindest, wenn einem an einer differenzierten Darstellung der Ergebnisse gelegen ist.

Umstrittene Jugend-Studie: IZ-Gespräch mit Prof. Dr. Wolfgang Frindte zu den Ergebnissen seiner Erhebung

“Vergleicht man dies mit unseren Befunden, dann haben wir an den Rändern der deutschen Mehrheitsgesellschaft und der muslimischen Minderheit sicherlich ein problematisches Feld, dass sich wechselseitig aufschaukeln kann.”

Jena/Berlin (iz). Knapp eineinhalb Tage nach Veröffentlichung der Studie “Lebenswelten junger Muslime in Deutschland” ist die medial-öffentliche Debatte voll entbrannt. Wie bereits zuvor bildeten sich sehr schnell die Gräben zwischen Kritikern und Befürwortern der Studie. Dies ist umso erstaunlicher, als dass nur eine absolute Minderheit überhaupt das mehr als 750 Seiten lange Papier gelesen haben dürfte.

Wie einige Medien bereits am 1.3.2012 deutlich machten, ging es den Forschern nicht um eine Verallgemeinerung, vor der sie explizit warnten. Sie erklärten auch, dass die von ihnen befragten Mitglieder der muslimischen Community in Deutschland keine homogene Masse darstellten.

Um direkte Informationen über die Studie, mögliche Handlungsanweisungen und die Umstände ihrer Veröffentlichung zu erfahren, sprachen wir mit Prof. Dr. Wolfgang Frindte. Frindte arbeitet am Institut für Kommunikationsforschung der Friedrich-Schiller-Universität zu Jena.

Islamische Zeitung: Heute [am 2.3.2012] beschrieb eine Tageszeitung das normale Prozedere in einem Kommentar. Normalerweise wird eine Studie veröffentlicht, über die die Medien berichten und die dann von der Politik kommentiert wird. Hier haben wir den Fall, dass zuerst die Politik kommentiert, dann eine Zeitung exklusiv darüber berichten darf und schließlich die Studie veröffentlicht wird. Kommt ihnen das ein bisschen seltsam vor?

Prof. Dr. Wolfgang Frindte: Ja, sehr seltsam. Und zwar aus zwei Gründen:

Gestern Abend [am 1.3.2012] hatte der Innenminister im “Heute Journal” dezidiert zwei wichtige Thesen aus unserer Studie hervorgehoben. Dass die Mehrheit der deutschen Muslime sich vom islamistischen Terrorismus distanziert und dass die Mehrheit der Muslime im hohen Grade bereit, fähig und willens ist, sich in diesem Land zu integrieren, sich zu engagieren und sich in diesem Land wohl zu fühlen.

Für diese zwei Thesen bin ich ihm sehr dankbar. Aber ich denke, dass es mit einer besseren Logistik möglich gewesen wäre, dass wir – die an der Studie beteiligten Wissenschaftler und ihr Auftraggeber – die positiven Ergebnisse dieser Studie hätten besser an die Öffentlichkeit bringen können.

Zweitens hatten wir seit Mittwoch [29.2.2012] relativ schlaflose Nächte, weil vor allem meine jungen Gesprächspartner im hohen Maße erregt, enttäuscht und auch ziemlich verzweifelt waren. Sowohl bei den anonymen Interviews, als auch bei den Interviews, bei den Fokusgruppen und bei den Mehrgenerationengesprächen (wo sich drei Generationen aus einer Familie mit uns unterhalten haben) sind wir mit den Muslimen gewissermaßen einen Kooperationsvertrag eingegangen. Dieser beruht auf Vertrauen und auf Verantwortung. Und zwar beidseitig.

Die Muslime verantworten, was sie sagen, und sie sagen, was sie für richtig halten. Und wir haben die Verantwortung, damit verantwortungsbewusst umzugehen. Ein wechselseitiges Vertrauen ist dann die Grundbasis, dass man wirklich ins Gespräch kommt. Nun waren die jungen Leute, die mit den Muslimen die Gespräch geführt haben, so enttäuscht.

Wir hatten in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag eine Diskussion, wonach wir uns für die einseitige Berichterstattung und Vorab-Berichterstattung bei den Muslimen entschuldigen müssten. Sie fragten, was wir jetzt tun können. Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Heute ist Freitag, die jungen Leute haben Pause gemacht und wir sehen uns am Sonntag wieder. Wie wir damit umgehen, wissen wir noch nicht. Es herrscht immer noch ein großes Maß an Verzweiflung darüber, welche Art von Schaden angerichtet wurde.

Diese beiden Punkte führen mich eigentlich dazu, dass ich sagen muss, dass es nicht gut gelaufen ist.

Islamische Zeitung: Haben sie das Gefühl, dass die politisch-mediale Zone ihre Arbeit benutzt? Fühlen sie sich an diesem konkreten Fall instrumentalisiert?

Prof. Dr. Wolfgang Frindte: Dazu kann ich eigentlich wenig sagen. Journalisten – das ist ihr gutes Recht und das ist ihre Kompetenz – suchen sich dasjenige aus einem sehr komplexen Informationsangebot heraus, was sie für wichtig halten. Diese Auswahlkriterien liegen auf der Seite der Journalisten. Bei ihnen, beim Boulevard, bei den Qualitätszeitschriften und bei anderen Medien. Das finde ich völlig normal und richtig. Man wählt sich punktuell das, was man für die eigene Philosophie und die des Mediums für richtig hält.

Ich bin froh, dass die Medien sich ab gestern Nachmittag [1.3.2012] große Mühe gegeben haben, sogar in die 750-760 Seiten lange Studie hineinzuschauen, um doch festzustellen, dass dort mehr drinsteckt. Da muss ich sagen, dass ich den verantwortungsvollen Journalisten, zu denen ich sie auch zähle, sehr dankbar bin.

Islamische Zeitung: Sind muslimische Jugendliche problematischer als vergleichbare, nichtmuslimische Altersgenossen?

Prof. Dr. Wolfgang Frindte: Das kann ich zunächst einmal auf der Basis unserer Ergebnisse nicht sagen. Nehmen wir einmal diese Zahl, die auch durch die Presse ging: 15 Prozent der deutschen Muslime, 24 Prozent der nichtdeutschen Muslime gehören sozusagen zu dieser problematischen Gruppe.

Seit zehn Jahren gibt es die Zahlen zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit vom Kollegen Heitmeyer aus Bielefeld. Da weiß man seit einigen Jahren, dass sich das, was die Bielefelder als “Islamfeindlichkeit” erforschen, in der Gesamtbevölkerung um die 20 bis 25 Prozent aufhält. Diese “Islamfeindlichkeit” zeigt sich, wenn diese 20 bis 25 Prozent der Deutschen keine Muslime in ihrer Nachbarschaft haben wollen oder die Zuwanderung von Muslimen untersagt werden sollte.

Vergleicht man dies mit unseren Befunden, dann haben wir an den Rändern der deutschen Mehrheitsgesellschaft und der muslimischen Minderheit sicherlich ein problematisches Feld, dass sich wechselseitig aufschaukeln kann.

Aber unsere Ergebnisse müssten eigentlich genutzt werden, um das, was ich immer wieder betone – Integration als Wechselseitigkeit zu begreifen und Probleme zu lösen -, zu leisten. Es handelt sich dabei ja nicht nur um eine Forderung an Migrantinnen und Migranten oder, in unserem Fall, an Musliminnen und Muslime. Es ist eine gleichzeitige Forderung, die sich auch an die deutsche Mehrheitsgesellschaft richtig – was Risiken schafft oder Chancen eröffnet. In der Ausbildung, bei Arbeitsplätzen, bei der Partizipation, im Erlernen der deutschen Sprache als wichtigem Instrument, um mit Kultur umzugehen.

Islamische Zeitung: Was wäre nötig, um die Debatte auf eine sachliche Ebene zu heben?

Prof. Dr. Wolfgang Frindte: Ich war gestern schon etwas enttäuscht darüber, dass Politiker und Politikerinnen aus ganz unterschiedlichen Parteien die Studie ablehnten. Ich dachte mir: Die konnten sie doch noch gar nicht gelesen haben. Sie haben sich nur die vorab veröffentlichte Meldung bezogen. Das hat mich traurig gemacht.

Wir haben die Studie natürlich auch für die wissenschaftliche Gemeinde geschrieben, sie aber vorrangig im Auftrage der Politik verfasst. Ich würde mir wünschen, dass sich die Politiker und Politikerinnen inhaltlich mit den Ergebnissen unserer Studie auseinandersetzen. Sie wurde extra so aufgebaut, dass unserem Auftraggeber die Ergebnisse nicht nur in Form der Presseerklärung vorliegen, sondern es gibt – in dem Bericht und als Extra-Exemplar – eine Zusammenfassung, die etwas 32 Seiten umfasst. Ich denke mir, dass diese Politiker, die sich auf diesem Feld engagieren, doch in der Lage sein müssten, 32 Seiten zu lesen. Wenn sie diese nicht verstehen, sind wir immer gerne zu einem Dialog mit den Politikern bereit.

Am Ende dieses Berichts haben wir eine Reihe von Vorschlägen formuliert. Ich gebe gerne zu: Das sind Vorschläge für die Politik, die von naiven Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen formuliert wurden. Man kann unsere Lösungsvorschläge in Frage stellen oder neue formulieren, aber ich würde mir wünschen, dass sich erst einmal mit den Ergebnissen und der Vorgehensweise der Studie befasst wird.

Islamische Zeitung: Es gab [am 1.3.2012] eine schnelle Reaktion aus dem nordrhein-westfälischen Integrationsministerium. Was sagen sie zu der NRW-Kritik? Haben sie das Gefühl, dass hier Wissenschaft politisiert wird?

Prof. Dr. Wolfgang Frindte: Ich muss gestehen, dass ich gestern so viel zu tun hatte, sodass ich diese Stellungnahme noch nicht gelesen habe.

Islamische Zeitung: Haben sie einen Rat für die Muslime, wie sie mit den Ergebnissen der Studie umgehen sollen?

Prof. Dr. Wolfgang Frindte: Der größte Teil derjenigen, die es betrifft, und die es zur Kenntnis genommen haben, sagen sich offenbar: Mag sein, dass es das gibt, aber auf mich trifft das nicht zu. Ich gestalte mein Leben nach meinen Vorstellungen oder nach denen meiner Gemeinschaft. Das ist auch gut so.

Islamische Zeitung: Lieber Prof. Dr. Frindte, vielen Dank für das Gespräch!