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DML-Vorsitzender Mohammed Belal El-Mogaddedi: „Die Diskussion wird verengt geführt“

„Viel wichtiger ist jedoch, wie wir Muslime in der Zukunft als integraler Teil Deutschlands nach innen und in Kooperation mit unseren Partnern in der Politik nach außen den Herausforderungen der […]

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Der Frankfurter Professor Bekim Agai über den Kongress „Horizonte der Islamischen Theologie“

(iz). Das Studienfach Islamische Theologie, das derzeit an fünf universitären Standorten in Deutschland aufgebaut und gleichzeitig gelehrt wird, gehört zu den Topthemen sowohl der innermuslimischen Debatte wie auch der Kooperation zwischen muslimischen Verbänden, Institutionen und Vertretern des Staates. Auf gerade zu Ende gegangenen Kongress „Horizonte der Islamischen Theologie“ trafen sich muslimische Akademiker mit ausländischen Kollegen zu einer mehrtägigen Fachtagung.

Über sie, aber auch über den allgemeinen Stand des Projektes, sprachen wir mit Prof. Bekim Agai. Agai ist Geschäftsführender Direktor des Frankfurter Instituts der Kultur und Religion des Islam.

Islamische Zeitung: In Ihrer Pressemitteilung wurde ein Statement zum Thema Islamischer Zeit angekündigt. Wie sieht dieses aus?

Prof. Bekim Agai: Zum einen lehnen wir als Vertreter der Standorte für islamisch-theologische Studien die Pervertierung von Religion zur Rechtfertigung von Gewalt und Machtpolitik ab. Als Vertreter der Theologie sehen wir uns in der intellektuellen Pflicht, uns solchen Deutungen unter den Bezug auf den Islam entgegenzustellen und in Deutschland zu zeigen, was der Islam dieser Gesellschaft zu bieten hat.

Wo, wenn nicht in Frieden und unter dem Primat von Freiheit ließe sich das Potential des Islams in der Debatte um produktive Beiträge auf die Herausforderungen des globalen Zusammenlebens besser denken? Ein Kernsatz der Stellungnahme lautet „Die Deutungshoheit über den Islam darf nicht Extremisten und Gewalttätern überlassen werden und muss in Deutschland aus der Mitte der Gesellschaft heraus – unter anderem an den Universitäten – erfolgen.“

Dieser Stellungnahme (auf Deutsch, Englisch, Arabisch und Türkisch) haben sich national und international schon zahlreiche Menschen angeschlossen. Wir hoffen, auf diesem Wege noch mehr Menschen darauf aufmerksam machen zu können.

Islamische Zeitung: In der ersten Septemberwoche haben zum internationalen Kongress „Horizonte der Islamischen Theologie“ in Frankfurt eingeladen. Richtet sich das Meeting ausschließlich an das Fachpublikum oder steht es offen für alle Interessierte?

Prof. Bekim Agai: Der Fachkongress richtet sich natürlich in erster Linie an ein Publikum, das am Fach interessiert ist. Doch dieses gibt es auch außerhalb der Universität. Wie Sie wissen, gibt es im Islam kein Wissensmonopol einer Gruppe. Wir freuen uns besonders, wenn vor allem bei den Themen mit Bezug zur praktischen Arbeit, wie der Religionspädagogik und der Praktischen Theologie, auch die wissenschaftliche Beschäftigung von den Erfahrungen und Fragen der Menschen in Schule, am Krankenbett oder im Strafvollzug bereichert werden kann.

Islamische Zeitung: Welche Intention wird mit dem Kongress verfolgt – theoretische Debatten im „Elfenbeinturm“ oder Antwort auf konkrete Problemlagen und Herausforderungen?

Prof. Bekim Agai: Wissenschaft hat immer den Ruf des Elfenbeinturms und braucht auch den Raum der Reflexion, ohne auf jeden Zuruf der Politik und Gesellschaft reagieren zu müssen. Gleichzeitig leben wir im Jetzt, wir agieren in Deutschland, und unsere Studierenden wollen Qualifikationen erwerben, die ihnen hier nutzen. Insofern beschäftigt sich der Kongress auch mit praktischen Problemlagen. Gleichzeitig ist die Grenze fließend.

So sind Fragen der Geschichtsschreibung und dem Umgang mit Konflikten, zum Beispiel in der Frühgeschichte, zum einen ein wissenschaftliches Thema, zum anderen berühren die Fragen, wie wir damit umgehen und welche Lehren wir daraus ziehen, uns heute direkt.

Islamische Zeitung: Nach welchen Kriterien wurden die Teilnehmer geladen und die Themen bestimmt?

Prof. Bekim Agai: Im Fachkongress gilt es natürlich, das Fach auf einem universitären Niveau zu präsentieren. Insofern wurden die klassischen Fächer wie Tafsir, Hadith, Fiqh, Kalam, Ahlaq, Mystik etc. abgebildet und VertreterInnen der wissenschaftlichen Beschäftigung mit diesen aus verschiedenen Ländern eingeladen.

Zum anderen gibt es Bereiche, die in Deutschland besondere Relevanz haben, wie das Arabische als Islamsprache, Geschichte des Islams und die Kontexte des Islams in Europa, ebenso wie das praktische Feld. Hier wurden entsprechende Experten eingeladen, die teilweise auch aus der Praxis kommen oder Aktivisten sind.

Islamische Zeitung: Zumindest im deutschen Kontext hielten sich die „TheologInnen“ bisher mit kontroversen öffentlichen Debatten untereinander zurück. Erwarten Sie kontroverse Diskussionen in Frankfurt?

Prof. Bekim Agai: Ich glaube, dass wir in Deutschland noch lernen müssen, kontroverse Diskussionen über Inhalte so zu führen, dass sie inhaltlich und nicht persönlich sind. Dies ist von einem Fachkongress zu erwarten, wo z.B. im Bereich der Ethik die Ansätze von Muslimen von einem Universalismus, der sich aus dem Islam speist, bis zu einem spezifischen islamischen Weg, der sich nicht verallgemeinern lassen möchte, reichen.

Auch Themen der politischen Theologie oder zum islamischen Feminismus versprechen hier hoffentlich wissenschaftliche Kontroversen. Arabische und türkische Teilnehmende und auch VertreterInnen der klassischen Islamwissenschaft bemerkten schon im Vorfeld, dass es uns gelingt, Menschen auf einem Podium zu versammeln, die man sonst nicht gemeinsam sehen kann. Am Tag der Eröffnung saßen auf dem Podium mit Timothy Winter, Farid Esack, Abdolkarim Soroush und Mehmet Aydin ganz unterschiedliche Vertreter des zeitgenössischen islamischen Denkens, die miteinander ins Gespräch gekommen sind.

Islamische Zeitung: Meinen Sie, dass die Inhalte und Methodenlehren der Islamischen Theologie (IT) bisher ausreichend genug der muslimischen Community in Deutschland kommuniziert wurden? Reflektiert die IT ausreichend genug über ihre eigenen Beschränkungen und Herausforderungen wie die Einflussnahme Dritter?

Prof. Bekim Agai: Hier kann ich nur für Frankfurt sprechen und da muss ich bescheiden sein. Natürlich hat das Fach im Aufbau noch eine zu geringe Reichweite in die Community, aber das braucht Zeit. Unsere Tür steht allen offen, wir stehen im Austausch mit allen Gruppen, aber bis das in den örtlichen Gemeinden ankommt, das dauert. Hier sind die zukünftigen AbsolventInnen unsere wichtigsten Botschafterinnen und Botschafter.

Für die eigenen Beschränkungen, Herausforderungen und Einflussnahmen Dritter haben wir in Frankfurt ein starkes Bewusstsein, was sich u.a. in mehreren Panels zur Frage von Islam in Prozessen der Institutionalisierung und Macht ausdrückt. Nicht zuletzt mein eigener Lehrstuhl ist stark hiermit inhaltlich beschäftigt, da diese Frage Muslime in der Geschichte beschäftigt hat und in der Gegenwart immer noch beschäftigt.

Islamische Zeitung: Zur Begründung der Wissenschaft wurden im öffentlichen Diskurs überwiegend utilitaristische Begründungen, die sich aus gesamtgesellschaftlichen Diskursen ableiten, angegeben. Braucht eine Wissenschaft nicht einen tieferen Grund und eine größere Relevanz bei praktischen Herausforderungen?

Prof. Bekim Agai: Die islamische Wissenschaftstradition ist so groß und für einen intellektuell tiefen Islam so wichtig, dass sie tatsächlich auch um ihrer selbst willen betrieben werden muss. Gegen rein utilitaristische Bestrebungen haben wir uns jüngst auch in der ersten Ausgabe der „Frankfurter Zeitschrift für islamisch-theologische Studien“ positioniert. Der Islam gehört an deutsche Universitäten, weil er diese durch seinen Wissensschatz bereichern kann, und nicht nur, weil wir Imame und Gefängnisseelsorger brauchen.

Gleichzeitig bin ich der Überzeugung, dass ihre Tradition reflektierende Muslime auch eigene Antworten auf Herausforderungen in dieser Gesellschaft finden und sich hierbei der reichen Tradition bedienen können. Nur so können im nächsten Schritt praktische Herausforderungen durch genuin islamisch reflektierte Antworten gemeistert werden. Die praktischen Erwartungen allem voran zu stellen hieße, den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen.

Islamische Zeitung: Lieber Prof. Agai, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Die IZ-Blogger: Fünf brennende Moscheen oder fünf Möchtegern-Sheriffs?

(iz). Es ist ein neuer Sheriff in der Stadt und mischt die Gesellschaft ordentlich auf. Gefundenes Fressen. Mit Mühe vermied man eine breite Thematisierung der jüngsten Anschläge auf Moscheen und freut sich nun umso mehr, wenn man über den Islamischen Staat und die so genannte Scharia-Polizei berichten kann. Ein interessanter Kommentar eines Lesers dazu: „Das haben die Geheimdienste aber wieder schlau eingefädelt.“ Und man bekommt tatsächlich das Gefühl, dass da genau zum richtigen Zeitpunkt die nötige Ablenkung herbeigeführt wurde.

Die üblichen Verdächtigen. Immer, wenn man einen neuen „Islamismus“-Skandal benötigt, sind die richtigen Chaoten zu Stelle. Beim näheren Hinschauen sind die Geschehnisse damals in Solingen, Bonn und nun in Wiesbaden durch verschiedene Akteure angefeuert worden; doch bei noch genauerem Hinsehen verschwimmt die Masse wieder ineinander. Ob es nun einzelne Freundschaften sind oder vorangegangenes gemeinsames Auftreten: Die grimmigen Halbstarken sind vom gleichen Schlag. Und immer wieder typisch ist, dass emotionalisierte Jugendliche instrumentalisiert werden. Es ist die Gattung Mensch, die ihre zumeist gute Absicht ausnutzen lässt.

Die Empörung ist groß. Zu groß? Eine Regierung, die sich lieber über fünf Möchtegern-Sheriffs aufregt, die sich selbst zur „Schariah-Polizei“ erklärten, anstatt über fünf brennende Moscheen. Sigmar Gabriel setzte Zeichen (wir berichteten), Merkel aber zieht das Schweigen vor. So ist sie eben, könnte man meinen. Einer Kanzlerin ist diese Ignoranz aber unwürdig. Dass diese Truppe aber ausschließlich Muslime belästigt und auf Kritik via Facebook mit Beleidigungen gegen andere Muslime reagiert, wird nicht erwähnt.

Ebenso wenig, wie dass auch durch den IS-Terror fast ausschließlich Muslime bedroht sind. Das ist alles nicht so markteffektiv, versteht sich. Werden dadurch Muslime bewusst in die Defensive gezwungen? Wieder einmal muss sich jeder distanzieren. Wir hören erneut, was die Muslime des öffentlichen Lebens alles so ablehnen, eigene Inhalte kommen zu kurz. Man verfällt in das typische Muster der Abgrenzung und macht für diesen Moment eine Erweiterung unmöglich. Negativität beherrscht die Schlagzeilen. Was jene, die nur sprechen, um zu betonen, was sie falsch finden, richtig finden, erfährt man nur selten.

Die so genannte Islamdebatte ist wieder voll im Gange. Online wird sie geschickt von Islamhassern angeführt. Dem Muslim bleibt nichts übrig, als zu betonen, dass es sich dabei alles nur um modernistische Sektenanhänger handelt und es nicht für die klassischen Muslime gilt. Aber darauf sind die eingefleischten Kampfdiskutanten eingestellt. Ihre Rhetorik und ihre Taktik zielen darauf ab, die Muslime genau in diese Ecke zu drängen, in der ihnen nichts als Sympathie für das muslimische Gegenbild zu den Hasserfüllten bleibt. „In Wahrheit steht ihr dahinter“, wird einem pausenlos aufgedrückt.

Mit der Scharia an sich haben die Hobby-Hobbylosen sehr wenig zu tun. Böse sind sie auch nicht wirklich; im Grunde genommen sind sie einfache Jungs, denen es an islamischer Bildung fehlt. Da, wo die Gebildeten hätten Bildung anbieten müssen, und es versäumten, entsteht Missbildung. Schuld der Gesellschaft? Unter anderem. Aber auch, oder vor allem, die muslimischen Verbände müssen sich fragen, was sie alles falsch machten, damit derartiges geschehen konnte. Fehler macht jeder, die Medien beschwören aber eine Paralleljustiz. Weh getan haben die Jungs keinem. Im Gegenzug wird der gesamten muslimischen Community wehgetan, mental und gesellschaftlich. Angst ist und bleibt ein gutes Geschäftsmodell für die Medien.

Nach dem NSU-Skandal bleibt es wohl umso interessanter zu hinterfragen, welche Rolle V-Männer in der Szene spielen.

Pressemitteilung: Europas Muslime verurteilen unisono den so genannten Islamischen Staat in Syrien und im Irak

Straßburg (EMU). Zweifelsohne besteht eine der drängendsten Herausforderungen der muslimischen Welt heute in den Verbrechen und der Ideologie der Gruppe, die sich Islamischer Staat (IS) nennt. Während die lokale Bevölkerung – die den Taten des selbst erklärten „Khalifats“ ausgesetzt ist – natürlich am meisten leidet, sind Europas Muslime sehr besorgt, aber auch von seinen Taten und Worten beeinträchtigt.

Erstens haben sich junge Männer in mehreren europäischen Ländern motivieren lassen, sich der Terrorgruppe in Syrien und im Irak anzuschließen. In den letzten Wochen häuften sich Berichte aus den Balkanländern, wonach Sicherheitsorgane gegen einige Organisationen vorgegangen sind, die dafür verantwortlich sind, junge Männer in die Levante geschleust zu haben. Zweitens bestehen Befürchtungen, wonach Existenz und Aktivität von IS zur Radikalisierung einiger junger Muslime in unseren eigenen Reihen führen könnten. Und drittens führen die grauenhaften Handlungen der Bewegung zu einem Anwachsen des virulenten Hasses gegen europäische Muslime.

Es ist daher angemessen, hier auf eine Aussage von EMU-Präsident, Abu Bakr Rieger, über den Terrorismus zu verweisen. „Muslime fragen sich selbst, ob der heute Terrorismus den Islam in Verruf bringt. Die Antwort ist nein. Terrorismus mag bestimmte Muslime diskreditieren, aber nicht den Islam, der weder Terrorismus, noch Selbstmordanschläge rechtfertigt.“ Es mag wohl, schrieb Rieger, einen „Terrorismus geben, der von Muslimen gegangen wird“, aber keinen „islamischen Terrorismus“.

Es ist notwendig zu betonen – und sogar zu dokumentieren –, dass angesichts dieser krimineller Banden und ihres Verhaltens eine weltweite, einheitliche Ablehnung der IS besteht, die über jeden Unterschied in den traditionellen Lehren und Denkschulen hinausgeht.

Der in England geborene Imam und Gelehrte, Schaikh Habib Bewley, veröffentlichte jüngst eine umfangreiche Khutba, die sich der Frage des „Islamischen Staates“ (IS) widmete. „Anstatt eine moderne Manifestation des wahren Khalifats und der korrekten Formen einer islamischen Regierung zu sein, handelt es sich dabei in Wirklichkeit um die Manifestation einer der am meisten Uneinigkeit stiftenden und zerstörerischsten Gruppen, die es jemals in der muslimischen Geschichte gegeben hat: den Khawaridsch“, schrieb Bewley über die historischen Wurzeln der Bewegung.

„Das Wort ‘Khawaridsch’ ist ein arabischer Begriff, der ‘diejenigen, die hinausziehen’ bedeutet. Ursprünglich wurde er benutzt, um eine Gruppe zu beschreiben, die den Hauptkörper der Muslime verließ und eine extreme und abweichlerische Position während der Khilafa von Sajjidina ‘Ali ibn Abi Talib annahm. (…) Takfir ist eine ihrer bestimmenden Eigenschaften und ebenso ihre Unnachgiebigkeit. Denn sie waren der Ansicht, dass das Richtige mit niemandem war, außer mit ihnen, nicht einmal mit dem Gesandten Allahs selbst.“

„Keine Gruppe, die ihre Ideologie annimmt“, so eine seiner Schlussfolgerungen, „könnte als Khalifat betrachtet werden. Ihr Verhalten ist dessen eigentliches Gegenteil, eine Zurückweisung der Gemeinschaft und eine Negierung vom Rest der muslimischen Umma. Wir bitten Allah, die muslimische Umma zu vereinen und uns vor allem und jenem zu schützen, das eine Bedrohung für unser Wohlergehen und Gemeinsamkeit darstellt. (…) An ihrem Staat ist nichts islamisches. Ihr barbarisches Verhalten widerspricht allen Vorstellungen und Parametern des Din. Sie sind eine Plage der Muslime“.

In Großbritannien veröffentlichte eine Gruppe muslimischer Gelehrter eine Fatwa gegen den „so genannten ‘Islamischen Staat’ oder das selbst erklärte ‘Khalifat’“. Sie verurteilten ihn als eine „unterdrückerische und tyrannische Gruppe“. Die Verfolgung und Massakrierung von Mitgliedern anderer Religionen „ist abscheulich und widerspricht den islamischen Lehren sowie der islamischen Toleranz, wie sie von den großen Reichen der Mogul oder der Osmanen gezeigt wurde“.

„Auf Grundlage all dessen“, so die gelehrte Meinung, „ist die Bewegung eine ketzerische, extremistische Organisation und es ist religiös untersagt (haram), sie zu unterstützen oder sich ihr anzuschließen. Weiterhin ist es Pflicht für die britischen Muslime, dieser giftigen Ideologie aktiven Widerstand zu leisten. Insbesondere, wenn sie in Großbritannien vertreten wird.“

Die European Muslim Union teilt die Sorge von europäischen Regierungen bezüglich einer Rückkehr der brutalisieren, so genannten Kämpfer in ihre jeweiligen Ursprungslänger und dem potenziellen Schaden, den sie dort anrichten könnten.

Anbei einige Verweise auf die Zurückweisung der IS durch Europas Muslime:

Kroatien/Bosnien:
http://www.jutarnji.hr/kalifat-je-ruglo-i-sramota-citavog-islamskog-svijeta/1216461/

http://igbd.org/?p=7575

Großbritannien:
www.independent.co.uk/news/uk/home-news/isis-terror-threat-leading-british-muslims-issue-fatwa-condemning-terror-group-9702042.html

www.mcb.org.uk/not-in-our-name-british-muslims-condemn-the-barbarity-of-isis/

www.webislam.com/articles/95609-isis_concern_british_muslim_leaders_condemn_extremist_group.html

Frankreich:
www.euro-islam.info/2014/08/29/kamel-kabtane-denounces-bastards-iraq/

Deutschland:
islamische-zeitung.de/?id=18247

zentralrat.de/23989.php

euro-islam.info/2014/08/28/central-council-muslims-condemns-violence-islamic-state-iraq-levant

igmg.org/nachrichten/artikel/2014/08/10/yeneroglu-wir-verurteilen-die-gewalt-und-den-terror-im-irak-aufs-schaerfste.html

muslim-liga.de/dml-aktuell/

islamische-zeitung.de/?id=18301

Kosovo:
setimes.com/cocoon/setimes/xhtml/en_GB/features/setimes/features/2014/07/30/feature-03

setimes.com/cocoon/setimes/xhtml/en_GB/features/setimes/features/2014/08/11/feature-03

Video:
www.youtube.com/watch?v=SZKGxLKL52Y

Syrischer Politiker: Assad war Geburtshelfer der IS-Miliz

Frankfurt (KNA). Die Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS) verdankt ihr Erstarken nach Meinung des syrischen Oppositionspolitikers Bassam Abdullah dem Kalkül von Syriens Staatschef Baschar al-Assad. Beide agierten „wie totalitäre Zwillinge“, schreibt der Botschafter der Syrischen Nationalen Koalition in Deutschland in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Montag).

So habe Assad 2012 mehrere Hundert „Islamisten“ aus dem Gefängnis entlassen, zu denen auch heutige Mitglieder der IS-Führungsriege gehörten. Ferner verweist Abdullah auf die ungestrafte Besetzung des hochwichtigen Kraftwerks am Tabqa-Damm durch IS-Milizen. Assad sei trotz vorhandener militärischer Möglichkeiten nicht dagegen vorgegangen.

„Unter den Augen des IS bezogen die Ingenieure bis vor kurzem Gehalt aus Damaskus, und gegen Bezahlung lieferte IS Strom in die Gebiete unter Kontrolle des Regimes“, so Abdullah. In einem «ähnlich perfiden Deal» habe Assad seit dem Sommer 2013 Erdöl aus Gebieten unter Kontrolle der IS-Milizen gekauft und sie damit finanziert. Auf diese Weise habe sich Assad zum „Geburtshelfer des Dschihadismus in Syrien“ gemacht, schrieb Abdullah.

Assad habe mit seinen Verbrechen gegen das syrische Volk „ideale Bedingungen für den Terrorismus im islamischen Gewand geschaffen“, so Abdullah weiter. „Assad will das syrische Volk sowie den Westen vor eine infame Wahl stellen: Entweder bleibt sein Regime an der Macht, oder Syrien wird dem IS übergeben.“ Damit wolle Assad „zugleich Brandstifter und Feuerwehr sein und den Westen in einen Hinterhalt locken“, warnte Abdullah.

Stellungnahme Islamischen TheologInnen zu den aktuellen politischen Entwicklungen im Nahen Osten

(iz). Anlässlich des, am 1. September begonnenen Kongresses „Horizonte der Islamischen Theologie“ an der Goethe-Universität, haben sich Vertreter der derzeit bestehenden Standorte zu den aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten zu Wort gemeldet.

Die AutorInnen sind Prof. Dr. Bekim Agai (Direktor am Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam, Frankfurt), Prof. Dr. Maha El-Kaisy Friemuth (geschäftsführende Direktorin Islamisch-Religiöse Studien, Universität Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr. Mouhanad Khorchide (Direktor Zentrum für Islamische Theologie, Universität Münster), Prof. Dr. Yasar Sarikaya (Professur Islamische Theologie, Universität Gießen), Prof. Dr. Erdal Toprakyaran (geschäftsführender Direktor Zentrum für Islamische Theologie,Universität Tübingen) sowie Prof. Dr. Bülent Ucar (geschäftsführender Direktor Institut für Islamische Theologie, Universität Osnabrück). Zu den UnterzeichnerInnen gehörten Mitarbeiter sowie Doktoranden und Studierende an den Lehrstühlen für Islamische Theologie.

Die TheologInnen zeigten sich „zutiefst bestürzt über die aktuellen Ereignisse im Nahen Osten und über den Terror, den der so genannte Islamische Staat (IS) gegenüber Zivilisten und Gefangenen jeglichen Glaubens“ walten lasse. Die ungeheuerliche Gewalt, die von den Anhängern des IS ausgehe, negiere alle Regeln der Menschlichkeit und zivilisatorischen Normen, für deren Herausbildung auch der Islam eine wichtige Rolle gespielt hat und an denen er teilhat. „Solche Deutungen des Islam, die ihn zu einer archaischen Ideologie des Hasses und der Gewalt pervertieren, lehnen wir strikt ab und verurteilen diese aufs Schärfste.“

Angesichts der steigenden Zahl junger Menschen in Europa, die sich dem Gedankengut des IS und anderer extremistischer Formationen verschrieben haben, „sind wir uns als VertreterInnen von islamisch-theologischen Fächern der Notwendigkeit und Verantwortung bewusst, sich solchen Deutungen des Islam gerade mit Bezug auf die islamischen Traditionen entgegenzustellen“. Die AutorInnen betonten, dass verhindert werden müsse, dass „Extremisten und Gewalttäter“ die Deutungshoheit über den Islam erlangten. „Die aktuellen Konflikte im Nahen Osten und auch in anderen Teilen der Welt zeigen, wie rasant sich unter desolaten soziopolitischen Umständen ein gewaltzentriertes Religionsverständnis herausbilden kann.“

Nur durch eine reflektierte Auseinandersetzung mit der islamischen Lehre und Praxis unter freiheitlichen Bedingungen lasse sich die islamische Wissens- und Normenproduktion von krisenhaften Verhältnissen und Kontexten der politischen Repressionen entkoppeln. „Und nur so können produktive Antworten des Islam auf die Herausforderungen des globalen Zusammenlebens gefunden werden.“ Hierfür sei die freie akademische Wissensproduktion an deutschen Universitäten eine wichtige Voraussetzung. (mö)

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Ein Beitrag über die ­Auslegung eines Qur’anverses und was sich ­daraus über gewalttätige Extremisten ableiten lässt

(iz). Es gibt mehrere Überlieferungen zu diesem Koranvers (Sure Al-Baqara 2/256), die uns allesamt veranschaulichen sollen, aus welchen Anlässen er offenbart wurde. Diese finden sich in den Werken der früheren […]

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Nicht islamisch, und kein Staat

(iz). Wir alle sind von den Bildern und Berichten schockiert und mit Abscheu erfüllt, die uns aus Gaza erreichen. Sie zeigen verbrannte und verstümmelte Körper von Männern, Frauen und Kindern […]

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Gelehrte: Mangelnde Distanzierung von verbrecherischen Aktivitäten vor allem ein Medienphänomen

(iz). Zu den drängendsten Herausforderungen der muslimischen Welt gehört zweifelsfrei die Terrororganisation Islamischer Staat IS (syn. ISIS oder ISIL). Während direkt Betroffene in den Krisengebieten massiv unter den Aktionen, die den Extremisten zugeschrieben werden, leiden, stellt für die Muslime in Europa vor allem die mediale Aufarbeitung des Themas ein Problem dar.

Die allseits bekannte Diskussion um Fanatismus und Radikalismus wird energisch weitergeführt. Islamgegener nutzen dankbar – durch IS-Schergen bestätigte – Klischees und in den sozialen Medien herrscht ein asozialer Krieg der wirren Argumente.

In diesem Kontext ist interessant, wie muslimische Gelehrte die gegenwärtige Lage bewerten. Konfessionsübergreifend herrscht Konsens in der Ablehnung der Gruppierung. Während der syrische Gelehrte Muhammad al-Yacoubi recht früh die IS-Terroristen als „Abtrünnige“ einstufte, verbot kürzlich auch die Regierung des bevölkerungsreichsten muslimischen Landes, Indonesien, auf Rat der Gelehrtenversammlung jedwede Sympathie (wie auch deren Bekundung) mit der Terrororganisation.

//1//Der populäre türkische Gelehrte Cübbeli Ahmet Hoca erklärte in einem Videostatement, die Extremisten zu Irregegangene und warnte vor einer geistigen Manipulation durch sie. Auch der saudische Großmufti, Abdulaziz as-Schaikh, sprach sich klar gegen die Gruppierung aus, als er Al-Qaida und ISIS als „größte Feinde des Islam“ betitelte.

//2//Weitere Gelehrte wie Hamza Yusuf, Schaikh Abdalhaqq Bewley, Habib Ali al-Jifri und Muhammad al-Ninowy verurteilten in Unterrichten und in sozialen Medien die Geschehnisse. Die Azhar-Universität in Kairo gab eine Erklärung heraus, wonach die Ausrufung eines Kalifats durch die Terroristen jedweder islamischer Grundlage entbehre. Auch die Union der muslimischen Gelehrten, mit Sitz in Katar, bezeichnete die Gründung des vermeintlichen Kalifats als „null und nichtig“.

Hunderte andere Gelehrte und Politiker folgten dem Beispiel. Es ist somit unwiderlegbar, dass es bezüglich der IS einen flächendeckenden Konsens gibt. (tb)