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Einflussreicher Vermittler: Katar nutzt seine „Soft Power“

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Zentrum für Konfliktlösungen? Das Emirat Katar nutzt seine Verbindungen, um als Vermittler ernstgenommen zu werden. (The Conversation). Im Zuge der zwischen Israel und der Hamas unter Vermittlung der Regierung von […]

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Feuerpause in Kraft getreten

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Feuerpause: Seit dem Morgen gilt die Vereinbarung im Gaza-Krieg, aber wird sie auch halten? Die Kämpfe dauerten bis zuletzt an – und sollen nach der auf mehrere Tage angelegten Waffenruhe weitergehen. Ein Überblick über die Ereignisse der Nacht und ein Ausblick auf den Tag.

Doha/Gaza/Tel Aviv (dpa). Mit der vereinbarten Feuerpause zwischen Israel und der islamistischen Hamas hat am Freitagmorgen eine neue Phase im Gaza-Krieg begonnen. Die Waffenruhe begann um 7.00 Uhr Ortszeit (6.00 Uhr MEZ) und soll mindestens vier Tage dauern.

Verlängerung von Feuerpause auf bis zu zehn Tage möglich

Eine Verlängerung auf bis zu zehn Tage ist möglich, wie das in dem Konflikt vermittelnde Golfemirat Katar mitgeteilt hatte. Die Feuerpause soll den Weg bereiten für die Freilassung von Geiseln in der Gewalt der Hamas und von palästinensischen Häftlingen in Israel sowie für die Einfuhr von mehr humanitärer Hilfe in den Gazastreifen.

Die Kämpfe dauerten bis zuletzt an. Im israelischen Grenzgebiet zum Gazastreifen gab es noch unmittelbar vor Beginn der Waffenruhe und auch kurz danach wieder Raketenalarm, so wie es auch schon bei früheren Waffenruhen der Fall gewesen war. 

Die israelische Armee hatte zuvor ihre Angriffe im Gazastreifen noch intensiviert und wird ihre Soldaten auch während der Kampfpause dort stationiert lassen.

Screenshot: YouTube, Channel 4

Ab heute Abend sollen Geiseln freigelassen werden

Um 16.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ) sollen im Zuge der Vereinbarung zwischen Israel und Hamas die ersten 13 im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln freigelassen werden.

Bei ihnen handelt es sich um Frauen und Kinder. Im Gegenzug sollen für jede Geisel drei palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. Auch hier geht es um Frauen und Minderjährige.

Foto: HRH King Abdallah, X

Mehr Hilfslieferungen

Mit der Waffenruhe – fast sieben Wochen nach Kriegsbeginn – soll es auch mehr Hilfslieferungen für die notleidende Zivilbevölkerung im Gazastreifen geben. Inzwischen sind dort mehr als 1,7 Millionen Menschen, also rund drei Viertel der Bevölkerung,

UN-Angaben zufolge Binnenflüchtlinge. Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA will die Kampfpause nutzen, um dringend benötigte Hilfsgüter zu verteilen.

Während der Waffenruhe würden alle Seiten ihre militärischen Aktivitäten einstellen, kündigte ein Sprecher der Kassam-Brigaden an, die den bewaffneten Arm der Islamistenorganisation Hamas bilden.

Nach dem vorläufigen Ende der intensiven Kämpfe soll es nach Angaben des israelischen Militärs aber auch weiterhin viele Einsätze im Gazastreifen geben, bis von dort aus keine militärische Bedrohung mehr ausgehe.

Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn vor knapp sieben Wochen nach Hamas-Angaben auf fast 15 000 gestiegen. Mehr als 36 000 Menschen seien verletzt worden, teilte die Regierungspressestelle der Islamisten in Gaza am Donnerstagabend mit. Der Großteil von ihnen seien Kinder, Jugendliche und Frauen. Tausende Menschen würden zudem weiter vermisst. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

IKRK

Foto: IKRK

Erste, weitere Hilfslieferungen in Gaza eingetroffen

Nach dem Inkrafttreten sind erste Hilfslieferungen von Ägypten aus in den Gazastreifen gebracht worden. Über den Grenzübergang Rafah im Süden des Küstenstreifens seien Lastwagen mit humanitären Hilfslieferungen gelangt, berichtete der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahira News berichtete am Freitagmorgen.

Die israelische Armee teilte mit, es seien vier Tanklaster mit Treibstoff und vier Laster mit Gas von Ägypten über den Rafah-Übergang an UN-Hilfsorganisationen im Süden des Gazastreifens übergeben worden.

Dies sei von der israelischen Regierung als Teil der Feuerpause genehmigt worden. „Der Treibstoff und das Kochgas sind für den Einsatz der grundlegenden humanitären Infrastruktur im Gazastreifen bestimmt.“

Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA will die Kampfpause nutzen, um dringend benötigte Hilfsgüter für die notleidende Zivilbevölkerung zu verteilen. Insgesamt sollen am Freitag rund 200 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen gebracht werden – also deutlich mehr als zuletzt pro Tag.

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Sender schlossen schlecht bei WM ab

(iz). Zum Abschluss der Fifa-WM in Katar hat der Politologe und Medienwissenschaftler Kai Hafez der deutschen Berichterstattung zum Emirat schlechte Noten erteilt. Diese sei „einseitig“ und „selektiv“ gewesen. Man habe […]

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Experte kritisiert deutsche TV-Berichte zur Fußball-WM in Katar

München (KNA). Der Politologe und Medienwissenschaftler Kai Hafez kritisiert die deutsche Fernsehberichterstattung von der Fußball-WM in Katar als einseitig und selektiv. Man habe sich von Anfang an nicht wirklich auf Land und Leute eingelassen, sondern mit einer neokolonialen Attitüde die negativen Aspekte, die es natürlich gebe, bestätigen wollen, sagte Hafez der Wochenendausgabe der „Süddeutschen Zeitung“.

„Es gibt in Katar wirklich viel zu kritisieren, die schlechten Arbeitsbedingungen, das Vormundschaftssystem, die Rechte von Homosexuellen, aber diese Kritik muss auch eingebettet und kontextualisiert werden“, betonte der Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Erfurt, der seit 25 Jahren die Berichterstattung über den Nahen Osten beobachtet und bekennender Fußballfan ist.

Unter anderem, so Hafez weiter, habe er einen angemessenen historischen Überblick vermisst: „Katar war vor 50 Jahren ein Dorf. Die grandiose Modernisierungsleistung dort ist in keiner Weise gewürdigt worden. Dabei sind die Golfstaaten heute ein internationaler Motor für Handel, gleichzeitig investieren sie Milliarden in Medien, Kultur und Bildung.“

Hafez weist auch auf etliche reißerische Titel hin wie etwa „WM der Lügen“, „Geheimsache Katar“ oder „Die Skandal-WM „. Mit so einer „geballten Vehemenz“ habe man über die WM in Russland nicht gesprochen: „Dabei war Russland schon damals der größere Schurkenstaat.“

Aus der Sicht von Hafez wäre es sehr leicht, auch über Deutschland „eine tendenziöse Berichterstattung zu betreiben, die Deutschland als Land von Rassisten und Europa als Heimat einer illegalen Schattenwirtschaft mit schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen für Migranten erscheinen ließe“. Insgesamt hätten die Öffentlich-Rechtlichen aus seiner Sicht eine ausgewogenere Berichterstattung über die erste WM in der arabischen Welt gestalten müssen. International habe man sich damit jedenfalls ein Eigentor geschossen. „Wir stehen jetzt als quasi neokoloniale Lehrmeister da, die bei aller berechtigten Kritik eine Chance zur Völkerverständigung verpasst haben.“

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Katars Sehnsucht nach Olympia

WM-Gastgeber Katar könnte schon bald nach dem nächsten großen Preis im internationalen Sport greifen. Nach zwei vergeblichen Anläufen wird eine weitere Olympia-Bewerbung von Doha erwartet. Von Christian Hollmann

Doha/Berlin (dpa). Auf weitere olympische Lobbyarbeit bei IOC-Chef Thomas Bach müssen Katars Sportfürsten beim WM-Finale unplanmäßig verzichten. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees hat die Reise zum Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft nach einer Corona-Infektion auf Anraten seiner Ärzte abgesagt. Möglich ist allerdings, dass der WM-Gastgeber schon bei Bachs Besuch beim Eröffnungsspiel mit Nachdruck hinterlegt hat, nun endlich auch Sommerspiele nach Doha holen zu wollen.

Zwei Versuche des Golfstaats hat das IOC durchfallen lassen, die gemeisterte WM aber dürfte den Ehrgeiz der Katarer weiter befeuern. „Wir haben unseren Willen und unsere Motivation gezeigt, es auszurichten. Ich denke, es liegt auf der Hand“, sagte WM-Chef Hassan al-Thawadi.

Schon wird spekuliert, Katar könne nach Olympia 2036 greifen und die Spiele dann wie die Fußball-WM in den Spätherbst verlegen. Als Pfund könnte das Emirat mit der für viele Milliarden erbauten WM-Infrastruktur wie den Stadien und der U-Bahn wuchern. Klimatisierte Arenen, vielleicht gar eine klimatisierte Marathon-Strecke – für das schwerreiche Katar kein Problem. Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani ist schon seit 2002 auch Mitglied des IOC.

Mit einer Reihe von Top-Ereignissen hat Katar in den vergangenen Jahren seine sportpolitische Strategie untermauert. Die Handball-WM 2015, die Rad-WM 2016, die Turn-WM 2018 und die Leichtathletik-WM 2019 richtete Doha bereits aus. Die vorläufige Krönung ist das Gastspiel der Fußball-Weltelite um Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Auch die Formel 1 und die Profi-Tennistour machen in den nächsten Jahren regelmäßig Station in Katar. 2024 kommt dann die Schwimm-WM nach Doha.

„Wir waren ein regionales Kraftzentrum im Sport und wir werden es bleiben“, sagte Nasser al-Khater, Turnier-Geschäftsführer der Fußball-WM. Neben Image-Gewinn und Strahlkraft will sich sein Land auch auf diesem Weg einen möglichst großen Einfluss und ein möglichst großes Netzwerk in der Welt verschaffen. Für 2030 sind bereits die Asien-Spiele an Doha vergeben. Das kontinentale Mega-Event war zuletzt schon mit rund 12 000 Teilnehmern in 465 Disziplinen größer als Olympische Spiele.

Der dritte Anlauf auf Sommerspiele wirkt da schon fast wie eine logische Konsequenz. Mit den Bemühungen um Olympia 2016 und 2020 war Katar schon in der Vorauswahl gescheitert. Die nächsten drei Ausgaben sind bereits an Paris 2024, Los Angeles 2028 und Brisbane 2032 vergeben. 2036 könnte dann wieder Asien an der Reihe sein, so das mögliche Kalkül in Katar. Erstmals Olympia in der arabischen Welt und in einem islamischen Land, auch damit könnte das Emirat beim für solche Argumente empfänglichen IOC werben.

Bei einer Bewerbung für 2036 könnte Katar neben Ländern wie Indien, Indonesien oder Südkorea auch auf einen deutschen Kandidaten treffen. Der Deutsche Olympische Sportbund will im nächsten Jahr mithilfe einer Stabsstelle eine Grundsatzentscheidung vorbereiten, ob und wann ein neuer Versuch gestartet wird. „Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich es begrüße, wenn Interesse in Deutschland bestehen würde“, sagte Bach in dieser Woche. In Katar dürften sie solche ermunternden Worte kaum noch benötigen.

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Marokkos WM-Triumph – auch eine historische Genugtuung

Natürlich – es geht erst mal um Fußball. Aber die Koinzidenzen sind schon auch verblüffend: Eines nach dem anderen räumt Marokko jene Länder Europas ab, mit denen es in der jüngeren Geschichte am meisten verbindet.

Brüssel (KNA). Sie feiern. Sie hupen. Die Polizei leitet weiträumig den Verkehr um. In Brüssel, Paris und Mailand sowie in den Niederlanden kam es gar zu gewalttätigen Ausschreitungen. In vielen Städten Europas sind marokkanische Auto-Korsi und Fan-Feste dieser Tage schon zum Ritual geworden.

Eines nach dem anderen räumt das marokkanische Team bei der ersten arabischen Fußball-WM in Katar jene übermächtigen Länder Europas ab, mit denen es in der jüngeren Vergangenheit am meisten verbindet. Das ist nicht nur ein arabischer und ein afrikanischer Fußball-Triumph. Es ist – auch – ein marokkanischer Marsch durch seine eigene Geschichte mit dem Westen.

Ein portugiesisches Trauma: Der erst 24-jährige König Sebastiao erleidet im August 1578 mit einem Kreuzritterheer von 18.000 Mann eine verheerende Niederlage gegen eine marokkanische Übermacht unter Sultan Abu Marwan Abd al-Malik und fällt auf dem Schlachtfeld von Alcacer-Quibir. Seine Leiche wird nie gefunden; eine Nachfolgeregelung gibt es nicht. 1580 reißt Spaniens Habsburger-König die Krone der damaligen Weltmacht Portugal an sich – 60 Jahre schmachvoller Zwangsherrschaft durch den Erbfeind beginnen.

Für Portugal war dies das Ende einer großen Ära – viel größer als die Ära Ronaldo, die am Samstagabend zu Ende ging. Der traditionelle Volksglaube verheißt, der junge König werde bald wiederkehren und das Land in eine neue Zukunft führen. Immer wieder tauchten falsche Sebastiane auf, um die Macht zurückzuerobern. Doch der echte kam nie zurück. Marokko-Portugal 1:0.

Spanien und der Islam: eine schwierige Beziehung. Die Conquista der Iberischen Halbinsel durch den Vormarsch muslimischer Araber im 7./8. Jahrhundert und die spanische Reconquista bis zur Einnahme Granadas 1492 sind die Folie für ein spannendes Nachbarschaftsverhältnis, das durch das Aufkommen des spanischen Massentourismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein neues, prägendes Kapitel bekam. Spanische Agenturen warben marokkanische Arbeitskräfte für das Hotel- und Gastronomiegewerbe und andere Unternehmen an; und zwar nicht nur für den eigenen Arbeitsmarkt, sondern auch für andere Länder, etwa Großbritannien.

Pikant ist die Stellung der beiden spanischen Exklaven Melilla und Ceuta, die auf afrikanischem respektive marokkanischem Boden liegen und seit 1497 bzw. 1580/1668 zu Spanien und damit inzwischen auch zur EU gehören. Zwischen 1912 und 1956 gab es auf einem schmalen Landstreifen entlang der nordwestlichen Mittelmeerküste das kurzlebige Protektorat Spanisch-Marokko.

Melilla wie Ceuta sind durch Grenzzäune von Marokko getrennt. Mehrfach konnten Hunderte bis Tausende afrikanischer Migranten die Sperranlagen überwinden; zuletzt 2021, als Marokkos König Mohammed VI. offenbar seine Grenzschützer abzog, um politischen Druck auf die EU auszuüben. Zumeist wurden Migranten am Ende zurück nach Marokko abgeschoben. Marokko-Spanien: 3:0 nach Elfmeterschießen.

Belgien, das kleine Einwanderungsland. Mit fast einer halben Million stellen die Marokkaner und ihre Nachkommen die größte nationale Gruppe von Zuwanderern bei unserem westlichen Nachbarn. Knapp 90 Prozent von ihnen haben inzwischen einen belgischen Pass. Marokkanische Läden prägen in manchen Vierteln der Hauptstadt Brüssel das Straßenbild.

Nun also Frankreich im Halbfinale, schon der fünfte und größte Fußball-Brocken im sechsten Spiel; und auch die vielleicht schwerste historische Hypothek, die auf der Partie lastet. Frankreich war im 19. und 20. Jahrhundert die wichtigste Kolonialmacht in Nordafrika. Auch in Marokko im Nordwesten, das zum Zankapfel europäischer Großmachtinteressen wurde. Erst 1956 konnte man die französische Fremdherrschaft abschütteln und erlangte seine staatliche Unabhängigkeit.

Anders als Belgien – da waren es mit Michy Batshuayi, Amadou Onana und Romelu Lukaku nur drei – dürfte die Equipe Tricolore am Mittwoch zahlreiche Stars mit afrikanischen Wurzeln einsetzen. So oder so: Marokkos Nationalteam steht in der katarischen Küstenstadt al-Chaur auch für Afrika und für die Arabische Welt. Vor allem aber spielt es um das WM-Finale.

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Große Pläne: Der große Nachbar Saudi-Arabien spielt weiter

Über Jahre schaute die Fußballwelt auf das Emirat Katar. Sportlich endet die WM für den Gastgeber enttäuschend. Saudi-Arabien spielt dagegen erfolgreich – und hat auch ansonsten ehrgeizige Ambitionen.

Doha (dpa/iz). Die saudischen Fans geben den Ton an, geradezu sprichwörtlich. Wo die Fangruppen aus dem Königreich in ihren grünen Trikots bei der WM in Katar auftauchen, sorgen sie für Stimmung. Sie singen, sie klatschen, sie feiern. Ihr Team beglückte sie zum Auftakt mit einem 2:1-Sensationssieg gegen Argentinien. Auch beim 0:2 am Samstag gegen Polen traten die Grünen Falken mit Wille und Leidenschaft auf, jede auch nur halbwegs erfolgreiche Aktion im Education City Stadion frenetisch bejubelt von ihren Anhängern.

Das Königreich träumt davon, die Weltmeisterschaft wie der kleine Nachbar ins eigene Land zu holen. Medien zufolge denkt Saudi-Arabien intensiv darüber nach, sich zusammen mit Ägypten und Griechenland für das Turnier 2030 zu bewerben. Es wäre der Höhepunkt einer Strategie, die das Land unter Führung von Kronprinz Mohammed bin Salman mit Wucht verfolgt. Formel-1-Rennen, Box-Weltmeisterschaften, eine eigene Golf-Serie, 2029 die Asien-Winterspiele – seit Jahren positioniert sich Saudi-Arabien als Ausrichter großer Sportveranstaltungen und baut seinen Einfluss auf der internationalen Sportbühne aus. „Jedes Land wäre sehr gerne Ausrichter der Weltmeisterschaft“, sagte der saudische Sportminister Abdulasis bin Turki al-Faisal der BBC.

Mittlerweile haben sich die Beziehungen zum jetzigen WM-Ausrichter Katar wieder entspannt. Beim ersten Spiel der „Grünen Falken“ zeigte sich Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani mit saudischer Flagge auf der Tribüne. „Wir stehen zusammen“, beteuert auch der katarische Wachmann im Trainingslager des einheimischen Teams, während er das saudische Spiel gegen Polen auf einem Handy schaut. „Wir sind Brüder.“ Tatsächlich bleibt das Verhältnis aber von Rivalität geprägt.

Im Sport kleckert Saudi-Arabien nicht, sondern klotzt. Im vergangenen Jahr übernahm der öffentliche Investmentfonds des Königreichs den Premier-League-Club Newcastle United. Saudi-Arabiens Sportminister hofft darauf, dass die zum Verkauf stehenden englischen Fußballvereine Manchester United und FC Liverpool von saudischen Investoren übernommen werden.

Dazu bemüht man sich auch um andere große Namen: Der derzeit vereinslose Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo soll einem Medienbericht zufolge ein Angebot des saudischen Clubs Al-Nassr über drei Jahre mit einem Gesamtvolumen von 225 Millionen US-Dollar (etwa 216 Millionen Euro) vorliegen haben. Sein Rivale Lionel Messi ist das Gesicht einer Tourismus-Kampagne für Saudi-Arabien.

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Kommentar: Katar oder die Welt voller Widersprüche

(iz). Fußball ist für viele Menschen die wichtigste Nebensache der Welt. Das Spiel ermöglicht eine Pause vom Alltag, regeneriert Emotionen und Begeisterung. Eigentlich. Bei der Fußballweltmeisterschaft in Katar scheint dies anders zu sein. Sie ist ein Politikum.

Und ja, das Land ist voller Widersprüche: ein islamisches Land und ein wichtiger Militärstützpunkt der USA, eine globale Wirtschaftsmacht und Ziel für Heerscharen von Geschäftemachern. Nicht zuletzt ist es die Bühne der tragischen Schicksale von WanderarbeiterInnen.

Pünktlich zu Beginn der Weltmeisterschaften kocht die Kritik hoch, warum auch nicht. Nur: Ein wenig Fairness und Respekt vor der anderen Kultur ist ebenso angebracht. Das Schicksal der Bauarbeiter in der Wüste verweist zum Beispiel gleichermaßen auf die fatalen Zustände in deren Heimatländern. Das teilweise Alkoholverbot rund um die Stadien ist kein Skandal, sondern Alltag in vielen europäischen Großstädten bei Großevents. Bigott ist genauso die Logik, dass man in dem Land Gas kaufen will – ganz ohne moralische Vorbehalte –, aber nun die Weltmeisterschaft verdammt.

Überhaupt: Sportereignisse fanden in den letzten Jahren nicht nur in Vorzeige-Demokratien statt. Das wird zukünftig nicht anders sein. Will man von diesem Prinzip abrücken, kann es keine Welt- sondern nur West-Meisterschaften geben. Eine derart rigide Haltung ist weder in der Sportwelt noch in der Globalisierung denkbar. Der internationale Handel, von dem Deutschland abhängt, verträgt sich sowieso schlecht mit absolut gesetzten Moralvorstellungen.

Was heißt das für die kommenden Tage? Man schaut Fußball. Respektiert die Kultur des Landes, ohne auf die nötige Kritik zu verzichten. Und vermeidet, eine ganze Region ins Abseits zu stellen. Der Forderung nach Reformen kommen Regierungen, die nicht beleidigt werden, eher nach. Es sind die einfachen Fans, nicht gierige Funktionäre, die an die Idee der Völkerverständigung erinnern, zu dem der Sport beitragen kann.

In Frankreich nutzen interessierte Dritte den Konflikt in Mali aus

Paris (iz). Manchmal ist es mit Staaten wie mit Privatleuten: Wer viel Geld hat, unterliegt oft einem gewissen Neid und wird auch gerne mit nachteiligen Gerüchten überzogen. Katar geht es zur Zeit ähnlich. Das erdgasreiche Emirat liegt auf einer Halbinsel am Persischen Golf und verfügt über die größten Erdgasvorkommen der Welt. Der Wüstenstaat boomt, lockt sportliche Großereignisse an und investiert in die Wirtschaft – daheim und in aller Welt. Katar ist auch ein islamisches Land, nicht nur mit dem wichtigsten Fernsehkanal der muslimischen Welt ausgestattet, sondern auch aktiv mit diversen Stiftungen, die ­Muslime in aller Welt unterstützen.

Seit der Arabellion wird das Land in einigen westlichen Medien mit stellenweise recht abenteuerlichen Verschwörungstheorien überzogen. So soll Katar auch militante Gruppen in Syrien ­unterstützen oder direkt am Sturz des ­libyschen Despoten beteiligt gewesen sein. Diese Gerüchte sind nicht belegt und schüren eher den Verdacht, dass ­interessierte Dritte einige extremistische Kleingruppen mit dem offiziellen Islam in Verbindung bringen wollen. Ein neues Beispiel hierfür ist die Situation in Mali. Es wundert nicht, dass auch hier wieder der Name Katar fällt.

Die einflussreiche französische Internetseite France24 veröffentlichte am 22. Januar einen Artikel mit der Überschrift „unterstützt Katar die Krise im Norden Malis?“. Der Artikel unterstellt der ­Regierung in Doha die Parteinahme für die brutalen Rebellen in Mali. ­Angeblich wolle das Emirat mit Hilfe der ­Rebellen – so zumindest Segolene ­Allemandou in ihrem Artikel – die Verbreitung des fundamentalistischen Islam in Afrika fördern. Die unterschwellige Absicht der Kampagne ist klar: Eine belegte Parteinahme Katars für Terroristen würde das Image des Staates in Europa natürlich nachhaltig belasten. Verschwiegen wird dabei auch die klare Haltung Katars im internationalen Krieg gegen den Terroris­mus, für den der Staat auch von den Extremisten kritisiert wurde.

France24 zitiert auch andere Nachrichtenquellen, die seit dem Sommer 2012 einfach behaupten, alle Gruppen die gegen die Zentralregierung in Mali agieren – also egal ob muslimische, nationalistische oder säkulare Gruppen –, hätten finanzielle Zuwendungen aus Doha erhalten. Gleichzeitig wird die ­bekannte humanitäre Hilfe seitens ­Katars für humanitäre Organisationen, die der Zivilbevölkerung in Mali helfen – zum Beispiel in Form von Brunnenbau und die seit den 1980er Jahren Tradition hat – plötzlich in den aktuellen „Terror“-Zusammenhang gestellt.

Besonders aktiv an der Verbreitung dieser Verschwörungstheorien ist in Frankreich das Netzwerk um die FN Chefin Marine Le Pen. Der Artikel in France24 zitiert ebenso die Chefin der französischen „Patrioten“, von denen viele überzeugt sind, sie seien auch „Rassisten“. Die rechtsextreme Partei schürt seit Jahren das öffentliche Ressentiment gegen die Muslime im Land und warnt immer wieder vor einer angeblichen ­“Islamisierung” Frankreichs. Jetzt behauptet Le Pen auf Ihrer ­Internetseite, dass sich das Emirat hinterhältig gegen die französische Intervention im Kampf gegen den Terrorismus stelle. Die abstruse Idee, dass die ­reichen Araber der Golfstaaten – zum Nachteil der Franzosen – Terroristen bezahlen, passt in das schräge Weltbild der Partei. Außerdem lenken die Vorwürfe von der brisanten Debatte ab, inwiefern Frankreich selbst ökonomische ­Interessen in der Region verfolgt. Die Populistin Le Pen, Abgeordnete im Europaparlament, hatte 2011 die Führung der ­umstrittenen Partei von ihrem Vater übernommen. Jenem Mann also, der verdächtigt wurde, im Krieg Frankreichs gegen ­Algerien auch muslimische Gefangene gefoltert zu haben.