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Eine kurze Geschichte der Rohingya

Die Provinz Rakhine (Arakan) in Myanmar (auch Burma) grenzt im Westen an Bangladesch. Früher wurde sie überwiegend von zwei Ethnien bewohnt: buddhistischen Arakanesen und muslimischen Rohingya (die ab August 2017 […]

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Im Londoner Eastend reichen die Wurzeln weit zürück

Auf der Südseite der Whitechapel Road im Londoner Eastend, nahe der U-Bahn-Station Whitechapel, liegt die goldene Kuppel der Moschee von Ostlondon. Für einige handelt es sich um eines der vielen […]

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Frühe Musliminnen in England

Wenig ist bekannt über die Frauen, die in Großbritanniens frühesten muslimischen Gemeinschaften leben. Es gibt aber schon Erkenntnisse zum Leben einiger der ersten Musliminnen des Landes. Von Isla Isser-Owen (iz). […]

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Marokkos WM-Triumph – auch eine historische Genugtuung

Natürlich – es geht erst mal um Fußball. Aber die Koinzidenzen sind schon auch verblüffend: Eines nach dem anderen räumt Marokko jene Länder Europas ab, mit denen es in der jüngeren Geschichte am meisten verbindet.

Brüssel (KNA). Sie feiern. Sie hupen. Die Polizei leitet weiträumig den Verkehr um. In Brüssel, Paris und Mailand sowie in den Niederlanden kam es gar zu gewalttätigen Ausschreitungen. In vielen Städten Europas sind marokkanische Auto-Korsi und Fan-Feste dieser Tage schon zum Ritual geworden.

Eines nach dem anderen räumt das marokkanische Team bei der ersten arabischen Fußball-WM in Katar jene übermächtigen Länder Europas ab, mit denen es in der jüngeren Vergangenheit am meisten verbindet. Das ist nicht nur ein arabischer und ein afrikanischer Fußball-Triumph. Es ist – auch – ein marokkanischer Marsch durch seine eigene Geschichte mit dem Westen.

Ein portugiesisches Trauma: Der erst 24-jährige König Sebastiao erleidet im August 1578 mit einem Kreuzritterheer von 18.000 Mann eine verheerende Niederlage gegen eine marokkanische Übermacht unter Sultan Abu Marwan Abd al-Malik und fällt auf dem Schlachtfeld von Alcacer-Quibir. Seine Leiche wird nie gefunden; eine Nachfolgeregelung gibt es nicht. 1580 reißt Spaniens Habsburger-König die Krone der damaligen Weltmacht Portugal an sich – 60 Jahre schmachvoller Zwangsherrschaft durch den Erbfeind beginnen.

Für Portugal war dies das Ende einer großen Ära – viel größer als die Ära Ronaldo, die am Samstagabend zu Ende ging. Der traditionelle Volksglaube verheißt, der junge König werde bald wiederkehren und das Land in eine neue Zukunft führen. Immer wieder tauchten falsche Sebastiane auf, um die Macht zurückzuerobern. Doch der echte kam nie zurück. Marokko-Portugal 1:0.

Spanien und der Islam: eine schwierige Beziehung. Die Conquista der Iberischen Halbinsel durch den Vormarsch muslimischer Araber im 7./8. Jahrhundert und die spanische Reconquista bis zur Einnahme Granadas 1492 sind die Folie für ein spannendes Nachbarschaftsverhältnis, das durch das Aufkommen des spanischen Massentourismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein neues, prägendes Kapitel bekam. Spanische Agenturen warben marokkanische Arbeitskräfte für das Hotel- und Gastronomiegewerbe und andere Unternehmen an; und zwar nicht nur für den eigenen Arbeitsmarkt, sondern auch für andere Länder, etwa Großbritannien.

Pikant ist die Stellung der beiden spanischen Exklaven Melilla und Ceuta, die auf afrikanischem respektive marokkanischem Boden liegen und seit 1497 bzw. 1580/1668 zu Spanien und damit inzwischen auch zur EU gehören. Zwischen 1912 und 1956 gab es auf einem schmalen Landstreifen entlang der nordwestlichen Mittelmeerküste das kurzlebige Protektorat Spanisch-Marokko.

Melilla wie Ceuta sind durch Grenzzäune von Marokko getrennt. Mehrfach konnten Hunderte bis Tausende afrikanischer Migranten die Sperranlagen überwinden; zuletzt 2021, als Marokkos König Mohammed VI. offenbar seine Grenzschützer abzog, um politischen Druck auf die EU auszuüben. Zumeist wurden Migranten am Ende zurück nach Marokko abgeschoben. Marokko-Spanien: 3:0 nach Elfmeterschießen.

Belgien, das kleine Einwanderungsland. Mit fast einer halben Million stellen die Marokkaner und ihre Nachkommen die größte nationale Gruppe von Zuwanderern bei unserem westlichen Nachbarn. Knapp 90 Prozent von ihnen haben inzwischen einen belgischen Pass. Marokkanische Läden prägen in manchen Vierteln der Hauptstadt Brüssel das Straßenbild.

Nun also Frankreich im Halbfinale, schon der fünfte und größte Fußball-Brocken im sechsten Spiel; und auch die vielleicht schwerste historische Hypothek, die auf der Partie lastet. Frankreich war im 19. und 20. Jahrhundert die wichtigste Kolonialmacht in Nordafrika. Auch in Marokko im Nordwesten, das zum Zankapfel europäischer Großmachtinteressen wurde. Erst 1956 konnte man die französische Fremdherrschaft abschütteln und erlangte seine staatliche Unabhängigkeit.

Anders als Belgien – da waren es mit Michy Batshuayi, Amadou Onana und Romelu Lukaku nur drei – dürfte die Equipe Tricolore am Mittwoch zahlreiche Stars mit afrikanischen Wurzeln einsetzen. So oder so: Marokkos Nationalteam steht in der katarischen Küstenstadt al-Chaur auch für Afrika und für die Arabische Welt. Vor allem aber spielt es um das WM-Finale.

Kommentar: Muslime zwischen alten und neuen Großreichen

Siedlergewalt Nahost

Völker mit einstigen Reichen vergessen selten ihre Geschichte oder ihre traditionellen Feinde. Russlands Präsident Putin hat das erst wieder mit Wortmeldungen zur Ukraine und NATO deutlich gemacht. Nachdem die Sowjetunion mit US-Hilfe in die Geschichtsbücher verschwand, wandte sie ihre Aufmerksamkeit Bewegungen der muslimischen Welt zu. Unter dem Schleier des „Kriegs gegen den Terror“ verbrachten die USA die letzten 20 Jahre damit, den Aufstieg des neuen Feindes zu stemmen, der die rote Gefahr ablöste. Von Jahangir Mohammed

(Ayaan Institute). Amerika versank im Irak, in Afghanistan, in Afrika und im Arabischen Frühling. In der Zwischenzeit stieg China auf und wurde zu einem ökonomischen Kraftzentrum. Obwohl die USA anderswo erfolgreich waren, scheiterte es mit seiner Strategie in Afghanistan und gegen den Iran (ein weiteres Land, dass alten Glanz zurück will). Der hastige Rückzug vom Hindukusch im letzten Jahr (um sich auf China zu fokussieren) hat das Image als Supermacht schwer beschädigt. Inmitten eines weiteren Propagandakriegs gegen Peking verpassten sie den Aufstieg eines neuen russischen Reiches. Die USA sind verwundet, angeschlagen und stehen vor eigenen Abgründen, während ihre wichtigsten Rivalen aufsteigen und von Großreichen träumen.

Präsident Xi Jinping hat seit seinem Amtsantritt 2012 den verfallenden chinesischen Kommunismus umgestaltet und ihn durch einen Sozialismus mit „chinesischen Merkmalen“ ersetzt. Er inspiriert die Hanchinesen mit Reden über ihre große frühere Zivilisationen und erinnert an vergangene Demütigungen durch die Europäer und Japaner. Jetzt will er das gesamte Volk in einem neuen Reich vereinen und vor allem Taiwan zurückerobern.

In der Zwischenzeit haben Präsident Putin und Russland einen Aufschwung erlebt und sich mit der drohenden Unabhängigkeit des Kaukasus, Georgiens und der Krim befasst. Er hat sein Land im Nahen Osten in Syrien und im Irak fest verankert, und unterstützt ein anderes Volk, das mit der Schaffung von Großserbien an vergangenen Glanz anknüpfen will. Bosniens Serben haben das übernommen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es verwirklicht wird und die bosnischen Muslime Gefahr laufen, zu einer historischen Erinnerung zu werden. Auch China steht hinter Serbien. Moskauer Tentakel haben sich in Afrika in Libyen und Mali ausgebreitet, wo die Franzosen kürzlich russischen Söldnern weichen mussten.

Im 21. Jahrhundert erleben wir erneut den Aufstieg großer Machtblöcke. Jenseits von Russland und China hat die Europäische Union einen Block geschaffen, der sich nach Osten ausdehnt. Bisher ist es ein christlicher, der das muslimische NATO-Mitglied Türkei nicht haben will.

In Indien ist die Maske einer säkularen Demokratie gefallen. Und wir können jetzt eine regierende BJP erleben, die eine große Hindu-Kultur der Vergangenheit und ihr früheres Reich wiederbeleben möchte. Dieser Drang ist schon alt, aber wir ließen uns von Schlagworten wie „Säkularismus“ und „Demokratie“ täuschen.

Und wo sind die Muslime in all dem? Nirgendwo. Die Wahrheit ist: Ist man in der gegenwärtigen Welt kein Teil eines Machtblocks oder hat keinen eigenen, wird man vom Anderen unterworfen. Heute stehen einige ihrer Länder vor Krieg, Sanktionen oder ökonomischem Elend. In Europa werden sie diskriminiert. Und in China, Russland und Indien werden großen Gemeinschaften ohne wirkliche Widerstandsmöglichkeiten verfolgt. Indien hat mit 200 Millionen Menschen die größte muslimische Minderheit der Welt, die am Rande des Völkermords steht und scheinbar machtlos ist, das Unvermeidliche zu verhindern. Dies ist die größte sich abzeichnende Katastrophe, der sich die Ummah gegenübersieht, und wir sind uns ihrer nicht bewusst.

Während Allah der eigentliche Beschützer ist, spielt politische Macht in der Welt eine Rolle. Ob als Minderheit oder Mehrheit müssen Muslime sich so organisieren, diese projizieren zu können. Geschichte zählt und wir sollten von ihr lernen. Keine dieser aufsteigenden Mächte hat eine Geschichte der Toleranz gegenüber Islam und Muslimen. Wir sollten wissen, was bei ihnen zu erwarten ist.

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Neues Buch zur Geschichte der „Türkentaufen“ Ein Kompendium der tragischen Schicksale

Geschichte ist retrospektive Interpretation, die in uns, die im kollektiven Gedächtnis fortlebt. Dieses Fortleben der Interpretation vermag sich einerseits zu wandeln und progressiv zu wirken, birgt jedoch andererseits die Gefahr, […]

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Die Zukunft hängt von jungen muslimischen Frauen ab

(iz). Es ist eine Binsenweisheit: Ohne positive, junge muslimische Frauen hat keine islamische Gemeinde eine Zukunft. Um so wichtiger ist es, ihr aktuelles Engagement und ihre aktive Teilhabe an den […]

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Der Historiker Thomas Weiberg führt in die deutsch-osmanische Freundschaft ein

(iz). Aber wer im Okzident kennt unsere Geschichte? Wer unterzieht sich der Mühe, sie kennenzulernen?“ Mit diesem Stoßseufzer rätselte schon Sultan Abdul Hamid II (1842-1918) vor 100 Jahren über die Bereitschaft Europas, sich mit dem damaligen Osmanischen Reich fair auseinanderzusetzen. Natürlich sind diese Fragen heute noch aktuell, man denke nur an die, von türkischer Seite oft als unfair empfundenen, Debatten über die Rolle der modernen Türkei oder die mediale Begleitung der Politik des neuen „Sultans“ von Ankara, dem türkischen Präsidenten Tayyib Erdogan.

Es ist das Verdienst des Historikers Thomas Weiberg, in seinem neuen Buch einen Versuch der Objektivierung der Debatte um den berühmten osmanischen Regenten vorzulegen. Auch mit der Absicht, wie der Autor im persönlichen Gespräch versicherte, die heutigen Kontroversen um die Türkei und den Islam besser auszuleuchten. Seinen Beitrag versteht Weiberg dabei nicht etwa als Romantisierung der Vergangenheit, sondern als den Versuch, die geschichtlichen Grundlagen heutiger Probleme zu verdeutlichen. Weiberg zitiert dabei treffend den türkischen Romancier Ahmet Tanpinar: „Die Vergangenheit, das heißt die Geschichte, ist für die Gesellschaft, was das Gedächtnis für das Individuum ist“.

In dem vorliegenden Buch geht es Weiberg darum, die Person des Sultans weder zu verherrlichen noch zu verdammen, sondern ein möglichst ausgewogenes Bild herauszuarbeiten. Dem Historiker gelingt dies, weil er nicht nur die persönlichen Erinnerungen des Regenten übersetzt und in das Buch einfügt, er auch in seinem thematischen Teil keine umfassende Biographie vorlegt, sondern sich auf die wichtigsten Fragen seiner Regierungszeit beschränkt und mit zahlreichen Quellen die unterschiedlichen Stimmen und Beurteilungen der Zeitgenossen des Kalifen für sich sprechen lässt. So entsteht ein faszinierendes Bild einer Zeit, die im Spannungsfeld der Begegnung von Islam und Technik, von Globalisierung und wirtschaftlichen Interessen, von Demokratie und persönlicher Herrschaft steht.

Wer aber war dieser Sultan Abdul Hamid II? „Man entdeckt eine autoritäre Persönlichkeit, extrem um ihre Vorrechte und Rechte besorgt, jeden Eingriff in ihre Macht zurückweisend, ein gewiegter Stratege ohne Skrupel, ein geschickter Diplomat“ zitiert Weiberg den Engländer Georgon aus seiner Bioraphie. Tatsächlich gelang es dem Monarchen, drei Jahrzehnte lang den Zerfall eines Reiches, über drei Kontinente ausgreifend, zumindest zu verzögern. Eine beinahe unmögliche Aufgabe, auf der einen Seite der Versuch, das arme Land mit Hilfe der westlichen Industriestaaten zu modernisieren, zum Beispiel durch den Bau der Eisenbahn nach Bagdad, auf der anderen Seite den Ansturm der europäischen Großmächte, die das Reich beherrschen und seiner eigenständigen Traditionen berauben wollen, abzuwehren. So agiert der Monarch und sein Hofstaat inmitten eines komplizierten Geflechts von geopolitischen Machenschaften, diplomatischen Intrigen und wirtschaftlichen Interessen. Das Wunder dabei ist, dass der beinahe „ohnmächtige“ Herrscher seine Machtposition über drei Jahrzehnte hält. Welche Mittel er dazu nötig hat, auch um innenpolitische Gegner wie die Armenier auszuschalten, betrachtet Weiberg mit der nötigen Distanz. „Bis heute scheint es daher schwierig, den Anteil, den Abdul Hamid II selbst an diesen Ausschreitungen hatte, zu bestimmen“ beurteilt Weiberg die Faktenlage eher vorsichtig. Auf der anderen Seite geht Sultan Adul Hamid auch für Weiberg als Reformer in die Geschichte ein, so begründet er nicht nur ein modernes Erziehungswesen, sondern er sorgt auch dafür, dass über einhundert Mädchenschulen in Istanbul eingerichtet werden.

Interessant lesen sich die Passagen, gerade aus heutiger Perspektive, über die Rolle der Medien im Umgang mit dem Herrscher und seiner Politik. Weiberg zeigt in vielen Zitaten, wie sich in der Betrachtung über die Osmanen immer wieder rassistische Motive und Vorurteile verbergen. Hier bringt der Historiker eine verbreitete Stimmung auf den Punkt: „Es lässt sich auch zugespitzter ausdrücken, vielen Europäern jener Epoche mag es geradezu unfassbar erschienen sein, dass es auch in den politischen Lagern außerhalb der fest gefügten europäischen Welt Menschen gab, die sich ihnen gewachsen zeigten, bei denen sie an Grenzen stießen, Menschen eben, die eine begründete Vorstellung von den Dingen hatten und dabei nicht von vornherein bereit waren, die europäische Überlegenheit bedingungslos anzuerkennen.

Natürlich schildert Weiberg in wichtigen Passagen detailliert das Verhältnis zwischen den Deutschen und den Osmanen, bleibt aber auch hier dankenswerterweise seinem eher nüchternen Stil treu. Natürlich ging es bei diesem Verhältnis zweier Monarchen nicht um eine naive Männerfreundschaft, sondern in erster Linie um politische und wirtschaftliche Interessen. Sultan Abdul Hamid schreibt 1898 über das Verhältnis zu Deutschland recht lapidar: „Deutschland ist die einzige Macht, der wir mit einiger Sicherheit den Bau unserer Eisenbahnen anvertrauen können, denn wir können sicher sein, dass für Deutschland ökonomische und finanzielle Interessen vorrangig sind.“

Bei allem Geschäftssinn dürfte dabei auch hilfreich gewesen sein, dass der deutsche Kaiser dem Islam und der osmanischen Kultur durchaus offen und respektvoll begegnete. Seinem Vetter Nikolaus II schrieb er 1898 aus Damaskus unter dem Eindruck seiner Orientreise: „Meine persönliche Empfindung beim Verlassen der Heiligen Stadt war, dass ich mich tief beschämt den Moslems gegenüber fühlte, und dass ich, wenn ich ohne Religion dorthin gekommen wäre, sicherlich Mohammedaner geworden wäre.“

Man muss schlussendlich das Buch von Thomas Weiberg als Pflichtlektüre einstufen, zumindest für alle, denen es um ein vertieftes, auch geschichtlich begründetes Verhältnis zur historischen und aktuellen Türkei geht. Aber auch für das Verstehen der Rolle des Islam in unserer Zeit gibt das Buch wichtige Impulse, denn die moderne Begegnung von „Islam und Technik“, die sich in der Regierungszeit des Sultans vollzieht, ist nach wie vor eine intellektuelle Herausforderung für Muslime in aller Welt.

Thomas Weiberg, Mein Sultan möge lange leben! 528 Seiten, Simurg Verlag

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Die IZ-Redaktion bleibt den „Weimarer Gesprächen“ verpflichtet

(iz). Die Muslime in Weimar – ein „Happening“, eine „Provokation“ oder auch eine denkbare Quintessenz ihrer Präsenz in Deutschland? Schon seit Jahren lädt die Islamische Zeitung immer wieder zu Seminaren […]

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Verbindliche Gemeinsamkeiten und lokale ­Identität sind keine Gegensätze

(iz). Kurz nachdem der Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, in Medina ankam, gab er seiner, in den Kinderschuhen steckenden Gemeinschaft eine spezifische – soziale und politische […]

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