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Die Ideologie der Grenzen

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In der Welt der Gegensätze sind Sachdebatten eher selten. Dagegen haben extreme Feindbilder und der Ruf nach neuen Grenzen wieder Konjunktur. (iz). Am Anfang der 1990er herrschte große Euphorie in […]

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Saat der Gewalt: Was bedeuten Rufe nach einem „islamischen Staat“?

Migration islamberater islamischer staat

Debatte: Politische und ideologische Gruppen wollen mit dem Ruf nach einem „islamischen Staat“ insbesondere Jugendliche mobilisieren. (iz). „Khilafah, Khilafah!“, rufen dieser Tage Protestler auf einigen propalästinensischen Demonstrationen. Was hat das […]

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Debatte: Besteht eine Gefahr der rechtspopulistischen Vereinnahmung von Religionen?

Wenn ein -ismus in Form einer Ideologie auftaucht, ist Vorsicht geboten – zum Beispiel beim Rechtspopulismus. Eine Tagung hat sich nun mit dem Phänomen in Verbindung mit Religionsfreiheit beschäftigt. Von […]

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Debatte: Das falsche Versprechen der Identitätspolitik

Viele Sekten in der Geschichte des Islam wurden durch importierte Ideen beeinflusst. Das geschieht auch in Form einer metaphysischen Ontologie oder Weltanschauung, durch die sie Islam interpretieren und verändern, was ihnen widerspricht. Das markanteste Beispiel aus der Frühgeschichte ist die Mu’tazila. Diese waren „Rationalisten“, die sich aus dem Unterricht des großen Gelehrten der Nachfolgegeneration (arab. salaf), Hasan Al-Basri, zurückgezogen hatten. Sie waren von der griechischen Philosophie beeinflusst. Das war der Rahmen, den sie zur Entwicklung einiger heterodoxer Überzeugungen nutzten – insbesondere ihre Vorstellung von der Erschaffenheit des Qur’an. Von Justin Parrott

(Muslim Matters). Sie waren insofern „Rationalisten“, als dass sie ihre philosophischen Überlegungen über den Qur’an und die Sunna stellten sowie über deren Verständnis durch die Salaf oder Ahlu’l-Sunna. Die schlimmsten unter ihnen legten den Fehler des Spekulierens ohne Anbindung an die göttliche Offenbarung an den Tag. Sie schufen die erste einflussreiche Inquisition (arab. mihna) im Islam.

Während dieser inhaftierten, folterten und töteten sie sogar Imame, die ihre falsche Doktrin von der Erschaffenheit des Qur’an ablehnten. Sie wurden unter anderen durch Imam Ahmad ibn Hanbal aufgehalten, der die Verfolgung geduldig ertrug und andere Gelehrte um ihn herum ermutigte, bis zur endgültigen Beendigung der Mihna durchzuhalten.

Heute ist der aufsteigende Trend in Amerika, der von Politikern und Unternehmen unterstützt wird, eine Ansammlung von Ideologien, die wir als postmodernistischen Identitarismus bezeichnen könnten. Der Postmodernismus ist eine diffuse Denkschule, die den Fokus der westlichen Aufklärung auf die Behauptung und den Anspruch einer wissenschaftlichen Objektivität ablehnt. Aus ihr entstanden intellektuelle Nebenzweige wie der Dekonstruktivismus oder der Anti-Fundamentalismus.

Es ist schwierig, sie eindeutig festzulegen und zu definieren. Ihre Natur ist absichtlich formlos. Ihre Einstellung wurde vom Anti-Fundamentalisten Stanley Fish erklärt, der schrieb, dass Dekonstruktivismus „mich von der Verpflichtung befreit, Recht zu haben… und nur verlangt, dass ich interessant bin“ (Stanley E. Fish, Is There a Text in This Class?). Auf Politik angewandt vertreten Postmodernisten die Ansicht, dass Wahrheitsansprüche keine objektiven Realitäten sind, sondern vielmehr soziale Konstrukte zur Unterdrückung anderer.

Identitarismus als eine politische Bewegung

Auf der anderen Seite ist der Identitarismus eine politische Bewegung, die teilweise vom marxistischen Gegensatz von Ausbeuter und Ausgebeuteten inspiriert ist. Während Marx vom letztendlichen Sieg des Proletariats (der Arbeiterklasse) über das Bürgertum ausging, unterteilen Amerikas Identitäre ebenso die Bevölkerung in zerstrittene Fraktionen aufgrund von Ethnie und Gender. Das fundamentale Problem dieser Bewegung oder extremen Identitätspolitik ist die Tendenz ihrer Führer, ihre Identitäten als Basis für politische Ansprüche zu „essenzialisieren“. (Karel Sima, From Identity Politics to the Identitarian Movement)

Mit anderen Worten: Sie beanspruchen ein Monopol auf die von ihr gewählte Identität und schließen alle Andersdenkenden nicht nur aus ihren Reihen, sondern auch aus der Identität selbst aus. Sie behaupten beispielsweise, dass Schwarze, die ihre Identitätspolitik zurückweisen, „politisch nicht schwarz“ seien.

Solche Bewegungen beruhen nicht auf universalen Prinzipien; auch wenn ihre Rhetorik durch unaufrichtige Appelle an allgemein verbindliche Werte wie „Fairness“ eingefärbt sind. Das ist keine Vision für eine harmonischere und gerechtere Zukunft. Es handelt sich hier um eine militante Nutzung von Identität für politische Ziele.

Identitäre und radikale Mu’tazila

Die historischen Parallelen zwischen den Rationalisten und heutigen Bewegungen sind offenkundig nicht exakt vergleichbar. Erstere akzeptierten anders als Postmodernisten eine objektive Wahrheit. Trotz aller Fehler waren nicht alle Extremisten. Nichtsdestotrotz können wir einige Gemeinsamkeiten ausmachen. Die wichtigste Parallele zwischen ihnen ist, dass amerikanische Muslime, welche sich der Identitätspolitik verschrieben haben, Theorien und Ideologien von nichtmuslimischen Akademikern und Aktivisten übernommen haben. Sie nutzen diese als Maßstab, anhand dem sie Islam beurteilen und verändern wollen – ungeachtet ob bewusst oder unbewusst.

So gibt es muslimische Akademiker in den Fakultäten der Islamstudien, welche die Homo-Ehe unterstützen und ihre Vorstellungen unter der Jugend verbreiten, obwohl es dafür keine Unterstützung in den schriftlichen oder rechtlichen Quellen gibt. Feministische muslimische Führungsgestalten versuchen die Einführung neuer Rituale in die Anbetung unter der Annahme, Männer seien natürliche und historische Unterdrücker von Frauen. Selbst die sektiererische Theologie der Nation of Islam einer angeborenen Überlegenheit von Schwarzen über Weiße feiert dank des Einflusses der Kritischen Rassentheorie (CRT) auf den linken Aktivismus ein Comeback. In jedem Fall bildet ein reduktives, postmodern inspiriertes Narrativ die Grundlagen und Begründung für die Zurückweisung der Sunna.

Ungeachtet dessen, ob die Trennungslinie Ethnie oder Gender ist, bemühen sich manche Muslime um Veränderung von grundlegenden islamischen Glaubensüberzeugungen und Praktiken, was von entscheidenden identitären Kreisen mitgetragen wird. Wie jene, die Imam Ahmad ibn Hanbal verfolgten, sind sie rücksichtslos und entschlossen. Sie wollen Macht. Und wenn sie diese haben, wird sie genutzt, um Widerspruch durch Einschüchterung, Verleumdung und Cancel-Kultur klein zu halten. Da sie nicht an absolute Wahrheit glauben, verschwenden sie nicht allzu viel Energie auf Überzeugungsarbeit von Öffentlichkeit und Kritikern.

Weil führende Identitäre jeden Wahrheitsanspruch als Machtspiel deuten, sind sie nachlässig bei Fakten. Das führte ihre PolitikerInnen und AktivistInnen auf einen Pfad der zynischen Unehrlichkeit. Diese Weltanschauung ist motiviert durch ein kosmisches Narrativ von Unterdrückung, und es muss um jeden Preis aufrechterhalten werden, selbst wenn dieser die Wahrheit ist. Es behauptet, eine essenzialisierte Identität wird immer unterdrückt und eine andere ist stets der Despot. Dann pickt man sich die „Rosinen“ unter den Fakten heraus oder verzerrt sie, um diese Erzählung zu stärken.

Das ist nicht Wahrheit, sondern „ihre“. In der Welt des etablierten Mainstreamjournalismus lässt sich beobachten, dass der narrative Rahmen feststeht, bevor die Fakten einer Geschichte überhaupt bekannt sind. Aus diesem Grund ist eine Mehrheit der Amerikaner mit einiger Berechtigung überzeugt, dass viele Journalisten unfähig sind, die Nachrichten „genau und fair“ zu berichten. Es wurde schon vor Jahrzehnten darauf hingewiesen, dass Nachrichten nicht die Wirklichkeit sind. Und die Lage verschlimmert sich nur, seitdem der Identitarismus an Beliebtheit zunimmt.

Es sollte jetzt klar sein, dass das politische Bündnis der amerikanischen Muslime mit dieser Bewegung und ihren Köpfen ein erheblicher Fehler war. Er bestand nicht in spezifischen muslimischen Themen, um die sich dieses Phänomen angeblich sorgt, sondern in einer falschen Metaphysik in ihrem Kern. Es gibt keinen Weg, mit ihr zusammenzuarbeiten, ohne zumindest einigen ihrer Fehlannahmen und Narrativen über die Natur der Existenz zuzustimmen. Amerikanische Muslime haben diese vermeintlichen politischen Verbündeten so unterstützt, dass eine neue Generation junger Muslime so gründlich in die Bewegung hineingeführt wurde, dass ihnen der traditionelle orthodoxe Islam nur als weiteres rassistisches, patriarchalisches Unterdrückungssystem erscheint.

Islamfeindlichkeit und das falsche Schutzversprechen

Nach den Angriffen von 9/11 und dem Beschluss des Patriot Act gab es einen intensiven islamfeindlichen Druck auf amerikanische Muslime. Diejenigen, die in diesen furchteinflößenden Zeiten lebten, wissen, dass die Gemeinschaft nach einem Schutz vor der offenen Feindseligkeit suchte, die meistens vom rechten Rand kam. Diesen Hass gibt es bis zu einem gewissen Grad auch noch heute.

Dann kamen die Identitären mit dem Versprechen, die muslimische Identität vor der Fremdenfeindlichkeit der Rechten zu schützen sowie ihre religiösen Rechte angesichts einer drohenden Gefahr. Das war gelogen. Sie wollten niemals einen traditionellen orthodoxen Islam vor irgendetwas bewahren. Sie beabsichtigten, die amerikanische muslimische Identität in eine weitere unterwürfige Ethnie zu verwandeln – in einen weiteren permanenten blauen Wahlblock.

Wir sollten muslimische Gelehrte und Führungsgestalten nicht hart kritisieren, die auf das identitäre Versprechen eingegangen sind. Einsicht ist immer besser als Nachsicht. Politik ist eine chaotische, undurchsichtige Angelegenheit. Vielleicht waren sie naiv.

Aber wir können uns die Allianz mit dieser Bewegung nicht länger leisten. Sie wollen, dass unsere Kinder mit ihren nebulösen Werten aufwachsen und nicht unserem universalen Glauben und Prinzipien. Und sie werden sich gegen uns in dem Moment wenden, wenn es politisch passt; wenn in ihrer Basis der Angriff auf orthodoxe Muslime nicht mehr als „islamophob“ gilt. Sie werden niemals mit uns zufrieden sein, bis wir nicht genauso sind wie sie. (Muslim Matters)

Justin Parrott hat einen BA in Physik und Englisch von der Otterbein University, einen MLIS von der Kent State University und einen MRes in Islamwissenschaften von der University of Wales. Derzeit ist er Forschungsbibliothekar für Nahoststudien an der New York University in Abu Dhabi (NYUAD) und Forschungsbeauftragter des Yaqeen-Instituts. Bis 2013 war er ehrenamtlicher Imam für die Islamische Gesellschaft des Großraums Columbus. Derzeit ist er Fakultätsberater und ehrenamtlicher Imam für die die muslimische Studentenvereinigung der NYUAD.

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Kommentar: Welt ohne Gott denkbar, Welt ohne Banken nicht?

(iz). Es liegt in meiner – zugegeben – einfachen Natur, immer Alternativen zu suchen und auf neue Alternativen zu hoffen. Nur, in letzter Zeit droht mir die Zuversicht diesbezüglich abhanden […]

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Ägypten: Kerry schlägt neue Regierung vor

„Nicht willkommen“, so hieß es auf Plakaten, die zahlreiche Demonstranten dem neuen US-Außenminister John Kerry in Kairo entgegenhielten.

Kairo (dpa/iz). Der neue US-Außenminister John Kerry forderte bei seinem Antrittsbesuch in Ägypten – einem Schlüsselverbündeten der USA in der Region – die regierenden Muslimbrüder auf, einen Schritt auf die so genannten „säkularen“ Parteien zuzugehen. Der Opposition riet er, sich an der für April geplanten Parlamentswahl zu beteiligen. Er sagte nach einem Gespräch mit Außenminister Mohammed Amr: „Ich möchte betonten, dass ich nicht gekommen bin, um mich in ägyptische Angelegenheiten einzumischen, sondern um unsere Meinung darzulegen.“

Seit den fünfziger Jahren gibt es Gerüchte über eine Zusammenarbeit zwischen CIA und der Bewegung. Ägypten gilt als wichtigster strategischer US-Partner in der Region und hat eine Schlüsselstellung für die Sicherheit Israels. Heute argumentieren Beobachter wie der Journalist William Engdahl, dass die „Demokratisierung“ Ägyptens mit Hilfe der Bruderschaft Teil einer umfassenden Strategie Amerikas ist.

//2l//Laut Informationen der arabischen Zeitung „Al-Sharq Al-Awsat“ schlug Kerry während seines Aufenthalts in Kairo außerdem die Bildung einer Einheitsregierung unter Beteiligung der Opposition vor. Fast alle liberalen und linken Parteien wollen die Wahl boykottieren, der am 22. April beginnen soll. Sie kritisieren das Wahlgesetz und befürchten, dass die Muslimbrüder die Wähler mit „Geschenken“ manipulieren werden.

Über die politische Zerrissenheit Ägyptens hinaus ist das größte Problem des Landes am Nil die immer noch ungelöste Wirtschaftslage, einer der Faktoren, die überhaupt den Aufstand gegen Ex-Diktator Mubarak motivierten. Damals mussten die einfachen Ägypter rund 40 Prozent ihres monatlichen Einkommens für Lebensmittel ausgeben. Die Präsidentschaft von Mohammed Mursi könnte an der Unzufriedenheit der Massen über weiter steigende Lebensmittelpreise scheitern.

//3r//Beobachter gehen davon aus, dass die ökonomische Zwangslage von Mohammed Mursi dessen Handlungsspielraum extrem einenge. Insbesondere, weil Ägypten nach den Worten Mursi dringend auf einen neuen Kredit des Internationalen Währungsfonds über 4,8 Milliarden US-Dollar angewiesen sei. Sollte die Kreditvereinbarungen nach den kommenden Parlamentswahlen im Sommer abgeschlossen werden, steht zu befürchten, dass der Einfluss der internationalen Finanzinstitutionen auf die Wirtschaftspolitik Ägyptens noch wesentlich weiter steigen werden.

Die Lage ist schwierig und entzieht sich dem Schwarz-Weiß-Denken. Von Abu Bakr Rieger

(iz). Es ist der Beginn einer literarischen Karriere. Schiller schreibt die „Räuber“ und kehrt dabei geläufige moralische Bilder um. Die Guten sind auch böse, die Bösen auch gut. Die Lehre aus dem Meisterwerk, das in seiner Zeit einen Skandal auslöst, fällt mit dem Beginn einer neuen Epoche zusammen. Sie entzieht sich dem alten Schwarzweiß-Denken und öffnet neue, größere Entscheidungsräume. Es wird schwerer, sich eindeutig auf der Weltbühne zu positionieren. In jedem Moment offenbart sich eine neue Wirklichkeit, die man immer neu und mit höheren Maßstäben beurteilen muss; fixe Ideologie und feste Parteiungen trüben dagegen eher den Blick. Schiller schult auf seiner Bühne den Blick auf das Geschehen, ohne schnelle und eindeutige Lösungen der absoluten Wahrheitsfindung anbieten zu können.

Der Konflikt in Mali, der heute unsere Aufmerksamkeit beansprucht, entzieht sich ebenfalls einer einfachen Einordnung. Die Schwierigkeiten der Sichtung beginnen schon bei den aktiven Konfliktparteien: sind es Staaten oder Unternehmen, Muslime, Terroristen oder Nationalisten? Wer wird von wem benutzt? Die Räuber sind eine bunte Truppe geworden, deren Uniformen, soweit sie welche tragen, im Wüstenstaub Malis nur schwer zu erkennen sind. Auf Seiten der Rebellen kämpfen Tuareg-Nationalisten, einige salafitisch angehauchte Gruppen, Kriminelle und vermutlich auch der eine oder andere „Agent provocateur“. Natürlich darf man auch spekulieren, wer den Rebellen die üppige Ausrüstung zur Verfügung gestellt hat.

Was wissen wir wirklich? Seit 1961 hat Frankreich dutzende Male in Afrika interveniert. Dabei ging es zweifellos um den Schutz dubioser Diktatoren, um Rohstoffe und um imperiale Ziele. In diesen Staaten bildeten sich diverse, teilweise bewaffnete Gegenbewegungen, die mit nationalistischen, islamischen oder kommerziellen Motiven gegen die Herrschaft mobil machte. Mangels entsprechender Ausbildung und Bildung überhaupt, vermischten sich auch die genannten Motivationen der Gegner der offiziellen Staaten, zu einem undurchsichtigen und zugleich explosiven Gemisch.

Es ist beinahe eine Binsenweisheit: In Afrika sind nicht nur Staaten am Ball. Es geht hier weniger um die klassische Verteidigung von Grenzen als um die Sicherung von „Claims“. Viele Konzerne aus der Rohstoffbranche unterhalten Söldner und eigene private Sicherheitsstrukturen. Bis zum heutigen Tag sind „marodierende“ Unternehmen, wie sie Arundhati Roy nennt, an zahlreichen Konflikten in Afrika beteiligt. Es ist kein Geheimnis, dass große Teile der französischen Uranversorgung aus dem Niger, dem Nachbarland Malis, kommen. Wer die Bedeutung der Atomenergie für Frankreich kennt, dem ist klar, dass ein europafeindliches Regime in Mali und die Destabilisierung einer ganzen Region kaum im Interesse der „Grande Nation“ sein dürfte.

Kriege werden also längst nicht mehr nur im geopolitischen Interesse von Staaten geführt, sondern sie werden auch zum Vorteil von börsennotierten Unternehmungen organisiert. Das sind die alten Sensationen aus Afrika, die, ob es gefällt oder nicht, aus der Realität des Kontinents nicht wegzudenken sind. Längst gefährden die ökonomischen Interessen der USA, Europas und Chinas den Frieden und den bescheidenen Fortschritt des ganzen Kontinents.

Der Kampf in Mali mag nun der Einfachheit halber ebenfalls in die Kategorie der Rohstoffkriege abgelegt werden, wäre da nicht das Phänomen, das eine souveräne Position hin und wieder auszeichnet: das Erkennen von Ausnahmen.

Die Horden – so genannter – „Islamisten“ in der Region sind tatsächlich nicht nur ein lokales Ärgernis, das eventuell die französische Energieversorgung gefährden könnte, sondern sie stellen auch aus anderen Gründen eine schwerwiegende Gefahr dar. Die Frage ist nur: eine Gefahr für was oder wen?

Markus Kaim von der Berliner Stiftung und Wissenschaft hält in einer Analyse des westlichen  „Konfliktmanagements“ (was für ein Begriff!) den Ball zunächst eher flach: eine Bedrohung Europas und Deutschlands durch Terroristen aus Mali sei eher unwahrscheinlich. Das mögliche Engagement der Bundeswehr, so der anerkannte Berliner Think Tank, sei in dem Konflikt militärisch kaum von großer Bedeutung. Aber, so die Analyse weiter, Europa müsse auf Dauer mehr Engagement im weiteren Mittelmeerraum zeigen, da sich die USA nicht weiter in militärische Auseinandersetzungen am Boden beteiligen wolle. Der deutsche Verteidigungsminister de Maiziere bereitet schon länger die deutsche Öffentlichkeit auf neue Auslandseinsätze vor. Der Minister ist der Überzeugung, dass es für Deutschland schwieriger werden wird, sich aus dieser Art Konflikte, zumal in der Nähe der Außengrenzen der Europäischen Union, auf Dauer herauszuhalten.

Aber, die Eroberung, oder wohl eher nur die Destabilisierung einer Region in Afrika durch eine radikale Extremistengruppe ist natürlich auch für Berlin ein Problem, ein Ärgernis eben, dass aber nicht nur die Sicherheitsinteressen Europas, sondern durchaus auch die Interessen der Muslime in aller Welt betrifft. Wieder einmal könnte die absolute Mehrheit der Muslime, hilflos dem Treiben einer Kleingruppe, die im Namen des Islam handelt, ausgesetzt sein. Der traditionelle Islam befindet sich schon in großen Teilen Afrikas in Bedrängnis. In Mali schaffen zudem zahlreiche sektiererische Gruppen eine schwer überschaubare Lage. Sie sind auch in Drogenhandel und Menschenhandel verstrickt und könnten das Land auf Dauer unregierbar machen. Auf qantara.de spricht der Führer von Ansar Dine (nicht zu verwechseln mit einer ähnlich benannten Terrorgruppe), Ousmane Haidara, einer sufischen Gruppierung mit immerhin 2 Millionen Mitgliedern in Mali, Klartext: „In Mali geht es nicht um die Scharia, sondern um Banditentum“.

Neben der realen Möglichkeit der Entstehung eines Rückzugsgebietes für Terroristen, bringt die (angebliche) Anwendung des islamischen Rechts, durch ungebildete Horden in der Region, vor den Augen der Weltöffentlichkeit, wunderbare Assoziationsmöglichkeiten für all diejenigen, denen es in Wirklichkeit darum geht, den Islam zu schädigen. Begriffe und Schlagworte wie „Scharia“ oder „islamischer Terrorismus“ stehen bei bestimmten Medien wieder hoch im Kurs. Natürlich sind einige tausend Rebellen und ihre dubiosen Gruppierungen mitsamt ihrer zynischen Glaubensausübung im Weltmaßstab von über einer Milliarde Muslime völlig isoliert.

Die ignoranten Zerstörungen in Timbuktu, einem Welterbe islamischer Kultur, sprachen bereits Bände über den verwirrten ideologischen Kern der Bewegung. Die Rebellen sollen unter Anderem die Bibliothek der berühmten Stadt beschädigt und zahlreiche Bücher, statt sie zu studieren, verbrannt haben. Die Generalsekretärin der UNESCO hatte sich bereits letzten Jahres zu Recht über diese Taten öffentlich empört.

Für muslimische Beobachter ist aber völlig klar: Wer die isoliert agierenden Rebellen und Gruppen in den Rang einer „offiziellen“ muslimischen Bewegung befördern will, dem geht es in Wirklichkeit um eine Kampagne gegen den Islam.  Durchsichtig sind zum Beispiel die Versuche der rechtsextremen Front National in Frankreich, zu behaupten, die Rebellen würden von den Golfemiraten finanziell unterstützt. Hier bastelt die europäische Rechte am Mythos reicher Araber, die den Untergang französischer Soldaten befördern wollen. Für die französischen Rassisten passt das perfekt in ihre Agitation gegen die in Frankreich lebenden Afrikaner aus der Sahelzone.

Wer ein wenig nachdenkt und über ein bisschen Geschichtsverständnis verfügt, wird diese Kampagnen schnell durchschauen. Über Jahrhunderte waren islamische Gelehrte in Afrika nicht nur durch eine umfassende Bildung, sondern auch durch Nachsicht, Vorsicht und Rücksicht gekennzeichnet. In Afrika stammte kein  unerheblicher Teil ihres Wissens aus der berühmten Bibliothek in Timbuktu. Sie verkörperten – charakterlich ausgezeichnet – als ehrwürdige Persönlichkeiten das Recht. Die radikale Umsetzung einer lebensfernen, ideologischen Systematik war ihnen so fern, wie die tägliche Reflexion über das tiefere Wesen der Gerechtigkeit ihnen nah war. Besonders widerlich sind insofern die Fälle der Anwendung von „Hudud-Strafen“ durch Schnellgerichte der Rebellen in dem Land.  Die verzweifelten Armen Afrikas sind in dieser Zeit weder das Problem, noch können sie – ohne in den Zynismus zu verfallen – ernsthaft Gegenstand von irgendeiner strafrechtlichen Maßnahme sein.

Was tun also in Mali? Natürlich könnte man die ganze Region einfach ihrem Schicksal überlassen, nur, wäre dies die Lösung? Wer kann, außer den Franzosen, dem schauerlichen Treiben dieser Gruppen Einhalt gebieten? Soll man sie einfach gewähren lassen, mit welchen Folgen? Man muss – auch als Muslim – also vorsichtig sein mit einer vorschnellen Verurteilung der Franzosen; wenn auch mit einem wachsamen Auge, das beurteilt, ob die Militärführung im Umgang mit der muslimischen Zivilbevölkerung die nötige Vernunft walten lässt. Durch die Einbeziehung der Tuareg in Friedensgespräche könnte Frankreich zudem klarstellen, dass es der Militärführung nicht nur um die Sicherung von Rohstoffen und die Etablierung einer „Marionettenregierung“ geht. Es ist sicher auch kein Nachteil, wenn verantwortliche Kommandeure der Bundeswehr die Lage beobachten und insbesondere ein Auge auf die brutalen, offiziellen malischen Regierungstruppen werfen. Ein Überlassen der Angelegenheit an die afrikanischen Truppen der Nachbarländer wäre – wie die neuerlichen Übergriffe der offiziellen Truppen Malis wieder einmal zeigen – wahrscheinlich zum größeren Nachteil der Zivilbevölkerung und nur eine weitere Einladung zur Barbarei.

Kommentar: In den Konflikten Afrikas sind längst nicht nur Staaten beteiligt

(iz). Es ist der Beginn einer literarischen Karriere. Schiller schreibt die „Räuber“ und kehrt dabei geläufige moralische Bilder um. Die Guten sind auch böse, die Bösen auch gut. Die Lehre aus dem Meisterwerk, das in seiner Zeit einen Skandal auslöst, fällt mit dem Beginn einer neuen Epoche zusammen. Sie entzieht sich dem alten Schwarz-Weiß. In jedem Moment offenbart sich eine neue Wirklichkeit, die man immer neu und mit höheren Maßstäben beurteilen muss; fixe Ideologie und feste Parteiungen trüben dagegen den Blick.

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Der Kampf in Mali mag man nun der Einfachheit halber ebenfalls in diese Kategorie der widerwärtigen Rohstoffkriege einordnen, wäre da nicht das Phänomen, dass eine souveräne Position auszeichnet: das Erkennen der Ausnahme.

Die Horden so genannter „Islamisten“ in der Region sind tatsächlich nicht nur ein Ärgernis, sondern eine schwerwiegende Gefahr. Die ignoranten Zerstörungen in Timbuktu sprachen bereits Bände über den ideologischen Kern der Bewegung. Die kalte Umsetzung von Normen durch eine Heerschar relativ ungebildeter Raufbolde beschädigt nicht nur das Bild des Islam in der Welt, sondern birgt tatsächlich die Gefahr, dass in der Region ein bedrohliches Rückzugsgebiet für Terroristen entstehen könnte. Ein weiterer Alptraum wäre natürlich der anschließende Export des Terrors nach Europa. Es muss gleichzeitig nüchtern untersucht werden, welche Staaten, Firmen oder Parteien die Rebellen logistisch unterstützen.

Klar ist auch: Wer die isoliert agierten Rebellen und Gruppen in den Rand einer offiziellen muslimischen Bewegung befördern will, dem geht es in Wirklichkeit um eine Kampagne gegen den Islam. Die Fakten dagegen sprechen für sich. Über Jahrhunderte waren islamische Gelehrte nicht nur durch eine umfassende Bildung, sondern auch durch Nachsicht, Vorsicht und Rücksicht gekennzeichnet. Sie verkörperten – charakterlich ausgezeichnet – als ehrwürdige Persönlichkeiten das Recht. Die radikale Umsetzung einer ideologischen Systematik war ihnen so fern, wie die tägliche Reflexion über das tiefere Wesen der Gerechtigkeit ihnen nah war. Die verzweifelten Armen Afrikas sind in dieser Zeit weder das Problem, noch können sie – ohne in den Zynismus zu verfallen – ernsthaft Gegenstand von strafrechtlichen Maßnahmen sein.

Man muss – auch als Muslim – also vorsichtig sein mit einer vorschnellen Verurteilung der Franzosen; wenn auch mit einem wachsamen Auge, dass beurteilt, ob die Militärführung im Umgang mit der muslimischen Zivilbevölkerung die nötige Vernunft walten lässt. Durch die Einbeziehung der Tuareg könnte Frankreich klarstellen, dass es der Militärführung nicht nur um die Sicherung von Rohstoffen geht. Es ist auch kein Nachteil, wenn verantwortliche Kommandeure der Bundeswehr die Lage beobachten.

Ein Überlassen der Angelegenheit allein den afrikanischen Truppen wäre – wie viele Beispiele der afrikanischen Wirklichkeit zeigen – nicht unwahrscheinlich nur zum Nachteil der Zivilbevölkerung eine Einladung zur Barbarei.

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Die Feuerpausen sollte man angesichts der Opfer auf beiden Seiten zum Nachdenken nutzen

(iz). Es ist die – hoffentlich nicht ewige – Wiederkehr des Gleichen. Die Hamas und einige andere Bewegungen in Palästina setzten ihre Nadelstiche mit Raketen, Israel – oder ­besser die […]

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Zuviel Beiträge sind auf "Anerkennung" fokussiert. Ein Kommentar von Sulaiman Wilms

(iz). Es ist eine alltägliche Erfahrung, dass ­einzelne in der so genannten „mus­limischen Commu­nity” – deren einheitliches Selbstverständnis trotz Existenz dieses Begriffes in Frage gestellt werden darf – Schwierigkeiten haben, […]

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