Der Fastende hat zwei Freuden – wenn er sein Fasten öffnet und wenn er seinem Herrn begegnet. (iz). Der große Prophetengefährte Salman, möge Allah mit ihm zufrieden sein, berichtete folgende […]
Schlagwort: iftar
Hebammen und das Fastenbrechen sind Immaterielles Kulturerbe
Hebammen und weitere Fertigkeiten: UNESCO erweitert seine Liste immaterieller Kulturgüter um 45 Traditionen.
Bonn (KNA). Das Hebammenwesen und die Manuelle Glasherstellung gehören künftig zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit. Das teilte die Deutsche UNESCO-Kommission am 6. Dezember in Bonn mit. Zuvor war auch die Traditionelle Bewässerung in diese Liste der Weltkulturorganisation Unesco aufgenommen worden. An allen drei Anträgen war Deutschland beteiligt.
Hebammen und andere Kulturgüter von der UNESCO als Kulturerbe anerkennt
Insgesamt nahm die Kommission diesmal 45 Formen von überliefertem Wissen und Können in das Immaterielle Kulturerbe auf. Dazu zählen die Rikscha-Malerei in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, der Operngesang aus Italien und das muslimische Fastenbrechen Iftar, das von Aserbaidschan, dem Iran, der Türkei und Usbekistan nominiert worden war.
Das Traditionshandwerk der Manuellen Glasherstellung wurde von Finnland, Frankreich, Spanien, Tschechien und Ungarn gemeinsam mit Deutschland nominiert.
Der Vizepräsident der Deutschen UNESCO-Kommission, Christoph Wulf, sagte, das Handwerk zeichne sich durch eine beeindruckende schöpferische Kraft aus. „Die Gemeinschaft der Glasmacherinnen und Glasmacher bewahrt diese besondere Handwerkstradition mit einem beeindruckenden Engagement.“
Foto: Quino Al, Unsplash
Traditionelles Handwerk
Die Manuelle Glasfertigung widmet sich der Formgebung und Gestaltung von heißem wie kaltem Glas. Die ersten Glashütten in Deutschland, Frankreich und Spanien entstanden in vorchristlicher Zeit.
Im frühen Mittelalter verlagerte sich die Herstellung in Regionen, die über große Holz- und Sandvorkommen verfügten, den damals wichtigsten Rohstoffen der Glasfertigung. So entstanden Hütten in Finnland, Tschechien und Ungarn.
Glas wird bei Temperaturen von weit über 1.000 Grad Celsius geschmolzen und ist nur für kurze Zeit formbar. Mundgeblasenes Flachglas wird etwa für Restaurierungsarbeiten, aber auch in Architektur und Kunst verwandt. So haben etwa Marc Chagall, Gerhard Richter und Neo Rauch Werke mithilfe dieser traditionellen Handwerkskunst geschaffen.
Foto: CARE International, Fairpicture
Traditionen der Geburtshilfe
Mit Blick auf das Hebammenwesen, das von Deutschland und weiteren sieben Staaten vorgeschlagen wurde, verwies die Unesco auf eine weltweite kulturelle Vielfalt, die sich in der Praktik widerspiegelt.
„Das grundlegende Wissen und Können von Hebammen gleicht sich auf der ganzen Welt, weist aber je nach Erdteil viele regionale und kulturelle Besonderheiten auf.“ Ihre Fähigkeiten und ihr Wissen seien über Generationen hinweg bewahrt, weiterentwickelt und weitergegeben worden.
Mit Blick auf die Traditionelle Bewässerung betonte Wulf, sie leiste einen entscheidenden Beitrag dazu, die biologische Vielfalt der Kulturlandschaften zu erhalten. Bewässerungsgemeinschaften leiten nach Unesco-Angaben Wasser aus Flüssen und Kanälen auf Felder und Wiesen um.
Foto: UN Photos
Dafür würden vorübergehend kleine Gräben ausgehoben, oder das Wasser werde aufgestaut, um künstliche Überläufe zu schaffen. „In Deutschland ist diese Form der Bewässerung unter anderem entlang der Flüsse Rednitz, Regnitz und Wiesent in Franken sowie im Gebiet der Queich in Rheinland-Pfalz bis heute lebendig“, hieß es.
Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken.
Rund 700 Bräuche, darstellende Künste, Handwerkstechniken und Formen des Naturwissens aus aller Welt werden nach UNESCO-Angaben derzeit auf diesen Listen geführt: zum Beispiel der Tango aus Argentinien und Uruguay, die traditionelle chinesische Medizin, Reggae aus Jamaika und die Praxis des Modernen Tanzes in Deutschland.
Die Sunna der Gastlichkeit
Das abendliche Fastenbrechen und die anschließenden Feiertae des Ramadan-Endes sind Höhepunkte von Gastlichkeit. Von Kanika Aggarwal (Sister’s Magazine). Das Ende des Ramadan ist eine Zeit der Feierlichkeit. Wir zelebrieren unsere […]
GreenIftar 2023 – Fastenbrechen für heute und morgen
Für GreenIftar konnten dank der Kampagne seit 2017 bisher über 50 Organisationen von NourEnergy gewonnen werden.
Pfungstadt. Am 23. März beginnt der Ramadan. Zum siebten Mal wendet sich die deutsch-muslimische Umweltschutzorganisation NourEnergy mit der Kampagne „GreenIftar“ an die Community: Sie motiviert MuslimInnen zu einem nachhaltigen und achtsamen Essen nach Sonnenuntergang.
GreenIftar: Teil der Lösung sein
Sie gibt Mitgliedern von Moscheen, Hochschulgruppen und privaten Haushalten inspirierende und einfach umsetzbare Ideen, um im Ramadan nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung zu sein für die Umwelt und das Klima. Mit einem Fastenbrechen, dass nicht nur an heute, sondern auch an morgen denkt.
Die Vision wird gelebt – der positive Wandel wird in den Gemeinden gelebt
Dank der seit 2017 bestehenden Kampagne konnte NourEnergy bisher über 50 Organisationen für die Kampagne GreenIftar gewinnen. Gemeinsam wurden bisher mehr als 250 GreenIftare veranstaltet und über 35.000 Gäste erreicht. Durch plastikreduzierte Fastenbrechen konnten unserer Umwelt so über 127.000 Plastikteile erspart werden.
Foto: NourEnergy, GreenIftar
Auch während des Lockdowns führte NourEnergy die Kampagne fort. Statt Fastenbrechen in Präsenz zu organisieren, wurden MuslimInnen motiviert in ihren privaten Haushalten nachhaltiger zu kochen und bewusster zu konsumieren.
Die Moscheegemeinden wurden bestärkt Onlinevorträge zum Thema „Nachhaltigkeit und Ramadan“ anzubieten. NourEnergy selbst hat 2021, mit über 170 Personen, Europas größten Online-GreenIftar veranstaltet.
Was die Teilnehmenden verbindet? Alle Teilnehmenden sind beflügelt von einer gemeinsamen Leidenschaft und dem Willen etwas Gutes, Wirkungsvolles für die Umwelt und das Klima tun.
„Für eine erfolgreiche Nachhaltigkeitskommunikation ist es wichtig, sich auf eine Zielgruppe zu konzentrieren und dabei ihre Lebensrealitäten und Handlungsmotive gut zu kennen. GreenIftar findet bewusst im Ramadan statt, in dem die Selbstreflexion und Achtsamkeit stark im Vordergrund stehen. Genau hier werden die Menschen auch abgeholt und eingeladen, ihr Konsumverhalten zu hinterfragen und neue, nachhaltige Vorsätze zu treffen, die sie auch über den Fastenmonat hinaus weiterleben.“
Esra Doganay, Programmleitung NourEnergy
Das große Potential ist längst nicht ausgeschöpft
Etwa 2800 Moscheen gibt es allein in Deutschland. Ein Großteil bietet an Wochenenden, einige im gesamten Ramadan – also ca. 30 Tage lang – Fastenbrechen an.
NourEnergy möchte diese Moscheen und andere muslimische Organisationen dafür gewinnen, nachhaltige Fastenbrechen zu veranstalten und somit Vorbilder für ihre Gemeinde zu werden.
2022 und 2023 waren ExpertInnen des Teams in Nordrhein-Westfalen auf Workshop-Tour. Es wurden bereits über 155 MultiplikatorInnen ausgebildet, die das gewonnene Wissen an ihre Organisation und ihr Umfeld weitertragen. GreenIftar wird u.a. mit Mitteln der Stiftung Umwelt und Entwicklung, Engagement Global sowie des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert.
Wie jedes Jahr steht auch jetzt eine umfangreiche #greeniftar-Kampagne auf sozialen Medien in den Startlöchern. Influencer und hochgradige Persönlichkeiten aus der Community rufen gemeinsam mit NourEnergy zu einem Ramadan im Zeichen der Schöpfung auf, mit dem Ziel: 2 Mrd. Muslime weltweit für eine nachhaltige Entwicklung.
Was können Muslime tun?
Mit einem GreenIftar entscheide man sich bewusst dafür, dass die Mahlzeit nach dem Sonnenuntergang „keine Müllberge, Verschwendung und Leid in diese Welt setzt“. Einzelpersonen, Projekte und Moscheegemeinschaften sollen dazu inspiriert werden, das Fastenbrechen so verantwortungsvoll wie möglich vorzubereiten. Diese Achtsamkeit habe Einfluss auf das körperliche wie das seelische Wohlbefinden.
Foto: NourEnergy, GreenIftar
NourEnergy hat neun Ziele für ein grüneres Fastenbrechen definiert. Dazu gehören unter anderem:
1. Verwendung von regionalen und saisonalen Zutaten. Viele Obst- und Gemüsesorten werden importiert, da sie hierzulande nicht oder nur zeitweise angebaut werden können. Jahreszeitliche Lebensmittel aus der Region sind nicht nur länger haltbar und gesünder, sondern sie schmecken intensiver, da sie frisch geerntet einen minimalen Nährstoff- und Vitalstoffverlust erfahren.
2. Bewusster Umgang mit Wasser. Wasser ist für Pflanzen, Tiere und Menschen lebensnotwendig und somit unverzichtbar. Im Alltag, beim Kochen oder beim Waschen wird Wasser verwendet. Leitungswasser spart Müll, Geld, Zeit und Kraft. Es ist günstiger als abgefülltes, verursacht keinen Abfall und muss nicht transportiert werden
3. Einfach und/oder vegetarisch kochen. Oft werden Tiere mit importiertem Soja und Getreide aus dem Ausland gefüttert. Nicht nur lange Transportwege, sondern auch die Abholzung wertvoller Wälder für den Anbau von Futter, der Verlust der Artenvielfalt, der Wasserverbrauch sowie Produktion von Lebensmitteln belasten die Umwelt.
4. Weniger ist mehr. Lebensmittelverschwendung ist in wohlhabenden Ländern eine Realität, die häufig vermeidbar ist. Durch einen bewussteren Umgang mit Nahrungsmitteln kann Verbrauch sinnvoll und damit ökologisch, wirtschaftlich und spirituell verantwortungsvoll gestaltet werden.
5. Verzicht auf unnötige Plastikverpackungen. Ein Leben ohne Plastik können wir uns nicht mehr vorstellen. Kunststoffe sind in vieler Hinsicht praktisch, aber nicht problemlos. Die Folgen seiner falschen Anwendung oder Entsorgung sind sowohl für die Menschen und die Umwelt verheerend – insbesondere für Meere und Meeresbewohner.
6. Mehrweg statt Einweg. Der Verbrauch von Einweggeschirr steigt in Deutschland seit Jahren rapide an. Dabei wird das meiste Essen sofort verzehrt – Teller, Becher und Boxen landen direkt im Müll und danach nicht selten in unsere Umwelt, in der sie viele Jahrzehnte verweilen. Um Umweltverschmutzung und energieintensive Entsorgung zu vermeiden, sollte man auf diese Utensilien weitestgehend verzichten.
Mein Ramadan in Berlin
„Trockene Lippen, zufriedenes Lächeln.“ Mit diesen vier Worten wäre für mich im Grunde alles gesagt. Ich denke, man versteht, was ich meine. Gemeint ist natürlich die oft harte (ich persönlich […]
Die Kampagne GreenIftar setze 2022 auf nachhaltiges Fasten
Nachhaltiger Konsum ist ein wichtiger Aspekt von Spiritualität. Das gilt umso mehr im Ramadan, wo Achtsamkeit zur religiösen Praxis gehört.
(iz). Esra Doganay, gebürtige Hamburgerin hat Bau- und Umweltingenieurwesen studiert und arbeitet seit knapp fünf Jahren als Verkehrsplanerin im Bereich nachhaltige Mobilität. Außerdem arbeitet sie seit 2014 ehrenamtlich bei NourEnergy e.V. – seit 2 Jahren verantwortet sie die Leitung der Kampagne „GreenIftar“. Auch für 2023 ist eine Neuauflage des erfolgreichen Projektes in Vorbereitung.
Mit ihr sprachen wir über die Notwendigkeit, im Ramadan auch auf übermäßigen Ressourcenverbrauch zu verzichten, über Alternativen zu Plastik sowie Tipps für einen sinnvollen Einkauf.
Islamische Zeitung: Liebe Esra Doğanay, Sie engagieren sich beim Projekt GreenIftar. Könnten Sie sich und das Projekt kurz unseren Leser*innen vorstellen?
Esra Doğanay: Mein Name ist Esra Doğanay. Ich bin gelernte Bau- und Umweltingenieurin und arbeite seit knapp fünf Jahren als Verkehrsplanerin im Bereich nachhaltiger Mobilität. Seit 2014 bin ich ehrenamtlich bei NourEnergy aktiv und habe da unterschiedliche Aufgaben und Stationen durchlaufen. Dazu gehörte unter anderem der Bereich Regenwassernutzung, sowie Personalleitung. Und seit zwei Jahren leite ich die Kampagne „Green Iftar“. Vorher hieß sie #RamadanPlastikFasten.
Nachhaltiges Leben gehört dazu
Islamische Zeitung: Jetzt stehen wir am Anfang des Ramadans, der wieder unter Sonderbedingungen stattfindet. Das heißt, große Events mit viel Plastikmüll fallen weg. Nichtsdestotrotz, was ist GreenIftar und warum ist es ein wichtiges Projekt?
Esra Doğanay: Wir gehen mit der Kampagne jetzt ins fünfte Jahr und haben 2017 unter dem Namen #RamadanPlastikFasten angefangen. Das war mehr eine Aktion beziehungsweise eine Reaktion auf die öffentlichen Iftare – so wie sie immer mit viel Einweg Geschirr und leider auch viel Lebensmittelverschwendung stattgefunden haben.
Das war der Ausgangspunkt. Mittlerweile ist es eine globale Kampagne: von Muslimen für Muslime, die den Ramadan zum Anlass nimmt, um gewisse Punkte erneut anzusprechen und zu überdenken.
Fotos: NourEnery
Dabei geht es um wichtige Themen wie Nachhaltigkeit, Spiritualität, Community, Bildung und auch Frieden. Das heißt, wir motivieren und inspirieren die muslimische Community – einschließlich uns selbst – an erster Stelle, den Ramadan nachhaltiger zu gestalten, unsere eigenen Konsumentscheidungen zu hinterfragen. Und den Ramadan als Anlass für Selbstreflexion zu nehmen
Das führt uns natürlich zum Punkt Spiritualität, weil er der Monat der Spiritualität ist, an dem wir unser eigenes Verhalten des vergangenen Jahres Revue passieren lassen. Dazu gehört unserer Meinung nach auch unser Konsumverhalten. Das können und sollten wir hinterfragen. So entsteht eine sehr schöne Community von unterschiedlichen Menschen, die alle hohe Werte vertreten, zu denen unter anderem Umweltschutz gehört.
Islamische Zeitung: Kurze Nachfrage – es gibt seit langer Zeit im englischsprachigen Raum Vorläufer wie das Buch „Green Deen“ oder das Konzept von „Green Ramadan“. Haben Sie sich davon inspirieren lassen oder ist es selbstständig entstanden?
Esra Doğanay: Es ist tatsächlich komplett unabhängig davon entstanden. Wir haben uns von der Umweltorganisation BUND inspirieren lassen. Hier gibt es eine ähnliche Aktion für Ostern, wo Christen sich unterschiedliche Dinge vornehmen und dann beispielweise auf ihr Auto verzichten. Dazu gehört auch Plastik-Fasten. Und 2017 war das die Inspiration, anhand der wir uns gesagt haben: Ähnliche Probleme haben wir im Ramadan bei uns auch. Wir Muslime verbrauchen durch diese öffentlichen Iftare viel mehr Plastik, als über das gesamte Jahr verteilt.
Erschreckende Müllmengen nach einem konventionellen Iftar
Islamische Zeitung: Gibt es zum Thema Ressourcenverbrauch eine ungefähre Zahl, was bei solchen Events in Moscheen oder Vereinen an Plastikmüll anfiel?
Esra Doğanay: Größenordnungen von den Moscheen haben wir nicht. Wir haben eine Rückmeldung von einer Moschee bekommen, die 2018 an der Kampagne teilgenommen hat. Sie haben zuvor zum Tarawwih-Gebet immer Plastikbecher angeboten und haben 2018 im gesamten Monat dann komplett auf Plastikbecher verzichtet; und dafür Mehrwegbecher hingestellt.
Von ihnen kam die Rückmeldung, sie hätten in einem Monat 10.000 Becher eingespart. Das ist tatsächlich nur, was im Tarawwih angeboten wurde.
Ansonsten haben wir 2019, von den Organisatoren, die an der GreenIftar-Kampagne teilnahmen, Werte bekommen. Die haben wir hochgerechnet. Es waren 11 Moscheen und 17 Hochschulgemeinden. Gemeinsam wurden von ihnen über 102.000 Plastikteile eingespart.
Daraus können wir errechnen, was ungefähr bei einem Iftar anfällt, der nicht unter nachhaltigen, „grünen“ Kriterien stattfindet. Das sind die Größenordnungen für 28 Organisatoren und man muss dann hochrechnen – wir haben über 2.000 Moscheen in Deutschland – was da an Plastikmüll oder Einweggeschirr zusammenkommen kann, ist erschreckend. Und das ausgerechnet im Ramadan!
Gibt es Alternativen
Islamische Zeitung: Zu was würde GreenIftar den Vereinen und Moscheeorganisationen raten? Mit Mehrweggeschirr, Mietoptionen sowie kompostierbaren Verpackungen gibt es unterschiedliche Optionen…
Esra Doğanay: Es gibt viele unterschiedliche Lösungen. Sie hängen davon ab, wie die Moschee selbst aufgestellt ist und welche Infrastruktur sie hat. Wenn sie selbst keine Küche hat und keine Möglichkeit zum Abwasch und Lagern von Geschirr, dann ist das Einfachste, die Gäste zu bitten, selbst Geschirr mitzubringen. Daran ist nichts Verwerfliches
Es gibt viele Hochschulgemeinden, die das ausprobiert haben und die Gäste darum baten. Keiner nahm das übel. Ganz im Gegenteil! Anders ist es natürlich, wenn man weiß, es gibt Moscheen, die den ganzen Monat oder an Wochenenden Iftare veranstalten und die das über die Jahre weiter fortführen möchten. Diese können oder sollten sich natürlich Mehrweggeschirr anschaffen.
Das wären vielleicht zuerst höhere Anschaffungskosten. Wenn man das hochrechnet und schaut, wie viel Einweggeschirr gekauft wird, amortisiert sich das sehr schnell.
Also das sind so die einfachen Sachen, die jede/r machen kann. Wie erwähnt, lässt sich Geschirr auch mieten, bzw ausleihen. Das ist viele nicht bekannt. Antworten auf solche Fragen, von denen wir wissen, dass sie die Organisatoren beschäftigen, finden sich bei uns. Dafür haben wir den GreenIftar-Guide, den man auch auf www.greeniftar.com herunterladen kann. Dort sind noch viele unzählige andere Tipps aufgelistet.
Islamische Zeitung: Muslime müssen Ramadan inklusive des Fastenbrechens momentan im engsten Kreis informell begehen. Ressourcenschonung und nachhaltige Verhalten sind nicht auf Moscheen beschränkt – obwohl sie eine wichtige Vorbildfunktion haben sollten. Was können Familien tun, um tatsächlich diesen diesen individuell oder familiär umzusetzen?
Esra Doğanay: Durch den Ausfall der großen öffentlichen Iftare haben wir im Moment das Problem mit dem Einweggeschirr weniger. Das wird sich wahrscheinlich allgemein legen, weil die EU ja auch ein Plastikverbot beschlossen hat. Ab Sommer wird auch in Deutschland kein Einweggeschirr mehr verkauft. Es werden trotzdem weitere Probleme da sein.
In Hinsicht auf die Familien geht es GreenIftar nicht nur um Plastik, sondern um viel mehr. Es geht beispielsweise um Lebensmittel. Womit kochen wir? Nehmen wir Lebensmittel, die aus unserer Region und der richtigen Saison stammen? Oder verwenden wir solche, die aus der Ferne kommen, weite Transportwege haben und dementsprechend einen größeren ökologischen „Fußabdruck“ haben? Kochen wir täglich Fleischgerichte oder verstärkt vegetarisch, vielleicht sogar auch mal vegan?
Auch das ist ein wichtiges Thema: Ein Kilo Fleisch benötigt für die Erzeugung 15.000 Liter Wasser. Hier stecken Unmengen Wasser und Energie. Durch die Verringerung unseres Fleischkonsums können wir auch so etwas gut reduzieren. Und selbstverständlich muss auch unser Fokus auf die Bewahrung des Tierwohles gelegt werden, gerade wenn wir von „halal“ und „Tayyib“ sprechen.
Ein anderes Thema ist Leitungswasser: Wir müssen nicht immer Wasser in Flaschen kaufen. Und wenn abgefüllt, dann nicht in Plastik- sondern in Mehrweg oder Glas. Leitungswasser ist in Deutschland das am besten kontrollierte Lebensmittel. Das heißt, wir können es mit gutem Gewissen trinken, es sei denn wir leben in einem sehr alten Haus mit alten Leitungen. Da gibt es in den städtischen Wasserwerken kostenlose Testsstäbchen, mit denen man zu Hause testen kann. Also das ist kein Problem. Aber im Grunde genommen ist Leitungswasser in Deutschland problemlos. Darüber hinaus können wir auch noch bei Verpackungen sparen, indem wir beispielsweise mit einer Stofftasche einkaufen gehen.
Industrien und Interessen nicht übersehen
Islamische Zeitung: Momentan dominiert die Vorstellung, es sei der einzelne „Verbraucher“, der Umweltschutz, wenn nicht die Rettung der Welt, in seinen Händen halte. Kritische Stimmen aus der Umweltbewegung merken an, dass diese Verkürzung die Verantwortung einzelner Industrien und Interessen ignoriere. Ist es nicht ein bisschen platt und unfair, von Familien und Niedrigverdienenden zu verlangen, sie mögen doch jetzt bitte alle vegan kochen und im Bioladen einkaufen?
Esra Doğanay: Genau, da stimme ich vollkommen zu. All diese Themen wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit kann man gar nicht auf die Schulter einer bestimmten Bevölkerungsgruppe legen und sagen: „So, das ist jetzt eure Verantwortung und ihr habt da ja die richtige Entscheidung zu treffen.“
Mit der Größe wächst auch die Verantwortung. Das heißt, die Politik hat eine gewisse Verantwortung, der sie mit Regelungen und Gesetzen nachkommen muss. Die Wirtschaft spielt eine sehr große Rolle. Auch in der Produktion kann sie da sehr viel optimieren. Und es gibt natürlich die Verantwortung der einzelnen Menschen. Hier ist wichtig, aus welcher Perspektive wir auf die Sache schauen.
Wir als Muslime wissen, dass wir eine Verantwortung haben, dass wir Beauftragte Allahs sind. Und da müssen wir uns als einzelne Muslime fragen: Was ist meine Verantwortung und wie kann und muss ich ihr nachkommen? Uns als NourEnergy geht es nicht darum, die Welt zu retten. Sondern wir möchten die Muslime als einzelne erinnern, dass wir Sachwalter (Khalifa) auf dieser Erde sind und dass die Schöpfung ein anvertrautes Gut (Amanah) ist.
Und jeder kann und soll so viel tun wie er, wie es ihm entsprechend seiner Lebensumstände möglich ist. Das heißt, von einer fünfköpfigen Familie, in der nur der Vater arbeitet, oder einer klassischen Arbeiterfamilie, die am Ende des Monats schauen muss, dass das Geld noch reicht, kann ich nicht erwarten, dass sie zu 100 Prozent Bio einkauft.
Also, das ist utopisch und auch nicht fair. Man muss aber jedem dieses Bewusstsein mitgeben und sagen: Schaut, entscheidet bewusst und lernt, was hinter diesen Produkten steckt. Genau wie das, was ich eben gesagt habe: Es liegt in unserer Verantwortung zu wissen, dass hinter jedem Kilo Fleisch 15.000 Liter Wasser stecken und uns zu informieren, welches Leben diese Tiere vor ihrer Schlachtung hatten. Wenn wir Fleischgerichte kochen, sollte uns das klar sein.
Dementsprechend sollten Anpassungen im Konsumverhalten und Lebensänderungen vorgenommen werden. Ich finde, das ist die gerechte Version und es gibt da keine Ideallösung. Mit allein vegan ist es auch nicht getan. Wichtig ist die letztendlich die richtige Absicht, weil wir tatsächlich glauben, Umweltschutz ist Gottesdienst. Weil wir uns erhoffen, dass wir damit eben Allahs Wohlgefallen erlangen.
Tipps und Hinweise
Islamische Zeitung: Zum Abschluss eine praktischere Frage – gibt es Tipps und Hinweise wie in Form von Einkaufsliste, wo interessierte Leute beispielsweise am billigsten nachhaltige Produkte beziehen können? Es ist ja nicht immer so, dass beispielsweise Halal-Lebensmittel sonderlich nachhaltig wären…
Esra Doğanay: Ich kann tatsächlich gerade viel aus der eigenen Erfahrung sprechen und aus den Gesprächen, die ich mit Freunden und Familie führe. An erster Stelle gibt es große Unterschiede von Stadt zu Stadt. Wir leben in Darmstadt und haben eine größere Auswahl, was Biolebensmittel angeht, die dann auch nicht zu teuer sind.
Hier gibt es eine Supermarktkette, die gute Lebensmittel in Eigenmarke – auch frische Lebensmittel – verkauft; in Demeter- und Bioland-Qualität. Demeter ist bei Bio mit Zertifikat das Non-Plus-Ultra. Danach folgen Bioland und Naturland. Unter dem Bioland-Zertifikat finden sich mittlerweile bei Lidl viele Produkte. Ich halte es an dieser Stelle für wichtig, dass auch Menschen mit geringerem Einkommen Zugang zu solchen Lebensmitteln haben.
Sie sind immer noch besser als konventionelle Produkte und preislich nicht allzu verschieden von ihnen. Viele Discounter führen mittlerweile ein großes Bio-Sortiment.
Ich finde, das ist ein Prozess, den man starten sollte. Zu Beginn muss man viel vergleichen. Irgendwann weiß man, welches Produkt wo am besten zu bekommen ist. Ganz hilfreich sind auch Saison-Kalender, die sich kostenlos im Internet herunterladen lassen. Da sieht man, welches Produkt gerade bei uns seine Saison hat und daher auch in Bioqualität nicht überteuert ist. Bio Tomaten jetzt im Frühjahr sind superteuer und wir kochen aber irgendwie gerne mit ihnen. So wichtige Gemüse wie Tomaten, Gurken und vielleicht Paprika, mit denen wir immer kochen, sind derzeit teuer.
Und so entsteht die Wahrnehmung, das Bio bei Frischware unbezahlbar sei. Im Winter stimmt das auch. Das ändert sich aber zum Sommer hin. Und dann kann man natürlich etwas mehr kaufen und es konservieren. Auch dazu gibt es viele Tipps. Also, ein bisschen Beobachtung, sich langsam herantasten. Da werden auch unsere ZuschauerInnen und LeserInnen tatsächlich den Unterschied merken.
Islamische Zeitung: Liebe Esra Doğanay, wir bedanken uns für das Gespräch.
Wie begehen Muslime den Ramadan?
(iz). Die Verse, in denen Allah im Qur’an den Ramadan erwähnt, sind bekannt: „Oh, die ihr Iman (Vertrauen in Allah) habt! Das Fasten ist euch vorgeschrieben, so wie es denen […]
Kommentar: Muslime laden auch Politiker zum Fastenbrechen ein. Ist der Ramadan dafür der richtige Zeitpunkt?
(iz). Ist das Fastenbrechen eine gute Gelegenheit, gute Nachbarschaft zu pflegen und zum Iftar einzuladen? Natürlich! Jedes Jahr laden beispielsweise Hamburger Studenten völlig uneigennützig Muslime und Nichtmuslime ein.
Eine andere Frage ist es, ob solche Veranstaltungen zu einem politischen Schaulauf genutzt werden sollten. Hierzu passt ein denkwürdiger Eintrag eines Gelehrten in diesen Tagen auf Facebook: „Wenn man die Vielzahl an politisch motivierten Iftar-Einladungen derzeit ansieht, muss man befürchten, dass auf allen Seiten Angeln ausgeworfen werden und wir uns für ein Stück Brot fangen lassen.“ Hat er Recht?
Ein Beispiel in Köln. Der Zentralrat der Muslime (ZDM) hat zu seinem festlichen Abend gleich eine ganze Reihe bekannte Politiker geladen (hier der Artikel auf islam.de). Sogar die Bundesjustizministerin gibt sich die Ehre und setzt so ein bundesweit wahrgenommenes Zeichen. „Ja, die Muslime und ihre Riten gehören zu Deutschland“, will sie mit ihrem Kommen sagen. Sie fordert ganz nebenbei die bei vielen Muslimen populäre doppelte Staatsbürgerschaft. Ist das jetzt Wahlkampf einer FDP-Politikerin – im Ramadan – oder eben doch und in erster Linie eine überparteiliche, durchaus mutige Geste einer Ministerin?
Der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek sieht in diesen Iftar-Veranstaltungen mit Beteiligung der Politik eine wichtige Komponente der Anerkennung – wohl auch der eigenen Einrichtung – in Deutschland. Seit Jahren versucht er, eine positivere Öffentlichkeit für die Muslime in Deutschland zu schaffen und wird dafür übrigens – bei allem unermüdlichen Einsatz – ziemlich selten von Muslimen gelobt. Zweifellos hat Mazyek Verdienste. Zum Beispiel ist es ihm gelungen – wie wohl niemandem vor ihm –, die Sache der Muslime auch in wichtigen Medien unterzubringen.
Das Dilemma dabei ist offensichtlich: Denn „Öffentlichkeit“ hat in Deutschland ihren Preis. Wie kaum sonst auf der Welt wird politische Korrektheit im Detail kontrolliert und überwacht. Auf der ZDM-Veranstaltung betonte Mazyek dann gleich mehrfach, dass die „Muslime auf dem Boden des Grundgesetzes stehen“. Die ausdrückliche Betonung erklärt im Grunde schon den Status der Muslime. Sie kommt „politisch“ gut. Nur, wer im Lande hat es noch nötig, derartige Binsenweisheiten – auch noch im Namen aller Muslime – extra zu erklären, so als müsse man dies in voreiligem Gehorsam der Politik gegenüber bekennen?
In diesen Tagen geht auch eine andere Pressemeldung des Zentralrats zum Thema ein (mehr dazu hier). US-Außenminister Kerry hat den ZDM-Vorsitzenden in die USA zum Fastenbrechen eingeladen. Auf seinem Twitter-Account kündigte Mazyek beinahe staatsmännisch an, in Washington „die Grüße der deutschen Community“ zu vermitteln. Die „Community“ ist natürlich deutlich größer als der relativ überschaubare Zentralrat der Muslime. Gefragt, ob sie das überhaupt so will, hat diese so große, wie leider unübersichtliche Bevölkerungsgruppe wohl auch keiner. Nicht nur das Selbstbewusstsein des ZDM löste in der folgenden Internetdebatte um die Reise auch einige Kritik aus. Zu Recht?
„Zweifellos gibt es bei Muslimen auch einigen groben Anti-Amerikanismus. Insoweit setzt Mazeyk ein durchaus positives, wichtiges Zeichen der Weltoffenheit deutscher Muslime“, sagen die Einen. „Das ist nur die Sucht nach Anerkennung“, die anderen. Mazyek selbst sieht den politischen Nutzen seiner Reise über den Atlantik eher nüchtern. Er will mit seiner Zusage natürlich nicht sagen, dass Amerika immer eine tolle Außenpolitik macht. Er hofft vielmehr, dass dieses amerikanische Beispiel der „Umarmung“ von Muslimen bald auch in Deutschland Schule machen könnte.
Es ist tatsächlich eine gute Pointe, dass ausgerechnet der US-Außenminister deutsche Muslime – manche „Verbandskritiker“ sprechen ja immer wieder boshaft von „Islamisten“ – freundlich empfängt. Immerhin eine Idee, die der Amtskollege in Berlin bisher jedenfalls nicht hatte. Nutzt da der Symbolgehalt der Reise nicht doch irgendwie allen Muslimen oder brauchen wir diese Art der Zeichensetzung – zudem in unserem Namen – gar nicht?
Letztendlich bewegt sich diese Debatte wieder um die alte Frage nach der Vertretungsberechtigung der muslimischen Dachverbände in Deutschland. Viele Muslime – auch die, die selber kaum aktiv sind – bemängeln die Arbeit der Organisationen, ohne gleichzeitig gute Alternativen hervorzubringen. Die Vorwürfe kann man auswendig aufzählen: Sie würden die Muslime kaum „überparteilich“ zusammenbringen, es gehe ihnen nur um die eigene Macht, sie seien zu träge, zu religiös oder zu wenig religiös. „Who knows“, sage ich da immer. Insbesondere, wenn es um die Beurteilung der inneren Motivation der beteiligten Muslime geht.
Aber zurück zum Kern der Geschichte. Das Kriterium einer guten, authentischen – nicht nur effekthaschenden – islamischen Öffentlichkeitsarbeit prüfe ich persönlich immer mit einer Kontrollfrage: Spricht derjenige oder diejenige auch über ernste und anspruchsvolle Themen wie die Zakat oder das Zinsverbot? Ja! Dann ist doch alles gut.
Gedanken zum Ramadan. Von Tasnim El-Naggar
(iz). Ramadan. Ein Monat ist angebrochen, der für manche manchmal nichts weiter darstellt als Hunger. Sie sehnen sich nach einem Ham- oder Cheeseburger, bleiben bei jeder McDonalds-Plakat-Werbung stehen, schauen jedem […]
Wie den Alltag beim Fasten gestalten?
(iz). Angesichts der aktuell immer länger – und wärmer – werdenden Fastentage im Ramadan, die bedeuten, dass das Fasten anstrengender wird, stellt sich die Frage, wie man richtig und bewusst […]