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Münchner Imam: Ramadan-Beleuchtung in 2024 betont kulturelle Vielfalt

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In Frankfurt und Köln werden ab diesem Wochenende einige Straßen beleuchtet. Am Montag beginnt der Ramadan 2024. Ein Imam aus München kann sich dies auch an der Isar gut vorstellen.

München (KNA) Mehr Sichtbarkeit von muslimischem Leben ist nach Meinung des Münchner Imams Belmin Mehic unabdingbar. Er begrüße den Vorstoß für ein gemeinsames Fastenbrechen, sagte Mehic der „Süddeutschen Zeitung“ (Wochenende).

Foto: Fevziie, Shutterstock

Ramadan-Beleuchtung: Sichtbarkeit von muslimischem Leben

Die Idee, dass Stadt und ein geeigneter Verein zum gemeinsamen Iftar einladen könnten, hatten die Stadtrats-Fraktionen von Grünen, SPD und Linker in einem gemeinsamen Antrag vorgestellt.

Solche Veranstaltungen können laut Mehic zeigen, „dass die Muslime ein Teil dieser Gesellschaft sind“ und dass sie sich gern in die Gesellschaft einbrächten.

Mit derartigen Gesten werde indes nicht die gesamte Problematik gelöst, ergänzte der Imam, der im Vorstand des liberalen Münchner Forums für Islam sitzt und seit anderthalb Jahren auch Geschäftsführer des neu gegründeten Muslimischen Bildungswerks München ist.

Foto: Zentralrat der Muslime, Facebook

„Eine institutionelle Präsenz“

Es brauche zudem „eine institutionelle Präsenz“, doch es gebe in München „immer noch keine repräsentative Moschee“. Und weiter: „Es wäre auch bereichernd, wenn der Ramadan in unserer Stadt sichtbarer werden könnte“.

Der muslimische Fastenmonat beginnt am Montag und dauert in diesem Jahr bis zum 1. April. Kürzlich war bekannt geworden, dass die Stadt Frankfurt anlässlich des Fastenmonats erstmals ihre Fußgängerzone beleuchtet.

Im Kölner Stadtteil Ehrenfeld plant ein Verein ebenfalls eine Lichtinszenierung. Eine solche „visuelle Anerkennung“ unterstreiche nicht nur die Bedeutung des Ramadan für Muslime, sondern auch die „kulturelle Vielfalt und die Werte der Toleranz“, sagte Mehic.

Zugleich sei die gesellschaftliche Stimmung aufgeheizt. „Eine polarisierende Rhetorik rückt immer mehr in den Vordergrund“, beklagte der Imam. „Leider verändert sich deshalb auch der Blick vieler Menschen auf den Islam.

Antimuslimischer Rassismus ist kein Problem mehr der Ränder, sondern ein Problem der Mitte der Gesellschaft.“ Dies mache vielen Menschen zwar Angst, aber ein Rückzug aus der Gesellschaft sei „der falsche Weg“.

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Buchmesse 2023 im Rückblick: „Der Krieg ist hier“

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75. Buchmesse eröffnet: Auftaktredner Slavoj Zizek kritisiert Analyseverweigerung

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Streitthema Migration: Frankfurter Konferenz sorgte für einen Eklat

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Eine Frankfurter Konferenz zum umstrittenen Thema Migration endete in einem Eklat. Problematisch daran waren allerdings ganz andere Aspekte. (iz). Rassistische Skandale produzieren und sich bei Kritik als Opfer linker Kampagnen […]

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Fataler Fehlalarm: Frankfurt Abu Bakr Moschee wird Opfer von „Swatting“

Moschee in Frankfurt

Ein vorgetäuschter Alarm, der einen Großeinsatz der Polizei auslöst – ein solch schlechter Streich kann nicht nur zu Strafen, sondern auch zu echten Gefahren führen. Dabei macht immer wieder ein Begriff die Runde: „Swatting“. Von Jenny Tobien

Frankfurt/Wiesbaden (dpa). Plötzlich rückte das Überfallkommando der Polizei (am 21. Januar 2023) in einer Frankfurter Moschee an. Ein oder mehrere Unbekannte hatten über eine Notruf-App wegen eines vermeintlichen Amoklaufs Alarm geschlagen. Von Verletzten sei die Rede gewesen – und dass sich noch mehrere Menschen in der Gewalt des Täters befänden, erklärte die Polizei. Die Einsatzkräfte waren daraufhin mit einem Großaufgebot vor Ort. Doch von einer Gefahrenlage keine Spur. Stattdessen hatten sich an jenem Freitag im Januar unter anderem Kinder in der Abu-Bakr-Moschee aufgehalten.

„Grundsätzlich wird bei jedem Alarm so vorgegangen, als ob es sich um eine echte Notlage handelt“, sagt ein Polizeisprecher. Bei der Lage habe aufgrund der Meldung der ernstzunehmende Verdacht bestanden, dass es sich um eine bewaffnete Gewalttat handeln könnte. Für manche Kinder sei der Einsatz des bewaffneten Kommandos eine traumatisierende Erfahrung gewesen, so Mohammed Seddadi, Vorsitzender der Moschee im Stadtteil Hausen. Aber er sei andererseits dankbar, dass die Polizei so schnell gekommen ist.

Wer den falschen Alarm ausgelöst hat, war zunächst völlig unklar. „Die Ermittlungen dazu laufen. Strafanzeigen wegen des Missbrauchs von Notrufen und dem Vortäuschen einer Straftat wurden gefertigt“, heißt es bei der Frankfurter Polizei. Die Motivlage sei unklar und es werde in alle Richtungen ermittelt.

Im Zusammenhang mit vorgetäuschten Notrufen macht immer wieder der Begriff „Swatting“ die Runde. In der Online-Gaming-Szene sind derartige „Streiche“ nichts Unbekanntes. Dabei setzt jemand einen falschen Alarm ab, damit das Haus eines anderen von der Polizei oder auch von Feuerwehr und Rettungskräften gestürmt werden – am besten dann, wenn das Opfer noch live vor seiner Webcam sitzt.

Der Begriff kommt von SWAT, der US-amerikanischen Spezialeinheit „Special Weapons and Tactics“. In den USA ist „Swatting“ besonders verbreitet. Im Bundesstaat Kansas hatte es 2017 gar einen Fall gegeben, bei dem im Zuge des Einsatzes ein unschuldiger 27-Jähriger von einem Polizisten erschossen worden war. Bei einem Notruf war eine Geiselnahme vorgetäuscht worden. Die dadurch an den vermeintlichen Ort des Verbrechens gelockte Polizei erschoss daraufhin einen unschuldigen Familienvater, den sie für den Geiselnehmer hielt.

Und wie sieht es hierzulande aus? Haben solche Fälle in den letzten Jahren zugenommen? „Der Phänomenbereich „Swatting“ als solches wird polizeilich nicht erfasst“, heißt es bei der Frankfurter Polizei. Jedoch ereigneten sich im Jahr 2021 in der Mainmetropole 172 Fälle im Bereich Missbrauch von Notrufen. Dieses Phänomen sei aktuell tendenziell steigend, sagt ein Polizeisprecher. Hessenweit gab es 2021 laut Kriminalstatistik 515 Fälle.

Vor einigen Jahren sorgte ein Prozess in Bayern für Schlagzeilen, bei dem es auch um „Swatting“ ging. 2015 standen plötzlich mehr als 100 Feuerwehrleute vor dem Haus eines Youtubers in Mittelfranken. Der User mit dem Namen „Drachenlord“ war live auf Youtube, als es an der Tür klingelte. Sein Fall landete als erster dieser Art in Deutschland vor Gericht. Der Angeklagte wurde zu mehr als drei Jahren Haft verurteilt, unter anderem auch wegen des Missbrauchs von Notrufen.

Und im vergangenen Herbst war in Potsdam (Brandenburg) ein größerer Einsatz ausgelöst worden. Ein Unbekannter hatte bei mehreren Polizeiwachen angerufen und behauptet, eine bewusstlose Person mit einem Messer im Rücken liege in seiner Wohnung. Die Kräfte rückten aus, auch ein Notarzt machte sich auf den Weg. Vor Ort trafen die Retter auf einen Mann, der laut Polizei sichtlich irritiert über das „konsequente Einschreiten“ gewesen sein soll. Es stellte sich heraus, dass die Einsatzkräfte reingelegt worden waren.

Der absichtliche Missbrauch von Notrufen „ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat“, heißt es beim Landeskriminalamt in Wiesbaden. Dieser wird mit bis zu einem Jahr Haft oder einer Geldstrafe verurteilt. Gefährlich ist zudem, dass die Kräfte während des Einsatzes nicht für „echte Notfälle“ verfügbar sind.

Wie genau gehen die mutmaßlichen Täter vor? Zur Verschleierung würden manche beim Anruf in den Einsatzzentralen die sogenannte Call-ID-Spoofing-Technik oder Daten dritter Personen missbräuchlich nutzen, heißt es beim LKA. Diese Technik beschreibe das Manipulieren einer Telefonnummer, sodass bei Anrufen eine falsche Rufnummer angezeigt und die Identität des wahren Anrufers verschleiert wird.

Aber auch Notruf-Apps für das Smartphone werden demnach eingesetzt. „So wurde beispielsweise die Nora-App in verschiedenen Bundesländern dazu genutzt, Großeinsätze von Polizei- und Rettungskräften auszulösen“, heißt es. Auch bei dem aktuellen Fall im der Frankfurter Moschee wurde nach Angaben der Ermittler diese App verwendet.

Zwei Tage nach dem Vorfall in dem Gotteshaus war übrigens Frankfurts Polizeipräsident Stefan Müller höchstpersönlich in die muslimische Gemeinde gekommen, um den Einsatz zu erklären. „Die Gespräche waren sehr positiv“, so der Moschee-Vorsitzende Seddadi.

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Debatte zum islamischen Religionsunterricht: Replik auf Abdel-Hakim Ourghi

(iz) Am vergangenen Donnerstag erschien in der FAZ auf der Seite „Bildungswelten“ ein Artikel des aus Algerien stammenden promovierten Islamwissenschaftlers Abdel-Hakim Ourghi. Bereits der Titel „Der Islamunterricht ist eine sunnitische […]

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Kongress „Horizonte der Islamischen Theologie“: Islamische Theologen ziehen positive Bilanz

FRANKFURT. Am 10. September ist der bislang größte Kongress für islamisch-theologische Studien in Deutschland zu Ende gegangen. Mehr als 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben mit der interessierten Öffentlichkeit in mehr als 30 Panels fünf Tage lang diskutiert. Am letzten Tag haben Vertreter der verschiedenen universitären Standorte für Islamische Theologie eine positive Bilanz gezogen: Die Veranstaltung sei in dieser Form einmalig gewesen.

Der Montag stand nach der Begrüßung ganz im Zeichen der Verortung der Islamischen Theologie in der Wissenschaftslandschaft. Der Vizepräsident der Goethe-Universität, Matthias Lutz-Bachmann, und der Berner Islamwissenschaftler Reinhard Schulze erörterten in ihren Fachvorträgen ein Verständnis von Theologie als Wissenschaft, in welcher der Islam nicht länger als das Fremde verstanden wird. Ein hochkarätig besetztes Podium beleuchtete am Abend die deutsche Situation aus internationalen Perspektiven.

Vom 7. September bis 9. September fanden viele Panels statt, deren Bandbreite von Themen wie „Neue Wege in der Koranauslegung“ und „Bioethik“ über „Feministische Theologie“ bis hin zu „Neue Erkenntnisse zur arabischen Syntax“ reichte. Bei einem Empfang im Kaisersaal des Frankfurter Römers würdigte Oberbürgermeister Peter Feldmann die Islamische Theologie als besondere Fortführung der Gründungstradition der Frankfurter Universität. Auch die renommierte Arabistin Angelika Neuwirth hob die Bedeutung des neuen Fachs an deutschen Universitäten hervor. Am letzten Tag diskutierten Mitarbeiter der verschiedenen Standorte für Islamische Theologie unter sich.

//1//Die Veranstalter zeigen sich sehr zufrieden mit dem Kongress: „Die Ausrichtung eines Kongresses dieser Größe ist Ausweis für das hohe Niveau der islamisch-theologischen Studien in Deutschland“, resümierte Bekim Agai, Direktor des Frankfurter Instituts für Studien der Kultur und Religion des Islam. Andere Fachvertreter freuen sich besonders über den gleichberechtigten interdisziplinären Austausch zwischen Theologen und Wissenschaftlern anderer Disziplinen, dessen Fruchtbarkeit spürbar gewesen sei. Besonders viele Islamwissenschaftler waren vertreten.

Es kamen muslimische und nichtmuslimische Wissenschaftler auf Augenhöhe ins Gespräch, dabei lobten internationale Gäste die rege Beteiligung von Frauen als besonders bemerkenswertes Merkmal. Auch zeichnete sich der Kongress durch eine bisher unerreichte Beteiligung aller deutschen Standorte für Islamische Theologie aus. Ömer Özsoy, Frankfurter Professor für Koranexegese, stellte fest, dass auf dem Kongress Islamwissenschaftler ganz unterschiedlicher Ausrichtung erstmals zusammengefunden hätten. „Da wird eine Art unerwartete Brückenfunktion der Islamischen Theologie sichtbar“, sagte Özsoy.

Interessierte Beachtung fand die „Frankfurter Erklärung“, in welcher die Leiter der islamisch-theologischen Zentren und viele weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die unmenschliche Gewalt der Miliz „Islamischer Staat“ scharf verurteilten und dazu aufriefen, die Deutungshoheit über den Islam nicht militanten Extremisten zu überlassen (Hier im Volltext). Mit der Erklärung wurde auch das Interesse der Islamischen Theologie deutlich, sich zukünftig hörbarer in gesellschaftliche Debatten einzumischen.

Auch die Kooperationspartner des Kongresses, unter anderem das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das durch die Stiftung Mercator geförderte Graduiertenkolleg „Islamische Theologie“, das DFG-Graduiertenkolleg „Theologie als Wissenschaft“ und der Exzellenzcluster „Normative Ordnungen“, drückten ihre Zufriedenheit mit dem gelungenen Kongress aus.

Der Frankfurter Professor Bekim Agai über den Kongress „Horizonte der Islamischen Theologie“

(iz). Das Studienfach Islamische Theologie, das derzeit an fünf universitären Standorten in Deutschland aufgebaut und gleichzeitig gelehrt wird, gehört zu den Topthemen sowohl der innermuslimischen Debatte wie auch der Kooperation zwischen muslimischen Verbänden, Institutionen und Vertretern des Staates. Auf gerade zu Ende gegangenen Kongress „Horizonte der Islamischen Theologie“ trafen sich muslimische Akademiker mit ausländischen Kollegen zu einer mehrtägigen Fachtagung.

Über sie, aber auch über den allgemeinen Stand des Projektes, sprachen wir mit Prof. Bekim Agai. Agai ist Geschäftsführender Direktor des Frankfurter Instituts der Kultur und Religion des Islam.

Islamische Zeitung: In Ihrer Pressemitteilung wurde ein Statement zum Thema Islamischer Zeit angekündigt. Wie sieht dieses aus?

Prof. Bekim Agai: Zum einen lehnen wir als Vertreter der Standorte für islamisch-theologische Studien die Pervertierung von Religion zur Rechtfertigung von Gewalt und Machtpolitik ab. Als Vertreter der Theologie sehen wir uns in der intellektuellen Pflicht, uns solchen Deutungen unter den Bezug auf den Islam entgegenzustellen und in Deutschland zu zeigen, was der Islam dieser Gesellschaft zu bieten hat.

Wo, wenn nicht in Frieden und unter dem Primat von Freiheit ließe sich das Potential des Islams in der Debatte um produktive Beiträge auf die Herausforderungen des globalen Zusammenlebens besser denken? Ein Kernsatz der Stellungnahme lautet „Die Deutungshoheit über den Islam darf nicht Extremisten und Gewalttätern überlassen werden und muss in Deutschland aus der Mitte der Gesellschaft heraus – unter anderem an den Universitäten – erfolgen.“

Dieser Stellungnahme (auf Deutsch, Englisch, Arabisch und Türkisch) haben sich national und international schon zahlreiche Menschen angeschlossen. Wir hoffen, auf diesem Wege noch mehr Menschen darauf aufmerksam machen zu können.

Islamische Zeitung: In der ersten Septemberwoche haben zum internationalen Kongress „Horizonte der Islamischen Theologie“ in Frankfurt eingeladen. Richtet sich das Meeting ausschließlich an das Fachpublikum oder steht es offen für alle Interessierte?

Prof. Bekim Agai: Der Fachkongress richtet sich natürlich in erster Linie an ein Publikum, das am Fach interessiert ist. Doch dieses gibt es auch außerhalb der Universität. Wie Sie wissen, gibt es im Islam kein Wissensmonopol einer Gruppe. Wir freuen uns besonders, wenn vor allem bei den Themen mit Bezug zur praktischen Arbeit, wie der Religionspädagogik und der Praktischen Theologie, auch die wissenschaftliche Beschäftigung von den Erfahrungen und Fragen der Menschen in Schule, am Krankenbett oder im Strafvollzug bereichert werden kann.

Islamische Zeitung: Welche Intention wird mit dem Kongress verfolgt – theoretische Debatten im „Elfenbeinturm“ oder Antwort auf konkrete Problemlagen und Herausforderungen?

Prof. Bekim Agai: Wissenschaft hat immer den Ruf des Elfenbeinturms und braucht auch den Raum der Reflexion, ohne auf jeden Zuruf der Politik und Gesellschaft reagieren zu müssen. Gleichzeitig leben wir im Jetzt, wir agieren in Deutschland, und unsere Studierenden wollen Qualifikationen erwerben, die ihnen hier nutzen. Insofern beschäftigt sich der Kongress auch mit praktischen Problemlagen. Gleichzeitig ist die Grenze fließend.

So sind Fragen der Geschichtsschreibung und dem Umgang mit Konflikten, zum Beispiel in der Frühgeschichte, zum einen ein wissenschaftliches Thema, zum anderen berühren die Fragen, wie wir damit umgehen und welche Lehren wir daraus ziehen, uns heute direkt.

Islamische Zeitung: Nach welchen Kriterien wurden die Teilnehmer geladen und die Themen bestimmt?

Prof. Bekim Agai: Im Fachkongress gilt es natürlich, das Fach auf einem universitären Niveau zu präsentieren. Insofern wurden die klassischen Fächer wie Tafsir, Hadith, Fiqh, Kalam, Ahlaq, Mystik etc. abgebildet und VertreterInnen der wissenschaftlichen Beschäftigung mit diesen aus verschiedenen Ländern eingeladen.

Zum anderen gibt es Bereiche, die in Deutschland besondere Relevanz haben, wie das Arabische als Islamsprache, Geschichte des Islams und die Kontexte des Islams in Europa, ebenso wie das praktische Feld. Hier wurden entsprechende Experten eingeladen, die teilweise auch aus der Praxis kommen oder Aktivisten sind.

Islamische Zeitung: Zumindest im deutschen Kontext hielten sich die „TheologInnen“ bisher mit kontroversen öffentlichen Debatten untereinander zurück. Erwarten Sie kontroverse Diskussionen in Frankfurt?

Prof. Bekim Agai: Ich glaube, dass wir in Deutschland noch lernen müssen, kontroverse Diskussionen über Inhalte so zu führen, dass sie inhaltlich und nicht persönlich sind. Dies ist von einem Fachkongress zu erwarten, wo z.B. im Bereich der Ethik die Ansätze von Muslimen von einem Universalismus, der sich aus dem Islam speist, bis zu einem spezifischen islamischen Weg, der sich nicht verallgemeinern lassen möchte, reichen.

Auch Themen der politischen Theologie oder zum islamischen Feminismus versprechen hier hoffentlich wissenschaftliche Kontroversen. Arabische und türkische Teilnehmende und auch VertreterInnen der klassischen Islamwissenschaft bemerkten schon im Vorfeld, dass es uns gelingt, Menschen auf einem Podium zu versammeln, die man sonst nicht gemeinsam sehen kann. Am Tag der Eröffnung saßen auf dem Podium mit Timothy Winter, Farid Esack, Abdolkarim Soroush und Mehmet Aydin ganz unterschiedliche Vertreter des zeitgenössischen islamischen Denkens, die miteinander ins Gespräch gekommen sind.

Islamische Zeitung: Meinen Sie, dass die Inhalte und Methodenlehren der Islamischen Theologie (IT) bisher ausreichend genug der muslimischen Community in Deutschland kommuniziert wurden? Reflektiert die IT ausreichend genug über ihre eigenen Beschränkungen und Herausforderungen wie die Einflussnahme Dritter?

Prof. Bekim Agai: Hier kann ich nur für Frankfurt sprechen und da muss ich bescheiden sein. Natürlich hat das Fach im Aufbau noch eine zu geringe Reichweite in die Community, aber das braucht Zeit. Unsere Tür steht allen offen, wir stehen im Austausch mit allen Gruppen, aber bis das in den örtlichen Gemeinden ankommt, das dauert. Hier sind die zukünftigen AbsolventInnen unsere wichtigsten Botschafterinnen und Botschafter.

Für die eigenen Beschränkungen, Herausforderungen und Einflussnahmen Dritter haben wir in Frankfurt ein starkes Bewusstsein, was sich u.a. in mehreren Panels zur Frage von Islam in Prozessen der Institutionalisierung und Macht ausdrückt. Nicht zuletzt mein eigener Lehrstuhl ist stark hiermit inhaltlich beschäftigt, da diese Frage Muslime in der Geschichte beschäftigt hat und in der Gegenwart immer noch beschäftigt.

Islamische Zeitung: Zur Begründung der Wissenschaft wurden im öffentlichen Diskurs überwiegend utilitaristische Begründungen, die sich aus gesamtgesellschaftlichen Diskursen ableiten, angegeben. Braucht eine Wissenschaft nicht einen tieferen Grund und eine größere Relevanz bei praktischen Herausforderungen?

Prof. Bekim Agai: Die islamische Wissenschaftstradition ist so groß und für einen intellektuell tiefen Islam so wichtig, dass sie tatsächlich auch um ihrer selbst willen betrieben werden muss. Gegen rein utilitaristische Bestrebungen haben wir uns jüngst auch in der ersten Ausgabe der „Frankfurter Zeitschrift für islamisch-theologische Studien“ positioniert. Der Islam gehört an deutsche Universitäten, weil er diese durch seinen Wissensschatz bereichern kann, und nicht nur, weil wir Imame und Gefängnisseelsorger brauchen.

Gleichzeitig bin ich der Überzeugung, dass ihre Tradition reflektierende Muslime auch eigene Antworten auf Herausforderungen in dieser Gesellschaft finden und sich hierbei der reichen Tradition bedienen können. Nur so können im nächsten Schritt praktische Herausforderungen durch genuin islamisch reflektierte Antworten gemeistert werden. Die praktischen Erwartungen allem voran zu stellen hieße, den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen.

Islamische Zeitung: Lieber Prof. Agai, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Mit der Islamischen Akademie wollen junge Muslime „islamisches Wissen aufbauen und erneuern“

„Wir leben im digitalen Informationszeitalter! Fakt ist jedoch, dass mit mehr Information nicht mehr Erkenntnis an die Menschen gelangt. Durch diese Informationsüberflutung entsteht nur ein ‘Chaos der Gedanken’. Genau an diesem Punkt setzen wir an!“ (Islamische Akademie Deutschland e.V.)

(iz). Wir leben in Zeiten einer Kakophonie von Meinungen und umfundierten Ansichten. Das betrifft die Gesamtgesellschaft, aber auch die vielfältige muslimische Gemeinschaft. Für sie allerdings hat das noch negativere Auswirkungen, kann ­Allah doch ausschließlich durch Wissen korrekt angebetet werden. Egal ob jemand sich dem so genannten „Mainstream-Islam“ verbunden fühlt oder an einem der vielen Ränder der Community irrlichtet, immer häufiger wird es zur Gewohnheit, dass Aussagen über wichtige Aspekte unserer Religion und Lebensweise nicht auf fundiertem Wissen beruhen, sondern auf Meinungen. Man bekommt so das Gefühl, dass viele Muslime heute ihre eigenen Imame, Qadis und Schaikhs sind.

Es hat bisher nicht den Anschein, dass die entstehende „Islamische Theologie“ daran etwas wird ändern können oder wollen. Auch aus diesen Gründen ist es wichtig, dass sich die dynamische musli­mische geistige Elite – frei von ausländischer Beeinflussung – um die Bewahrung und Weitergabe des Mehrheits-Islam und seiner Wissenschaften bemüht. Eines dieser Projekte, dass seinem Eigenverständnis nach „eine wissenschaftliche Institution“ sein will, ist die Islamische Akademie Deutschland e.V. (IAD) Der eingetragene, gemeinnützige Verein hat seinen Sitz in Frankfurt. Die IAD versteht sich als „unabhängige Vereinigung von jungen Theologen und Religions- sowie Islamwissenschaftlern, die auf der Basis des sunnitischen Islam ihren Beitrag“ zum Aufbau der Islamwissenschaften in deutscher Sprache leisten will. Die IAD-BetreiberInnen verstehen sich als „idealistisches Team aus jungen Wissenschaftlern. (…) Wir sind ideologisch und organisch unabhängig von jeder Gruppe, aber erstreben dennoch eine Zusammenarbeit“. Angesichts des existierenden Eigenbrötlertums in der Community bleibt ehrlich zu hoffen, dass die jungen Akademiker mit ihrem Bestreben Erfolg haben. Immerhin, ihr Ziel ist kein geringeres als „die Wiederbelegung islamischer Wissenschaften in deutscher Sprache“.

Im Wesentlichen stehen „Forschung, Bildung und wissenschaftliche Begleitung der muslimischen Gemeinschaft“ im Zentrum der Absichten vom IAD und ihren GründerInnen. Aus diesem Grund sei die muslimische Jugend eine der „Zielgruppen der Akademie“. IAD-Mitglieder würden sich in der Jugendarbeit betätigen und „helfen Jugendlichen bei der Entde­ckung und Entfaltung der eigenen Fähig­keiten“. Im Hinblick auf junge Muslime gehe es dem Verein um „den Aufbau einer deutsch-muslimischen Identität“ sowie Prävention von „Kriminalität“ und „jeglicher Radikalität“.

Die Arbeit der Akademie behandelt im Kern das Wissen und seine verschiedenen Aspekte. Dazu gehört auch, so eine verfügbare Präsentation über die Vereinsarbeit, dass es heute durch verschiedene Dinge bedroht werde: Zerstückelung der Wahrheit, was zur Aufhebung der „geistigen Einheit“ führe, Zerstreuung des Wissens, was unter anderem zu Gruppenfanatismus führe, sowie die allgemeine Informationsüberflutung. Gleichzeitig ergäben sich aus der deutschen Situation „neue Herausforderungen“ für das islamische Wissen: Relativierung von Wahrheit, Adaption des Wissens sowie der Kontext des „Islam in Deutschland“.

In der Behandlung des Wissens identifiziert die Islamische Akademie Deutschland e.V. neun Schritte: Sammlung, Kategorisierung, Katalogisierung, Sichtung, Rezeption, Systematisierung, Aktualisierung und Erweiterung, Erstellung eines Kontextes sowie seine Vereinheitlichung und Harmonisierung. Wichtig ist der Akademie dabei einerseits die Rückbindung an die Methodenlehre der islamischen Wissenschaften, andererseits will sie aber auch zu einer „Erneuerung“ dieser Wissenschaft sowie zur „Entwicklung einer deutschsprachigen Islamterminologie“ beitragen. Die Islamdebatten der letzten beiden Jahrzehnte, insbesondere die Vereinnahmung von tradierten Begrifflichkeiten durch extreme Randgruppen, belegt gerade die Bedeutung dieses Anliegens.

Nach eigenen Angaben betreibt der Verein „Grundlagenforschung als Beitrag für den Aufbau der Islamwissenschaften in deutscher Sprache“. Außerdem wolle man als Brücken zwischen jener Wissenschaft und der Gesellschaft fungieren, wobei „gewonnene Erkenntnis und erar­beitetes Wissen (…) auch für die Allgemeinheit aufgearbeitet werden soll“.

„Hierbei dienen neben populärwissenschaftlichen Publikationen auch Veranstaltungen wie Vorträge, Lesezirkel etc. als ein wichtiges kommunikatives Medium. Die Vision der Akademie ist eine ‘Meta-Universität‘ zu werden, das heißt, zum Beispiel Wissen und Forschung für die Erwachsenenbildung auch außerhalb der Universität zugänglich zu machen. In diesem Rahmen wird auch die Webseite Islam-auf-deutsch.de betrieben, die ebenso aktiv in Sozialen Medien (Facebook, Twitter) ist.“

Webseiten:
islam-auf-deutsch.de
islam-akademie.de

Hintergrund: Interne Auseinandersetzungen über das gestrige IHH-Verbot und die aktuelle Nahostpolitik

Berlin (GFP.com). Heftige Auseinandersetzungen um die deutsche Nahostpolitik begleiten das Verbot des Vereins Internationale Humanitäre Hilfsaktion (IHH) vom gestrigen Montag. Der deutsche Innenminister hat die Auflösung der Organisation angeordnet, weil […]

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