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Mehr Hassverbrechen in 2022 gegen Kirchen, Moscheen und Muslime

Hassverbrechen Polizei

Hassverbrechen gegen Kirchen, Moscheen und Muslime sind laut BKA 2022 im Vergleich zu 2021 gestiegen. (IZ/KNA). Die Zahl der Straftaten gegen Kirchen, Moscheen und religiöse Symbole ist im vergangenen Jahr […]

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Dieses Mal in Hannover. Erneut wurde eine Moschee Ziel eines Brandanschlags

Brandanschlag Hannover

Gerade erst wurde eine Moschee in Hannover Opfer eines Brandanschlags. Angriffe auch muslimische und christliche Gotteshäuser sind gestiegen.

(iz). Anfang Mai wurde in Berlin die Statistik „Politisch motivierter Kriminalität“ (PMK) für das Jahr 2022 vorgestellt. Darin enthalten die Erkenntnis: Dass Angriffe auf Kirchen und Moscheen im Vergleich zugenommen haben.

Gegen Moschen wurden 62 Straftaten verübt, 14 Prozent mehr als 54 im Jahr 2021. Hier handelte es sich vor allem um Sachbeschädigungen und Propagandadelikte, für die mehrheitlich Rechtsextremisten verantwortlich gemacht wurden.

Foto: Burhan Kesici, Twitter

Brandanschlag auf eine Moschee: Praxis der antimuslimischen Theorie?

Diese Zahlen sind keine „Ausreißer“. Seit Einführung der gezielten Erfassung (die lange von Minderheiten gefordert wurde) gehören Übergriffe gegen Moscheegemeinde – inklusive versuchter oder tatsächlicher Brandanschläge – zur bundesdeutschen Realität.

Bereits am 10. Mai merkte KRM-Sprecher Murat Gümüs an, dass inklusive eines Übergriffes gegen eine Dresdner Moschee (durch einen iranischen Täter) der achte „in nur zwei Wochen“ war. Er rief Bundesinnenministerium und BKA zu mehr Aufmerksamkeit auf.

Foto: Recep Bilgen, Twitter

Hannoverische Moschee als letztes Ziel

Am 30. Mai (direkt nach dem 30. Jahrestag des rassistischen Mehrfachmords von Solingen) berichtete der Vorsitzende der SCHURA Niedersachsen, Recep Bilgen, von einem Brandanschlag auf eine Gemeinschaft in der Hauptstadt.

Bei dem betroffenen Objekt handelt es sich um „die größte Moschee in Hannover“. Bilgen forderte eine „lückenlose“ Aufklärung sowie „den Schutz unserer Gotteshäuser“. Die Behörden riefen Zeugen auf, sich bei der Polizei zu melden.

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Mehr Hassverbrechen in 2022 gegen Kirchen, Moscheen und Muslime

Hassverbrechen

Hassverbrechen gegen Kirchen, Moscheen und Muslime sind laut BKA 2022 im Vergleich zu 2021 gestiegen.

Berlin (KNA/iz). Die Zahl der Straftaten gegen Kirchen, Moscheen und religiöse Symbole ist im vergangenen Jahr gegenüber 2021 gestiegen. Zugleich gab es weniger Angriffe auf Synagogen. Das geht aus der am Dienstag in Berlin vorgestellten Statistik „Politisch motivierte Kriminalität im Jahr 2022“ des Bundeskriminalamts (BKA) hervor.

Foto: Mimar Sinan Camii DITIB Berlin, Facebook

Kirchen und Moscheen: Hassverbrechen nahmen zu

Die Zahl der Übergriffe auf Kirchen stieg demnach von 106 auf 118 und damit um gut 11 Prozent. Darunter waren 56 Sachbeschädigungen und 28 Propagandadelikte. Gegen Moschen wurden 62 Straftaten verübt, 14 Prozent mehr als 54 im Jahr 2021. Auch hier handelte es sich vor allem um Sachbeschädigungen und Propagandadelikte, für die mehrheitlich Rechtsextremisten verantwortlich gemacht wurden.

Am deutlichsten war der Anstieg bei Hassverbrechen gegen religiöse Symbole: Hier stieg die Zahl von 46 auf 64, das heißt um knapp 40 Prozent.

Insgesamt nahmen die Straftaten mit „Oberangriffsziel Religionsgemeinschaften“ – wie es in dem Bericht heißt – leicht ab. Der Rückgang sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Zahl der Straftaten gegen „religiöse Repräsentanten“ gegenüber 2021 um rund zehn Prozent – von 3.114 auf 2.804 Fälle – zurückging. Die Deliktzahl „im Zusammenhang mit Religionsgemeinschaften“ war ebenfalls rückläufig – von 283 auf 233.

Polizeischutz vor einer Synagoge in Berlin. (Foto: Tobias Arhelger, Shutterstock)

Abnahme von antisemitischen Fällen kein Grund zur Entwarnung

Am deutlichsten war der prozentuale Rückgang bei Übergriffen auf Synagogen. Hier verzeichneten die Sicherheitsbehörden im Berichtsjahr 28 Straftaten gegenüber 49 im Jahr 2021. Dabei handelte es sich vor allem um Sachbeschädigungen und Volksverhetzung, wofür ebenfalls mehrheitlich extrem rechte Täterkreise verantwortlich gemacht wurden.

Auch die Zahl der antisemitischen Straftaten ging 2022 um knapp 13 Prozent auf 2.641 zurück. BKA-Präsident Holger Münch sieht darin aber keinen Grund zur Entwarnung. Er verwies darauf, dass die judenfeindlichen Straftaten 2021 mit 3.027 Delikten einen Höchststand erreicht hatten. 

Zudem sei die Zahl der antisemitischen Gewaltdelikte mit 88 Fällen gegenüber 64 im Vorjahr sogar gestiegen. Münch ergänzte, dass ein Anstieg des „islamistisch“ geprägten Antisemitismus zu beobachten sei, auch wenn die große Mehrheit der Delikte weiterhin offenbar im rechten Spektrum zu verorten sei.

Muslimfeindlichkeit

Foto: Prostock-studio, Shutterstock

KRM-Specher Murat Gümüş beklagt drastische Zunahme bei Angriffen

„Muslime werden beleidigt, bespuckt, angegriffen, Musliminnen werden Kopftücher heruntergerissen. Und das in der Bahn, im Bus, im Supermarkt oder auf Klassenfahrt.“ Allein in den vergangenen zwei Wochen habe man mindestens sieben solcher Angriffe registriert, sagte Murat Gümüş, Sprecher des Koordinationsrates der Muslime (KRM).

Sein Gremium verzeichne derzeit „eine deutliche Zunahme“ bei Angriffen auf Muslime. Diese Würden beleidigt und angegriffen. Man reiße ihnen die Kopftücher herunter. Dabei bezog er sich auch auf den Fall muslimischer SchülerInnen auf einem Ausflug in ein Ferienlager in Brandenburg. „Und das sind nur die Fälle, die bekannt wurden. Es ist davon auszugehen, dass vieler solcher Fälle gar nicht erst zur Anzeige gebracht werden.“

Der KRM-Sprecher forderte die Politik im Namen seiner Organisation auf, in allen Bereichen entschiedener zu bekämpfen. In den Bundesländern, insbesondere in Berlin. Namentlich verwies er auf Anstiege in Ostdeutschland und der Hauptstadt. So müsse die Anzahl des Sicherheitspersonals vor allem in öffentlichen Verkehrsmitteln deutlich erhöht werden, um Muslime und andere angefeindete Gruppierungen in ihrem Alltag zu schützen.

Foto: jaz, Adobe Stock

Politische Kriminalität hat insgesamt zugenommen

Die Zahl politisch motivierter Straftaten hat im vergangenen Jahr mit knapp 60.000 Delikten einen Höchststand seit Einführung der Statistik 2001 erreicht. BKA-Präsident Münch beklagte Radikalisierungstendenzen. Das gelte besonders für den Rechtsextremismus und die Hasskriminalität. Mit 24.080 Fällen stieg allerdings die Zahl jener Verbrechen am stärksten, die aufgrund ihrer „diffusen ideologischen Motivation“ politisch nicht eindeutig zuzuordnen waren. Allein 14.000 davon entfielen auf Proteste gegen Einschränkungen wegen der Covid-19-Pandemie.

Am zweithöchsten war die Zahl rechtsextremistisch motivierter Straftaten mit knapp 23.500 Fällen und 1.170 Gewalttaten. Damit waren sie für rund 41 Prozent aller erfassten Opfer politisch motivierter Gewalt verantwortlich. Laut Münch bleibt Rechtsextremismus die größte Bedrohung für die freiheitliche Grundordnung. Die Zahl linksextremer Straftaten sank um rund 31 Prozent auf gut 7.000 Fälle. Das bedeute aber keine Entwarnung, so Bundesinnenministerin Nancy Faeser.

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Zur Erfassung von Hasskriminalität

(KNA). Hetze gegen jüdische Mitbürger hat in der jüngeren Vergangenheit immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Auf anti-israelischen Kundgebungen etwa fielen muslimische Demonstranten negativ auf. Aber auch aus den Reihen der […]

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Armin Langer: Problemlos in Neukölln leben

(iz). Der angehende 24-jährige Rabbiner Armin Langer ist verliebt in Neukölln. Er wehrt sich gegen die Behauptung, sein Bezirk sei, aufgrund des hohen Anteils an Muslimen, eine „No-Go-Area für Juden“. Unter Muslimen fühlt er sich wohl und damit ist er nicht allein. Für ihn ist es deshalb umso wichtiger, fernab des inszenierten Dialogs die Realität zu präsentieren.

Islamische Zeitung: Herr Langer, wie wird man eigentlich Rabbiner in Deutschland?

Armin Langer: Die Ausbildung hier in Berlin und Potsdam dauert fünf Jahre. Aber ich habe zuvor schon in einer Jeschiwa in Jerusalem studiert, das ist ein Institut für Talmud-Studien. Und auch davor, habe ich in meiner Synagoge in Budapest viel lernen können. Unsere Ausbildung hier ist ein eher liberales Rabbinerseminar, das aus zwei Teilen besteht: einem akademischen an der Universität Potsdam, unter dem Studium „Jüdische Theologie“ und einem praktischen Teil am Kolleg in Berlin, bei dem man Seelsorge, Gottesdienste und so weiter übt.

Islamische Zeitung: Nun sind Sie in Berlin, was führt Sie hier her?

Armin Langer: Ich habe Berlin vor einigen Jahren bereits besucht und da verliebte ich mich in die Stadt. Besonders in den Bezirk Neukölln. Es war ein verschneiter Tag und es fand irgendeine Kulturveranstaltung statt. Auf einer improvisierten Bühne sangen einige ältere kurdische Damen. Ich verstand nichts, aber die Atmosphäre begeisterte mich. Und richtig hergezogen bin ich für das Studium.

Islamische Zeitung: Kann man europaweit nur in Deutschland Rabbiner werden?

Armin Langer: In dieser Form nur in Berlin und Potsdam. Es gibt hier und da das Fach Jüdische Wissenschaften an Universitäten oder private Rabbinerseminare, aber diese Kombination aus beidem ist einmalig.

Islamische Zeitung: Nicht einmalig ist für Sie hingegen die Tatsache, dass man ein Neukölln liebender Jude sein kann. Stichwort: Salaam-Schalom Initiative.

Armin Langer: Richtig, das führte zu der Gründung. Wobei, ich muss da schon anders anfangen. Ich bin Ende August 2013 nach Berlin gezogen. Da ist dieses Gefühl, voller Erwartungen zu sein. Plötzlich sehe ich im Fernsehen einen Beitrag über Antisemitismus in Berlin und der Rabbiner Daniel Alter trifft die Aussage, dass Neukölln eine No-Go-Area für Juden sei.

Der Hauptgrund soll wohl die hohe Anzahl an Muslimen sein und diese Begründung empfinde ich als ziemlich problematisch, wenn wir doch wissen, dass 90 Prozent der antisemitischen Straftaten einen rechtsextremen Hintergrund haben. Vor allem aber auch, weil ich als Jude ja problemlos in Neukölln lebe und auch jüdische und israelische Freunde in Neukölln habe, die gleichermaßen gegen diese pauschale Behauptung sind. Wir haben Umfragen gestartet, die letztlich nur untermauerten, dass diese Aussage von Juden In Neukölln nicht bestätigt wird. Damit erlangten wir einige mediale Resonanzen.

Daniel Alter hätte genauso gut behaupten können, Marzahn, oder Brandenburg allgemein, seien No-Go-Areas, er bediente aber lieber diese antimuslimischen Narrative. Wobei ich ihm nicht direkt unterstellen möchte, antimuslimisch zu sein. Der für uns wichtigste Erfolg war, dass die Sehitlik-Moschee uns einlud und wir daraufhin Kooperationen starten konnten. Das empfand ich als eine Ehre.

Islamische Zeitung: Wie sahen die Kooperationen zum Beispiel aus?

Armin Langer: Wir haben einigen Muslimen die Frage gestellt, wie sie sich fühlen, wenn sie solche Aussagen hören. Die Reaktionen waren ebenfalls eindeutig – und eben erleichternd. Eine Dame erklärte, ihr einziges „Problem“ mit Juden sei, dass sie sich konzentrieren müsste bei der Frage, wie man koscher koche, wenn sie jüdische Gäste hat.

Islamische Zeitung: Gab es auch negative Resonanz?

Armin Langer: Negatives habe ich nur bei PI-News gelesen, aber ich denke, es ist eine Ehre, wenn sich das so entwickelt (lacht). Ich zitiere: „eine linksnaive Islam-Kuschelgruppe.“ Natürlich habe ich auch unter Juden und Muslimen die eine oder andere skeptische Stimme gehört, aber das ist okay. Wenn hunderte andere es positiv aufnehmen, bin ich beruhigt. Unsere Gruppe ist von einem anfänglichen Kern von fünf Personen auf mehr als 80 angestiegen.

Islamische Zeitung: Gab es von Daniel Alter selbst eine Reaktion?

Armin Langer: Die „Jüdische Allgemeine“ hat einen Bericht über uns geschrieben und auch Alter interviewt. Er meinte, er denke immer noch, dass er Recht hat. Das erklärt er damit, dass „diese Leute“, also wir, keine Kippa, also klassische Kopfbedeckung, tragen würden. Aber ich kenne genug Juden in Neukölln, die auch mit Kippa rausgehen, oder auf offener Straße hebräisch reden. Und niemandem ist je etwas passiert.

Es ist aber wichtig, klarzustellen, dass es nicht um Daniel Alter geht, sondern um die Denkweise an sich. Die Weißen müssten Angst vor den Muslimen haben, die Juden gehören jetzt einfach dazu und der gemeinsame Feind ist der migrantische Muslim. Das ist das gleiche Phänomen wie Alice Schwarzer und Thilo Sarrazin.

Islamische Zeitung: Das Geschäft mit der Angst also.

Armin Langer: Exakt, das ist die beste Absatzsteigerung.

Islamische Zeitung: Herr Langer, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg!